Nahrungsergänzung

Die Montmorency Sauerkirsche

Erfahrungen aus der Naturheilpraxis von René Gräber

René Gräber
René Gräber

Die Sauerkirsche ist ein wohl bekanntes und seit langem genutztes Obst. Seit geraumer Zeit gibt es im Netz Webseiten, die sich mit den gesundheitlichen Vorzügen der Sauerkirsche, besonders mit der „Montmorency Sauerkirsche“ auseinandersetzen. Laut Aussage der englischen Version von Wikipedia ist diese Sorte im englischsprachigen Ländern mit die populärste Sauerkirsche. Die deutsche Version von Wikipedia diskutiert den gesundheitlichen Nutzen der Kirsche überraschend positiv, aber angeblich ohne entsprechende Quellenangaben und „Einzelnachweise“, obwohl im Anhang diese aufgeführt sind.

Aber auch ohne die Unterstützung von Wikipedia scheint es überraschend viele wissenschaftliche Veröffentlichungen zur Sauerkirsche zu geben, wo es sich lohnt, diese einmal genauer in Augenschein zu nehmen.

Die Wissenschaft um die Sauerkirsche

Eine im August 2016 erschienene Veröffentlichung untersuchte die bioaktiven Substanzen in einer Reihe von Kirscharten, wie der Vogelkirsche, wilde Kirschen, Schlehdorn und Wechselkirsche (Wild Prunus Fruit Species as a Rich Source of Bioactive Compounds.). Die hauptsächlichen  organischen Säuren sind Äpfelsäure und Citronensäure. Die häufigsten Phenolverbindungen sind Anthocyane, Flavonole, Derivate der Zimtsäure und Flavanole. Bei den Flavonolen sahen die Autoren 19 Quercitin-Derivate, 10 Kaempferol-Derivate und 2 Derivate des Isorhamnetins. Eine Messung der anti-oxidativen Kapazitäten ergab für Früchte mittelmäßige bis ausgeprägte Werte (Total Antioxidant Capacity of Plant Foods, Beverages and Oils Consumed in Italy Assessed by Three Different In Vitro Assays).

Fazit: Sauerkirschen und ihre Verwandten bieten dem Organismus eine Reihe von gesundheitlich wertvollen Substanzen und eine Unterstützung seiner anti-oxidativen Kapazitäten.

Anthocyanin composition, antioxidant efficiency, and α-amylase inhibitor activity of different Hungarian sour cherry varieties (Prunus cerasus L.).

Diese Arbeit zeigt, dass Anthocyane im Wesentlichen zur guten anti-oxidativen Wirksamkeit der Kirschen beitragen.

Evaluation of sour cherry (Prunus cerasus L.) fruits for their polyphenol content, antioxidant properties, and nutritional components.

Diese Arbeit von 2014 bestätigt im Wesentlichen die in den zuvor diskutierten Studien erlangten Ergebnisse.

Phytochemical uptake following human consumption of Montmorency tart cherry (L. Prunus cerasus) and influence of phenolic acids on vascular smooth muscle cells in vitro.

In dieser Arbeit nahmen 12 gesunde Männer teil, die entweder 30 oder 60 ml Montmorency Kirschkonzentrat zu sich nahmen. Nach 1, 2, 3, 5 und 8 Stunden wurden Blutproben entnommen und untersucht.

Ergebnis: Bei beiden Dosierungen sahen die Autoren hohe Konzentrationen an Phenolen, Anthocyanen, Vanillinsäure und Chlorogensäure  im Blut der Probanden. Diese Substanzen, vor allem einige der Phenole, zeigten vasoaktive Eigenschaften im Zusammenhang mit der glatten Muskulatur.

Sour cherry (Prunus cerasus) seed extract increases heme oxygenase-1 expression and decreases proinflammatory signaling in peripheral blood human leukocytes from rheumatoid arthritis patients.

Diese Laborarbeit gibt Grund zu der Annahme, dass Extrakte von Sauerkirsch-Samen in der Lage sind, Entzündungsmarker bei rheumatischer Arthritis günstig zu beeinflussen. Die Autoren sahen zudem eine Abnahme von oxidativem Stress und eine Regulierung der entzündungsfördernden Signalwege.

Die zuvor diskutierten vaskulären Funktionen der Inhaltsstoffe von Sauerkirschen wurden in dieser neuen Arbeit näher untersucht (Effects of Montmorency tart cherry (Prunus Cerasus L.) consumption on vascular function in men with early hypertension.).

Übrigens: Wenn Sie solche Informationen interessieren, dann fordern Sie unbedingt meinen Praxis-Newsletter mit den “5 Wundermitteln” an:

Kleine Anmerkung: Die Sache mit den “5 Wundermitteln” ist mit Abstand der beliebteste Newsletter, den meine Patienten gerne lesen…

Die Autoren gehen aufgrund der zahlreichen Phenolverbindungen in der Sauerkirsche von einer Verbesserung der Endothel-Funktion der Gefäße aus und damit verbunden mit einer Senkung des kardiovaskulären Risikos. Daher untersuchten sie den Einsatz von Montmorency Kirschsaft auf die vaskulären Funktionen bei 15 Männern mit einer milden, frühen Hypertonie (systolischer Wert 130  mmHg und erhöht, und diastolischer Wert 80  mmHg und erhöht).

