Darmkrankheiten

Verstopfung durch Fasten? Das Problem und die Lösung

Erfahrungen aus der Naturheilpraxis von René Gräber

René Gräber
René Gräber

Das Fasten wird von den Experten der Schulmedizin in der Regel als nutzlos bis gefährlich bewertet. Diese Einschätzung ist wenig verständlich, wenn man schulmedizinische, vor allem medikamentöse Therapien mit dem Fasten vergleicht in Bezug auf Wirkung und Nebenwirkungen bis hin zum Ableben der betroffenen Patienten. Ich erinnere mich hier an diese Medikamente, die alleine über 100.000 Menschen per Therapie in den Tod getrieben haben: Valproinsäure, Avandia, Vioxx, Lipobay, Koate etc.

Demgegenüber darf man sich die Frage stellen, ob die Friedhöfe voll von Fastentoten sind?

Auf der anderen Seite ist es keine Frage, dass das Fasten als therapeutische Maßnahme genau wie die pharmakologischen Substanzen einen Indikationskatalog hat, und natürlich auch die entsprechenden Kontraindikationen. Wird dies nicht beachtet, dann kann es zu Komplikationen kommen. Dies ist auch ein Grund, warum ich empfehle, ein Vollfasten unter der Aufsicht von erfahrenen Fastenärzten oder Heilpraktikern durchzuführen.

Selbstverständlich hat das Fasten auch sogenannte Nebenwirkungen, die ich aber eher als erwünschte, aber leider unangenehme Wirkungen betrachten würde. Eine dieser nicht gerade unwichtigen „Nebenwirkungen“ ist die Entgiftung mit den dazugehörigen Entgiftungssymptomen – Und wie sich diese zeigen.

Eine weniger bekannte, aber anscheinend relativ häufige Nebenwirkung des Fastens ist die Verstopfung. Ich hatte einen Beitrag veröffentlicht, bei dem es um Verstopfung und Darmträgheit geht, welches durch das Fasten positiv beeinflusst werden soll: Fasten bei Verstopfung und Darmträgheit.

Grundsätzliches zu diesem Thema können sie hier nachlesen:

Ein Thema, das keins ist

Verstopfungen während oder nach dem Fasten scheinen eine relativ häufige, diesmal unerwünschte Nebenwirkung des Fastens zu sein. Es ist überraschend, dass dieser Effekt verhältnismäßig wenig thematisiert wird. Auch in der wissenschaftlichen Literatur gibt es kaum Hinweise. Eine dänische Arbeit aus dem Jahr 1984, für die es leider kein Abstract gibt, ist die einzige Arbeit, die ich gefunden habe, die explizit auf dieses Problem hinweist: Severe constipation caused by a fasting diet.

Eine Arbeit aus dem Jahr 2016 aus dem Iran (Nutritional Education Needs in Relation to Ramadan Fasting and Its Complications in Tehran, Iran.) erwähnt unerwünschte Wirkungen, die vermehrt beim Ramadan zu beobachten sind, wie Verdauungsstörungen, Blähungen, Verstopfung, Kopfschmerzen und andere klinische Störungen. Die Autoren führen jedoch diese Probleme auf einen Kenntnismangel über Ernährungsfragen oder eine falsche Durchführung des Fastens zurück. Daher empfehlen die Autoren ein praktisches Training zu Ernährungsfragen und Fragen der Durchführung des Fastens, um diese Komplikationen zu vermeiden.

Mein Fazit hier: Diese Arbeit bestätigt meine Empfehlung, zur Vermeidung von Problemen und Komplikationen das Fasten von Fachleuten beobachten und durchführen zu lassen.

Dazu gesellen sich Berichte und Kommentare, dass die beim Fasten oft eingesetzte Darmreinigung selbst zur Ausbildung einer Darmträgheit beiträgt. Glaubersalz und Einläufe (Colon-Hydro-Therapie – die professionelle Art der Darmspülung oder eines Einlauf) sind hier die am häufigsten eingesetzten Varianten. Und diese führen angeblich zu einer „reaktiven starken Verstopfung nach Ende der Fastenkur“.

Auf meiner Suche nach wissenschaftlichen Hinweisen zu dieser Hypothese bin ich leider nicht fündig geworden. Ich sehe auch keine logische Erklärung für ein reaktives Geschehen in diesem Bereich. Würde der Einsatz von Glaubersalz und Einläufen über einen ausgedehnten Zeitraum erfolgen, dann würde eine kompensatorische Reaktion des Gastrointestinaltrakts wahrscheinlich werden und die Motilität des Darms dauerhaft nachlassen. Aber diese chronisch verlaufenden Reaktionen, wie bei den meisten, wenn nicht allen biologischen Vorgängen, treten nicht nach so kurzen Zeiträumen auf.

