Ernährung

Einfluss der Vollwert-Ernährung auf Immunantwort und Infektabwehr

Erfahrungen aus der Naturheilpraxis von René Gräber

René Gräber
René Gräber

Über den Einfluss von Mangelernährung auf die Physiologie und teilweise das Immunsystem der Menschen in den Entwicklungsländern gibt es eine Reihe von Dokumentationen.

Die negativen Resultate sind heute bestens bekannt. Ähnlich ausführliche Dokumentationen über Fehl- oder Überernährung in den Industrieländern sind vergleichsweise selten. Besonders die Rolle der Fehlernährung auf das Immunsystem wird noch nicht besonders gut verstanden.

Die Zunahme von Autoimmunerkrankungen kann bislang noch nicht zufriedenstellend erklärt werden, trotz einer zunehmend ernährungsbewussten Einstellung der Bevölkerung. Inwieweit die Aufklärungskampagnen in Sachen gesunder Ernährung effektive Resultate zeitigen, bliebe ebenfalls noch zu fragen.

Vollwert-Ernährung gilt schon seit geraumer Zeit als „gesund“. Der Name suggeriert einen hohen Ernährungswert und -standard. Wo liegen aber seine Besonderheiten für eine Einflussnahme auf das „Wohlbefinden“ des Immunsystems? Ist die Vollwert-Kost eine essbare Immunbombe, mit der man seine Abwehrkräfte verstärken kann?

Infektabwehr und Immunsystem

Eine grobe, klassifizierende Beschreibung des Immunsystems lässt eine Dreiteilung erkennen. Als erstes können wir unterscheiden zwischen einer Abwehr, auf die die körpereigene Immunologie keinen Einfluss hat, und den immunspezifischen Mechanismen. Die nicht-immunologischen Defensivmechanismen sind Haut und Schleimhäute, die eine mechanische Barriere gegenüber Umwelteinflüssen bilden. Bestimmte Körperregionen und –gewebe enthalten bakterizide Flüssigkeiten, z.B. Magen und Darm, die durch die Nahrungsaufnahme permanent mit körperfremden Material und Mikroorganismen in Berührung kommen.

Die Verdauungssäfte bewirken damit schon eine „chemische Reinigung“ der aufgenommenen Nahrung, unabhängig vom jeweiligen Zustand des Immunsystems. Die immunspezifischen Abwehrmechanismen dagegen bestehen aus Phagozytose, Komplementbildung, Lysozyme, Interferone, natürliche Killerzellen, Immunglobuline und T-Lymphozyten für die zelluläre Immunität.

Diese Immunmechanismen lassen sich weiter kategorisieren in eine humorale spezifische und unspezifische und eine zelluläre spezifische und unspezifische Immunabwehr. Humorale unspezifische Mechanismen sind Komplement, Interferone und Lysozyme; humorale spezifische Mechanismen sind Antikörperbildung, die die Immunglobuline der Klassen IgA, IgM, IgG etc. beinhalten.

Zellulär unspezifische Immunaktionen sind die Phagozytose durch Makrophagen bzw. Monozyten und polymorphozyte und polymorpho-nukleare Granulozyten (= Mikrophagen), natürliche Killer-Zellen (NK-Zellen); die zellulär spezifische Immunabwehr beinhaltet immunkompetente T-Zellen mit Subpopulationen: T-Helfer, T-Suppressoren und zytotoxische-T-Zellen.

Dieses differenzierte System ist in der Lage, auf verschiedene Konditionen zu reagieren. Dies sind exogene Faktoren, wie eindringende Krankheitserreger, und endogene Faktoren, wie das Entstehen von körperfremden Zellen und Geweben, den Tumoren, die durch dieses System ebenfalls identifiziert und eliminiert werden. Aus der differenzierten Klassifizierung und der Menge der verschiedenen „Abwehrmittel“ lässt sich erahnen, dass es sich hier um ein kompliziertes Miteinander verschiedener immunologischer Vorgänge handelt.

