Lebererkrankungen

Leber-Regeneration

Erfahrungen aus der Naturheilpraxis von René Gräber

René Gräber
René Gräber

Die Leber ist das zentrale Organ zur Kontrolle und Regulierung der Stoffwechselprozesse im menschlichen Organismus. Die von Magen und Darm aufgespaltenen Nährstoffbestandteile werden in ihr eine Zeitlang gespeichert und bei Bedarf in den Kreislauf abgegeben.

Den Organismus schädigende Substanzen (zum Beispiel Alkohol) können bis zu einem gewissen Grad abgebaut werden. Der Mensch ist in gewisser Weise selbst dafür verantwortlich, wie gut seine Leber arbeitet. Und nicht immer ist er sich bewusst, dass er das hochwertvolle Organ durch seine Lebensgewohnheiten schädigen kann.

Bei einem Leberproblem denken viele Menschen zuerst an Alkohol. Dieser ist, bei Missbrauch, sicher toxisch für das Organ und verursacht weitreichende Schädigungen. Jedoch treten Beschwerden der Leber auch durch eine Vielzahl anderer Faktoren in Erscheinung.

Es ist unter anderem die Nahrung, die das Organ in Mitleidenschaft ziehen kann. Nicht allein die vielen Fette, auch zum Beispiel die steigende Verwendung von Pestiziden oder ein von bestimmten Pilzen produziertes Toxin belasten die Funktionalität deutlich. Zusätzlich gelangen schädigende Substanzen über die Atmung und die Haut sowie durch die regelmäßige Einnahme von Medikamenten in unseren Körper.

Die Leber ist rund um die Uhr aktiv. Sie geht permanent gegen all diese Störfaktoren vor, und bringt sie über Darm und Niere zur Ausscheidung. Wie effektiv die schädigenden Stoffe von der Leber bekämpft werden können, ist abhängig vom Gesundheitszustand des Organs, von der Menge der Substanzen sowie von deren Toxizität. Die Leber hat somit alle Hände voll zu tun, wobei sie unter Umständen die Grenzen ihrer Fähigkeit gelangt und mit Erkrankung oder Funktionsversagen reagiert.

Das sich aus vier Segmenten zusammensetzende Organ besteht aus einer Vielzahl winziger Leberläppchen, die vornehmlich aus Leberzellen (Hepatozyten) gebildet sind (= Leberparenchym). Daneben finden sich noch andere Zellen, zum Beispiel Endothelzellen und Kupfersche Sternzellen, die dem nicht-parenchymatösen Gewebe zugeordnet werden. Das Organ ist, vereinfacht dargestellt, durchzogen von Arterien, Venen, Kapillaren und Gallengängen. Unter physiologischen Bedingungen ist die Leber in der Lage, einen Verlust von Gewebeanteilen durch Regeneration zu kompensieren. Bis zu 80 Prozent des Leberparenchyms können entfernt werden, ohne dass es zu dauerhaften Störungen der Stoffwechselprozesse kommen muss.

Treten zum Beispiel nach einer Leberteilresektion keine weiteren Erkrankungen auf und führt die betroffene Person im Anschluss ein gesundes, ausgewogenes Leben, so können sich die Leberzellen durch hypertrophische (zellvergrößernde) und hyperplastische (zellwuchernde) Prozesse innerhalb der nächsten sechs Monate nahezu vollständig regenerieren. Dabei werden sowohl die ursprüngliche Größe als auch das Gewicht wieder erreicht.

Wieso die Leber solch eine Regenerationsfähigkeit besitzt, ist noch nicht vollständig geklärt. Die Mehrzahl von gesunden Hepatozyten ist normalerweise inaktiv, sie durchlaufen keinen Zellzyklus (Prozess in einer Zelle, der als Ergebnis zu einer Zellteilung führt). Nur ca. jede tausendste Leberzelle durchläuft den Zellzyklus. Durch den Verlust von Zellen werden jedoch alle noch verbliebenen Hepatozyten stimuliert ihren Zellzyklus zu aktivieren. Dieser Vorgang kommt erst dann zur Ruhe, wenn das Organ annähernd rekonstruiert ist.

