Geschichte des Heilfastens

Milchfasten und Eiweißfasten – Historische Betrachtungen

Erfahrungen aus der Naturheilpraxis von René Gräber

René Gräber
René Gräber

Die Bedeutung von Eiweiß bei Diäten ist schon seit Langem bekannt. So verwendeten bereits die Sumerer vor über 4000 Jahren für ihre Fastenkuren einen Eiweißzusatz in Form eines Sediments der Milch.

Der Buchdrucker Bartholomäus Ghotan gab im Jahre 1483 das “Promptuarium Medicinae” heraus. In diesem schlug er zum ersten Mal sogenannte “Molkekuren” vor. Diese Molkekuren wurden dann im 18. und 19. Jahrhundert zur Behandlung von Tuberkulose eingesetzt. Sie waren bei Tuberkulose sehr erfolgreich, da vorwiegend Tbc-freie Ziegenmolke verwendet wurde.

Hans Wiswe hat diese Behandlungen in seinem Buch “Kulturgeschichte des Kochens” sehr anschaulich beschrieben. In vielen Badeorten und Kurbetrieben wurden extra Ziegen gehalten, um die erforderlichen Milchüberstände sicherzustellen. Diese wurden dann erfolgreich in Therapien angewendet.

Der niederländische Anatom und Pharmazeut Steven Blankaart empfiehlt für eine Fastendiät die Beigabe von Milch, Schlürfei, Fisch und auch die Flüssigkeits- und Elektrolytzufuhr mittels Tee. Erwin H. Ackerknecht hat diese Fastenkur in seinem Buch “Therapie von den Primitiven bis ins 20. Jahrhundert” sehr genau beschrieben.

Die Bedeutung von Eiweißen für die Ernährung

Im Jahre 1816 konnte der französische Physiologe Francois Magendie erstmals durch Studien an Hunden nachweisen, das reine Kohlenhydrate und Fette zur Ernährung von Tieren nicht ausreichen. Er kam weiterhin zu der Erkenntnis, dass stickstoffhaltige Lebensmittel zum Leben absolut notwendig sind.

Der deutsche Chemiker Justus von Liebig (1803-1873) widmete sich bei seinen Forschungen vor allem den drei Grundstoffen von Nahrungsmitteln: Kohlenhydrate, Fette und Eiweiße. Durch die Bestimmung des Stickstoffes im Urin konnte er die Bedeutung von Eiweiß für den Menschen eindeutig nachweisen. Der Begriff der “Stickstoffbilanz” geht ebenfalls auf Justus von Liebig zurück. Carl von Voit (1831-1908) war ein Schüler von Liebigs. Er leitete eine Diskussion über den genauen Eiweißbedarf aus, die noch bis heute anhält. In diesem Streit geht es darum, welchen minimalen bzw. maximalen Eiweißbedarf der Mensch hat.

Der Arzt Philipp Karell (1806-1886) entwickelte die Milchdiätkur “Regime temperant”. Er erstellte diese Kur in Form einer Eiweißtherapie – als Alternative zur Hungerkur von Antonio Valsalva. In seinem sehr lesenswerten Buch “Über Milchkuren in älterer und neuerer Zeit” verwendete Erich Ebstein erstmals den Begriff modifizierte Entziehungskur. Einer der wichtigsten Schriften zu Kuren mit Milch stammt vom Aachener Naturwissenschaftler Bernhard Maximilian Lersch (1817-1902). Sein Werk mit dem Namen “Die Saisonkuren mit Milch und deren Präparaten, sowie mit Obst und Kräutersäften” findet auch heute noch viel Beachtung.

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Die Gefahr von künstlich hergestellten Eiweißen

Aufgrund der steigenden Bedeutung von eiweißhaltiger Nahrung versuchten amerikanische Arbeitskreise mit billigen Mitteln Eiweiß herzustellen. Es handelte sich dabei um Eiweißextrakte aus einer Knorpelsubstanz mit der Bezeichnung “liquid protein diet”. Dieses flüssige Eiweiß ergab jedoch bei vielen Anwendern zu Herzrhythmusstörungen, die teilweise sogar zum Tode führten. Man führte dies auf die nicht vollwertige Zusammensetzung der Eiweißprodukte aus Knorpelsubstanz zurück.

Der Ulmer Trunk

Ein vollwertiges Eiweißprodukt dagegen ist der “Ulmer Trunk”, eine Flüssi´gmahlzeit auf Basis hochwertiger Eiweiße. H. Ditschuneit berichtet in seinem Buch “Adipositasbehandlung – Nulldiät oder kalorienreduzierte Diät” sehr ausführlich über die ersten erfolgreichen Fastenkuren mit dem Ulmer Trunk. Der Leipziger Kliniker Karl August Wunderlich hatte bereits Mitte des 19. Jahrhunderts festgestellt: “Mit Fasten und Ruhe lassen sich meisten überhaupt heilbaren Krankheiten kurieren”.

Auch der Satz des Berner Physiologen G. Valentin: “Die Entziehung der Speisen ist in der Hand des Arztes eines der größten Heilmittel, welches ihm zur Verfügung steht” wurde durch die erfolgreichen Behandlungen mit dem Ulmer Trunk einmal mehr bestätigt.

Beitragsbild: 123rf.com – subbotina

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