Krankheiten

Heilfasten bei “Frauenleiden” und Frauenkrankheiten

Erfahrungen aus der Naturheilpraxis von René Gräber

René Gräber
René Gräber

Heilfasten ist eine Behandlungsmethode aus der alternativen Medizin, die zwar immer noch sehr kontrovers diskutiert wird, aber immer mehr an Popularität gewinnt.

Im Zusammenhang mit dem intermittierenden Fasten, Kalorienrestriktion und anderen Fastenformen hat sich sogar in der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit diesen Themen ergeben, dass bei bestimmten Indikationen und Störungen bestimmte Formen des Fastens als Heilmethode bewährt haben: Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Stoffwechselstörungen, Krebserkrankungen und einige mehr wären in diesem Zusammenhang zu nennen.

Da stellt sich die Frage, ob es für die sogenannten „Frauenleiden“ ebenfalls Hinweise aus der Wissenschaft gibt, die das Heilfasten als eine Therapiealternative rechtfertigen könnten?

Ich könnte natürlich einfach von meinen Fastenteilnehmerinnen und Patientinnen berichten. Aber ich versuche auch immer gerne herauszufinden, ob andere Kollegen ähnliche Erfahrungen gemacht haben. Und natürlich: Gibt es Studien zu diesem Thema?

Bei meinen Recherchen bin ich zuerst auf eine Wiener Webseite gestoßen, die Folgendes zu berichten weiß:

„Dr. Ulrike Borovnyak, Leiterin der Österreichischen Gesellschaft für Gesundheitsförderung: ´Schmerzen bei Regelblutungen werden gelindert, typische Wechselsymptome wie Hitzewallungen und Nachtschweiß, aber auch depressive Verstimmungen verschwinden. Sogar chronische Entzündungen von Eierstöcken und Eileitern können beim Fasten ausheilen.“ (meinbezirk.at/wien-18-waehring/magazin/wertvoller-fastenbonus-bei-diversen-frauenleiden-d866293.html)

Das sind im Prinzip auch genau meine Erfahrungen. Ich würde sogar Eierstockzysten und Myome auch noch mit dazunehmen wollen.

An dieser Stelle könnte ich den Artikel eigentlich beenden. Aber so einfach werden mir das manche Leserinnen nicht glauben, also mach ich weiter…

Es stellt sich hier die Frage, welche wissenschaftlichen Anstrengungen es bislang gegeben hat, den Einfluss des Fastens auf typische Frauenkrankheiten zu ermitteln. Im Folgenden versuche ich einmal etwas Material dazu zusammenzutragen für:

  • Zwischenblutungen
  • Menstruationsbeschwerden (allgemein)
  • Kopfschmerzen beziehungsweise Migräne
  • Menopause
  • Eierstockentzündungen
  • Depressionen

Zwischenblutungen

Für diese Komplikation gibt es so gut wie keine Untersuchungen. Das Internet ist voll von Foren und teilweise auch Berichten von Zwischenblutungen, die während des Fastens aufgetreten sind. Die meisten Anfragen diesbezüglich scheinen hier von moslemischen Betroffenen zu sein.

Menstruationsbeschwerden

Diese Bezeichnung ist sehr allgemein gehalten, da sich hinter ihr eine Reihe von Beschwerden verbergen. Die wichtigsten davon sind das Prämenstruelle Syndrom (PMS) und die Dysmenorrhoe (Regelschmerzen).

Aber auch hier lässt uns die Wissenschaft im Stich. Denn es scheint keine Untersuchungen in Bezug auf das Fasten zu geben. Selbst die in der Wissenschaft relativ häufig untersuchte Kalorienrestriktion ist bislang noch nicht in diesem Zusammenhang untersucht worden.

Die nächstbeste „Alternative“ zur wissenschaftlichen Untersuchung ist der Fallbericht und/oder Praxiserfahrungen. Aber auch hier ergeben sich relativ wenig Quellen. In einem Fall berichtet eine Frau in ihrer Webseite von einer beachtlichen Linderung ihres PMS durch ein Basenfasten (Schluss mit PMS durch Basenfasten).

Ein sehr interessanter Beitrag von Ruediger Dahlke (Arzt und Psychotherapeut), heißt: Fasten als Weg aus der Krise. Er nimmt zwar nicht explizit Stellung zum PMS, stellt aber in Aussicht, dass mit einem regelmäßigen Fasten eine Reihe von Zivilisationserkrankungen überflüssig werden.

In einem weiteren Artikel (Serotonin und seine Rolle für die Gesundheit) vom gleichen Autor erfahren wir, dass mit dem Fasten vermehrt Wachstumshormone und Serotonin vom Organismus produziert werden. Weiter erfahren wir hier, dass das Gehirn der Frau nur 50 Prozent der Menge an Serotonin produziert wie das männliche Gehirn. Dazu kommt noch, dass mit einem sinkenden Östrogenspiegel gleichzeitig auch die Serotoninkonzentrationen abnehmen.

Dies lässt den Schluss zu, dass dieser Mechanismus für die Depressionsanfälligkeit der Frauen bei der Menopause verantwortlich sein könnte. Aber auch während der fortpflanzungsfähigen Zeit zeigen Östrogen und Serotonin kurz vor dem Einsetzen der Menstruation ihren geringsten Konzentrationen. Für Dr. Dahlke ist diese Tatsache zumindest mit ein Grund, warum bis zu 30 Prozent aller Frauen an einem PMS leiden.

Hier werden eine Reihe von „Skeptikern“ einwenden, warum die überwiegende Anzahl von 70 Prozent keine solchen Probleme aufweisen, falls es wirklich eine Sache des Serotonins sein sollte. Die Antwort ist leicht und leider auch „spekulativ“: Es gibt durchaus einfache Möglichkeiten, seinen Serotoninspiegel zu unterstützen, zum Beispiel durch das Fasten, aber auch durch Lichteinwirkung (siehe auch Schluss mit Trübsal und düsteren Gedanken). Über diese „Umwege“ verhindert beziehungsweise mildert ein erhöhter Serotoninspiegel die heftigsten Ausbrüche eines PMS. Tja… wenn es in der Medizin doch immer so einfach wäre…

Für die Dysmenorrhoe ergibt sich ein identisches Bild: keine Arbeiten zu diesen Themen. Lediglich eine Arbeit behandelt das Thema streifschussartig: Endometriosis, dysmenorrhoea and diet. Es handelt sich hier um eine Meta-Analyse, die den Einfluss von Diät auf Endometriose und Dysmenorrhoe untersucht.

Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass die Literatur zu dem Thema sehr dünn gesät zu sein scheint, und dass bestimmte Nahrungsfette einen signifikanten Einfluss auf beide Komplikationen haben.

Hierbei handelt es sich vorzugsweise um Omega-3-Fettsäuren, die einen günstigen Effekt ausüben. Die Vermeidung von Transfetten scheint ebenfalls eine Rolle zu spielen. An dieser Stelle wäre der Bezug zum Fasten (streifschussartig) zu sehen. Da beim Fasten neben den Transfettsäuren zudem noch andere potentiell schädigende Faktoren bei der Nahrungsaufnahme vermieden werden.

Kopfschmerzen und Migräne

Zu diesem Thema hatte ich bereits einen Artikel verfasst: Fasten gegen Kopfschmerzen und Migräne. Es gibt im Internet eine „Unzahl“ an Artikeln, die die Stichworte „Fasten Kopfschmerzen“ enthalten. Aber durch die Bank behandeln diese Artikel die Kopfschmerzen als eine Nebenwirkung des Fastens. Die Schmerzklinik Kiel (die bei mir ja fast um die Ecke liegt), veröffentlichte sogar einen Artikel auf ihrer Webseite mit dem Titel: „Fasten macht dick und Migräne“ (schmerzklinik.de/2012/10/20/fasten-macht-dick).

Der Autor ist ein gewisser Prof. Dr. Hartmut Göbel (von dem ich bereits einige Patienten “übernehmen” durfte). Aber kein Grund zur Sorge. Denn da es keine Studien zu diesem Thema gibt, konnte Herr Professor auch nichts weiter machen als “herumgöbeln”. So setzte er das Auslassen des Frühstücks mit Fasten gleich. Ein weiterer Trugschluss von Prof. Göbel war, dass die Fastenexperten mit dem Fasten bei ihren Patienten immer nur ums Abnehmen bemüht seien.

Aber kaum ein erfahrender Fastenleiter oder Fastenarzt wird hier die Priorität des Fastens sehen. Aber es ist immer wieder das Gleiche… Deswegen hier auch mein Beitrag: Ist Fasten oder Heilfasten zum Abnehmen geeignet?

Menopause

Bei diesem Thema keimt so etwas wie Hoffnung auf, denn es gibt zumindest eine Arbeit, die das intermittierende Fasten auf mögliche gesundheitliche Vor- oder Nachteile untersucht hat: The effect on health of alternate day calorie restriction: eating less and more than needed on alternate days prolongs life.

Das Resultat der Untersuchung war mehr als umfassend. Die Autoren konnten berichten, dass das intermittierende Fasten sich positiv auswirkt auf Insulinresistenz, Asthma, Allergien, Infektionen, Autoimmunerkrankungen, Arthrose, Entzündungen, Herzrhythmusstörungen und durch die Menopause bedingten Hitzewallungen. Weitere Erkrankungen werden durch das intermittierende Fasten in ihrer Entwicklung behindert.

Eierstockentzündungen

Auch hier wieder das gleiche Bild: Keine spezifischen Arbeiten zu den Eierstockentzündungen. Als „Krückstock“ kann aber bis zu einem gewissen Grad der allgemeine Begriff der Entzündung dienen. Und hier finden wir einige Arbeiten, die der Kalorienrestriktion und dem intermittierenden Fasten „bescheinigen“ konnten, dass diese Fastenformen in der Lage sind, Entzündungen signifikant zu reduzieren:

Depressionen

Wir hatten weiter oben schon einen Hinweis auf Depressionen und deren Abhängigkeit von Serotonin. Leider gibt es auch hier keine weiterführenden Arbeiten, bis auf diese einzige, die aber (zu allem Überfluss) mit einigen wenigen älteren Männern gemacht worden ist: Efficacy of fasting and calorie restriction (FCR) on mood and depression among ageing men. Immerhin konnte diese Arbeit zeigen, dass die Kalorienrestriktion hier den Gemüts- und Ernährungszustand der Teilnehmer verbessern konnte. Aber bei einer Teilnehmerzahl von 32 (16 Verumgruppe und 16 Kontrollgruppe) muss man auch dieses Ergebnis als sehr unausgereift betrachten…

Fazit

Heilfasten, intermittierendes Fasten, Kalorienrestriktion und so weiter scheinen mit den Frauenkrankheiten nichts zu tun haben zu wollen.

Es ist erstaunlich, wie konsequent die Wissenschaft diese beiden Themen und deren Bezug zueinander bislang ignoriert zu haben scheint. Es ist geradezu frustrierend, in der wissenschaftlichen Literatur nach Krümeln eines Hinweises zu suchen, dass Fasten irgend einen günstigen oder auch nicht so günstigen Effekt auf eine der Frauenkrankheiten hat oder haben könnte.

Ich bin jetzt mehr als zuvor davon überzeugt, dass hier eine gewaltige Lücke klafft, die es so schnell wie möglich zu schließen gilt.

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