Heilfasten

Der Fastenstoffwechsel: Körperliche und seelische Umstimmung durch Fasten

Erfahrungen aus der Naturheilpraxis von René Gräber

René Gräber
René Gräber

Die Entscheidung, einen längeren Zeitraum zu fasten ist bei vielen Menschen vor allem in den ersten Tagen sehr gefährdet, dauert es doch einige Zeit, bevor sich Körper und Psyche bis in tiefe Schichten hinein auf den Entzug von Nahrungsmitteln eingestellt haben.

Trotzdem darf man einen wichtigen Aspekt nicht unterschätzen: die Bedeutung, die der bewusste Entschluss zum Fasten hat. Er löst in den meisten Fällen eine Euphorie aus , die ähnlich wie die Phase der “Verliebtheit” zwischen zwei Menschen über spätere Krisenmomente hinweg tragen kann.

Ist die nach dem unmittelbaren Fastenbeginn meistens eintretende Problemphase erstmal überstanden, dann hilft die Umstellung des Körpers auf die Verbrennung von körpereigenen Reserven die Zeit des Verzichts erstaunlich leicht zu überstehen.

Nach und nach stellt sich der Körper gänzlich auf diese innere Ernährung um und unterstützt von sich aus den Fastenvorgang, je nachdem allerdings, von welcher gesundheitlichen Ausgangslage ein Patient mit dem Fasten begann.

Energiebereitstellung im Fastenstoffwechsel

Besser als Worte, kann dies folgende Grafik verdeutlichen:

Abb.1: Der Fastenstoffwechsel. Die Umstellung von der “äußeren” auf die “innere” Ernährung. Hier in der Übersicht sehen Sie die prozentualen Anteile der Energie-Lieferanten.

Bevor es aber in den “vollen” Fastenstoffwechsel geht, kommt der Einstieg. Typisch für den Einstieg in das Fasten in ein Gemütszustand, den wir Fastenleiter mit dem Fachbegriff “ergotrope Sympathikotonie” beschreiben: diese gewisse Anfangseuphorie, die mit vielen Umstellungen im Körper einhergeht.

Die “Anfangseuphorie” begleitet die Willenanstrengung, die nötig ist, um den natürlichen Sättigungstrieb zu ignorieren und den Fastenwillen gegen die körperlichen Bedürfnisse und auch gegen eher unbewusste seelische Widerstände und Ängste, durchzusetzen.

In dieser Phase stellt sich ein deutlicher reaktiver Erregungszustand ein, der sich unter anderem in der Erhöhung des Grundumsatzes und in einer erhöhten Adrenalin-Noradrenalinausscheidung im Urin nachweisen lässt. Diese körperlichen Reaktionen schlagen spätestens bis zum dritten Tag in ihr Gegenteil um und können dadurch eine Lethargie auslösen, die den Fastenden seine Aufgabe plötzlich ganz gelassen angehen lässt. Hier wieder eine Übersicht, wie sich die Hormone während des Fasten verhalten:

Die durch den Nahrungsentzug und die durch Glaubersalz (oder ähnliche Mittel) und Einläufe unterstützte vermehrte Darmentleerung entwässert zugleich den Körper und hat eine ausgeprägte Mineralausschwemmung zur Folge, die den gesamten Körper entlastet und das Unterhautbindegewebe entquellt (Orangenhaut!), mit positiven Wirkungen auf das zentrale Nervensystem.

Kein Medikament könnte so eine physiologische Entwässerung besser bewerkstelligen (wohlgemerkt eine physiologische, nicht eine künstliche). So werden bereits in den ersten drei Tagen des Fastens die Fließeigenschaften des Blutes verbessert, der Stoffwechsel erleichtert und auch die Psyche beruhigt.

Zwischen dem siebten und dem zehnten Fastentag erreicht der Stoffwechsel eine so radikale Umstellung, dass in den meisten Fällen ein Diabetes Typ II ohne Medikamentenbeigabe ausgeglichen werden kann. Mehr dazu auch in meinem Beitrag: Heilfasten bei Diabtes Mellitus? Durch die Ruhigstellung des Magen- und Darmtraktes fühlt der Fastende auch keinen Hunger mehr.

