Schlankheitsmittel

XLS Medical – die Komplettlösung für die Gewichtsabnahme?

Erfahrungen aus der Naturheilpraxis von René Gräber

René Gräber
René Gräber

Dass ein Pülverchen, eine Kapsel oder eine „Wunderpille“ nie der Weisheit letzter Schluss sein kann, hat sich inzwischen herumgesprochen.

Doch wie sieht es aus, wenn verschiedene Wirkstoffe kombiniert werden? XLS Medical bietet ein solches Komplettsystem an:

Ein Fettbinder, ein Kohlenhydratblocker und ein Appetitzügler sollen gemeinsam den Abnehmerfolg erhöhen, wenn der Anwender gleichzeitig auf eine gesunde Ernährung und ausreichend Bewegung achtet.

Bis zu dreimal höher soll die Gewichtsabnahme sein, verspricht der Hersteller. Mit diesen Zahlen bezieht er sich auf die einzige bisher existierende Studie zum Erfolg von XLS Medical. Nach dieser Studie nahmen Übergewichtige in drei Monaten durchschnittlich 3,8 kg ab, wenn sie zusätzlich zu gesunder Ernährung und ausreichender Bewegung XLS Medical einnahmen. Die Personen der Vergleichsgruppe, die „nur“ auf Ernährung und Bewegung achteten, verloren in der gleichen Zeit 1,4 kg Gewicht.

Sehr beeindruckend sind diese Gewichtsabnahmen zugegebenermaßen nicht. Noch weniger beeindruckend werden sie, wenn man sich anschaut, welche Wissenschaftler an der Studie beteiligt waren: Zwei der vier Forscher sind bei der Pharmafirma InQpharm angestellt, die die Wirkstoffe von XLS Medical entwickelt hat. Nachtigall, ick hör dir trapsen…

Aber schauen wir uns zunächst die Inhaltsstoffe und die Anwendung der drei Mittel an:

Der Fettbinder von XLS Medical arbeitet in erster Linie mit dem Wirkstoff Litramine, der aus den Früchten oder Blättern des Feigenkaktus gewonnen wird. Wie andere Fett bindende Wirkstoffe soll Litramine die Fettaufnahme im Körper verhindern, indem es die Fette bindet und mit einer Art Gel umschließt.

Und wie andere Wirkstoffe hat auch Litramine Nebenwirkungen: Durch das Fett, das in den Darm gelangt, können unterschiedliche Verdauungsbeschwerden entstehen: Blähungen, Krämpfe, Durchfall oder Fettstühle. Im Gegensatz zu Chitosan, das ebenfalls häufig als Fettbinder eingesetzt wird, gibt es aber immerhin keine allergischen Reaktionen.

Ähnliche Verdauungsbeschwerden sind auch beim Kohlenhydratblocker von XLS Medical nicht auszuschließen. Er enthält den Wirkstoff PhaseLite, der aus weißen Bohnen gewonnen wird und mehr oder weniger identisch mit Phaseolin sein dürfte. Prinzipiell ist der Gedanke zu begrüßen, dass es nicht nur die Fette sind, die zu einer Gewichtszunahme führen, sondern auch Kohlenhydrate. Die Wirksamkeit von Phaseolin bei der Gewichtsabnahme ist bisher aber nicht bestätigt.

Der „Appetitmanager“ von XLS Medical enthält den Wirkstoff Redusure, der aus der Konjakwurzel gewonnen wird. Er quillt im Magen auf das 50-Fache seiner ursprünglichen Größe auf und sorgt so für ein gewisses Sättigungsgefühl.

Die Anwendung der drei Mittel ist abhängig von den Mahlzeiten, die der Anwender zu sich nimmt. Bei fettreichen Nahrungsmitteln wird der Fettbinder empfohlen, bei kohlenhydratreichen Mahlzeiten der Kohlenhydratblocker. Der Appetitmanager kann insgesamt eingenommen werden, um die Portionsgrößen zu reduzieren und das „Zwischen-Essen“ zu reduzieren. Die drei Mittel können laut Hersteller auch einzeln verwendet werden.

Der Grundgedanke, für unterschiedliche Probleme unterschiedliche Mittel anzuwenden, ist zu begrüßen. Aber dieses System macht es gerade für Laien schwierig, immer das richtige Mittel anzuwenden. Vor allem bei „bunten“ Mahlzeiten, die aus verschiedenen Zutaten bestehen, fällt die Auswahl nicht leicht. Die Gefahr, dass das falsche Mittel genommen wird, ist hoch. Dann würde die Wirkung unnütz verpuffen. Nebenwirkungen könnten unter Umständen trotzdem entstehen.

Die verschiedenen Tabletten sollen vor (Kohlenhydratblocker und Appetitzügler) beziehungsweise nach (Fettbinder) jeder Mahlzeit eingenommen werden. Jeweils nimmt man zwei Tabletten. Der Appetitzügler kann außerdem zwischen den Mahlzeiten eingenommen werden. Damit kommt man locker auf acht Tabletten am Tag.

Bei einem Apothekenverkaufspreis von 29,99 Euro für 60 Tabletten kommt man so auf 4 Euro pro Tag. Das macht den stolzen Preis von etwa 120 Euro pro Monat, für einen eher zweifelhaften Erfolg.

Dieser Beitrag wurde letztmalig am 29.08.2013 aktualisiert

Bitte teilen Sie diesen Beitrag. Vielen Dank!

Das könnte Sie auch interessieren: