Ernährung

Veganismus – Wo ist der Unterschied?

Erfahrungen aus der Naturheilpraxis von René Gräber

René Gräber
René Gräber

Veganismus ist eine Lebensweise, der eine ethische Einstellung zugrunde liegt, die den Gebrauch von Tieren und deren Produkten ablehnt. Damit wird klar, dass die Ernährung der Veganer strikt vegetarisch ausgerichtet ist.

Die vegane Ernährung lehnt demzufolge nicht nur jeglichen Konsum von Fleisch und Fisch ab, sondern erweitert die Skala der zu vermeidenden Nahrungsmittel auf Milch, Eier jeder Art, Käse, Gelatine, Honig und andere tierische Produkte.

Aber nicht nur bei den Nahrungsmitteln wird auf strenge Tierproduktfreiheit geachtet. Veganer vermeiden ebenso das Tragen von Kleidung, die aus tierischen Produkten stammt, wie Wolle und Leder. Kosmetika, Medikamente, Waschmittel, Putzmittel, Farben, Kleber und auch Produkte, die nicht aus tierischem Material herrühren, für die aber Tierversuche durchgeführt worden sind, fallen ebenso unter den veganischen Bann.

Geschichtliches

Donald Watson, ein englischer Vegetarier, trennte sich 1944 von der englischen Vegetarian Society und gründete seine eigene Vegan Society. Sein Verständnis von Vegetarismus bestand in dem totalen Verzicht auf alles Tierische, direkt und indirekt.

Der Begriff wurde erst 1962 ins Oxford Illustrated Dictionary aufgenommen und erklärt. Inzwischen sind weitere Wörterbücher, einschließlich dem Duden, dazu übergegangen, den Begriff in ihren Büchern aufzunehmen und zu erklären.

Philosophisches

Veganer lehnen den Gebrauch von tierischen Produkten aus drei Gründen ab: Sie billigen Tieren eine gewisse Form von „Tierrechten“ zu, die den Menschenrechten in gewisser Weise ähneln. Diese Tierrechte verbieten somit den „Mord“ an lebenden Wesen, gleichgültig ob Mensch oder Tier.

Ein weiterer Grund ist der ökologische Schaden, der durch die kommerzialisierte Massentierhaltung in allen seinen Konsequenzen gezeitigt wird. Der dritte Grund liegt in der postulierten gesunden Ernährung, die eine tierische Ernährung nicht garantieren kann. Religiöse und/oder spirituelle Motive spielen in Asien eine deutlich größere Rolle als in Europa und Amerika.

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Veganismus gegen Vegetarismus

Veganismus geht eindeutig geschichtlich aus dem Vegetarismus hervor. Man könnte den Veganismus auch als eine Sonderform oder Extremform des Vegetarismus ansehen. Beiden Richtungen ist die vegetarische Ernährung als Basis gemeinsam. Die ersten Unterschiede tauchen auf, wenn es um die Frage geht, ob tierische Produkte, wie Eier, Milch, etc., nicht doch auf dem Speiseplan eines Vegetariers auftauchen dürfen.

Dies lehnt der Veganer strikt ab. Eine Heraushebung der gesundheitlichen Aspekte als alleiniger Grund für eine vegetarische Lebensweise ist ebenso untypisch für die Veganer. In der Regel sind die oben erwähnten drei Gründe die gemeinsame Basis einer veganischen Lebensweise.

Ein Blick in die veganische Küche

Alldieweil alles Tierische verboten ist, fragt sich der interessierte Leser, was so ein Veganer denn nun zu essen bekommt. Denn welche Nahrungsmittel sind vollkommen „untierisch“ und entsprechen den Vorstellungen und Forderungen des Veganismus? Weine und Fruchtsäfte z.B. werden mit Gelatine, ein tierisches denaturiertes Eiweiß, gefiltert.

Brot wird oft mit tierischen Fetten gebacken. Medikamente und Farbfilme greifen oft auf Gelatine zurück. Da fällt es dem echten Veganer schwer, sich veganismus-konform zu verhalten.

Aber die Veganer haben Mittel und Wege gefunden, die sonst üblichen tierischen Nahrungsmittel durch pflanzliche zu ersetzen. Hier einige wenige Beispiele: So wird Fleisch durch Avocado, Austernpilze, Tofu, Yuba etc. ersetzt, Eier durch Sojamehl, Tofu, Avocado etc., Tiermilch durch Kokosmilch, Getreidemilch, Reismilch usw., Käse durch Nährhefe, Sojakäse, Seidentofu usw., Honig durch Zuckerrübensirup, Agavensirup, Ahornsirup etc. und Gelatine durch Agar, Fruchtpektin usw.

Diese Alternativen erlauben es, eine Menge an Rezepten zu kochen, die den veganen Grundsätzen entsprechen.

Für wen ist vegane Kost ungesund?

Die schweizerischen und bundesdeutschen Behörden, wie die Gesundheitsämter beider Staaten, raten von einer veganen Lebens- und Ernährungsweise ab. Die Argumentation ist genau die Gleiche wie in meinem Artikel „Vegetarismus“ (Mangel an Proteinen, Vitamin B12, Mineralien, Spurenelementen etc.).

Interessanterweise gibt der amerikanische Counterpart, die American Dietetic Association, eine vollkommen gegenteilige Empfehlung. Sie sieht vegetarische und vegane Ernährungsweisen als gesundheitsfördernd an, besonders in der Prävention und sogar Behandlung bestimmter Erkrankungen.

Auch sehen die Amerikaner keinen Grund, sich um Mangelerscheinungen zu fürchten. Sie empfehlen sogar den Veganismus für Schwangere, Kinder und in der Stillzeit. Sie empfehlen aber im gleichen Atemzug den Einsatz von Nahrungsergänzungsmitteln als eine Bereicherung der veganen Küche.

Die Liste der möglichen Mangelerscheinungen und deren Stichhaltigkeit seitens der Veganismus- und Vegetarismus-Kritiker habe ich im „Vegetarismus“ Beitrag ausführlich diskutiert. Die Argumente dort gelten ebenso hier bei den Veganern. Für wen ist dann also vegane Kost ungesund? So wie es zur Zeit aussieht offensichtlich nur für die fleischerzeugende Industrie und den Metzger um die Ecke….

Beitragsbild: fotolia.com – C. alinamd

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