Nahrungsergänzung

Blushwood-Beeren – Die neuen “superschnellen” Krebskiller?

Erfahrungen aus der Naturheilpraxis von René Gräber

René Gräber
René Gräber

Es ist wieder einmal so weit: Wir haben einen neuen Hype um eine weitere Beere, die Blushwood-Beere. Warum neuer Hype?

Dazu eine kurze Rückblende, damit sie einmal sehen, was für eine neue Sau ständig durchs Dorf getrieben wird:

Vor etwa vier Jahren gab es eine Wunderbeere, die exotisch und besonders interessant war: Die Acai-Beeren. Was von diesem damals „tobenden“ Hype zu halten ist und was von den werbewirksamen Versprechungen für die Gesundheit zu halten ist, das habe ich hier einer genaueren Betrachtung unterzogen: Acai Beere – Was können Kapseln – Pulver oder Saft? Wirkung und aktuelle Studien zur Acai Beere.

Ein Jahr später, also vor rund drei Jahren, da machte die Nahrungsergänzungsmittelindustrie mit einer Beere auf sich aufmerksam, die noch exotischer und damit noch interessant war: Die Goji Wunderbeere. Ich hatte dazu einen Beitrag gebracht (Goji: Eine Wunderbeere?), der versucht hatte, die Kirche im Dorf zu lassen und die schöne, heile Welt der alternativen Wundermittel aus dem Legoland wieder in die Realität zurückzuholen.

Dann vor zwei Jahren dann ein weiterer Hype: Büffelbeeren – Die neue Superfood-Welle.

Wie ich in dem Beitrag bemerkte, sollten laut “Wunderland” der Nahrungsergänzungsmittelindustrie diese Büffel und deren Bären – nein, Beeren – alle Acai, Goji und sonstige Beeren vergessen machen.

Bei genauerem Hinsehen jedoch entpuppte sich die Beere als ein zwar wertvolles Nahrungsmittel, das aber keine Substanzen aufweist, die nur in dieser Beere vorkommen.

Ein Beispiel für die Einzigartigkeit von Substanzen in Pflanzen etc. wäre das Ergothionein, eine Aminosäure mit besonders ausgeprägten anti-oxidativen Eigenschaften, die nur in Cyanobakterien, Actinobakterien und einigen Pilzen, meist Heilpilzen, in signifikanten Mengen vorkommt.

Die Büffelbeere aber enthält Lycopin, das im Zuge des Hypes um die Beere zum neuen „Erlöser von allem Übel“ erkoren wurde. Dabei gibt es Lycopin in Hagebutten, Tomaten und, und, und. Lycopin ist eine interessante Substanz, aber kein Grund für einen Hype. Es sei, man will was teuer verkaufen…

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Der Hype um die Blushwood-Beere

Hylandia dockrillii lautet der fachmännische Begriff für diese Pflanze, die zur Familie der Wolfsmilchgewächse zählt. Ähnlich wie der Teebaum kommt diese Pflanze nur in Australien vor. Damit hätten wir wieder einmal einen exotischen Kandidaten.

Aber diesmal scheint der Hype ein etwas anderer zu sein. Denn PLOS ONE veröffentlichte eine Studie, die mehr als erstaunliche Ergebnisse zeigte: Intra-Lesional Injection of the Novel PKC Activator EBC-46 Rapidly Ablates Tumors in Mouse Models.

Die Autoren extrahierten einen Diterpen-Ester, der möglicherweise nur von dieser Pflanze gebildet wird und den sie „EBC-46“ nannten. Ob EBC-46 wirklich so einzigartig ist kann man erst mit Bestimmtheit verkünden, wenn andere Pflanzen auf dieses Diterpen untersucht worden sind.

Der EBC-46-Extrakt der Beere wurde dann in die Hauttumore von Mäusen (ex vivo = Entnahme von Tumoren und weitere Beobachtung als Zellkultur) injiziert und beobachtet, welche Reaktionen sich ergaben. Nach nur vier Stunden fanden die Autoren keine lebensfähigen Tumorzellen mehr in der Zellkultur.

Die Autoren sahen, dass der Extrakt sich in vivo in den Tumorzellen anzureichern schien, was zu einer stärkeren lokalen Reaktion führt, wie Ödembildung etc.

Injektionen in gesunde Haut zeigte keine solchen Reaktionen. Durch die Behandlung mit dem Extrakt verloren die Tumorzellen ihren Zusammenhalt durch eine Erhöhung der Permeabilität des Endothels.

Die Autoren schlossen aus ihren Beobachtungen, dass eine einzige Injektion von EBC-46 in Hauttumore von Mäusen nach kurzer Zeit zu einer hämorrhagischen Nekrose führt, begleitet vom Zelltod der Tumorzellen und damit eine Möglichkeit zur schnellen Heilung von Hauttumoren zu sein scheint.

Diese frohe Botschaft wird natürlich gerne mehr oder weniger undifferenziert aufgeschnappt und verstärkt als der neue Hype auf die Welt losgelassen.

Dementsprechend euphorisch sind die Meinungen und Veröffentlichungen dazu, wie zum Beispiel “Medikament aus Beeren zerstört Krebszellen”(1).

