Diät

Die Diät von HERBALIFE

Erfahrungen aus der Naturheilpraxis von René Gräber

René Gräber
René Gräber

Die Diät des US-Konzerns soll nicht nur beim Abnehmen helfen, sondern auch eine ausgewogene Ernährung sicherstellen. Fitness und Kosmetik sind daher weitere Zielgebiete des Geschäfts. Dafür bietet HERBALIFE eine breite und bunte Palette von überteuerten und teils überzuckerten Instant-Produkten und Pillen. Das Marketing ist dabei ziemlich “proaktiv”, macht Kunden gleich zu neuen Händlern und bezahlt hochkarätige Prominente als Werbeträger (z. B. Christiano Ronaldo: “CR7 wertet sein Spiel mit Elite-Ernährung auf”). Die einzelnen Produkte sowie die Bezeichnungen “Formula 1, 2, 3, 4” sind den nationalen Märkten angepasst.

Im Mittelpunkt der Diät stehen die “Shakes”, die für eine selbst festgelegte Zeitspanne einzelne Tagesmahlzeiten ersetzen sollen. Wer das macht, nimmt ab, weil ein Glas des angerührten Pulver-Drinks weniger Kalorien bringt als eine normale Mahlzeit.

Trotzdem ist der Zuckeranteil in vielen Shakes mit 25 % viel zu hoch. Einige der Präparate enthalten allerdings Zuckersatz wie Inulin und künstliche Süßstoffe, die aber bekanntlich auch “nicht ohne” sind.

Den Eiweißbedarf sollen Soja- und Milch-Pulver sowie extrahierte Milch-Proteine decken. Leinsamen-Pulver und Maiskleie dienen als Ballaststoffe und natürliche Aromen in Form von Frucht- oder Gemüse-Pulver als “Topping” für das “Geschmackserlebnis”. Zusätzlich sind in den Shake-Präparaten wechselnde Anteile von Vitaminen und Spurenelementen enthalten.

Supplemente gibt es trotzdem noch oben drauf: Vitalstoffe können mit einer ganzen Reihe von Brausetabletten und Presslingen ergänzt werden. Und weil genug zu Trinken zur Diät gehört, soll der Abnehmer und Abnehmende dem Konzern den Instant-Tee auch noch abnehmen. Man ahnt: Der Spaß wird teuer.

In der Tat sind die Tees so ziemlich das Teuerste im Programm. So kostet die 50-Gramm-Dose Kräutertee-Pulver 33 Euro (660 Euro pro Kilo, Stand 2021). Das kann aber auch rund 2 Monate reichen, wenn man vorschriftsmäßig einen halben Teelöffel pro Tasse nimmt.

Mehr sollte es wirklich nicht sein, denn zum Beispiel das Kräutertee-Pulver besteht zu 25 % aus Zucker. Doch zu einem ähnlichen Preis gibt es aber auch praktisch kalorienfreie Tees.

Eine kleine Auswahl der Produkte

Zu den Shakes, die eine “Mahlzeit” darstellen sollen, gehört die Formula 1 in verschiedenen Geschmacks-Varianten wie “Erdbeer”, “Himbeer” oder “Caffe latte”. Die Pulvernahrung soll vom Kunden mit Magermilch angerührt werden und kostet rund 90 Euro pro Kilo.

Die “Nutrition Facts” für Formula 1 sind einigermaßen verwirrende Zahlenangaben, die bei einigen Amazon-Händlern überhaupt nicht stimmen können. Fest steht jedoch, dass die Pulver einen hohen Protein-Gehalt, aber leider auch zu viel Fructose enthalten. 10 % Ballaststoffe sind positiv zu bewerten, doch sind dies im Grunde billige Zutaten.

Daneben sind viele Vitamine und Spurenelemente zugemischt, die dann mit  “Formula 2” bald schon überdosiert werden. Diese “Multivitamin-Tabletten” kosten nochmal rund 50 Cent pro Stück. Dargeboten werden diverse Varianten wie “speziell für Frauen”.

Legt Herbalife sonst wert auf “Ohne Gen-Technik” und “Ohne Transfette” oder “Bio”, so sind in den Formula-2-Pillen einige kritische Zusatzstoffe enthalten. Dazu gehören Titandioxid und mikrokristalline Zellulose als Farb- und Füllstoffe für die Tabletten.

Formula 3 (“Personalized Protein Powder”) für den deutschen Markt ist ein weiteres Protein-Pulver, das allerdings mehr zur Aufstockung eines erhöhten Eiweißbedarfs in “Getränken, Soßen und Suppen” untergemischt werden soll. Wer im Internet nach Herbalife-Produkten sucht, stößt schnell auf Angebote des US-Marktes.

Dort ist “Formula 3” kein Eiweiß-Konzentrat, sondern ein “Cell-Activator”. Diese Kapseln (umgerechnet rund 40 Cent pro Stück) enthalten Antioxitantien und andere sekundäre Pflanzenstoffe wie Resveratrol und Granatapfel-Extrakt.

Irgendwann erkannten die Produkt-Entwickler bei Herbalife das “aufstrebende Image” der Ballaststoffe. Ohnehin hatten Wissenschaftler den zu geringen Gehalt der unverdaulichen Verdauungs-Helfer in den Herbalife-Artikeln kritisiert.

Nach Berechnungen der Forscher betrug der Ballaststoffgehalt nur 4 Gramm pro Tag. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt 30 Gramm täglich.

Nun erschienen zusätzlich spezielle Präparate mit Faserstoffen auf dem Markt. Und es musste wieder ein Instant-Präparat sein, das mit rund 160 Euro pro Kilo nicht gerade ein Schnäppchen ist. So viel kostet nämlich der “HERBALIFE Multi Ballaststoff Drink”.

Basis der Mixtur sind Fasern von Hafer, Äpfeln, Soja und anderen Pflanzen. Lichtblick ist hier, dass keine künstlichen Süßstoffe enthalten sind. Vergleichsweise günstig sind die “HERBALIFE Haferspelzen Komprimate” mit 15 Cent pro Stück.

Agile Markt-Strategien

Früher gab es bei Herbalife noch eine “Formula 4”. Das waren “Kräuterpresslinge”, die u.a. Algen, Vitamin C und Hopfen enthielten. Die Pillen sind aus dem Angebot verschwunden (außer vom Schweizer Markt), ebenso wie die Bezeichnung “Thermojetics” für aromatisierte Grün- und Schwarztees.

Zur Verwirrung des Verbrauchers trägt zudem bei, dass die Produkte teils zum Abnehmen, teils aber auch zum Zunehmen (bei Bodybuildern) angewendet werden sollen. Auch gegen Allergien und zur Linderung von Hautunreinheiten werden die Artikel gepriesen. Hier zeigt sich wiederum, wie geschickt Herbalife auf Bedürfnisse des Marktes reagiert.

Die ständigen Umbenennungen und neuen Produkt-Variationen sowie “regionalen Besonderheiten” sind Anpassungen an wechselnde Konsum-Moden. Dies und die teuren Soja-Pulver und Vitalstoffe machen klar: Hier wird Geld gescheffelt. Dabei helfen Herbalife-Kunden als neben- oder auch hauptberufliche Händler mit. Diese Verkaufs-Praxis weist Ähnlichkeiten mit den berüchtigten Schneeball-Systemen auf.

Das Diät-Programm

Das eine Herbalife-Programm gibt es wegen der vielfältigen Anwendungen nicht. Aber es gibt eine ganze Reihe von “Programmen” und das sind Produkt-Sets, mit deren Erwerb der Verbraucher “sparen” kann. Dazu gehören immer ein oder zwei Shakes und Vitamin-Pillen oder Ballaststoff-Presslingen, Kräutertees und so weiter.

Die Zusammenstellungen mit 3 oder 4 Artikeln kosten zwischen rund 100 und 170 Euro. Einzeln gekauft wären die Präparate insgesamt rund 20 bis 30 Euro teurer. Trotz Rabatt blättert der Verbraucher für einen “Herbalife-Monat” 130 bis 200 Euro hin.

Wissenschaftliche Studien gehören auch zum Marketing

Eine Studie der Ulmer Forschergruppe um Frau Dr. Flechtner-Mors untersuchte 2010 die Wirkung der proteinreichen Formula-Diät. Hierbei wurden 110 abnehmwillige Probanden zwölf Monate lang untersucht.

Die einen erhielten die Herbalife- Produkte, während eine andere Gruppe sich auf konventionelle Art proteinreich ernährte. Die Ergebnisse sind auf den ersten Blick sehr vielversprechend, da beide Gruppen ihr Gewicht reduzieren konnten, wobei die Wirkung durch Herbalife wesentlich stärker ausfiel.

Allerdings haben fast die Hälfte der Probanden ihre Herbalife-Diät nicht bis zum Ende durchgehalten (43 Prozent Absprungrate). Die Wissenschaftlerin, die selber für Herbalife International Deutschland GmbH tätig ist, zeichnete außerdem nicht auf, ob die Teilnehmer beispielsweise gleichzeitig ihre sportlichen Aktivitäten änderten und ob das reduzierte Gewicht auf Dauer gehalten wurde (www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/20578205).

Zahlreiche Mediziner und Ernährungswissenschaftlicher meinen, dass es wenig empfehlenswert sei, mit Herbalife abnehmen zu wollen.

Denn es erfolgt hier keine wirkliche Ernährungsumstellung und keine Änderung des Körperbewegungsverhaltens. Eine Abnehmwirkung ist somit höchstens kurzzeitig möglich – für eine langfristige wäre eine dauerhafte Umstellung der Ernährung unerlässlich. Ein Eintreten des Jo-Jo-Effekts ist wahrscheinlich.

Eine Studie warnt vor Herbalife

In den vergangenen Jahren kam es immer wieder zu vereinzelten Berichten über teils dramatisch verlaufenden Leberschädigungen in Zusammenhang mit den Nahrungsergänzungsmitteln von Herbalife (www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/17692989). Grund für die toxische Wirkung der Präparate könnte der zum Teil sehr hohe Anteil von Fructose sein. Daher ist Person, die an Lebererkrankungen leiden, eine Diät mit Herbalife-Produkten dringend abzuraten.

Meine Meinung: Die hohen Kosten für das Herbalife-Programm stehen auch in geringer Relation zu den vielfach eher bescheidenen Wirkung der Produkte.

Eine Kollegin von mir (die sich intensiv mit den Herbalife-Produkten beschäftigte) meinte zur Herbalifediät:

“Im Übrigen steht zu befürchten, dass durch die längere Einnahme der Trockenpräparate der Spaß am Essen und damit die Lebensfreude auf der Strecke bleiben, sodass mit der natürlichen Gegenreaktion des Körpers (Heißhunger auf “richtiges” Essen) zu rechnen ist.”

Wer mit Herbalife Muskelmasse aufbauen will, kommt leicht in den Bereich einer nierenschädlichen Überernährung mit Eiweißen. Als kritisch erweist sich dann auch der hohe Zuckergehalt einiger Produkte. Zudem sind in manchen Herbalife-Artikeln umstrittene Zusatzstoffe enthalten. Doch hier besteht berechtigte Hoffnung, dass die Produkt-Entwickler diese Ingedienzien verbannen, wenn der Markt es “fordert”. Am Label “Frei von Gen-Technik” sind bei so viel Sojamehl Zweifel angebracht.

Fazit

Herbalife ist vor allem Eines: zu teuer. Pillen und Instant-Kost sind keine angemessene Diät, weder zum Ab-, noch zum Zunehmen. Und schon gar keine optimale Ernährung oder zuträgliche kosmetische Maßnahme!

Eine gesunde Ernährung sieht ganz bestimmt anders aus.

Dennoch will ich nicht unerwähnt lassen, dass mir durchaus Patienten bekannt sind, die mit Herbalife abnehmen wollten und dies auch geschafft haben und mit den Produkten mehr als zufrieden sind.

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Dieser Beitrag wurde letztmalig am 17.01.2021 aktualisiert.

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