Nahrungsergänzung

Heilpilze – Studien, Wirkungen und Nebenwirkungen

Erfahrungen aus der Naturheilpraxis von René Gräber

René Gräber
René Gräber

In diesem Beitrag gehe ich auf die Studienlage zu den Heilpilzen ein, sowie auf Wirkungen und Nebenwirkungen.

Eine Übersicht zu den verschiedenen Heilpilzen beschreibe ich übrigens in meinem Grundsatzbeitrag zu den Heilpilzen.

Bevor ich zu den Studien komme, muss ich vorab noch ein paar Worte loswerden.

Auffallend ist, dass die Heilpilze, die in der traditionellen chinesischen Medizin einen besonders hohen Stellenwert haben, also Ganoderma, Cordyceps, Lentinus usw., eine breite Palette an Indikationen abdecken.

Dies ergibt eine eigenartige Konstellation für die Schulmedizin, bei der man gewohnt ist, mit einem Medikament nur eine oder bestenfalls einige wenige Erkrankungen therapieren zu können. Von daher stoßen solche Erkenntnisse eher auf Misstrauen als auf hoffnungsvolle Freude, dass man hier möglicherweise einen „Stein der Weisen“ gefunden haben könnte.

Es erhebt sich die Frage, warum eine Reihe von Heilpilzen eine so große Palette an medizinischen Indikationen abdecken kann. Um diese Frage zu beantworten, kommt uns Hippokrates mit seinem berühmten Spruch „Lasst Nahrung eure Medizin sein und Medizin eure Nahrung“ zur Hilfe. Denn besonders in der Schulmedizin wird der regenerative und protektive Effekt einer gesunden Nahrung immer noch unterbewertet. Aber gerade hier zeichnen die Heilpilze sich besonders aus.

Heilpilze: Eine Apotheke im Miniformat!

Fast jeder der in der oben genannten Tabelle aufgelistete Pilz kann mit 200 bis 500 verschiedenen biologisch wirksamen Substanzen aufwarten.

Dies sind nicht nur Vitamine, Proteine (Aminosäuren), Enzyme usw., wie sie in den „normalen“ Speisepilzen vorkommen. Darüber hinaus zeichnen sich Heilpilze vor allem durch Substanzen aus, die ausgesprochen medizinischen Charakter besitzen: verschiedene Polysaccharide (beta-Glukane z.B.), Triterpene, Antioxidantien, Nukleoside wie Adenosin usw.

Da die naturwissenschaftliche Forschung sich mit diesen Pilzen erst seit weniger als 20 Jahren intensiver befasst, ist es nicht verwunderlich, dass fast wöchentlich neue Polysaccharide, Triterpene oder andere interessante Komponenten entdeckt werden. Mit diesem Aufgebot an entdeckten und noch unentdeckten Komponenten sind die Heilpilze ein wahres „Super-Food“, ein Nahrungsmittel der Superlative.

Polysaccharide z.B. sind inzwischen bekannt für ihre Fähigkeit, das Immunsystem zu „modulieren“. Das findet seinen praktischen Ausdruck in sich widersprechenden Aktivitäten: Bei einem schwächelnden Immunsystem sieht man eine Stärkung; bei einem überschießenden (Allergie z.B.) sieht man eine Dämpfung. In beiden Fällen kommt es zu einer Harmonisierung bzw. Optimalisierung des Immunsystems.

Diese Effekte jedoch kommen vom Organismus selbst. Dies ist der Unterschied zu Medikamenten der Schulmedizin, die selbst direkt in das biochemische Gefüge des Organismus eingreifen und wie ein Vorschlaghammer alles „behandeln“, was in ihr Reaktionsmuster passt.