Oder die Deutschen Wirtschaftsnachrichten: “Krebsforschung: Beeren-Wirkstoff tötet Tumor in Minuten”. (2)

Wo bei den Forschern noch von vier Stunden die Rede war, wissen es die Wirtschaftsexperten besser und beschließen, dass es nur Minuten statt Stunden waren. Denn Zeit ist Geld, besonders in der Wirtschaft (je länger ich da drinsitze, desto mehr gebe ich ja fürs Bier aus). Unglaublich. Und solche “Nachrichten” werden wir frisch geschnitten Brot über die sozialen Medien verteilt… Toll. Studien lesen? Langweilig.

Na gut. In einer englischsprachigen Webseite dagegen redet man von 25 bis 30 Tagen unter realistischen Bedingungen: Blushwood – Amazing Plant Proven To Treat 75% of All Types of Cancer Within 25 Days.

Und unter https://rexresearch.com/blushwood/gordon.htm kommt eine Koautorin der Studie zu Wort. Wie es aussieht, sind inzwischen eine Reihe von Tieren, Pferde, Katzen und Hunde, mit Hauttumoren mit dem Extrakt behandelt worden. Die Injektionen des Extrakts bewirkten einen meist kompletten Rückgang der Tumore (Melanome, Sarkoma, Karzinome und Mastzelltumore) ohne Langzeitnebenwirkungen.

Die Forscherin kündigt auf dieser Seite an, dass die Firma QBiotics plant, die Substanz klinisch zu erproben. Für den Einsatz beim Menschen denkt sie neben den Hautkrebsformen auch an Brustkrebs, Kopfkrebs (?), Nackenkrebs (?) und Prostatakrebs.

Auch hier soll die Verabreichung lokal durch Injektionen erfolgen. Denn es gibt keinen Hinweis, dass EBC-46 auch systemische Wirkungen entfalten kann. Was Kopfkrebs und Nackenkrebs sein soll erschließt sich mir jetzt auch nicht so ganz…

Was steckt dahinter und warum der Hype keiner ist

So wie es aussieht, sind die Neuigkeiten über die Blushwood-Beere von denen über die weiter oben genannten Beeren grundlegend verschieden.

Denn Acai, Goji und Co. können immerhin in Anspruch nehmen, dass ihre gesundheitlichen Vorzüge, für die es ebenfalls wissenschaftliche Belege gibt, durch den Verzehr derselben zustande kommen.

Bei der Blushwood-Beere dagegen erklären die Autoren, dass es hier ausschließlich um eine topische Behandlung durch Injektion geht. Eine orale Verabreichung der Beeren oder des Extrakts scheint keine Wirkung zu haben. Damit fällt für diesmal zumindest der Gedanke fort, Blushwood-Beeren als Nahrungsergänzungsmittel vermarkten zu können.

Die gerade diskutierte Arbeit zumindest gibt weniger als keinen Grund für eine solche Idee.
Wenn also der Blushwood-Beeren-Extrakt nur topisch lokal als Injektion wirkt, dann kann sich der Hype nur auf diese medizinische Maßnahme beschränken.

Und hier muss ich allerdings gestehen, dass die Ergebnisse mehr als nur vielversprechend erscheinen. Auch wenn ein Teil der Autoren einen „Interessenskonflikt“ erklärt, da sie für QBiotics tätig sind oder waren, muss dies nicht unbedingt heißen, dass auch hier Studienergebnisse so manipuliert worden sind, dass sie das Urteil „geschönt“ verdienten.

Ich halte die hier gefundenen Ergebnisse für sehr glaubwürdig. Und damit bin ich auf die Arbeiten gespannt, die unter klinischen Bedingungen bei menschlichen Patienten durchgeführt werden (sollen).

Denn wenn sich hier etwas Grundsätzliches bei der Therapie der oben erwähnten Krebsformen tut, dann wäre eine rein natürliche Substanz (als Extrakt) potenter bei der Behandlung von Krebs als die bisherigen schulmedizinischen „Spielereien“ mit Zytostatika.

Das gleichzeitige fast vollständige Fehlen von Nebenwirkungen würde die Kluft zwischen evidenzblasierter chemotherapeutischer Chemie und natürlichen Wirksubstanzen zusätzlich vergrößern.

Fazit

Die Blushwood-Beere ist kein Hype, aber ihr Extrakt könnte ein „Durchbruch“ werden. Aber diese Art von Durchbruch ist nicht das, was man in der Schulmedizin darunter versteht. Von daher bin ich gespannt, wie sich dieser Ansatz weiter entwickelt.

Ich schätze, dass von Seiten der Schulmedizin und Pharmaindustrie keine besonders positive Resonanz zu erwarten ist und dieser interessante Therapieansatz bald in irgendeiner Schublade verschwinden wird…

Quellen:

(1) taspo.de/handel/medikament-aus-beeren-zerstoert-krebszellen/

(2) deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2014/11/03/krebsforschung-beeren-wirkstoff-toetet-tumor-in-minuten/

Beitragsbild: fotolia.com – C. alinamd

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