Voll-Wert-Nahrung

Der Wert der Vollwert-Nahrung besteht nicht zuletzt in der geringen Be- und Verarbeitung dieser Nahrungsmittel. Dadurch bleibt die ursprüngliche Konzentration an Inhaltsstoffen erhalten. Besonders essentielle Nährstoffe werden durch Kochen, Lagern, Zusetzen von Konservierungsmitteln etc. oft deaktiviert. Diese essentiellen Nährstoffe sind ernährungsphysiologisch wichtige Bestandteile, die ein optimales Funktionieren des Körpers erst ermöglichen.

Dies gilt nicht nur für Stoffwechselvorgänge, sondern ebenso für immunologische Prozesse. Besonders pflanzliche Rohkost bietet eine breit gefächerte Palette an wichtigen Nährstoffen. Dabei gibt es nur sehr wenige bekannte Bestandteile in der pflanzlichen Nahrung, die einen möglicherweise schädlichen Einfluss haben, z.B. Cholesterin und Mono- und Disaccharide.

Die wichtigsten, in der Vollwert-Nahrung vorkommenden Nährstoffe wie Vitamine, Mineralstoffe, Ballaststoffe und Spurenelemente üben eine wichtige Funktion auf das Wohlbefinden, optimale immunologische Funktionen und die physiologische Balance des Organismus aus.

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Vollwert-Nahrung, sekundäre Pflanzenstoffe und antibiotische Substanzen

Das Abwehrsystem des Menschen ist kein Hochleistungsapparat, der auf immer gleich bleibender Frequenz arbeitet. Immer wieder kommt es vor, dass dieser Apparat „streikt“, was dann deutlich wird, wenn ein grippaler Infekt zugeschlagen hat, der zu einem anderen Zeitpunkt kein Problem gewesen wäre.

Ein Grund, warum gerade im Frühjahr die Häufigkeit grippaler Infekte ansteigt, könnte auch in der Tatsache zu suchen sein, dass die Ernährung sich weitestgehend auf nicht-essentielle Nahrungsprodukte beschränkt. Im Frühjahr sind Obst und Gemüse nur als Importware erhältlich.

Damit ist es denkbar, dass bei diesen sonst gesundheitsfördernden Nahrungsmitteln ein lagerungsbedingter Verlust an essentiellen Nährstoffen eingetreten ist, der den vom „Winter gestressten“ Organismus nicht ausreichend mit den Nährstoffen versorgen kann, die für eine optimale Infekt-Abwehr notwendig sind.

Diese Nährstoffe sind für das Überleben des Organismus nicht primär wichtig. Sie sind allerdings wichtig für die Gesunderhaltung und das Wohlbefinden. Daher werden sie auch sekundäre Pflanzenstoffe genannt. Viele von ihnen haben antibiotische Eigenschaften. Sie wirken direkt gegen mögliche Krankheitserreger und nehmen somit dem Immunsystem eine Reihe von Arbeit ab.

Allicin kommt im Knoblauch vor und ist in der Lage, auch in sehr schwacher Konzentration grampositive und –negative Mikroorganismen abzutöten. Im Tierversuch und in vitro konnte es zeigen, dass es in der Lage ist, Lipidwerte zu senken. Daher wird dem Knoblauch eine anti-arteriosklerotische Wirkung nachgesagt.

Dies relativiert sich jedoch, weil eine erwartete LDL-Senkung in einer Placebo kontrollierten, klinischen Studie nicht beobachtet werden konnte. Allicin hat starke zytotoxische Wirkungen, die möglicherweise für einen Einsatz in der Krebsbehandlung in Frage kommen. Zu klären bliebe auch die Frage, ob ein regelmäßiger Knoblauchgenuss vielleicht prophylaktische Vorteile in Bezug auf eine Krebsentwicklung haben könnte.

