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Der Heilpilz: Hericium erinaceus

Erfahrungen aus der Naturheilpraxis von René Gräber

René Gräber
René Gräber

Igelstachelbart lautet die deutsche Bezeichnung für den Heilpilz Hericium erinaceus. Im Englischen wird er häufig wegen seines Erscheinungsbildes auch als „Lion’s mane“, also Löwenmähne, bezeichnet. Der lateinische Name „Hericium“ bedeutet Igel.

Es gibt eine Reihe von verschiedenen Arten, von denen der Igelstachelbart (den ich der Einfachheit halber in der Folge nur mit „Hericium“ bezeichnen werde) in seiner Eigenschaft als Heilpilz der Bekannteste ist.

Die verschiedenen Arten von Stachelbärten gelten als „Wundparasiten“ bei lebenden Bäumen. Sie befallen auch totes Gehölz und gelten somit als „Saprobionten“ (Lebewesen, die tote organische Substanz verwerten). Der Pilz kommt bevorzugt in der nördlichen Hemisphäre vor. Hier ist er in Nordamerika, Europa und Asien anzufinden.

In China und Japan wird Hericium seit Jahrhunderten in der Naturmedizin angewendet. Darüber hinaus gilt Hericium auch als Speisepilz, der vor allem in der chinesischen Küche oft zum Einsatz kommt. Da Hericium in der Natur nicht sehr häufig anzutreffen ist, aber seine medizinischen Eigenschaften ihn besonders interessant erscheinen lassen, besteht theoretisch die Gefahr, dass der Pilz durch das Sammeln ausgerottet wird. Glücklicherweise ist der Pilz relativ einfach zu züchten, was diese Bedenken gegenstandslos macht.

Hericium und sein medizinischer Wert

Neben Ganoderma lucidum ist Hericium erinaceus eine seit langem etablierte Größe in der traditionellen chinesischen Medizin. Diese Popularität scheint so groß zu sein, dass sich auch die Wissenschaft für diesen Heilpilz zu interessieren begann. Diese Untersuchungen zeigten, dass es eine Reihe von medizinisch wirksamen Substanzen im Heilpilz gibt, die für eine Reihe von gesundheitlichen Problemen interessant sind. Diese Substanzen sind Palmitinsäure, Threit, Arabitol etc. Diese Substanzen scheinen einen regulierenden Einfluss auf Blutzucker und Lipidprofil zu haben.

Weitere Inhaltsstoffe sind alle 8 essenziellen Aminosäuren, Kalium, Zink, Eisen, Selen, organisches Germanium, Polysaccharide, Polypeptide etc.

Darüber hinaus scheint Hericium ein bedeutsames antioxidatives Potenzial zu besitzen. Des Weiteren wird von Stimulation von Nervenzellen und damit verbundener Verbesserung von kognitiven Fähigkeiten berichtet. Und es gibt Berichte über eine entzündungshemmende Wirksamkeit von Hericium.

Die Liste der Indikationen für den Einsatz von Hericium umfasst Magengeschwüre, Geschwüre der Speiseröhre, Pankreatitis, Morbus Crohn, Hämorrhoiden, Krebserkrankungen, Milderung von Nebenwirkungen einer Chemotherapie etc.

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Was sagt die Wissenschaft: Studien und Befunde

Krebserkrankungen

Im Jahr 2001 erschien eine Tierstudie (1) aus China, die zeigte, dass Polysaccharide von Hericium Metastasen bei Lungentumoren bei Mäusen unterdrückten. Dazu wurde die Aktivität von T-Zellen und Makrophagen erhöht, die signifikant höher ausfiel als in einer Kontrollgruppe.

Eine chinesische Arbeit (2) aus dem Jahr 2020 listete all die Heilpilze auf, von denen es als gesichert galt, dass sie in Laborstudien, Tierstudien und klinischen Versuchen hatten zeigen können, dass sie in der Lage waren, Brustkrebs zu unterdrücken. Hierzu zählte auch Hericium.

