Diät

FODMAP – die Diät gegen das Reizdarm-Syndrom?

Erfahrungen aus der Naturheilpraxis von René Gräber

René Gräber
René Gräber

Als ich 2013 von der FODMAP-Diät las, konnte ich mit diesem Wort wenig anfangen und war deshalb gespannt, welche revolutionierende Substanz mit dieser Diät angeboten wird, auf deren allein heiligmachender Basis diese Diät endlich „wirklich“ funktioniert.

Beim Studieren der Webseite (FODMAP Kategorien › Fodmap – Diät bei Reizdarm und anderen Verdauungsproblemen) fiel mir dann auf, dass hier keine neuen Substanzen mit schlank machenden Eigenschaften angeboten werden. Besser noch, bei dieser Diät geht es überhaupt nicht ums Abnehmen. Es geht vielmehr um etwas vollkommen anderes, nämlich um Nahrungsmittelunverträglichkeiten und was Betroffene dagegen unternehmen können. Diese Wende macht die Webseite um einiges interessanter.

FODMAP

Bei diesem Wort handelt es sich um ein Akronym, das für „Fermentable Oligo-saccharides, Disaccharides, Monosaccharides and Polyols, auf Deutsch (ähnlich unaussprechlich): Fermentierbare Oligo-, Di-, Monosaccaride und Polyole“ steht. Wir haben es bei dieser Diät also mit vier Kategorien zu tun, die bei einem Reizdarm-Syndrom oder anderen Störungen des Verdauungstraktes zu vermeiden sind. Interessant sind hier die Lebensmittel in den einzelnen Kategorien, die von der Diät als „vermeidenswert“ eingestuft werden.

Bei den Oligosacchariden sind dies:

  • Weizen
  • Hülsenfrüchte, wie Bohnen, Erbsen, Linsen etc.
  • einige Gemüse, besonders Zwiebeln
  • Inulin und Fructoligosaccharide, die in den zumeist industriell gefertigten Nahrungsmitteln als Lebensmittelzusatzstoffe auftauchen.

Bei den Disacchariden scheint die Laktose einen zentralen Stellenwert einzunehmen. Somit empfehlen die Autoren die Vermeidung von allen Lebensmitteln, die in irgendeiner Form Milchzucker enthalten, also Milch, Magermilch, Käse und andere Milchprodukte.

Bei den Monosacchariden konzentrieren sich die Autoren „hauptsächlich auf Früchte“. Im Vordergrund steht hier die Fructose, die auch in der Liste der zu vermeidenden Lebensmittel auftaucht:

  • Äpfel
  • Honig
  • Zuckerschoten
  • Fructose

Ich würde Fructose keinesfalls als ein Lebensmittel ansehen. Fructose ist ein Energieträger für Pflanzen, der für unseren Organismus nicht nur praktisch bedeutungslos ist, sondern in hohen Mengen und über einen langen Zeitraum konsumiert außerordentlich schädliche Folgen hat: Fruchtzucker und Fruktose – alles andere als gesund…

Auch die Frage, ob Äpfel wirklich so problematisch sind (von Ausnahmen, die die Regel bestätigen, abgesehen), ist eine Überlegung wert. Denn das Gesunde an Obst ist nicht der in ihm enthaltene Fruchtzucker, sondern die reichlichen Mengen an Ballaststoffen, die unter anderem auch den Fruchtzucker binden und an der Resorption hindern.

Die vierte Kategorie sind Polyole (Zuckeralkohole). Darunter fallen Süßstoffe, wie Sorbit und Xylitol. Zu dem wenig überzeugenden gesundheitlichen Nutzen von Süßstoffen hatte ich bereits diese Beiträge geschrieben:

Die Liste in dieser Kategorie enthält wiederum einige Lebensmittel, die ich kaum in die Kategorie „Lebensmittel“ einzuordnen vermag, wie „Diät- und Light-Getränke“ und zuckerfreie Bonbons. Diese „Lebensmittel“ würde ich eher als Genussmittel einstufen, deren Konsum per se auf ein Minimum zu beschränken ist, vorausgesetzt man hat für seine eigene Gesundheit etwas übrig.

Die anderen Lebensmittel, Pfirsiche, Pflaumen, Pilze und Blumenkohl, sollen angeblich ebenfalls vermieden werden, da sie ein hohes Maß an Polyolen enthalten. Allerdings muss ich gestehen, dass ich zum ersten Mal lese/höre, dass Blumenkohl, Pilze etc. signifikante Mengen an Polyolen enthalten, die zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen führen. Bei den Diätgetränken und zuckerfreien Süßigkeiten dagegen ist dies keine Frage.

