Bevor ich zu den überzeugenden Wirkungen der Heilpilze auf den Darm, die Darmflora, Leaky-Gut-Syndrom und Bauchspeicheldrüsenentzündung komme, vorab ein paar Worte zu den Heilpilzen im Allgemeinen.
Zum Beispiel sollten Sie dies wissen: Heilpilze stehen auf der Abschussliste der Pharmaindustrie. Dazu berichtete ich bereits im Jahr 2012.
Weitere Beiträge zu diesen interessanten „Geschöpfen“ (taxonomisch sind sie weder Pflanzen noch Tiere, sondern bilden vielmehr ein eigenes Reich) und speziell zu ihrem prominentesten Vertreter, Ganoderma lucidum oder Reishi, können Sie in folgenden von mir veröffentlichten Beiträgen nachlesen:
- Sind Vitalpilze als Arzneimittel zu betrachten?
- Heilpilze – Heilung durch Pilze?(Mykotherapie)
- Ganoderma lucidum – Ein Heilpilz mit universellen Wirkstoffen
- Universelles Heilmittel aus Asien: der Reishi-Pilz
Vor allem der zuletzt genannte Beitrag geht einmal etwas ausführlicher auf die Studienlage zu diesem Heilpilz ein.
Abb.1: Es ist fast kaum zu glauben, wie gut dieser Pilz dokumentiert ist aufgrund von wissenschaftlichen Untersuchungen. Damit wäre umso weniger zu verstehen, warum ein so gut dokumentierter Heilpilz einer Verordnung zum Opfer fallen soll, wenn hier nicht die „Wissenschaft“, sondern nur das kommerzielle Interesse an der Beseitigung von potenter Konkurrenz im Mittelpunkt steht!
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Oder mit anderen Worten: Aus wissenschaftlicher Sicht gibt es absolut keinen Grund für eine „Abschussliste“, zudem dieser Pilz seit fast 2000 Jahren in der TCM zum Einsatz kommt!
Einfluss auf die Darmbarriere (Leaky-Gut)
Für die Wissenschaft ist dies aber kein Grund, die Hände in den Schoß zu legen und den Pilz als „erledigt“ zu betrachten. Vielmehr scheint man hier kräftig weiter zu forschen und noch mehr „Geheimnisse“ aus dem Heilpilz hervorlocken zu wollen. So auch eine ganz neue Studie aus dem Mutterland der TCM: Effects of polysaccharide from mycelia of Ganoderma lucidum on intestinal barrier functions of rats.
Diese Arbeit untersuchte den Barriereeffekt im Darm von Ratten. Den Barriereeffekt, und was es damit auf sich hat, hatte ich in „Die Bedeutung der Darmflora“ beschrieben. Eine weitere Barriere im Darm ist die Schleimhaut, die Pathogene und unerwünschte Stoffe an einer Aufnahme in den Organismus hindert. Ist diese Barrierefunktion in Mitleidenschaft gezogen, dann kann es zu immunologischen Reaktionen kommen, wie Entzündungen im Darm. Ein bekanntes Syndrom ist hier das Leaky-Gut-Syndrom, bei dem die Schleimhaut so „durchlöchert“ ist, dass unverdaute Nährstoffe, Bakterien und Toxine fast unverändert in den Blutkreislauf beziehungsweise in die erste Leberpassage geraten können.
Die chinesischen Wissenschaftler untersuchten in der vorliegenden Studie aus dem Mycelium von Ganoderma isolierte Polysaccharide, die oral 100 mg/kg Körpergewicht über den Zeitraum von 21 Tagen gegeben wurden. Untersucht wurde die Barrierefunktionen der Darmschleimhäute der Tiere, die mechanische Barriereleistung, die immunologische Barriere und die biologische Barrierefunktion der Schleimhäute.
Resultate: Die Polysaccharide erhöhten signifikant Occludin (ein Protein, das an der Bildung von Tight Junctions beteiligt ist und Zwischenräume zwischen Zellen, in diesem Fall Epithelzellen der Schleimhaut, abdichtet und somit vor dem Austrocknen schützt), NF-kB (ein Transkriptionsfaktor und bedeutsam bei der Immunantwort; wirkt entzündungsfördernd) und Immunglobulin A im Ileum.
Interleukin 2 (ein Zytokin, das Makrophagen aktiviert und bei Infektionen aktiviert wird), Interleukin 4 (Zytokin, das die Produktion von Th1-Zellen, Interferon, Makrophagen etc. bremst und entzündungshemmende Eigenschaften hat) und Interferon-gamma wurden erhöht. Diamin-Oxidase (DAO – ein Enzym, das Histamin und biogene Amine abbaut. Ein Mangel bewirkt eine Histamin-Intoleranz) wurde gesenkt.
Die Ratten, die die Ganoderma-Polysaccharide erhielten, zeigten im Vergleich zu einer Kontrollgruppe ohne Ganoderma eine deutlich höhere Vielfalt an Mikroorganismen im Darm.
Die Polysaccharide schienen zudem in der Lage zu sein, die Populationen von unerwünschten Firmicutes zu dezimieren und erwünschte Bacteroides zu fördern.
Die Autoren schlossen aus ihren Beobachtungen, dass die Polysaccharide von Ganoderma Mycelium in der Lage sind, Schäden in der Barrierefunktion der Darmschleimhäute zu beheben und zu regulieren.
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Einfluss auf Bauchspeicheldrüsenentzündung
Eine nur wenige Wochen zuvor veröffentlichte Ratten-Studie untersuchte den Einfluss von Ganoderma Polysacchariden auf eine chronisch verlaufende Entzündung der Bauchspeicheldrüse (Pankreatitis) und den Einfluss auf die Zusammensetzung der Darmflora: Effects of Ganoderma lucidum polysaccharides on chronic pancreatitis and intestinal microbiota in mice.
Die Gabe der Polysaccharide, so berichten die Autoren, verbesserte signifikant die Pankreatitis der Tiere durch die Senkung von Lipase, Interferon-gamma, TNF-alpha und durch eine signifikante Anhebung von SOD (Superoxid-Dismutase) und den gesamten anti-oxidativen Aktivitäten.
Des Weiteren zeigte sich, dass die Gabe der Polysaccharide zu einer deutlichen Veränderung von Zusammensetzung und Vielfalt der Darmflora führte. Es kam zu einer relativen Zunahme von Firmicutes und einer Abnahme von Bacteroides Stämmen. Auf dem Gattungs-Level zeigte sich unter den Polysacchariden eine Zunahme von nützlichen Bakterien wie Milchsäurebakterien, Roseburia und Lachnospiraceae.
Die Autoren schlossen aus ihren Beobachtungen, dass die Polysaccharide von Ganoderma Mycelium ein mögliches therapeutisches Potential haben bei der Vorbeugung und Behandlung einer chronischen Pankreatitis, welches auf einer vorteilhaften Veränderung der Darmflora beruht.
Fazit
Die Polysaccharide von Ganoderma lucidum haben bislang noch keine nähere Untersuchung in Bezug auf die Wirkungen auf den Gastrointestinaltrakt erfahren. Diese beiden Arbeiten zeigen, dass der Heilpilz hier Wirkungen zu haben scheint, die man sonst eher von einem Probiotikum erwartet.
Besonders auffallend ist die Fähigkeit der Polysaccharide, die Zusammensetzung und Vielfalt der Darmflora zu verändern. Dabei kommt es zum Teil zu sogar gegenläufigen Effekten. Ob dies physiologische Anpassungen an die Bedürfnisse des Organismus im gegebenen Krankheitsstadium sind, ist nur zu vermuten. In beiden Fällen wurden von den Autoren Verbesserungen der jeweils untersuchten Störungen beobachtet.
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