Ebenfalls aus dem Jahr 2020 und ebenfalls aus China die folgende Arbeit (3). Hier wurden neue Polysaccharide von Hericium beschrieben. Eine nähere Untersuchung ergab, dass diese neuen Polysaccharide in der Lage waren, den Zellzyklus von Darmkrebszellen zu unterbrechen. Die Autoren sehen diese Fähigkeit als eine Möglichkeit zur Therapie und Prävention von Dickdarmkrebs.

Aus Thailand kommt die folgende im Jahr 2020 veröffentlichte Arbeit (4). Als Erstes wird hier festgestellt, dass eine Reihe von Peptiden von Hericium antioxidative Fähigkeiten besitzen. Das antioxidative Potenzial der Peptide war so ausgeprägt, dass die Wahrscheinlichkeit für eine Schädigung von Zell-DNA durch Sauerstoffradikale deutlich herabgesetzt war. Weiter sahen die Autoren, dass Untereinheiten der Peptide bei Lungenkrebs-Zelllinien eine Apoptose auslösten. Die Aktivitäten der dazu notwendigen Caspasen (3, 8 und 9) waren unter dem Einfluss der Hericium-Peptide signifikant erhöht. Dies weist auf die Fähigkeit hin, einen bestehenden Lungenkrebs durch eine Apoptose zu eliminieren oder zumindest an seiner Ausbreitung zu hindern.

Gliome sind die häufigsten Tumore im Zentralnervensystem. Diese chinesische Arbeit (5) von 2020 untersuchte den Einfluss von Hericium auf menschliche Gliom-Zellen. Die Autoren isolierten 2 Verbindungen aus Hericium, die sie „Erinacerin O“ und „Erinacerin P“ genannten.

Die P-Variante zeigte deutliche zytotoxische Wirksamkeit auf Gliom-Zelllinien. Dabei zeigten sich deutliche Anzeichen von Apoptose. Gleichzeitig zeigte sich eine Hemmung der DNA-Replikation. Daher schlossen die Autoren, dass die P-Variante im Einsatz bei/gegen Gliome von therapeutischen Nutzen sein könnte.

Diese Arbeit (6) aus China, erschienen 2014, ist eine besonders bemerkenswerte Veröffentlichung. Sie untersuchte das krebshemmende Potenzial von Hericium in Bezug auf gastrointestinale Krebsformen.

Hierzu erstellten die Autoren 2 verschiedene Hericium-Extrakte, die in vitro und in vivo (Mäuse) gegen Leber-, Dickdarm- und Magenkrebszellen eingesetzt wurden. Als Kontrolle/Vergleich wurde ein kommerzielles Krebsmittel, Fluorouracil (5-FU), verwendet, das in einer maximal tolerierbaren Dosierung verabreicht wurde.

Die beiden Hericium-Extrakte enthielten 22 aktive Verbindungen. Diese Verbindungen entwickelten zytotoxische Aktivitäten gegen Leberkrebs-, Dickdarmkrebs- und Magenkrebs-Zelllinien. Die in-vivo-Untersuchungen bei Mäusen zeigten, dass die beiden Extrakte deutliche krebshemmende Aktivitäten gegen alle Krebsformen entwickelten, ohne dabei Nebenwirkungen für den betroffenen Organismus zu erzeugen. Und zum guten Schluss zeigte sich auch, dass die krebshemmende Wirksamkeit der Extrakte gegen alle Tumore signifikant stärker ausfiel als die von 5-FU.

Dies sind nicht die einzigen Labor- und Tier-Arbeiten zu diesem Thema. Eine erstaunlich hohe Anzahl kommt zu sehr vergleichbaren Ergebnissen. Ebenso erstaunlich ist es jedoch, dass es bislang keine klinische Studie zu geben scheint, wo Hericium bei entsprechenden Indikationen zum Einsatz/Prüfung gekommen ist. Und das, obwohl die Autoren der Studien in schöner Regelmäßigkeit das therapeutische Potenzial von Hericium mehr als deutlich hervorheben.

Gastritis

Auch in dieser chinesischen Arbeit (7) aus dem Jahr 2015 waren es wieder die Polysaccharide von Hericium, die das abnormale Wachstum von Epithelzellen der Darmmukosa unterbanden.