Die Polysaccharide dagegen stimulieren oder dämpfen nur die Aktivitäten des Immunsystems, ohne gravierende grundlegende Veränderungen in der Biochemie des Organismus zu erzwingen. Andere Polysaccharide haben inzwischen gezeigt, dass sie Tumorzellen vernichten können. Sie bewirken entweder ein Abschalten des Stoffwechsels der Tumorzellen oder deren programmierten Selbstmord (Apoptose). Auch hier gehen diese Polysaccharide sehr selektiv vor, indem nur Tumorzellen betroffen sind und keine normalen, gesunden Zellen. Polysaccharide sind auch für den anti-diabetischen Effekt der Heilpilze verantwortlich. Sie wirken blutzuckerstabilisierend und helfen bei der Wirkung von Insulin.

Triterpene (organische Säuren) haben gezeigt, dass einige Formen von ihnen einen blutdrucksenkenden Effekt ausüben. Sie zeigten dabei biochemische Ähnlichkeiten mit ACE-Hemmern. Aber auch Triterpene haben einen zytotoxischen Einfluss auf Tumorzellen. Ihnen werden auch anti-metastatische, anti-entzündliche, anti-bakterielle, anti-virale Eigenschaften zugesprochen.

Übrigens: Wenn Sie solche Informationen interessieren, dann fordern Sie unbedingt meinen Praxis-Newsletter mit den “5 Wundermitteln” an:

Kleine Anmerkung: Die Sache mit den “5 Wundermitteln” ist mit Abstand der beliebteste Newsletter, den meine Patienten gerne lesen…

Eine besonders wichtige Eigenschaft der Heilpilze sind ihre Antioxidantien. Sie zeichnen sich nicht nur durch einen besonders hohen Gehalt an Antioxidantien aus, sondern die qualitative Seite sticht ebenfalls besonders hervor. Der Körper stellt dauernd seine eigenen Antioxidantien her, besonders Glutathion, das wohl das stärkste aller Antioxidantien ist und jede Form von oxidativem Stress beseitigt. Mit der Aufnahme von anti-oxidativ wirksamen Vitaminen (C und E) helfen wir unserem Organismus, schneller mit den freien Radikalen aufzuräumen.

Die exogenen Antioxidantien, wie die Vitamine, sind aber im Vergleich zu Glutathion deutlich schwächer, da sie als Elektronengeber wesentlich weniger Elektronen „im Angebot“ haben. (Freie Radikale verbinden sich mit anderen Molekülen, um ihre fehlenden Elektronen aufzufüllen und verändern damit die Funktion des Moleküls).
Heilpilze haben nicht nur einen besonders hohen Gehalt an Antioxidantien.

Sie haben auch die qualitativ hochwertigsten Antioxidantien, wie Polyphenole und Selen, die man bislang kennt. Eins sticht hier besonders hervor. Und das ist das Ergothionein. Es wird inzwischen als ,,Super-Antioxidans” gehandelt, da es anscheinend in der Lage ist, ähnlich wie Glutathion, fast jede Form von oxidativem Stress zu beseitigen.

Es handelt sich hierbei um eine Aminosäure mit einem Schwefelatom. Es hat eine so hohe elektrische Ladung (ein Zeichen für einen großen Elektronenvorrat), dass es nur über spezielle Transportmechanismen in das Innere einer Zelle gelangen kann. Ergothionein kann nicht vom Organismus hergestellt werden. Es gibt überhaupt nur wenige Organismen, die in der Lage sind, diese Aminosäure zu produzieren. Und dies sind einige Actinobakterien und nicht hefeartige Pilze, hier vor allem die Heilpilze. Damit können wir nur von den anti-oxidativen Eigenschaften dieser Aminosäure profitieren, wenn wir in unserem Speiseplan vermehrt auf Heilpilze zurückgreifen.

