Mit Fasten bezeichnet man heute den freiwilligen, völligen oder teilweisen Verzicht auf Nahrung. Dies geschieht über einen bestimmten Zeitraum, in der Regel einen oder mehrere Tage.
Bereits seit Beginn der menschlichen Entwicklung fasten Menschen aus den unterschiedlichsten Anlässen. Die Gründe um zu fasten sind vielseitig. Menschen fasten aufgrund schlechter Ernten, mangels Nahrung, wegen Kriegen, aus religiösen oder medizinischen Gründen.
Sprachlich kommt das Wort fasten vom gotischen “fastan”, was soviel bedeutet wie “halten” oder “beobachten”. Im Althochdeutschen bedeutete fasten, “an den Geboten der Enthaltsamkeit festhalten”. Auch in der Antike stellte das Fasten eine religiöse Handlung dar. Das kathartische Fasten war ein religiöser Akt, zur vorbereitenden Reinigung während das apotropäische Fasten Unheil abwehren sollte.
Bereits Hippokrates hatte das Fasten als eine medizinische Therapie erkannt. In schlimmen Fällen empfahl er gar das ausschließliche Trinken von Honigwasser. Als Ursache von Fettsucht sah er bereits damals die Trägheit und Schlemmerei an.
Die Neigung zum übermäßigen Essen lässt sich auf die Zeit zurückführen, als wir noch Jäger und Sammler waren. Damals musste der Mensch zum Teil Monate von der eigenen Substanz leben.
Auch heute ist bekannt, dass ein übermäßiges Zuführen von Nahrung den Menschen träge und müde macht. Zudem sinkt die Bereitschaft anderen Menschen zu helfen, da niemand mehr verzichten will. Deshalb ist das Fasten – ob freiwillig oder auferlegt – seit jeher ein Gebot in allen Kulturkreisen.
Das medizinische Fasten (siehe auch u.a. Fasten bei Beschwerden und Krankheiten), ist eng mit dem religiösen Fasten verbunden. Früher waren Priester oft auch als Ärzte tätig und so für die Gesundheit von Körper und Seele verantwortlich. In verschiedenen Fällen wird uns das Fasten auch aufgezwungen, sei es aufgrund bestimmter Vorstellungen von der Ästhetik des menschlichen Körpers oder durch Diktate der Wirtschaft in Form eines “Sparfastens”.
Was früher gesetzlich vorgeschrieben war, wie das jüdische “Regenfasten”, ist auch heute noch sinnvoll und wird sogar zeitweise von der Presse empfohlen. Außerdem haben in der Vergangenheit auch Missernten, Kriege und Inflation die Menschen immer wieder zum Fasten gezwungen. Typisches Beispiel für Mangelfasten-Perioden waren die Zeiten während und nach dem 1. Weltkrieg sowie nach dem 2. Weltkrieg. Solche Mangelfasten-Perioden kennen viele Menschen auch heute noch auf der gesamten Welt.
Seit Jahrtausenden wurde versucht, uns durch Diätempfehlungen auf den Weg eines freiwilligen Verzichtes zu lenken. Doch leider beschert uns dieser Weg heute wegen Konsum und Genuss sowie “Lust ohne Last” das Problem des Übergewichts. Übergewicht und die damit verbundenen Zivilisationskrankheiten verdanken wir zum einen unseren heutigen ach so “hochwertigen” Getreidesorten, sowie dem Zucker, der in fast allen Nahrungsprokuten zu finden ist.
Daneben zeigt auch die Entwicklung des idealen “body image” im Lauf der Jahrhunderte die Dringlichkeit zum Fasten auf. Von der Venus von Willendorf (30000 v. Chr.) über die Venus von Milo bis zu Venus von heute sind starke Veränderungen zu sehen. Die ästhetischen Vorgaben, was weibliche Schönheitsideale betrifft, prägen seit der Antike unsere Konfliktsituation. Der menschliche Körper neigt dazu, bei einem Nahrungsüberfluss in Verbindung mit geringer Bewegung, die einmal erworbenen Nährstoffpolster nur sehr schwer wieder loszuwerden.
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