Wie gut die Leber sich regeneriert hängt von vielen Faktoren ab. Im gesunden Zustand kann die Leber den Verlust von Zellen ausgleichen durch Zellteilung. Daneben dienen auch die eigens produzierten Phospholipide (Lipide, die dem Aufbau von Membranschichten dienen) der Reparatur angegriffener Zellen.

Der Verlust eines Teils des Organs ist in der Regel auf eine schwerwiegende Erkrankung zurückzuführen. Aber auch hier zeigt das Organ, wie hochentwickelt es ist und kurbelt den Prozess der Regeneration an. Die Leberzirrhose dagegen ist eine Form der Schädigung, bei der das Organ an seine Grenzen stoßen kann. Alkoholmissbrauch stellt dabei einen deutlichen Risikofaktor dar, wobei eine Zirrhose auch andere Ursachen (zum Beispiel chronische Virushepatitis, Stoffwechselerkrankungen) haben kann.

Auch bei einer Leberzirrhose werden die Regenerierungsprozesse aktiviert. Die toxische Wirkung des Alkohols führt jedoch im Verlauf dazu, dass die spezialisierten Zellen in Bindegewebe umgebaut werden, wodurch die Fähigkeit zur Regeneration verloren geht. Das Gewebe schrumpft, wird narbig (fibrosiert). Zum einen sinkt so stetig die Funktionsfähigkeit des Organs bis hin zum Organversagen, zum anderen droht auch die Entartung (Leberzellkarzinom). In diesen Fällen ist eine Organtransplantation unumgänglich. Da die Erkrankungsrate einer Leberzirrhose nahezu weltweit ansteigend ist, stellt sich das Problem der nicht mehr ausreichend zur Verfügung stehenden Organe zur Transplantation. Daher erforschen Wissenschaftler aktuell die Funktionsfähigkeit von im Labor gezüchteten Hepatozyten. Laborversuche mit Tieren zeigen bereits positive Ergebnisse, weshalb diese Methode in der Zukunft als Therapiemöglichkeit dienen könnte.

Zwar ist der Mensch nicht in der Lage, seine Leber vollständig zu entgiften. Er kann den Regenerationsprozess jedoch deutlich unterstützen und forcieren, indem er einige Verhaltensregeln und bestimmte Lebensweisen beherzigt. Generell ist es von Vorteil, sich gesund zu ernähren. Hierbei spielen u.a. Produkte eine Rolle, die frei von belastenden Stoffen (zum Beispiel Pestiziden) sind.

In Fertigprodukten z.B. finden sich eine Vielzahl von Fetten, Zuckern, künstlichen Aromastoffen oder auch Konservierungsmitteln, die alle über die Leber zur Verarbeitung gelangen. Es ist ratsam, frisches Obst und Gemüse vor dem Verzehr zu putzen oder zu waschen, um mögliche Anhaftungen schädlicher Substanzen so gut wie möglich zu entfernen. Auf Alkohol sollte ebenso verzichtet werden wie auf Nikotin, zu viel Koffein oder Teein.

Und auch die Inhaltsstoffe vieler Kosmetika (unter anderem auch Cremes, Parfum) können durch Resorption über die Hautporen zur Leber gelangen, weshalb diese zu meiden sind oder durch Bioprodukte ersetzt werden können. Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr täglich (mindestens anderthalb Liter) mit frischem (vielleicht gefiltertem) Mineralwasser unterstützt zusätzlich viele Stoffwechselprozesse.

Die Entgiftungsprozesse der Leber begünstigen außerdem verschiedene Kräuter (unter anderem Löwenzahn, Artischocke), Bitterstoffe (regulieren den Säure-Basen-Haushalt), Antioxidantien (zum Beispiel Vitamin C) sowie Probiotika.

Beitragsbild: 123rf.com – subbotina

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