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FODMAP – die Zweite

Die Webseite fährt fort und gibt ein paar Listen mit Laktosewerten von Milchprodukten und sogenannten „Fodmap-Werten“ von Heißgetränken an. Diese Listen geben an, welche Nahrungsmittel aus Sicht der Webseite vermieden werden sollen und welche weniger bedenklich sind. Dieses eine relativ gute Hilfe, um die etwas fragwürdige Kategorisierung aus praktischer Sicht etwas besser zu verstehen und praktisch umzusetzen.

Ein besonders wichtiger Aspekt ist natürlich die Frage nach der praktischen Durchführung dieser Diät. Und hier stoßen wir auf die nächste Überraschung. Entgegen allen Gesetzen des Marketings betonen die Autoren, dass diese Diät keine (sogar fett gedruckt) Diät ist, die über einen längeren Zeitraum durchgeführt werden soll. Der Zeitraum sollte zwischen 6 und 8 Wochen liegen, in denen man sich allerdings „streng“ an die Vorgaben halten und Nahrungsmittel der Kategorie „High FODMAP“ vermeiden sollte.

Nach diesen 6-8 Wochen sollte man dann peu à peu die Nahrungsmittel, die man während der Diät vermieden hat, wieder zu sich nehmen. Die Nahrungsmittel, die sich dann als problematisch erweisen, kann man somit leicht identifizieren und in Zukunft vermeiden.
Die Webseite hält dann noch eine Reihe von Rezepten bereit, die sich für diese Diät eignen.

Der Fodmap-Haken?

An dieser Stelle warte ich immer noch auf das Killer-Produkt, das ich für teures Geld im Online-Shop erwerben muss. Der Shop der Webseite hält einige Produkte parat. Es handelt sich hier um Bücher und eine Reihe von Lebensmitteln, die die Fodmap-Diät unterstützen. Aber es wird zu keiner Zeit der Eindruck erweckt, dass Bücher und Lebensmittel unbedingt notwendig sind, um diese Diät erfolgreich durchzuführen. Dies empfinde ich als erfrischend ehrlich und damit als alles andere als uninteressant.

Auch der Hinweis, dass diese Diät nur für bestimmte Adressaten interessant ist (Reizdarmsyndrom, Lactoseintoleranz und gastrointestinale Störungen) und dass diese Diät zeitlich begrenzt durchzuführen ist, passen in dieses Bild.

FODMAPs rücken zunehmend in den Focus

Als ich die Informationen über die neu gekürte Stoffgruppe weiter verfolgte, stellte ich ein zunehmendes Interesse der Wissenschaftler fest. Inzwischen gibt es immer mehr Untersuchungen zu dem Thema.

Besonders wichtig erscheint mir in diesem Zusammenhang die “Frage des Brotes“. Die europäischen Getreidesorten sind ja nicht unumstritten, weil sie als “Zivilisations-Nahrung“ problematisch für die Gesundheit sind. Auch alle unsere Brote und Brötchen liefern FODMAPs in Hülle und Fülle. Doch das gilt offensichtlich nur dann, wenn sie nicht traditionell hergestellt sind.

Was ist denn nun an den modernen Produktions-Methoden wieder so Schlimmes? Schlimm vielleicht nicht, aber ungünstig ist zum Beispiel die beschleunigte Gehzeit des Teiges. Viele Bäckereien und Brotfabriken gönnen dem Teig nur eine Stunde, bevor er in den Ofen geschoben wird. Und zu diesem Zeitpunkt ist der Gehalt der FODMAPs auf dem Maximum. Das haben Forscher festgestellt und auch, dass die riskanten Verbindungen nach vier Stunden im gehenden Teig auf 10 % des frischen Getreides gesunken sind.

Die FODMAPs werden von den Hefen verdaut und so unschädlich gemacht. Das scheint auch ein Grund dafür zu sein, warum die Ursorten der Getreide als so gesund gelten. Betriebe, die Einkorn und Dinkel verarbeiten, genehmigen der Hefe meist auch eine längere Gehzeit. In den rohen Urkörner hingegen ist der Gehalt der FODMAPs  praktisch genauso hoch wie im Weizen, Roggen und Hafer.

Fazit

Auch wenn ich mit der Kategorisierung der Lebensmittel nicht zu 100 Prozent übereinstimme, ist diese Diät für Betroffene mit Reizdarmsyndrom und gastrointestinalen Störungen eine sehr interessante Alternative. Die Beispiele und die praktische Anleitung sind wertvolle Hilfen, um diese Diät erfolgreich durchzuführen.

Fazit vom Fazit: Ich bin sehr erfreut, dass es im Diät-Bereich noch echte Hilfen zu geben scheint.

Dieser Beitrag wurde am 12.03.2013 erstellt und letztmalig am 23.02.2021 aktualisiert.

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