Es gibt zwar auch Ergothionein in Fleisch und Leber von Tieren und in einigen Pflanzen. Die Konzentrationen liegen aber weit hinter denen der Heilpilze zurück (ca. um den Faktor 40). Da es keine Hinweise darauf gibt, dass Tiere und Pflanzen diese Aminosäure selbst herstellen können, kann die Anwesenheit von Ergothionein in den Pflanzen und Tieren nur mit einer Aufnahme von Pilzteilen erklärt werden. Eine der wichtigsten Aufgaben von Ergothionein scheint der Schutz der DNA vor oxidativem Stress zu sein. Wenn sich diese Annahme in der Folge praktisch bestätigen würde, dann hätten wir eine weitere Erklärung für die prophylaktische Potenz der Heilpilze gegen Krebserkrankungen und anderen chronischen Erkrankungen (https://www.sciencedaily.com/releases/2005/09/050912080429.htm).

Denn epidemiologische Studien konnten zeigen, dass Pilzesser (Speisepilze mit einbezogen) ein geringeres Krebsrisiko haben als Menschen, die nur gelegentlich auf ein Pilzmenü zurückgreifen. Cancer Research UK hatte sich mit diesem Thema schon vor Jahren auseinander gesetzt ( https://info.cancerresearchuk.org/news/archive/pressrelease/2002-08-18-mushrooms-may-work-wonders-in-cancer-treatment-and-prevention).

Hier bemerken sie: „The average cancer death rate in the Prefecture was one in 600. But the rate dropped to one in 1000 among farmers who produced edible mushrooms“ (Die durchschnittliche Todesrate für Krebserkrankungen in der Präfektur (in Japan) lag bei 1 zu 600. Die Rate jedoch fiel auf 1 zu 1000 bei den Farmern, die Speisepilze züchteten).

Es ist interessant zu sehen, dass die Krebserkrankungen und deren Mortalität in Asien per se geringer zu sein scheinen. Laut Unterlagen von Cancer Research UK starben im Jahr 2009 über 156.000 Menschen in Großbritannien an Krebs. Das ist bei einer Bevölkerung von knapp über 62 Millionen ein Verhältnis von 1 zu 400 (gegenüber 1 zu 600 bei der japanischen Bevölkerung ohne Pilze).

Noch interessanter erscheint die Beobachtung, dass selbst die günstigeren Bedingungen bzw. das geringere Krebsrisiko durch eine langfristige Einnahme von Speisepilzen verbessert werden kann. Untersuchungen über diesbezügliche Effekte bei Heilpilzen liegen (leider) noch nicht vor. Wenn Speisepilze eine günstige Ausgangslage verbessern können, dann müssten Heilpilze einen noch profunderen Effekt zu Tage bringen.

Vom Krankenbett auf die Rennbahn

Heilpilze haben aber nicht nur was mit Krankheiten zu tun, die sie heilen oder verhüten. Einige der Heilpilze scheinen so gut zu funktionieren, dass sie selbst bei austrainierten Menschen noch zu einer Optimierung von Leistungen führen können. Dies ist für eine Reihe von Heilpilzen unter wissenschaftlicher Beobachtung an Tiermodellen demonstriert worden. Aber auch Rennpferde sind mit z.B. Cordyceps versorgt worden, was zu einer physischen Leistungssteigerung und zu einer verbesserten mentalen Leistungsbereitschaft führte.

Furore machte die chinesische Nationalmannschaft der Leichtathletinnen 1993. Die Frauenmannschaft brach damals 5 Weltrekorde im Langlauf bei dem nationalen Wettbewerb in Peking. Die Mannschaft geriet damals in den Verdacht, unzulässige Dopingmittel eingenommen zu haben. Der Trainer der Mannschaft jedoch erklärte, dass die Sportlerinnen auf seine Anweisung hin Cordyceps täglich einnahmen.

Die Angaben wurden allerdings weitestgehend angezweifelt und auf Dopingmaßnahmen zurückgeführt. Die Labortests der Wissenschaftler, die gezeigt hatten, dass Mäuse Leistungssteigerungen nach Einnahme von Heilpilzen verzeichneten, sind dagegen jedoch als abgesichert anzusehen und frei von Dopingversuchen. Das gleiche gilt auch für die Berichte von Rennpferden und deren Leistungssteigerung nach Cordycepseinnahme.

Achtung Heilpilze?!

Bei der Einnahme von Heilpilzen gibt es einige Hinweise zu berücksichtigen. Pilze sind potente Entgifter, was für unseren Organismus eine besonders erwünschte Eigenschaft ist. Aber sie entgiften nicht nur unseren Organismus, sondern saugen gierig schon zu „Lebzeiten“ Verunreinigungen in der Luft, im Boden und Wasser in sich auf. Damit könnte ein Heilpilz schon auf dem Ladentisch mit Schwermetallen und Giften aller Art vorbelastet sein, je nachdem wo er gezüchtet wird.

Optimal sind Züchtungen in einem sterilen Treibhaus. Leider werden die meisten Pilze in China z.B. im Freiland gezüchtet und weisen damit schon einen bedingten Grad an Verunreinigungen auf. Pilzzuchten im Freiland in der Nähe von industriellen Anlagen sind in der Regel stark belastet, so dass ein Verzehr nicht zu empfehlen ist.

Es gibt immer wieder die Frage, was denn nun besser ist: Extrakt oder frischer, ganzer Pilz? Der frische Pilz ist bis zu einem gewissen Grad eine „Mogelpackung“, denn er enthält zwischen 75 und 92 Prozent Wasser. Dafür gibt es aber reichlich Ballaststoffe, die für die Darmflora als Präbiotika dienlich sind. Falls aber die Notwendigkeit vorliegt, die eigentlichen Wirksubstanzen konzentriert einzunehmen, dann empfiehlt sich ein Extrakt.

Denn die gleiche Menge an Wirkstoff über den ganzen Pilz aufzunehmen, überfordert den Magen. Extrakte werden in der Regel in einem Verhältnis von 1 zu 20 aus dem frischen Pilz gewonnen (20 kg frischer Pilz ergeben 1 kg Extrakt). Die Extraktionsverfahren benützen entweder heißes Wasser oder Äthanol. Nachteil dieser Extraktionsverfahren ist, dass das heiße Wasser nur die wasserlöslichen Bestandteile extrahiert, der Äthanol nur die fettlöslichen.

Es gibt mittlerweile auch Hersteller, die ihre Extrakte herstellen, indem sie nur das Wasser und die Ballaststoffe entfernen. Danach sind diese Extrakte ebenfalls in einem Verhältnis von 1 zu 20 konzentriert. Es mag schade um die Ballaststoffe sein, aber für therapeutische Zwecke sind sie weniger entscheidend. Hier kommt es auf hohe Wirkstoffkonzentrationen an, die man mit den ganzen Pilzen aufgrund der einzunehmenden Menge kaum erreichen kann.

Gibt es Nebenwirkungen?

Heilpilze sind nebenwirkungsarm. Überdosierungen gibt es nicht, so dass man gerade zu Beginn einer Pilzeinnahme höhere Dosen einnehmen kann und sollte, um möglichst rasch eine Sättigung des Organismus mit den Wirkstoffen des Pilzes zu erreichen. Die Einnahme ist optimal auf einen nüchternen Magen, da die Resorption der Wirkstoffe unbeeinträchtigt von anderen Nährstoffen ablaufen kann. Es kann anfänglich zu leichten Problemen kommen, da die Heilpilze rasch mit der Entgiftung von Gewebe beginnen.

Die schwächsten Gewebe bzw. Organe reagieren dann am deutlichsten. Diese Beobachtung wurde von der traditionellen chinesischen Medizin als ein diagnostisches Mittel angewandt, um das erkrankte Organ und seine Meridiane zu identifizieren. Heute wird dieser Effekt als „Scanningeffekt“ bezeichnet, der nach wenigen Stunden bis Tagen abgelaufen ist. Sollten die Scanningeffekte allerdings besonders unangenehm sein, dann empfiehlt es sich, die Anfangsdosis zu verringern (halbieren).

Beitragsbild: Fotolia.com – C. siamphoto

Bitte teilen Sie diesen Beitrag. Vielen Dank!

Das könnte Sie auch interessieren: