Allergie

Nahrungsmittelunverträglichkeit – Was tun?

Erfahrungen aus der Naturheilpraxis von René Gräber

René Gräber
René Gräber

Die Nahrungsmittel- (oder Lebensmittelunverträglichkeit bzw. Intoleranz) ist ein Phänomen, das auf vielen verschiedenen Ursachen beruhen kann.

Genetische Faktoren können eine Rolle spielen oder das Immunsystem ist an den Beschwerden beteiligt. Allerdings unterscheidet der Arzt die Lebensmittel-Intoleranzen von einer Allergie im engeren Sinne.

Die Intoleranz gegen Laktose und Fruktose

Bei Laktoseintoleranz kann der Zweifachzucker Laktose nicht in seine Einzelzucker gespalten werden. Das Verdauungs-Enzym Laktase, das diese Funktion erfüllt, wird gar nicht oder nicht ausreichend produziert.

Der Dünndarm kann den Milchzucker nicht resorbieren und es kommt zu Durchfall und Bauchschmerzen sowie Blähungen. Diese Unverträglichkeit gehört also zu den genetisch bedingten Enzym-Defekten oder Enzym-Mangelerkrankungen. Menschen mit Laktoseintoleranz sollten auf Milch und die meisten Milch-Produkte verzichten oder aber Laktasepräparate zum Essen einnehmen, die das mangelnde Enzym ersetzen.

Ein hereditärer Enzym-Mangel in der Leber kann auch die Ursache der Fruktoseintoleranz sein. Der Fruchtzucker kann nicht vollständig abgebaut werden, weil die Leber das Enzym Aldolase nicht im erforderlichen Maß herstellen kann.

Deswegen sammelt sich Fructose-1-Phosphat in der Leber und anderen Organen an. Das Problem entsteht hier dadurch, dass Frucose-1-Phosphat andere Stoffwechsel-Prozesse beeinflusst und so zu lebensgefährlichen Hypoglykämien (Unterzuckerungen) führen kann.
Die intestinale Fruktoseintoleranz beruht auf einer Malabsorption von Fruktose.

Durch einen Defekt des Fruktosetransporters in den Dünndarmzellen kann der Fruchtzucker nicht oder nur in geringen Mengen aufgenommen werden und gelangt in den Dickdarm. Dort bauen Bakterien der Darmflora das Monosaccharid ab mit der Folge von Bauchschmerzen, Blähungen und in manchen Fällen auch Durchfall.

Beide Formen der Fruktoseintoleranz erfordern einen vollständigen Verzicht auf Fruchtzucker. Gemieden werden müssen nicht nur Obst, sondern auch Honig sowie verarbeitete Lebensmittel, die Fruktose als Zusatzstoff enthalten.

FODMAPs: Fermentierbare Oligo-, Di-, Monosaccaride und Polyole

Zu dieser Gruppe organischer Verbindungen zählen auch Fruktose und Laktose. Hinzu kommen Zuckeralkohole wie Sorbit und Mannit und weitere ähnliche Verbindungen. Diesen Stoffen in Milch und Getreide wird neuerdings eine erhebliche Rolle bei der Entstehung entzündlicher Darmerkrankungen zugeschrieben.

Viele Menschen verfügen gar nicht übe eine geeignete Enhzym-Ausstattung, um FODMAPs gut zu verdauen. Der einfachste Weg, deren Verzehr zu reduzieren, wäre Brot aus traditionell geführten Bäckereien.

Denn dort lassen die Bäcker den Teig länger gehen, wodurch der Gehalt an FODMAPs deutlich sinkt. So enthält ein Hefeteig nach vier Stunden nur noch 10 % der FODMAP-Konzentration wie zu Anfang. Die schnelle Gehung von nur einer Stunde treibt die FPDMAP-Konzentration sogar noch in die Höhe. Das fanden Wissenschaftler bei Reihenuntersuchungen mit Weizenteig heraus.

Glutensensitivität und Zöliakie

Die Glutensensitivität wird durch Lebensmittel verursacht, die Klebeeiweiße (Gluten) des Getreides enthalten. Durchfall, Bauchschmerzen und Blähungen sind auch hier die Leit-Symptome, ohne dass eine eigentliche Weizen-Allergie vorliegt. Anzeichen dafür sind dann entsprechende Anitkörper-Tests (Immunglobulin E negativ).

Schwerwiegender ist die Zöliakie, die auch von Gluten-haltigen Lebensmitteln auszugehen scheint. Bei dieser Erkrankung kommt es zu pathologischen Veränderungen der Dünndarmschleimhaut (Zotten-Atrophie), wodurch nicht nur Magen-Darm-Beschwerden, sondern auch Gedeihstörungen bei Kindern oder Depressionen auftreten.

An dieser Erkrankung ist das Immunsystem beteiligt, worauf erhöhte Werte der Immunglobuline A (IgA) hinweisen. Die Zöliakie ist oft mit Autoimmunkrankheiten assoziiert wie Arthritis, Diabetes Typ 1 oder Hashimoto-Thyreoiditis.

Die eigentliche Ursache ist unbekannt

Bei Glutensensitivität und Zöliakie ist eine strenge glutenfreie Diät angezeigt. Trotzdem ist bisher unklar, ob Gluten der eigentliche Auslöser der Erkrankungen ist. Neuere Forschungen beweisen, dass nicht das Gluten für die Unverträglichkeit verschiedener Getreide verantwortlich zu sein scheint.

Vielmehr bilden die Getreidesorten bestimmte Substanzen, die die Pflanzen resistenter gegenüber Schädlingen und Parasiten machen. Diese Stoffklasse löst bei zahlreichen Menschen vielschichtige Reaktionen aus.

Interessant ist dabei, dass vor allem die modernen Getreidesorten diese Proteine enthalten, da sie – aufgrund der daraus resultierenden Ertragssteigerung – gezielt gezüchtet wurden. Dies erklärt, warum die Anzahl der Personen mit sogenannter Gluten-Unverträglichkeit seit Jahren stetig ansteigt

Unspezifische Nahrungsmittelunverträglichkeiten

Unspezifische Nahrungsmittelunverträglichkeiten zeigen sich im Rahmen des Malabsorptions-Syndroms (z.B. bei Gallensteinen) in Form von Störungen der Fettverdauung.

Die vom Organismus benötigten Nahrungsbestandteile können nicht oder nur teilweise vom Dünndarm resorbiert werden und führen zu der typischen Symptomatik mit Steatorrhoe (Fettstuhl), gestörter Kohlenhydratverdauung mit wässriger Diarrhoe (Durchfall), Flatulenzen (Blähungen) und Meteorismus (vermehrte Gasansammlung, z.B. im Darm).

Jeder Patient kann in Zusammenarbeit mit dem Arzt oder Heilpraktiker in Ausschlussversuchen die Auslöser identifizieren. Diese Lebensmittel können dann vermieden werden, um die Beschwerden zu lindern.

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Histaminintoleranz

Auf der Basis von pseudoallergischen Reaktionen kann es zu einer massiven Ausschüttung von Histamin (Neurotransmitter), ähnlich einer Ig-E-vermittelten Allergie, kommen. Auslöser sind Histamin-freisetzende Wirkstoffe (Histamin-Liberatoren), die sich besonders in Tomaten und Erdbeeren finden, gefäßerweiternde Substanzen (z.B. in Walnüssen), histaminhaltige Lebensmittel (z.B. Käse, Wein, Schokolade) und Zusätze wie Glutamat und Süßstoff.

Beim Gesunden wird überschüssiges Histamin aus der Nahrung abgebaut, bei der Histaminintoleranz fehlen die entsprechenden Enzyme (DAO: Diaminoxidase, HNMT: Histamin-N-Methytransferase) oder werden nur mangelhaft produziert.

Histamin führt dann zu Reaktionen wie z.B. Rötung, Juckreiz, Quaddeln (juckende Erhabenheiten), Pusteln (mit Eiter oder Flüssigkeit gefüllte Bläschen), Übelkeit, Erbrechen (Emesis), Atemnot und Diarrhoe. Bei Histaminintoleranz sollten keine Lebensmittel mit hohen Histamin-Werten verzehrt werden.

