Nahrungsergänzung

Acai Beere – Was können Kapseln – Pulver oder Saft? Wirkung und aktuelle Studien zur Acai Beere

Erfahrungen aus der Naturheilpraxis von René Gräber

René Gräber
René Gräber

Abnehmen, Fett verbrennen, die Haut verjüngen und die Gesundheit stärken – all dies soll die Frucht der brasilianischen Kohlpalme, die Acai-Beere, bewirken können.

Als Pulver, Kapseln oder Acai Saft werden Extrakte der Frucht angeboten und als natürliches Wundermittel angepriesen.

Sogar in die Oprah Winfrey-Show hat die Acai-Beere es bereits geschafft, als ein Mediziner sie neben Tomaten, Brokkoli und anderen Sorten als gesundes Nahrungsmittel vorstellte. Seitdem wird die Beere kräftig mit dem großen Namen der Gastgeberin vermarktet. In ihrer Heimat dagegen ist die Acai-Beere eine normale Frucht, die zum alltäglichen Speisezettel vieler gehört und aus der Saft oder Eiscreme gemacht wird.

Doch was von den werbewirksamen Versprechungen kann man nun glauben?

Kann die Beere vom Amazonas tatsächlich mehr für Gesundheit und Wohlbefinden leisten als altbekannte einheimische Früchte und eine ausgewogene Ernährung?

Viele Anbieter der Acai-Produkte haben sich selbst in der Vergangenheit durch fragwürdige Verkaufsmethoden in Misskredit gebracht. So wurden zahlreiche Blogs, Vorher-Nachher-Bilder und Verbrauchermeinungen bereits als dreiste Fälschungen entlarvt, während wissenschaftliche Aussagen teilweise falsch wiedergegeben oder sogar erfunden wurden und Kunden immer wieder über Probleme bei Reklamationen berichten. Zwar spielt das Fehlverhalten der Händler erstmal keine Rolle bei der Beurteilung der Wirkung der Acai-Produkte, doch muss man sich fragen, warum solche Methoden einigen Verkäufern notwendig erscheinen, wenn sie ein hochwertiges Produkt anbieten.

Auf Aussagen der Anbieter kann man sich aus den genannten Gründen nicht verlassen. Doch wie sehen unabhängige Wissenschaftler die Wirkung der Beeren? Tatsächlich ist die Sachlage über Acai-Nahrungsergänzungen noch unzureichend und nur wenige, vorläufige Ergebnisse ohne viel Aussagekraft sind vorhanden.

2008 konnte zumindest gezeigt werden, dass die Acai-Anthocyane tatsächlich vom menschlichen Körper aufgenommen werden und antioxidativ wirken. Doch weist diese Studie grade einmal zwölf Teilnehmer auf.
(Mertens-Talcott et al., Journal of agricultural Food and Chemistry, https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/18693743)

Auch im Tierversuch an Ratten konnten die antioxidativen Eigenschaften der Acai-Nahrungsergänzungsmittel 2010 belegt werden. Zudem zeigte sich ein cholesterinsenkender Effekt bei Ratten, deren Cholesterinspiegel durch eine fettreiche Ernährung erhöht worden war.
(de Souza et al., 2010, Nutrition, https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/20022468)

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2010 wies eine brasilianische Forschergruppe zellschützende Eigenschaften der Acai-Beeren an Mäusen nach und schlug eine weitere Erforschung der Früchte vor.
(Ribeiro et al., 2010, Mutation Research, https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/19892033)

Es fehlen allerdings aussagekräftige Vergleichsstudien und klinische Studien direkt am Menschen. Es ist fraglich, ob die importierten Beerenextrakte tatsächlich den oxidativen Stress von Zellen stärker senken als zum Beispiel ein Glas Sauerkirschsaft. Die einheimischen Steinfrüchte sind nachweislich reich an Anthocyanen und wirken im Körper antioxidativ und schützend. Zudem sind die Früchte leicht verfügbar und müssen in Zeiten des Klimawandels nicht um den halben Erdball transportiert werden. Getrocknet sind sie ein guter Sportler-Snack.

Als wahre Wunderbeere wird Acai gerne bei Abnehmwilligen angepriesen. Die Fruchtextrakte sollen den Fettstoffwechsel stimulieren und so Fettpolster reduzieren. Ein solcher Effekt ist allerdings nie wissenschaftlich belegt worden. Dennoch könnten Nahrungsergänzungsmittel mit Acai-Extrakten eine positive Wirkung im Körper von Übergewichtigen haben. Zumindest bei Fliegen, die sehr fettreich ernährt wurden, erhöhte die Gabe von Acai-Fruchtfleisch die Lebenserwartung der Insekten.
(Sun et al., 2010, Experimental Gerontology, https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/20080168)

Ob diese Erkenntnisse sich auf den Menschen übertragen lassen, wollten Forscher in den USA herausfinden und führten eine erste Pilotstudie am Menschen durch. Zehn übergewichtige Studienteilnehmer (BMI zwischen 25 und 30) aßen einen Monat lang zweimal täglich 100 Gramm Acai-Fruchtfleisch. Die Acai-Gabe hatte am Ende der Testzeit den Level an LDL-Cholesterin sowie Insulin gesenkt.

Weitere Studien, die diese Ergebnisse untermauern könnten, stehen zurzeit noch aus.
(Udani et al., 2011, Nutrition Journal, https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/21569436)

Kein Studienteilnehmer hatte wundersam an Gewicht verloren und Versprechungen, dass man mit Acai-Mitteln fast wie von selbst abnimmt, sind damit absolut unseriös. In manchen Berichten wurde die Acai Beere auch mit anderen Mitteln kombiniert und dann ein Effekt festgestellt. Diese Effekte würde ich aber nicht der Acai Beere zuschreiben, sondern eher anderen eingesetzten Mitteln wie zum Beispiel den Flohsamen.

Abnehmen bleibt ein mühsamer Prozess, für den jeder selbst etwas tun muss und der Traum von der Wunschfigur, die ohne Mühe nur mit einer kleinen Pille erreicht wird, bleibt ein Traum.

Weitergehende Studien sind dringend notwendig, um die Diskussion um die zahlreichen Acai-Präparate auf dem Markt zu versachlichen.

Wie viele andere Früchte und Gemüsesorten enthalten die Palm-Beeren Antioxidantien, wertvolle Fettsäuren und Ballaststoffe und tragen damit zu einer ausgewogenen Ernährung bei. Es spricht aus meiner Sicht nichts dagegen, die Beeren auch als Nahrungsergänzung einzunehmen, solange man weder Wunder erwartet noch auf unseriöse Händler hereinfällt. Unerwünschte Nebenwirkungen sind bislang auch keine berichtet worden. Für ein Acai-Getränk ist seine Ungiftigkeit sogar wissenschaftlich bestätigt worden.

Doch bis auf Weiteres ist nicht belegt, dass die Acai-Präparate mehr für das Wohlbefinden tun können als eine ausgewogene, frische Ernährung mit ausreichend Obst und Gemüse, der Verzicht auf Zellgifte wie Nikotin und Alkohol sowie Bewegung.

Beitragsbild: fotolia.com – C. Alinamd

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