Was ist Colostrum und welche Wirkung hat dieses?
Informationen aus der Naturheilpraxis von René Gräber

Colostrum nennt man die sogenannte Vormilch (oder auch Erstmilch), die in den ersten 48 Stunden
nach der Geburt eines Menschen- oder Tierkindes in der Brust der Mutter gebildet wird. Bei den Kühen nennt man
diese besondere Form der Milch Biestmilch.
Gefertigt werden die Säfte, Pulver und Kapseln aus der Vormilch (Biestmilch) von Kühen. Eine Hälfte bleibt dabei
für das Kalb, die andere Hälfte wird für den medizinischen Gebrauch aufbereitet. Geringste Mengen von täglich etwa
einem Gramm sollen die Leistungsfähigkeit von Hochleistungssportlern enorm steigern können und entzündlichen
Krankheiten, Degenerationen und Infektionen entgegenwirken.
Sogar bei schwerwiegenden Leiden wie Multipler Sklerose und Fibromyalgie liest man von guten Ergebnissen. Die Wirkung beruht jedoch meines Wissens nach
im wesentlichen auf Erfahrungsmedizin. Gesicherte wissenschaftliche Untersuchungen sind mir nicht bekannt, was
aber nichts neues ist, da es sich um "nicht patentierbare" Produkte handelt.
Nebenwirkungen des rein natürlichen Produktes sind nach bisherigen Erkenntnissen nicht zu befürchten. Wer einen
Versuch mit Colostrumprodukten unternehmen will, sollte jedoch auf das Herstellungsverfahren und die
Darreichungsform achten. Es gibt Kapseln, welches das reine Flüssigprodukt enthalten. Sie müssen im Kühlschrank
aufbewahrt und bald verzehrt werden.
In diesen reinen Produkten bleiben die wertvollen Vitamine, Proteine und Aminosäuren weitgehend erhalten. Auch
Pulver, die durch schonende Gefriertrocknung hergestellt werden, bewahren die Inhaltsstoffe.
Bei Säften und Nektaren sollte man genauer darauf achten, wieviel Gramm des ausgelobten Colostrum diese
tatsächlich enthalten. Sie bestehen oft hauptsächlich aus Wasser, Saft und Vitaminbeigaben.
Wissenschaftliche Untersuchungen haben bewiesen, dass das Colostrum das Immunsystem der Neugeborenen langfristig
stärkt. Immunglobuline im Blut sollen bei Verabreichung von Colostrum ansteigen, Infektionen und Allergien soll wirksam vorgebeugt werden.
Studien zu Colostrum
Im Dezember 2010 wurde eine äußerst interessante Studie veröffentlicht. Hier wurde ein Vergleich angestellt
zwischen Kolostrum mit Bifivir®, einer Bakterienkultur mit probiotischen Eigenschaften und deren Wirkung auf
Grippeinfektionen.
1. “Prevention of flu episodes with colostrum and Bifivir compared with vaccination: an
epidemiological, registry study.” Belcaro et al. Department of Biomedical Sciences, Irvine3
Circulation/Vascular Labs & San Valentino Vascular Screening Project, G D'annunzio University, Chieti,
Pescara, Italy.
Obige Studie hatte sich zum Ziel gesetzt, die Wirksamkeit von Kolostrum in Kombination mit einem Probiotikum (Bifivir®) im Vergleich zu Grippe-Impfungen auf Grippeepisoden zu ermitteln. Dazu wurden die Probanden in verschieden
Gruppen aufgeteilt: Gruppe A ohne Behandlung, Gruppe B Grippe-Impfung, Gruppe C Impfung und
Kolostrumkombination und Gruppe D Kolostrumkombination. Die Gruppen glichen sich in Bezug auf Alter und
Geschlechtsverteilung. Das Ergebnis zeigte, dass in der Gruppe A von 34 Probanden 8 Teilnehmer schwere
Grippesymptome zeigten, 12 Teilnehmer weniger schwere Symptome. In Gruppe B hatten von 38 Probanden 8
schwere Symptome und 13 weniger schwere. In Gruppe C zeigten 4 schwere und 9 weniger schwere Symptome von
insgesamt 33 Probanden. Gruppe D hatte 36 Teilnehmer mit 3 Probanden mit schweren und 8 mit minder schweren
Symptomen. Auch wenn die Teilnehmerzahl generell zu klein ausfällt, zeigen die Ergebnisse den interessanten
Trend, dass keine Impfung und Grippe-Impfung kaum unterschiedliche Ergebnisse zu Tage bringen. Die
Grippe-Impfung in Verbindung mit Kolostrum erst zeigt einen deutlichen Effekt, der allerdings nicht besser
ausfällt als die Effekte von Kolostrum allein. Statistisch gesehen waren diese beobachteten Unterschiede
hoch signifikant. Leider war die Teilnehmerzahl statistisch gesehen auch signifikant zu gering. Aber es ist
durchaus vorstellbar, dass bei einer deutlich höheren Teilnehmerzahl diese Unterschiede noch deutlicher
ausgefallen wären. Weiter konnten die Forscher beobachten, dass die Zahl der Krankentage in der
unbehandelten Gruppe A deutlich höher war als in der Kolostrumgruppe. Sie war sogar doppelt so hoch in der
Impfgruppe B. Die durchschnittlichen Behandlungskosten waren 2,3-mal geringer in der Kolostrumgruppe
verglichen mit den anderen Gruppen (A und B). Es wurden keine Probleme mit der Verträglichkeit beobachtet.