Funktionellen Nahrungsmittelunverträglichkeiten

Die nicht-definierten oder auch funktionellen Nahrungsmittelunverträglichkeiten stellen die größte Gruppe der Intoleranzen dar. Ausgelöst durch eine funktionelle Störung des Organismus kommt es zu einer Reaktion auf bestimmte Nahrungsmittel.

So kann eine gestörte Darmperistaltik (Bewegung des Darms zum Abtransport verdauter Speisen) zu einer Unverträglichkeit von Fetten und Kohlenhydraten führen. Dies zeigt sich in typischen Symptomen wie Übelkeit, Durchfall und Erbrechen. Die Klinik zeigt sich sehr vielfältig.

Neben einem Juckreiz (Pruritus) kann es zu Erythemen (entzündungsbedingte Rötungen durch vermehrte Durchblutung), Angio-Ödem (Anschwellen der Schleimhaut), Urtikaria (Nesselsucht), asthmatischen Anfällen, kolikartigen Bauschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Durchfällen, Erkältungsanzeichen (z.B. laufende Nase) bis hin zum anaphylaktischen Schock (Herz-Kreislauf-Reaktion mit abfallendem Blutdruck und Schock) kommen.

Auch bei funktionellen Nahrungsmittelunverträglichkeiten ist eine Diät erforderlich, die die  auslösenden Nahrungsmittel ausschließt

Die Risiken der Nahrungsmittelunverträglichkeiten

Nahrungsmittelunverträglichkeiten sind keine Allergien. Trotzdem werden die meisten dieser Lebensmittelintoleranzen von Fehl-Reaktionen des Immunsystems mit bestimmt. Darauf deuten die assoziierten Autoimmunkrankheiten hin und auch Ergebnisse aus Immun-Tests.

Leit-Parameter ist dabei der Wert von Immunglobulin G4 (IgG4), der auch bei Tumor-Patienten oft erhöht ist. Dies weist darauf hin, dass Nahrungsmittelunverträglichkeiten keine Bagatell-Erkrankungen sind. Auch die Werte der T-Helferzellen vom Typ 1 (TH1) sind bei den Unverträglichkeiten oft erhöht, und zwar nicht nur im Blut, sondern auch in der Darmschleimhaut.

Das TH1/TH2-Gleichgewicht des Immunsystems ist dann dauerhaft aus dem Gleichgewicht geraten, wodurch das Risiko von Autoimmunkrankheiten und Krebs zunimmt.

Ungesunde Ernährung ist die Hauptursache

Aus naturheilkundlicher Sicht ist eine schlechte Ernährung das Grundübel, das die Nahrungsmittelunverträglichkeiten verursacht. Besonders heikel sind die industriell verarbeiteten Lebensmittel, deren Nährstoffe auf eine Weise verändert sind, die den Organismus irritieren.

Dies betrifft besonders die Proteine, die teils nur unvollständig verdaut werden können. In der Summe entstehen Antigene, auf die schon das darmassoziierte Immunsystem reagiert. Allerdings antwortet das Immunsystem anders aus als bei „natürlichen“ Antigenen, weil die veränderten Nahrungs-Proteine den ursprünglichen sehr ähnlich sind.

Naturbelassene Ernährung kann die Intoleranzen vermeiden

Viele Nahrungsmittelunverträglichkeiten sind vermeidbar, wenn keine industriell verarbeiteten Lebensmittel verzehrt werden. Sind die Beschwerden einmal eingetreten, müssen die Trigger aus dem Speiseplan entfernt werden.

Dies gilt auch für die auf genetischer Disposition beruhenden Intoleranzen. Bei Vorliegen von organbedingten Erkrankungen müssen diese zuerst therapiert werden, um die Symptomatik einer Nahrungsmittelunverträglichkeit behandeln zu können.

Beitragsbild: fotolia.com – alexander raths

Dieser Beitrag wurde letztmalig am 6.11.2019 aktualisiert.

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