Darüber hinaus konnte gezeigt werden, dass antibiotisch wirkende Substanzen die unspezifische Immunantwort steigern können, wie z.B. Senföle (Isothiocyanate). Senföle kommen vor in Meerrettich, Kresse, Senf und Kohl und verleihen diesen einen scharfen, brennenden Geschmack. Isothiocyanate werden im Darm sehr gut resorbiert, so dass schon 40 g Kresseblätter oder nur 10 g Meerrettich zu einer therapeutisch wirksamen Konzentration im Plasma führen. Bei Harnwegs- und Atemwegsinfektionen sind sie sehr effektiv. Auch für die Isothiocyanate wird eine anti-kanzerogene Wirksamkeit, besonders in prophylaktischer Hinsicht, nachgesagt.

Thiocyanate sind weit verbreitet. Wichtige Quellen sind Kohlgemüse. Die Substanz hat die Fähigkeit, sich in nahezu allen Körperflüssigkeiten des Organismus auszubreiten, wobei der Serumspiegel relativ gleich bleibend ist.

Er zeigt aber Tendenzen, sich unter Stress und Infektionen zu verändern. Thiocyanate haben keine ausgesprochen starke antibiotische Wirkung, aber deren Metabolit, das Hypothiocyanat wirkt ausgesprochen stark antibiotisch. Es ist Bestandteil des Speichels und der Schleimhäute der Atemwege und bewirkt eine primäre Teildesinfektion von eingenommener Nahrung. Es ist auch an der Prävention gegen Karies beteiligt. Während es für menschliche Zellen unschädlich ist, zeigt es ausgesprochen starke zytotoxische Wirkung auf eine Reihe von

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Mikroorganismen (nach Wikipedia)

Bakterien (+Gram, -Gram)

  • Acinetobacter Spezies
  • Aeromonas hydrophila
  • Bazillus brevis
  • Bazillus Cereus
  • Bazillus megaterium
  • Bazillus subtilis
  • Burkholderia cepacia
  • Campylobacter jejuni
  • Capnocytophaga ochracea
  • Corynebacterium xerosis
  • Enterobacter cloacae
  • Escherichia coli
  • Haemophilus influenzae
  • Helicobacter Pylori
  • Klebsiella oxytoca
  • Klebsiella pneumoniae
  • Legionella
  • Listeria monocytogenes
  • Micrococcus luteus
  • Mycobacterium smegmatis
  • Neisseria Spezies
  • Pseudomonas aeruginosa
  • Pseudomonas pyocyanea
  • Salmonella Spezies
  • Selenomonas sputigena
  • Shigella sonnei
  • Staphylococcus aerogenes
  • Staphylococcus Aureus
  • Streptococcus agalactiae
  • Streptococcus faecalis
  • Streptococcus mutans
  • Wolinella recta
  • Xanthomonas campestris
  • Yersinia enterocolitica

Viren

  • Herpes simplex Virus
  • Immunodeficient Virus
  • Respiratory Syncytial Virus
  • Echovirus 11
  • Influenza Virus

Fungale Infekte (Pilze)

  • Candida albicans
  • Aspergillus niger
  • Colletotrichum musae
  • Colletotrichum gloeosporioide
  • Botryodiplodia theobromae
  • Fusarium monoliforme
  • Fusarium oxysporum
  • Rhodotula rubra
  • Byssochlamys fulva
  • Sclerotinia

Diese nicht vollständige Liste zeigt eindrucksvoll die Effektivität dieses pflanzlichen Sekundärstoffes. Der Genuss von Kohlgemüse führt relativ rasch zu einer signifikanten Erhöhung des Thiocyanatsspiegels.

Technologisch verarbeitete Kohlpflanzen jedoch zeigen eine verarbeitungsbedingte Reduktion des Thiocyanatgehalts von mehr als 50 Prozent. Auch hier gibt es wieder einen Beleg, dass Voll-Wert-Kost mit Rohkost nahezu gleichzusetzen ist. Ohne Kohlgewächse zu verzehren, nimmt der Organismus pro Tag fast 2 mg auf. Diese Zahl verdreifacht sich beim Verzehr von Kohlgemüse.

Hier eine weitere Liste mit antibiotisch wirksamen Substanzen und deren Vorkommen in verschiedenen Pflanzen

  • Allicin – Knoblauch und Zwiebeln
  • Senföle – Meerrettich, Senf, Zwiebeln, Knoblauch, Kresse, Lauch, alle Kohlarten
  • Flavonoide – Obst, Getreide, Gemüse
  • Phenolkarbonsäuren – Obst, Getreide, Gemüse
  • Purothionine – Weizen
  • Thiocyanate – alle Kohlarten, Wirsing 80 mg/kg, Blumenkohl 30, Chinakohl 40, Speisesenf 68, Rosenkohl 13, Milchprodukte ca. 5, tierische Lebensmittelprodukte kleiner 2

Einfluss auf die Darmflora

Mit fast 300 m2 ist die Oberfläche im Darmtrakt die größte Kontaktfläche des Menschen zur Umwelt. Dabei kommen der antagonisierenden Wirkung gegenüber möglichen Krankheitserregern und der Stimulation von Abwehrmechanismen seitens des Immunsystems besondere Bedeutung zu.

Vollwert-Kost beinhaltet eine hohe Quantität an Ballaststoffen, die im Darm durch bakterielle Verdauung verarbeitet werden. Das Resultat ist die Freisetzung von freien Fettsäuren, das eine Herabsetzung des pH-Wertes bewirkt. Dadurch bedingt steigt das saure Milieu und erschwert die Ansiedlung von externen Pathogenen im Darm. Aufgrund einer hohen Populationsdichte im Darmtrakt kommt es mit und ohne Ballaststoffen zu einem verknappten Nährstoffangebot für die Darmflora.

Damit haben Mikroorganismen, die nicht optimal an diese Bedingungen angepasst sind, einen definitiven Selektionsnachteil. Die Darmflora produziert darüber hinaus Bacteriocine, die invasive Pathogene hemmen.

Eine direkte Einflussnahme auf das Immunsystem vermutet man in der Tatsache, dass immer wieder in kleinen Mengen Bakterien der physiologischen Darmflora und auch Pathogene in der Lage sind, die Resorptionsbarrieren und damit die Darmwand zu überwinden. Dies bewirkt eine beständige Auseinandersetzung des intestinalen Immunsystems mit verschiedenen Antigenen, was die Bildung von Antikörpern gegen diese Antigene stimuliert.

Dieses immunologische Ausdauertraining ist nicht zuletzt dafür verantwortlich, dass das Immunsystem in permanenter Alarmbereitschaft bleibt. Die Vollwert-Kost bietet dazu die „Trainingsbedingungen“. Sie liefert wichtige Bestandteile für die Entwicklung einer physiologisch normalen Darmflora. Eine raffinierte Kost dagegen führt zu einer Verarmung der Darmflora. Es wird diskutiert, ob diese Verarmung mit ein Grund für das Auftreten von Darmkrebs ist.

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Wann hat die Nahrung ihre Vollen-Wert?

Vollwert-Nahrung sollte die Kalorienzufuhr aus 30 Prozent Fetten, 20 Prozent Eiweißen und 50 Prozent Kohlehydraten gewährleisten. Wichtig ist die Versorgung mit essentiellen Nährstoffen, Vitaminen, Mineralien und Spurenelementen, bei gleichzeitigem Angebot an antibiotischen Substanzen. Ballaststoffe sind wichtig für die Stabilisierung der Darmflora und deren Immunhaushalt.

Die aktuellen Ernährungsregeln der vollwertigen Ernährung von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung lauten

  • ausgewogene Ernährung, die alle Nährstoffe enthält
  • pflanzliche Nahrungsmittel werden bevorzugt
  • täglich sollen fünf Portionen Obst und Gemüse verzehrt werden
  • wenig Zucker und wenig Salz
  • schonende Zubereitung der Lebensmittel
  • Getreideprodukte und Milch sowie Milchprodukte sollen täglich gegessen werden
  • maximal 600 Gramm Fleisch und Fisch pro Woche, wenig Wurst
  • wenig Fett und fettreiche Lebensmittel; pflanzliche Fette sind zu bevorzugen
  • 1,5 bis 2 Liter täglich trinken

Beitragsbild: 123rf.com – Seksak Kerdkanno

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