Viel wahrscheinlicher ist die Erklärung für eine erhöhte Neigung zu Verstopfungen nach einem Fasten in der Tatsache zu suchen, dass mit der fehlenden Nahrungsaufnahme auch kein Bedarf zur Verdauungstätigkeit und allem was dazugehört besteht. Dieses Nachlassen der Verdauungstätigkeit ist ja gerade der erwünschte Effekt, um dem Verdauungssystem die Gelegenheit zu geben, „einmal Urlaub zu machen“ und sich zu regenerieren. Das eigentliche Problem liegt hier in der Zeit nach dem Fasten, und wie man mit möglichst behutsamen Mitteln seinen Darm wieder aus dem Urlaub zurück holt.

Wie dies bewerkstelligt werden kann und diese Zeit, die als Fastenbrechen und Aufbautage bezeichnet wird, habe ich in diesem Beitrag beschrieben: Fastenbrechen und Aufbautage nach dem Fasten.

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Lösung und Vermeidung

Das Vollfasten hat leider eine negative Auswirkung auf die Darmflora. Diese negative Auswirkung besteht darin, dass nicht nur der Fastende „hungert“, sondern durch die fehlende Aufnahme von Ballaststoffen die Darmbakterien gezwungen werden, ebenfalls zu fasten.

Daher erscheint es sinnvoll, Substanzen während des Fastens zuzuführen, die den Fastenvorgang nicht außer Kraft setzen, aber auch weiterhin die Darmbakterien pflegen und ernähren. Und dies wären feste und flüssige Ballaststoffe, wie zum Beispiel Inulin (Prebiotika).

In dem Beitrag Fakten zu Inulin hatte ich eine Reihe von wissenschaftlichen Arbeiten zitiert, die sich mit dem Effekt von Inulin auf die Darmflora beschäftigt haben. Es zeigt sich, dass über diesen Ballaststoff und dessen positiven Einfluss auf die Darmflora eine Reihe von weiteren physiologisch positive Wirkungen hervorgerufen werden.

Inzwischen gibt es auch einige Arbeiten zur Frage, inwieweit Inulin Verstopfungen verhindern beziehungsweise beseitigen kann.

Effect of consumption of chicory inulin on bowel function in healthy subjects with constipation: a randomized, double-blind, placebo-controlled trial.

Diese im Februar 2017 erschienene Arbeit aus Deutschland untersuchte ein Nahrungsergänzungsmittel auf Inulin-Basis. Teilnehmer waren 44 gesunde Probanden mit chronischer Verstopfung, die entweder das Produkt oder ein Placebo erhielten. Nach vier Wochen von dreimal vier Gramm Inulin täglich beziehungsweise Placebo zeigte sich unter der Verumgruppe eine deutlich erhöhte Stuhlfrequenz im Vergleich zu Placebo.

The use of inulin-type fructans improves stool consistency in constipated children. A randomised clinical trial: pilot study.

Diese Arbeit wurde im August 2017 veröffentlicht und kommt aus Spanien mit einem Autor aus Deutschland, der auch an der zuvor diskutierten Studie beteiligt war. Diesmal wurde besagtes Nahrungsergänzungsmittel bei zwei- bis fünfjährigen Kindern mit Verstopfung eingesetzt. Die Kinder erhielten zweimal täglich zwei Gramm Inulin oder Placebo für die Dauer von sechs Wochen.

Insgesamt schlossen 17 Kinder die Studie ab (neun Kinder in der Placebogruppe und acht Kinder in der Verumgruppe). Die Kinder in der Verumgruppe zeigten in der Folge einen deutlich weicheren Stuhl. Angaben zur Häufigkeit und gastrointestinalen Symptomen machte diese Arbeit nicht.

Effects of chicory inulin in constipated elderly people: a double-blind controlled trial.

Diese französische Arbeit aus dem Jahr 2011 zeigte den Effekt von Inulin auf ältere Patienten mit chronischer Verstopfung. Die Beobachtungsdauer betrug 28 Tage. Unter der Gabe von Inulin erhöhte sich die Zahl der Bakterien im Stuhl signifikant im Vergleich zu Placebo. Die Teilnehmer in der Verumgruppe berichteten über eine verbesserte Verdauung und weniger Probleme beim Stuhlgang. Es gab leichte gastrointestinale Nebenwirkungen, wie Blähungen, die jedoch bei keinem der Teilnehmer zum Abbruch führten. Die Menge des in dieser Arbeit konsumierten Inulins betrug 15 Gramm pro Tag.

Fazit

Fasten gegen Verstopfung kann eine sinnvolle therapeutische Maßnahme sein. Verstopfung nach einem Fasten kann wahrscheinlich werden, wenn während des Fastens keine geeigneten Maßnahmen ergriffen werden, die Darmbakterien vom „Fastenvorgang“ auszuschließen. Ballaststoffe wie Inulin würden sich hier anbieten. Da Ballaststoffe gar nicht oder nur minimal resorbiert werden, haben sie auch keinen nachhaltigen Einfluss auf das Fasten und den Fastenstoffwechsel.

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Beitragsbild: 123rf.com – Alexander Raths

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