Fastenkrisen können dennoch auftreten, vor allem, wenn der Fastende ungewohnte Anstrengungen auf sich nimmt oder bereits unter mehr oder weniger zahlreichen “Wehwehchen” oder Krankheiten leidet.

Durch die Stoffwechselumstellung (Fastenstoffwechsel) können so viele abgelagerte Stoffwechselendprodukte (wieder) mobilisiert werden, dass sich allergische, rheumatische, ekzematöse und asthmatische Symptome verschlimmern und auch vermehrtes Schwitzen, Herzklopfen oder Erschöpfungsgefühle den vorbelasteten Patienten plagen.

Diese Stoffwechselumstellung und die “Mobilisation” der Altlasten ist aber ein Effekt, der absolut erwünscht ist. Das ist nämlich genau das, was die meisten mit Entschlackung während des Fastens meinen.

Auch andere Unregelmäßigkeiten können auftreten, besonders dann, wenn der Fastende nicht genug trinkt. Aber auch den umgekehrten Fall erlebe ich regelmäßig – nämlich, dass Fastende zu viel trinken und damit Niere und Lymphsystem überlasten. Vor allem diese Pauschal-Empfehlungen: “Trinken Sie zwei bis drei Liter Wasser am Tag”, sind für manche Fastenteilnehmer schlicht und ergreifend zu viel.

Anmerkung: Wie man eine Fastenkur optimal vorbereitet und durchführt zeige ich Ihnen in der Heilfasten Anleitung. Dort beschreibe ich auch eine “Trinkformel” für das Fasten.

Die dritte Fastenwoche ist meistens durch eine gelassene und sehr ausgeglichene Stimmung des Patienten gekennzeichnet, da der Körper einen zunehmend ökonomischen Umgang mit seinen Reserven durchsetzt und sich an die verstärkte Fettverbrennung gewöhnt hat.

Das Körpereiweiß wird jetzt weitgehend geschont, die Glykoneogenese (Umwandlung von Körpereiweiß in Glukose) gestoppt und insgesamt die anfängliche Mehrarbeit der Leber zurückgefahren.

Zusammen bewirkt das ein stabiles Gleichgewicht von Stoffwechsel und Kreislauf, welches durch die Entlastung der tragenden Gelenke zusätzlich günstige und schmerzbefreiende Auswirkungen hat. Auch wirkt sich jetzt die statische Entlastung an allen tragenden Gelenken günstig und schmerzbefreiend aus.

Die ökonomischere “innere Ernährung” funktioniert reibungslos, der Magen-Darmtrakt ist weitgehend geleert, gereinigt und hat sich “eingefaltet”.

Alles in allem erlebt der Fastende ein von Optimismus getragenes Wohlbefinden. Dieses Gefühl körperlicher Gesundheit und seelischer Ausgewogenheit kann sich geradezu zur Euphorie steigern. Das Erleben wird intensiver und die Leistungsfähigkeit nimmt zu, so dass diese positive Umstimmung von den Fastenden wie ein Geschenk empfunden wird.

Allerdings können sich auch jetzt krisenhafte Erscheinungen bemerkbar machen, die erneut überwiegend auf eine zu geringe Wasseraufnahme zurückzuführen sind. Manchmal stoppt die Gewichtsabnahme, bei älteren Patienten kann es auch zu Schwindelgefühlen und Konzentrationsschwäche kommen. Im schlimmsten Fall sollte man Gegenmaßnahmen in Form einer lakto-vegetarischen Diät vornehmen.

Über ein Fasten, das länger als drei Wochen andauert, gibt es bisher nur wenige medizinische Erhebungen. Auch mir persönlich liegen keine Erfahrungen mit längerem Fasten als drei Wochen vor.

Das lange Fasten wird in Überlieferungen und Berichten aber durchaus positiv bewertet für die Behandlung einer AllergieRheumaDarmkrankheitenLeberprobleme und bei immunologischen Problemen.

Zum Weiterlesen: Ist Fasten gefährlich weil Körpereiweiß verbraucht wird?

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