Krankheiten

Fasten in der Schwangerschaft?

Erfahrungen aus der Naturheilpraxis von René Gräber

René Gräber
René Gräber

Während der Schwangerschaft ist eine gesunde und ausgewogene Vollwerternährung besonders wichtig. Außerdem ist es sinnvoll, den Körper für die Geburt durch die richtige Nahrung weitestgehend zu entlasten.

Wer fasten darf und vor allem wer nicht, das habe ich bereits in einem eigenen Beitrag diskutiert: Fasten Kontraindikationen – Wer darf nicht fasten? Grund für diese Empfehlung ist die Tatsache, dass es sich bei dem Heilfasten um eine (alternativ)-medizinische Maßnahme handelt. Und wie auch in der Schulmedizin gibt es hier Kontraindikationen, zu denen die Schwangerschaft und das Stillen gehören.

Laut „taz.de“ (www.taz.de/!120272/) macht Fasten Kinder kleiner. Das ist keine große Überraschung angesichts des Hungers in der Welt, wo es Millionen von Frauen gibt, die gezwungenermaßen „fasten“ müssen. Aber, wie es aussieht, ist auch eine Art von intermittierendem Fasten, wie es zum Beispiel während des Ramadans ausgeübt wird, mit verantwortlich für Entwicklungsverzögerungen beim ungeborenen Kind.

Prof. Reyn van Ewijk, ein Epidemiologe von der Universität Mainz, stellte diesbezüglich eine nicht uninteressante Untersuchung auf die Beine. Er reiste nach Indonesien, dem Land mit der größten Zahl an Muslimen auf der Welt. Von den über 250 Millionen Indonesiern sind fast 90 Prozent gläubige Moslems.

Laut Angaben des Zentralrats der Muslime in Deutschland brauchen schwangere Frauen nicht unbedingt zu fasten, mit Rücksicht auf das ungeborene Leben. Sie sind aber gehalten, die ausgefallene Fastenzeit zu einem späteren Zeitpunkt nachzuholen.

Andere Auslegungen des Korans empfehlen, eine „Auslösung zu zahlen“, die in folgendem besteht: „Stattdessen müssen sie für jeden Tag, den sie nicht gefastet haben, eine arme Person speisen wie aus der Überlieferung des Propheten sallallahu alaihi wa sallam zu entnehmen ist: „Allah befreite den Reisenden von der Hälfte der Gebete und vom Fasten und Er befreite die schwangere Frau und die stillende Frau vom Fasten.“ (Muss im Ramadan schwangere oder stillende Frau ihr Fasten nachholen?)

Prof. Ewijk aber konnte in Indonesien beobachten, dass fast 90 Prozent der Schwangeren dort von dieser Ausnahmeregelung keinen Gebrauch machten und wie alle anderen Muslime regulär fasteten. Er wertete 12.900 Daten von Muslimen vor Ort aus und verglich die Muslime, die als Fötus während des Ramadans hatten gezwungenermaßen fasten müssen mit denen, deren Mütter von der Ausnahmeregelung Gebrauch gemacht hatten.

Das Ergebnis der Datenanalyse zeigte, dass die heute erwachsenen Frauen und Männer unter dem Einfluss des Ramadans während der Schwangerschaft im Durchschnitt 850 Gramm leichter waren als die „Nichtexponierten“. Ähnliche Daten konnte Prof. Ewijk auch für die Körpergröße beobachten. Im Durchschnitt waren die „Ramadan-Kinder“ im Erwachsenenalter um 0,8 Zentimeter kleiner als die Probanden in der Referenzgruppe.

Hier mag man argumentieren, dass die beobachteten Unterschiede in Größe und Gewicht nicht sonderlich groß ausfallen. Statistisch gesehen jedoch sind sie signifikant. Und das ist bemerkenswert. Denn beim Ramadan handelt es sich nicht um Vollfasten, sondern „nur“ um eine Form des intermittierenden Fastens. Man kann sich also leicht ausmalen, was passiert, wenn eine Mutter mit ihrem ungeborenen Kind in ein Vollfasten-Programm einsteigt.

Aber laut Prof. Ewijk ist das nicht das Ende vom Lied. Würde es bei Gewichts- und Größenunterschieden bleiben, dann wäre das kaum ein alarmierender Anlass. Aber Prof. Ewijk konnte auch beobachten, dass der allgemeine Zustand der Ramadan-Kinder schlechter war als bei den unbeeinflussten Probanden. Bei den Ramadan-Kindern traten gehäuft kardiovaskuläre Probleme auf, vor allem koronare Herzkrankheiten, und Diabetes.

Wenn man bedenkt, dass Schwangere einen erhöhten Energiebedarf haben (aber sicher nicht durch Süßigkeiten, Cola und Chips), dann kann man sich leicht ausrechnen, dass ein intermittierendes Fasten nicht in der Lage sein wird, diesen Energiebedarf zu decken. Von daher halte ich Heilfasten, als auch das intermittierende Fasten in der Schwangerschaft für nicht vertretbar.

Eine andere interessante Beobachtung aus älteren Studien ist das Phänomen des „beschleunigten Aushungerns“. In diesen Arbeiten ist beobachtet worden, dass ein Auslassen von einigen wenigen Mahlzeiten bei Schwangeren Blutwerte erzeugte, die dem eines Verhungernden glichen. Dieses Szenario ist dann natürlich geeignet, die Zellteilungsvorgänge im Fötus zu verlangsamen und somit den Reifungsprozess abzubremsen.

Eine Studie in Saudi Arabien aus dem Jahr 2010 hatte ähnliche Ergebnisse produziert. Die

Erklärung für die negativen Auswirkungen eines intermittierenden Fastens während des Ramadans auf die Kinder wird hier in einer Verkleinerung der Plazenta gesehen. Denn eine zu kleine Plazenta kann den Fötus nur suboptimal versorgen, was in einer erhöhten Rate an Herz-Kreislauf-Erkrankungen für die betroffenen Kinder im späteren Alter resultiert.

Übrigens: Wenn Sie solche Informationen interessieren, dann fordern Sie unbedingt meinen Heilfasten-Newsletter dazu an:

Etwas anders sieht es in den letzten Wochen vor der Geburt aus.

So empfehlen Naturheilkundige den schwangeren Frauen, etwa sechs Wochen vor dem errechneten Geburtstermin auf laktovegetarische Vollwertkost umzusteigen.

Wer die Nahrungszufuhr in flüssiger Form bevorzugt, der entleert den Darm und entlastet somit den Unterbauch.

In der Woche vor der angesetzten Geburt sind ein Liter Buttermilch und ein Liter Frucht- oder Gemüsesaft täglich (über den Tag verteilt getrunken) völlig ausreichend, um Mutter und Kind ausreichend zu versorgen. Gleichzeitig können Früchte, Gemüse und Suppen gegessen werden. Vitamin- und Mineralpräparate können zusätzlich eingenommen werden.

Berichten von verschiedenen Fastenärzten zufolge, empfinden viele Mütter (die sich an diese Ernährungs-Regeln halten), die Geburt als wesentlich angenehmer, teilweise sogar als absolut schmerzfrei. Auch wird der Geburtsvorgang sichtlich verkürzt.

Fazit

Heilfasten, intermittierendes Fasten und ähnliche Fastenvarianten sind nur dann gut und erfolgversprechend, wenn sie „ordnungs- und bestimmungsgemäß“ eingesetzt werden. Da es sich bei einer Schwangerschaft keinesfalls um eine Krankheit handelt, gibt es auch keine Indikation für das Fasten. Wie bereits angedeutet, gibt es hier einige Faktoren, die sich negativ auf die Schwangerschaft auswirken können.

Das ist zum Einen die reduzierte Versorgung mit Nährstoffen, die der Fötus aber unbedingt benötigt. Zum Anderen werden beim Fasten Prozesse eingeleitet, die ebenfalls mögliche negative Auswirkungen auf den Fötus haben können. Denn zum Beispiel bei einem Voll-Fasten werden Giftdepots, die sich in den Fettzellen befinden, aufgelöst und ins Blut geschwemmt. Ich denke hier vor allem an die fettlöslichen Gifte und Chemikalien, die sich bevorzugt im Fettgewebe anreichern.

Dies ist der Grund, warum bei Vollfasten immer eine gleichzeitige Entgiftung durchgeführt werden sollte, um Leber und Nieren zu entlasten. Im Falle einer Schwangerschaft jedoch könnte die Schwemme an freigesetzten Toxinen katastrophale Folgen für den Fötus haben. Sollte eine Mutter den Wunsch haben, eine Fastenkur durchzuführen, dann empfehle ich, die Schwangerschaft und die Stillzeit abzuwarten.

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