Noch eine chinesische Arbeit (8), diesmal von 2018. Hier zeigte sich, dass die Hericium-Polysaccharide die Entwicklung des Darmmilieus unterstützten. Das Wachstum war am stärksten ausgeprägt, wenn die Polysaccharide gemeinsam mit den Verdauungssäften (Magensäure und Verdauungsenzyme) vorhanden waren. Die Polysaccharide erhöhten auch die Produktion von kurzkettigen Fettsäuren.

Noch mal China, 2019. Diese Arbeit (9) untersuchte ein besonderes Polysaccharid von Hericium und dessen Wirkung auf die Colitis ulcerosa bei Ratten.

Das hier angesprochene, besondere Polysaccharid wurde erst zu diesem Zeitpunkt entdeckt und isoliert. Es entpuppte sich als eine aktive Verbindung gegen Pathomechanismen der Colitis ulcerosa. Die vorliegende Studie zeigte dann auch, dass der Einsatz der Polysaccharide zu einer signifikanten Abnahme der Symptome der Erkrankung bei Ratten führte. Weiter zeigte sich, dass bei den Ratten sich das Darmmilieu verbesserte und die Produktion von kurzkettigen Fettsäuren anstieg. Die Polysaccharide zeigten zudem antioxidative, entzündungshemmende und immunmodulierende Eigenschaften.

Auch hier empfehlen die Autoren, Hericium als eine Therapieoption bei Colitis ulcerosa weiter im Auge zu behalten.

Zur Frage der klinischen Studien gibt es Angaben zu Arbeiten, die ausschließlich aus China kommen und älteren Datums sind (1990 und früher). Die Arbeiten sind auf Chinesisch und es gibt für sie keine zusammenfassenden Abstracts.

Zentrales und peripheres Nervensystem

Eine taiwanesische Studie (10) von 2018 untersuchte die gesundheitsfördernden Eigenschaften von Hericium auf das Nervensystem. Die Autoren unterstreichen hier die Befunde aus Tierstudien, die gezeigt haben, dass eine Reihe von aktiven Verbindungen in Hericium in der Lage zu sein scheinen, neuronale Wachstumsfaktoren zu aktivieren. Gleichzeitig haben diese Arbeiten gezeigt, dass keine nebenwirkungsartigen Effekte durch den Einsatz von Hericium zu erwarten sind. Die Autoren sind sich bewusst, dass diese Art der Studien bestenfalls Hinweise auf den Einsatz beim Menschen geben können. Aber es scheint präklinische Studien zu geben, die gezeigt hatten, dass es unter dem Einsatz von Hericium zu klinischen Verbesserungen von Schlaganfällen, Parkinson, Alzheimer und Depressionen kommt.

Eine dieser präklinischen Studien scheint die Arbeit (11) von 2010 aus Japan zu sein, wo 30 Frauen in Verum- und Placebogruppe aufgeteilt und über den Zeitraum von 4 Wochen beobachtet wurden. Den Teilnehmern wurden Cookies gegeben, die entweder Hericium oder kein Hericium enthielten.

Am Ende der Studie sahen die Autoren eine Abnahme von Irritation, Unruhe und gedankliche Fixierung in der Verumgruppe. Daraus folgerten die Autoren, dass Hericium in der Lage ist, Depressionen und Unruhe signifikant zu reduzieren.

Im Jahr 2011 zeigten japanische Autoren (12), dass Hericium bei Mäusen Lern- und Gedächtnisdefizite verhindern hilft.

Auch hier gibt es leider keine randomisierten klinischen Studien, wenn wir von der einen präklinischen Studie einmal absehen. Auch hier zeigen die Labor- und Tiermodelle, dass solche klinischen Studien längst überfällig sind. Mögliche Nebenwirkungen seitens Hericium können kaum der Grund sein, warum solche Studien noch nicht durchgeführt worden sind, da Nebenwirkungen entweder überhaupt nicht oder aber zu einem verschwindend geringen Bruchteil beobachtet wurden.

Quellen

Beitragsbild: 123rf.com – Alexander-Raths

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