Die Akzeptanz seitens der Probanden war ebenfalls sehr gut. Unter dem Strich ist eine Gabe von Kolostrum
sehr kostengünstig und scheint effektiver zu sein als eine Grippe-Impfung, um Infektion und
Krankheitsverlauf günstig zu beeinflussen.
Rotavirus-Infektionen verursachen, besonders bei Kleinkindern, starke Durchfälle, die je nach Stärke zu besonders
ausgeprägten Formen von Dehydrierung führen können. Dies ist für Babys und Kleinkinder oft ein kritischer Zustand.
Lösung des Problems für die Schulmedizin ist wieder einmal eine Impfung, nämlich gegen Rotavirus. Lesen Sie hierzu
auch meinen Beitrag: Rotaviren-Impfung: Empfehlung für kostenpflichige Nebenwirkungen
2. “Passive immunisation of children with bovine colostrum containing antibodies to human
rotavirus.” Davidson et al. Gastroenterology Unit, Adelaide Medical Centre for Women and Children, South
Australia.
Die australischen Forscher überlegten sich ein 10-tägiges Behandlungsintervall mit einem Kuhkolostrum, das
reich war an Antikörpern gegen vier bekannte Rotavirus Serotypen. In diesem Fall wurden nicht die Kinder,
sondern die Kühe, von denen die Milch bzw. das Kolostrum stammte, mit Rotaviren immunisiert. Probanden dieser
Studie waren Kinder, die ins Krankenhaus eingeliefert wurden. Altersgrenze war 3 bis 15 Monate. Die Kinder
wurden in Zweiergruppen zusammengefasst, von denen ein Kind mit Kolostrum behandelt wurde, das andere Kind als
Kontrolle diente. Damit war sicher gestellt, dass in jedem Fall von vergleichbaren Voraussetzungen ausgegangen
werden konnte, denn einige Kinder wurden in der Isolationsstation untergebracht, während andere auf der
Normalstation aufgenommen wurden. Der Kontrollgruppe wurde als Placebo eine handelsüblich erhältliche
Kindernahrung verabreicht. Als Ergebnis zeigte sich, dass 9 von 65 Kontroll-Kindern eine Rotavirusinfektion
davon trugen. In der Verum-Gruppe von 55 Kindern erkrankte keins der Kinder. Die Wichtigkeit eines Schutzes
gegen eine Rotavirusinfektion zeigt sich auch in der Tatsache, dass erkrankte Kinder sieben Mal häufiger in
medizinische Behandlung kommen als nicht erkrankte Kinder.
Aber nicht nur Infektionen scheinen gut auf Kolostrum bzw. dessen Inhaltsstoffe zu
reagieren:
3. “Colostrinin: a proline-rich polypeptide (PRP) complex isolated from bovine colostrum for
treatment of Alzheimer's disease. A double-blind, placebo-controlled study.” Leszek et al. The
Psychiatric Unit, University Medical School, Wroclaw, Poland.
Ein prolin-reicher Polypeptid-Komplex, kurz PRP, auch Colostrinin genannt, wurde aus Kuhkolostrum isoliert.
Dieser Komplex zeigte immunmodulierende Eigenschaften bei Mäusen, Ratten und Hühnern. Er verursachte eine
Reifung und Differenzierung von Thymuszellen. Erst kurz zuvor (die Veröffentlichung stammt aus dem Jahr 1999)
fanden Wissenschaftler heraus, dass es sich beim Colostrinin um einen zytokinähnlichen Faktor handelte, der als
Aktivierer von Interferon und anderen Zytokinen im Blut fungiert. Außerdem hatte die Substanz einen positiven
psychischen und immunologischen Effekt auf eine Gruppe von Freiwilligen, an denen diese Eigenschaften in einer
anderen Studie getestet wurden. Gerade die letzten Beobachtungen waren für die Forscher ein Grund, einmal den
Effekt von Colostrinin bei Alzheimer Patienten zu beurteilen. Zu diesem Zweck wurden 46 Alzheimer Patienten in
drei Gruppen aufgeteilt. Per Zufall wurde jede Gruppe einem Behandlungsschema zugeordnet: Colostrinin, 100
microgr. pro Tablette, jeden zweiten Tag; handelsübliches bioorganisches Selenium, 100 microgr. pro Tablette,
jeden zweiten Tag; oder Plazebo-Tabletten. Ein Behandlungszyklus dauerte 3 Wochen und wurde durch eine Pause
von 2 Wochen vom nächsten Behandlungszyklus unterbrochen. Jeder Patient erhielt 10 Behandlungszyklen während
der einjährigen Studie. Das Ergebnis wurde von Psychiatern beurteilt, die nichts von der Aufteilung und dem
Studiendesign wussten.
Das Ergebnis war, dass 8 von 15 Alzheimer Patienten unter Colostrinin eine deutliche Verbesserung und 7
andere eine Stabilisierung ihres Krankheitsbildes zeigten. Im Gegensatz dazu zeigte keiner der 31 Patienten aus
der Plazebo- bzw. Selenium-Gruppe eine bemerkenswerte Verbesserung. Die Gabe von Selenium stabilisierte das
Krankheitsbild von 13 von 15 Patienten am Ende der Behandlungszyklen. In der Plazebo-Gruppe stabilisierten sich
nur 8 von 16 Patienten. Dabei zeigte sich Colostrinin ausgesprochen gut verträglich und sicher. Leichte und
vorübergehende Nebenwirkungen waren Unruhe, Einschlafstörungen und Müdigkeit. Unter dem Strich lässt sich
sagen, dass die orale Gabe von Colostrinin einen guten Effekt auf Patienten hat mit leichter bis mittelschwerer
Demenz.
Aber nicht nur die Kranken und Kleinen profitieren von Kolostrum. Auch gesunde Hochleistungssportler
versprechen sich ein paar Vorteile:
4. “The influence of bovine colostrum supplementation on exercise performance in highly trained
cyclists.” C M Shing et al. School of Human Movement Studies, The University of Queensland, St. Lucia,
Brisbane, Australia und Centre for Phytochemistry and Pharmacology, Southern Cross University, Lismore,
Australia
Ziel dieser Studie war, den Einfluss von niedrig dosiertem Kolostrum der Kuh auf die Leistungsfähigkeit von
Radrennfahrern über einen Zeitraum von 10 Wochen zu beobachten. Dieser Zeitraum umfasste auch 5 Tage mit
äußerst intensivem Training.
Zuvor wurden in einer 7-tägigen Testphase die Atmungskapazitäten von 29 hochtrainierten, männlichen
Radrennfahrern bestimmt, ebenso ein Ermüdungstest und ein 40 km Zeitfahren. Die Probanden wurden danach den
Verum- bzw. Plazebo-Gruppen zugeordnet. 14 Probanden erhielten täglich ein Konzentrat aus 10 g Proteinen aus
Kuhkolostrum. Die Plazebo-Gruppe erhielt täglich 10 g Molkeprotein. Unter dieser Gabe wurde das normale
tägliche Training fortgesetzt. Nach 5 Wochen erschienen die Probanden im Labor, um eine zweite Serie an
Leistungstest durchzuführen. Danach unterzogen sie sich 5 Tage einem hoch intensiven Training - HIT -, gefolgt
von weiteren Leistungstests.
Resultate: Der Einfluss des Kolostrumkonzentrats auf das 40 km Zeitfahren war unklar. Jedoch am Ende der
HIT-Periode zeigte die Verum-Gruppe einen fast 2-prozentigen Leistungszuwachs beim Zeitfahren im Vergleich zum
Basistraining. Die Atmungskapazitäten verbesserten sich um 2,3 Prozent im Vergleich zum Normaltraining bei
gleichbleibender Herzfrequenz.
Schlussfolgerung: Ein niedrig dosiertes Kolostrumkonzentrat erhöhte die Leistungen beim 40 km Zeitfahren
während der intensiven Trainingsperiode und bewahrte die erworbenen erhöhten Atmungskapazitäten nach dem
5-tätigen Intensivtraining.
Wenn 2 oder 2,5 Prozent nach nicht besonders hoher Leistungssteigerung aussehen, bedeuten sie für
Hochleistungssportler eine Art Quantensprung. Denn in dieser Leistungsklasse sind nur minimale Verbesserungen
oft entscheidend über Sieg oder Niederlage. Dies ist durchaus vergleichbar mit einem superschnellen Formel 1
Wagen, bei dem Verbesserungen durchgeführt werden, die den Wagen zum Schluss “nur” wenige hundertstel Sekunden
schneller machen.
Fazit
Die Studie der School of Human Movement Studies zeigt einen gewissen Leistungszuwachs durch
Colostrum bei den Radrennfahrern, der so deutlich ist, dass das schon fast nach Doping “riecht”. Ob aber Kolostrum
Doping ist oder nicht, das mag dahingestellt bleiben. Viel wichtiger ist: Es hat in den wenigen Studien, die es
bislang gibt, zeigen können, dass es einen nachhaltigen positiven Einfluss auf die Gesundheit von Babys,
Kleinkindern und älteren Erwachsenen hat.
Diese Wirkung und die Hochwertigkeit der Inhaltsstoffe des Colostrums hat einige Hersteller dazu bewogen,
Colostrum-Produkte für Hochleistungssportler und Kranke herzustellen.
Dieser Beitrag wurde letztmalig am 02.08.2012 aktualisiert
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