Ghrelin – Hungerhormon oder Schutzschild gegen Depression?

Dass der Magen knurrt, ist nur die halbe Wahrheit. Hinter dem Hunger steckt ein Hormon mit erstaunlich vielen Funktionen: Ghrelin. Es wird im Magen produziert, steigt vor den Mahlzeiten an und signalisiert dem Gehirn: „Zeit zu essen.“ Lange galt es als reiner Appetitanreger – heute weiß man: Ghrelin wirkt weit über den Stoffwechsel hinaus, bis tief in die Psyche.

Was die Forschung zeigt

2008 veröffentlichten Forscher in Nature Neuroscience eine Studie, die damals für Aufsehen sorgte. Mäuse, die eine Zeit lang weniger Futter bekamen, produzierten deutlich mehr Ghrelin – und zeigten weniger Angst- und Depressionsverhalten. Die Idee war bestechend: Hunger schützt vor seelischem Stress.

Doch die Jahre danach haben das Bild differenziert:

  • Tiermodelle: Manche Studien bestätigen eine angstlösende und stimmungsaufhellende Wirkung – andere zeigen das Gegenteil. Entscheidend sind Stressniveau, Dauer und Kontext.
  • Humanstudien: Ghrelin beeinflusst das Belohnungssystem, Lernprozesse und die Wahrnehmung negativer Reize. Ob es dadurch langfristig depressionshemmend wirkt, ist nicht eindeutig.
  • Neue Erkenntnisse: Ghrelin wirkt auch entzündungshemmend im Gehirn. Da chronische Entzündung ein zentraler Faktor bei Depression ist, rückt das Hormon hier erneut ins Interesse.

Kurz gesagt: Ghrelin ist kein Wohlfühl-Schalter, sondern ein komplexer Regulator, der in manchen Situationen schützt, in anderen belastet.

Hunger ist nicht Fasten

Wichtig ist die Unterscheidung: Hungern (also unfreiwilliger Nahrungsentzug) ist nicht gleich Fasten. Beim Fasten steigen Ghrelin und andere Hormone zwar ebenfalls an, doch eingebettet in einen Rhythmus, der den Stoffwechsel stabilisiert. Darum berichten viele Fastende von innerer Klarheit und emotionaler Stabilität – etwas, das wissenschaftlich durchaus mit der Ghrelin-Wirkung zusammenpassen könnte, aber weit mehr Faktoren umfasst.

Therapie – noch Zukunftsmusik

Forscher spekulieren, Ghrelin oder seine Rezeptoren einmal therapeutisch zu nutzen, etwa bei Magersucht oder therapieresistenter Depression. Doch: Der Schritt von Mausdaten zu sicherer, wirksamer Humantherapie ist weit. Heute bleibt Ghrelin vor allem ein spannender Marker für das Zusammenspiel von Stoffwechsel, Stress und Psyche.

Naturheilkundliche Sicht

Aus meiner Erfahrung fügt sich Ghrelin in ein größeres Bild: Stoffwechsel, Stimmung und Entzündung sind eng verwoben. Statt auf ein einzelnes Hormon zu setzen, wirkt es nachhaltiger, den Organismus als Ganzes zu regulieren:

  • Fasten: Bewusst und zeitlich begrenzt eingesetzt, stabilisiert es Stoffwechsel und Psyche gleichermaßen.
  • Ernährung: Eiweißreich, nährstoffdicht und ohne Überlastung durch Zucker und Industriekost – das hält auch den Ghrelin-Spiegel in Balance.
  • Bewegung: Regelmäßige körperliche Aktivität senkt Stresshormone und moduliert Ghrelin auf natürliche Weise.
  • Akupunktur und Entspannungsverfahren: Helfen, das vegetative Nervensystem zu beruhigen – und indirekt auch Hunger- und Stresssignale auszubalancieren.

Fazit

Das alte Narrativ „Hunger schützt vor Depression“ war zu kurz gegriffen. Richtig ist: Ghrelin ist ein Bindeglied zwischen Stoffwechsel und Stimmung. Die Forschung deutet an, dass es Stressreaktionen abfedern kann – aber nur im richtigen Kontext. Wer daraus Hoffnung schöpfen möchte, ist mit klassischen naturheilkundlichen Wegen wie Fasten, Ernährung und Bewegung besser beraten als mit der Vorstellung einer „Ghrelin-Pille“.

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Beitragsbild: 123rf.com – Sergey-Nivens

Dieser Beitrag wurde 2009 erstellt und letztmalig am 17.8.2025 komplett überarbeitet.