Die Studie war, trotz der geringen Teilnehmerzahl, eine randomisierte, doppelblinde, Placebo kontrollierte Studie. Die Teilnehmer erhielten entweder 60 ml Kirschkonzentrat oder ein Placebo. Bestimmt wurde die mikrovaskuläre Aktivität, arterielle Steifheit, Blutdruck und die Resorption von Phenolsäuren zu Beginn der Beobachtungszeit, und nach 1, 2, 3, 5 und 8 Stunden nach dem Verzehr von Saft oder Placebo.

Resultate: Der Kirschsaft senkte 3 Stunden nach Verzehr signifikant den systolischen Wert mit einer maximalen Senkung von 7  mmHg im Vergleich zu Placebo. Die Verbesserungen von kardiovaskulären Risikofaktoren fußten im Wesentlichen auf der Erhöhung von im Blut befindlichen Substanzen wie Vanillinsäure und Protocatechusäure. Protocatechusäure ist ein potentes Antioxidans, dass eine etwa 10-mal stärkere Wirkung hat als alpha-Tocopherol. Außerdem gibt es Hinweise, dass die Substanz bei Tumorzellen eine Apoptose auslöst.

Die Autoren schlossen aus ihren Beobachtungen, dass Montmorency Kirschsaft bei Männern mit einer beginnenden, leichten Hypertonie eine Senkung des systolischen Blutdrucks bewirkt.

Fazit: Mehr als interessante Ergebnisse, die aber mit nur 15 Probanden/Patienten noch keine statistisch signifikante Aussagekraft haben.

Melatonin enhances root regeneration, photosynthetic pigments, biomass, total carbohydrates and proline content in the cherry rootstock PHL-C (Prunus avium × Prunus cerasus). 

Diese Arbeit aus einem Labor für Agrikultur der Universität von Thessaloniki zeigt, dass Melatonin eine hemmende, aber auch fördernde Funktion bei der Wurzelbildung des Kirschbaums hat. Hohe Konzentrationen an Melatonin fördern zudem den Aufbau von Kohlenhydraten in den Blättern des Baums. Je nach Konzentration nimmt die Menge an Chlorophyll ab oder zu.

Fazit: Melatonin scheint für die Kirsche ein wichtiges Hormon zu sein, das Funktionen der Pflanze beeinflusst und kontrolliert.

Im gleichen Jahr (2012) erschien diese Arbeit: Effect of tart cherry juice (Prunus cerasus) on melatonin levels and enhanced sleep quality.

Diese Arbeit bezieht sich auf den Melatonin-Gehalt der Kirsche und möglichen Auswirkungen beim Verzehr. Melatonin ist bekannt dafür, dass es beim Menschen den Tag-Nacht-Rhythmus steuert. Daher stellten die Autoren sich die Frage, ob der Verzehr von Sauerkirschen auch eine durch Melatonin bedingte Verbesserung des Schlafs mit sich bringt.

An dieser randomisierten, doppelblinden, Placebo kontrollierten Studie nahmen 20 Freiwillige teil, die entweder Placebo oder Sauerkirsch-Konzentrat für die Dauer von 7 Tagen erhielten. Gemessen wurde die Schlafqualität. Urinproben wurden genommen, um die Melatoninausscheidung (beziehungsweise ein Metabolit des Melatonins) zu bestimmen.

Resultate: Die Konzentrationen von Melatonin waren in der Verumgruppe signifikant erhöht im Vergleich zu Placebo. Die gemessenen Ausgangswerte zu Beginn der Studie waren in beiden Gruppen gleich. Es ergaben sich jedoch signifikante Verlängerungen der Zeit von Bettruhe, gesamter Schlafzeit und Schlafqualität in der Verumgruppe.
Die Autoren schlossen aus ihren Beobachtungen, dass der Verzehr von Sauerkirsch-Konzentrat die Melatonin-Konzentrationen erhöht, und dass dies einen positiven Effekt auf die Schlafdauer und -qualität bei Männern und Frauen mit Schlafstörungen haben kann.

Fazit

Nachdem, was wir von der Wissenschaft haben lernen können, müssen Sauerkirschen ein überaus gesundes Obst sein. Auch hier sehen wir wieder das Phänomen, was wir bei vielen natürlichen Stoffen haben beobachten können: Obst und Gemüse sind eine Art eigene „Apotheken-Einheit“, da sie eine Vielzahl an biologisch wirksamen Stoffen beinhalten. Und diese Stoffe haben nicht nur isoliert eine einzige Wirkung, sondern haben Einfluss auf eine Vielzahl an Prozessen im Organismus. Daher ist es nicht verwunderlich, warum hier eine Reihe von gesundheitlichen Störungen durch den Verzehr günstig beeinflusst werden können.

Beitragsbild: fotolia.com – C. Alinamd

Bitte teilen Sie diesen Beitrag. Vielen Dank!

Das könnte Sie auch interessieren: