Bierhefe: Das vergessene Natur-Superfood – Wirkung, Anwendung & Risiken

Bierhefeflocken im Holzlöffel mit Bierhefe-Tabletten, Weizenähren, Glas Wasser, Brokkoli und Karotte auf Holztisch

Während die Industrie ständig neue Schönheits- und Gesundheitsprodukte anpreist, gibt es Naturstoffe, die seit Jahrhunderten wirken – ganz ohne Marketing-Hype. Bierhefe (Saccharomyces cerevisiae) gehört dazu. Ursprünglich ein Nebenprodukt des Bierbrauens, wird sie heute gezielt als Nahrungsergänzung in Form von Tabletten, Pulver oder Flocken genutzt.

Nährstoffpaket in Reinform

Bierhefe ist reich an:

  • Essentiellen Aminosäuren – Bausteine für Muskeln, Gewebe und Enzyme.
  • Vitaminen – vor allem die B-Vitamine (B1, B2, B3, B5, B6, B9, B12) sowie Biotin (H) und Vitamin E, die Energiestoffwechsel, Nervenfunktion und Hautgesundheit unterstützen.
  • Mineralstoffen und Spurenelementen – Zink, Magnesium, Kalium, Phosphor, Schwefel, Kupfer u. a., wichtig für Immunsystem, Hormonproduktion und Enzymfunktionen.

Für wen Bierhefe besonders interessant ist

  • Menschen mit erhöhtem Nährstoffbedarf – etwa bei Stress, Rekonvaleszenz oder unausgewogener Ernährung.
  • Sportler – zusätzlicher Bedarf an B-Vitaminen, Mineralstoffen und Eiweiß.
  • Haut-, Haar- und Nagelpflege von innen – durch Biotin- und B-Vitamin-Gehalt.
  • Unterstützung des Stoffwechsels – kann Energie und Verdauung positiv beeinflussen.

Schon im 16. Jahrhundert schätzte man Bierhefe als kräftigendes Schönheitsmittel – heute erlebt sie ein stilles Comeback als natürliche Rundumversorgung.

Verträglichkeit und mögliche Nachteile

Bierhefe ist zwar ein Naturprodukt, aber nicht für jeden ideal:

  • Empfindliche Verdauung: kann Blähungen oder Bauchschmerzen verursachen.
  • Histaminintoleranz oder Pilzallergie: Risiko für Unverträglichkeitsreaktionen.
  • Gicht / erhöhte Harnsäure: purinreich, daher nur nach Rücksprache mit dem Arzt.
  • Wechselwirkungen: kann die Wirkung bestimmter Medikamente (z. B. MAO-Hemmer, Antimykotika) beeinflussen.
  • Immunschwäche: lebende Hefe sollte hier gemieden werden.

Qualität und Anwendung

  • Formen: Tabletten, Kapseln, Flocken, Pulver.
  • Geschmack: entbitterte Bierhefe ist milder, nicht entbitterte enthält meist das volle Spektrum.
  • Dosierung: meist 3–5 g täglich, am besten zu den Mahlzeiten.
  • Bio-Qualität bevorzugen, um Zusatzstoffe oder Rückstände zu vermeiden.

Bierhefe ist kein Wundermittel – ihre Wirkung entfaltet sich bei regelmäßiger Einnahme über Wochen. Wer sie verträgt, erhält jedoch ein außergewöhnlich dichtes Paket an Nährstoffen, das moderne „Powerkapseln“ oft übertrifft.

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Wer es genauer wissen möchte, findet in der medizinischen Literatur eine Reihe interessanter Untersuchungen – vor allem zu den Effekten auf Darmflora, Verdauung und Immunsystem.
Besonders spannend: Ein naher Verwandter der Bierhefe, Saccharomyces boulardii, wird seit Jahren in Studien als Probiotikum getestet. Viele Ergebnisse lassen sich direkt auf die klassische Bierhefe (Saccharomyces cerevisiae) übertragen.

Im Folgenden ein Überblick über die wichtigsten Studien und deren Ergebnisse – von klinischen Anwendungen bei akuten Durchfällen bis hin zu Laboruntersuchungen zur Stärkung der Darmbarriere.

Los geht´s…

Studien und Untersuchungen

Im Jahr 2005 wurde eine Studie veröffentlicht, die den Einfluss eines sehr nahen Verwandten der Bierhefe auf Durchfälle bei Kindern untersuchte. Saccharomyces boulardii und Saccharomyces cerevisiae werden in der Literatur durchgängig als praktisch identische Hefesorten diskutiert, so dass die durch die Studien gewonnenen Ergebnisse auf die Bierhefe übertragen werden können.

1. “Effects of Saccharomyces boulardii in children with acute diarrhoea.” Kurugöl Z, Koturoglu G. Department of Paediatrics, Faculty of Medicine, Ege University, Izmir, Turkey.

Die Idee der Studie war, dass Probiotika, wie Lactobacillus rhamnosus GG, einen bedeutenden klinischen Effekt bei der Behandlung von Durchfall bei Kindern gezeigt haben. Aber dagegen gab es praktisch kaum Untersuchungen, die den Effekt von Bierhefe auf Durchfälle untersucht hätte.

So wurden 200 Kinder per Zufallsauswahl in zwei Gruppen aufgeteilt. Eine Gruppe erhielt S. boulardii (Bierhefe) in granulierter Form, 250 mg pro Tag. Die andere Gruppe erhielt ein Plazebo. Die Behandlung dauerte insgesamt 5 Tage. Es wurde darauf geachtet, dass die klinischen und demographischen Eigenschaften bei beiden Gruppen vergleichbar waren.

Als Resultat konnte nach 5 Tagen festgehalten werden, dass die durchschnittliche Stuhlfrequenz schon nach dem zweiten Tag der Behandlung deutlich niedriger in der Bierhefe-Gruppe war als in der Plazebo-Gruppe. Die Dauer der Durchfälle war in der Verum-Gruppe signifikant verkürzt. Der Effekt auf wässrigen Durchfall wurde ebenfalls nach dem zweiten Behandlungstag deutlich. Der Krankenhausaufenthalt war in der Bierhefe-Gruppe ebenfalls deutlich kürzer als in der Plazebo-Gruppe. Vier Kinder der Plazebo-Gruppe zeigten keine Verbesserung des Krankheitsbildes. In der Verum-Gruppe war es nur ein Kind.

Die Autoren schlossen aus ihren Beobachtungen, dass Bierhefe ein sehr gutes Behandlungskonzept bei akuten Durchfällen bei Kindern darstellt.

Eine retrospektive Literaturstudie aus dem Jahr 2007 untersuchte Daten aus vorangegangenen Studien zur Frage, inwieweit eine durch Antibiotika ausgelöste Diarrhöe bei Kindern per Probiotika-Gabe beeinflusst werden kann. Leider kam die Studie nicht zu sehr zwingenden Ergebnissen, teilweise auch bedingt durch ihren retrospektiven Charakter. Ein weiterer begrenzender Effekt war, dass nur 10 Studien gefunden wurden, die die Probiotika als Behandlungskonzept bei antibiotikabedingten Durchfällen bei Kindern einsetzten und untersuchten. Allerdings zeichnete sich ein Bild ab, das den Probiotika, inklusive Bierhefe, einen günstigen Einfluss bei der Behandlung von solchen Durchfällen bescheinigte.

Was bislang fast ausschließlich für Kinder gezeigt werden konnte, fasste eine retrospektive Studie (Meta-Analyse) 2008 für Erwachsene zusammen. Auch hier zeigten die für die Kinder so vorteilhaften Probiotika den gleichen positiven Effekt bei einer antibiotikainduzierten Diarrhöe bei Erwachsenen. Die Autoren bemerkten dazu, dass das Phänomen des Antibiotika-Durchfalls mit 25 % in Krankenhäusern kein seltenes Phänomen ist. Hier helfen dann Probiotika, die die Darmflora restaurieren helfen und andere Darmparameter günstig beeinflussen. Aber auch hier konnten nur 5 Studien gefunden werden, die sich dieses Themas annahmen bzw. die diese Beobachtung als “Nebenprodukt” zeigten.

Eine kleine Studie, die den Effekt zu erklären versuchte, wurde 2006 veröffentlicht.

2. “Influence of oral intake of Saccharomyces boulardii on Escherichia coli in enteric flora.” Akil et al. Department of Pediatric Nephrology, Celal Bayar University, Manisa, Turkey.

Wenn man davon ausgeht, dass die bakterielle Besiedlung des Darms 95 Prozent der Gesamtmenge der Körperzellen des menschlichen Organismus ausmacht, dann kann man sich leicht ausmalen, wie wichtig diese 95 Prozent für unseren Organismus sind. Diese 95 Prozent nämlich werden beeinflusst durch Ernährung und Veränderungen in der Nahrung. Die meisten Harnwegsinfekte werden nach schulmedizinischer Lehrmeinung bedingt bzw. verursacht durch aufsteigende Infektionen aus dem Darmbereich. Mit der offensichtlichen Bedeutung der Darmflora für unseren Organismus wollte diese Studie herausfinden, welchen Einfluss eine orale Bierhefe-Gabe auf die Anzahl an Escherichia coli (E. coli) ausübte. E. coli ist bekannt dafür, dass eine zu hohe Dichte Durchfälle und andere gastrointestinale Beschwerden auslöst.

Die Studie wurde mit 14 Jungen und 10 Mädchen im Alter von 36 bis 192 Monaten (Durchschnitt 104 Monate) durchgeführt. Eingesetzt wurde eine kommerziell erhältliche Kapsel, die 5 Milliarden kolonieformierende Einheiten S. boulardii (Bierhefe) enthielt. Diese Kapsel wurde einmal täglich gegeben für die Dauer von 5 Tagen. Die Zahl an E. coli und Hefekolonien wurde im Stuhl der Probanden vor und nach der Kapsel-Gabe gemessen. Vor der Behandlung betrugen die E. coli Kolonien 384.625. Nach der Behandlung sank dieser Wert deutlich ab auf 6.283. S. boulardii wurde vor der Behandlung nicht im Stuhl entdeckt. Nach der Behandlung wurden 11.047 Kolonien gemessen. Diese Beobachtungen lassen den Schluss zu, dass der durchfallbremsende Effekt auf eine Verminderung von zu hohen E. coli Kolonien zurückzuführen ist. Es bleibt aber noch zu erörtern, ob Bierhefe nicht vielleicht auch in der Lage ist, andere unvorteilhafte Mikroorganismen im Darm zu reduzieren.

2010 zeigte eine Studie an Mäusen, dass Bierhefe noch mehr zu können scheint:

3. “Saccharomyces cerevisiae strain UFMG 905 protects against bacterial translocation, preserves gut barrier integrity and stimulates the immune system in a murine intestinal obstruction model.” Generoso et al. Departamento De Análises Clínicas e Toxicológicas, Faculdade de Farmácia, Universidade Federal de Minas Gerais, Belo Horizonte, Brazil.

Diese Untersuchung an Mäusen offenbarte, dass abgetötete und lebende Bierhefezellen in der Lage waren, die Aufnahme von schädlichen Bakterien, speziell E. coli, durch die Darmwand zu verhindern. Die Behandlung mit Bierhefe, tot oder lebendig, stabilisierte die Darmbarriere und verhinderte somit die Aufnahme von unerwünschten Organismen. Eine Erhöhung von Interleukin-10 fand bei beiden Formen statt, aber nur die Lebendform erzeugte auch eine Erhöhung von IgA-Antikörpern. Diese Ergebnisse zeigen, dass Bierhefe neben seiner darmstabilisierenden Wirkung auch das Immunsystem positiv beeinflusst.

2003 untersuchte ein Team die Frage, was passiert, wenn man Bierhefe frühgeborenen Babies verabreicht:

4. “Enteral feeding of premature infants with Saccharomyces boulardii.” Costalos et al. Department of Neonatal Medicine, Alexandra Hospital Athens, Greece.

Die Idee war, dass Bierhefe (Saccharomyces boulardii) probiotisch wirkt und Polyamine produziert. Probiotika verhindern ein ausuferndes Wachstum von schädlichen Mikroorganismen im Magen-Darm-Trakt. Polyamine fördern die Darmentwicklung. So war das Ziel der Studie, zu erfahren, ob Bierhefe die Darmfunktion verbessert und Mikroorganismen im Darm kontrollieren kann.

Es wurden 87 gesunde Babies in die Studie aufgenommen, die in einem Gestationsalter von 28 bis 32 Wochen waren. Sie wurden zufallsbedingt aufgeteilt, um eine Standardformulierung für Frühgeborene zu bekommen, die entweder mit Bierhefe oder Maltodextrin angereichert wurde. Dieser Zusatz wurde für die Dauer von 30 Tagen gegeben. Beobachtungskriterien waren Verträglichkeit der Bierhefe und Gewichtszunahme, Stuhlprobenanalyse, D-Xylose Resorption im Darm und Fettausscheidungen im Stuhl.

Als Resultat zeigte sich, dass Bierhefe von diesen Babies gut toleriert wurde. Es gab keinen Unterschied im Gewichtszuwachs zwischen beiden Gruppen. Der E. coli- und Enterokokken-Gehalt der Stuhlproben war in der Bierhefe-Gruppe deutlich niedriger als in der Maltodextrin-Gruppe. Auf der anderen Seite war der Gehalt an Bifidobakterien und Staphylokokken in der Bierhefe-Gruppe deutlich höher. D-Xylose- und Fett-Resorption waren in beiden Gruppen gleich. Als Resultat hielten die Forscher fest, dass Bierhefe von diesen Babies gut toleriert wurde und die Darmflora insofern positiv von der Bierhefe beeinflusst wurde, als diese der Darmflora von gestillten Babies gleich.

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Häufige Fragen zu Bierhefe

  1. Was ist Bierhefe eigentlich und welche Formen kann man kaufen?
    Bierhefe (Saccharomyces cerevisiae) ist ein natürlicher Hefepilz, der traditionell beim Bierbrauen entsteht. Heute wird sie gezielt kultiviert und als Nahrungsergänzung in Tabletten-, Pulver- oder Flockenform angeboten.
  2. Welche Nährstoffe enthält Bierhefe?
    Bierhefe liefert alle essentiellen Aminosäuren, fast alle B-Vitamine (einschließlich Biotin), Vitamin E sowie Mineralstoffe und Spurenelemente wie Zink, Magnesium, Kalium und Kupfer.
  3. Wofür ist Bierhefe gut?
    Sie kann Haut, Haare und Nägel stärken, den Energiestoffwechsel und das Immunsystem unterstützen sowie zur Darmgesundheit beitragen. Manche nutzen sie auch als natürliche Ergänzung in Diäten oder beim Sport.
  4. Wie nimmt man Bierhefe ein?
    Die gängige Dosierung liegt bei 3–5 g täglich, am besten zu den Mahlzeiten. Sie ist als Tabletten, Kapseln, Pulver oder Flocken erhältlich.
  5. Wer sollte Bierhefe nicht nehmen?
    Personen mit Histaminintoleranz, Pilzallergie, Gicht oder geschwächtem Immunsystem sollten Bierhefe meiden oder vorab ärztlichen Rat einholen.
  6. Gibt es Nebenwirkungen?
    Bei empfindlichen Menschen kann Bierhefe Blähungen, Bauchschmerzen oder Hautreaktionen auslösen. Wechselwirkungen mit bestimmten Medikamenten sind möglich.
  7. Ist Bierhefe für Veganer geeignet?
    Ja – allerdings wird Vitamin B12 in Bierhefe meist zugesetzt, da sie es nicht in relevanter Menge selbst produziert.

Dieser Beitrag wurde letztmalig am 15.8.2025 umfassend ergänzt und überarbeitet.

Beitragsbild: 123rf.com – PAPAN SAENKUTRUEANG

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