Wie wichtig ist ein ausgeglichener Säure-Basen-Haushalt?

Bewegungsmangel, ballaststoffarme Ernährung, zu hastiges Essen, Süßigkeiten im Übermaß, Genussgifte wie Alkohol oder Nikotin kennzeichnen unsere hochzivilisierte Lebensweise.

Was und wie viel wir essen hat Folgen für die Gesundheit – darüber sind sich viele „Experten“ angeblich einig.

Allergien, Stoffwechselstörungen, Bindegewebsstörungen, Übergewicht, Diabetes, rheumatische Erkrankungen und Herz-Kreislaufbeschwerden werden durch die Ernährungsweise beeinflusst – auch darüber herrscht weitgehende Übereinkunft.

Bei Depressionen vermutet man einen Zusammenhang, bei Krebs ist dies für einige Formen sehr wahrscheinlich (z.B. Darmkrebs).

Im Bereich der Ernährung betonen naturheilkundlich ausgerichtete Mediziner und Heilpraktiker seit Jahren die Bedeutung eines ausgeglichenen Säure-Basen-Haushalts für den menschlichen Körper.

Spätestens wenn man unter Sodbrennen leidet, sollte man seine Ernährung umstellen: Fett, Fleisch und Milchprodukte reduzieren, dafür mehr Gemüse und rohes Obst (wer es verträgt) in den Speiseplan aufnehmen. Dazu natürlich  weitgehend auf Süßigkeiten und Alkohol verzichten. Oftmals zeigen schon diese Maßnahmen Wirkung. Falls nicht, liefern Basenpulver oder Tabletten Bikarbonate zum Ausgleich der Säuren, ebenso eine Entsäuerung. Allerdings: bieten die sog. H2-Blocker den allermeisten Patienten eine angenehme Alternative ohne die Ernährung ändern zu müssen.

Wer mehr tun will, sollte seinen Körper entschlacken. Unter einer Reihe von Möglichkeiten ist Heilfasten die effektivste Methode für eine Entschlackungskur.

Schulmediziner bestreiten zum Teil dessen Wirkung und vertreten die Meinung, dass sich im menschlichen Körper gar keine Schlacken ablagern würden. Zwar kennen sie die Azidose als lebensbedrohliche Übersäuerung des Blutes. Doch hätte Ernährung auf das Säure-Basen Gleichgewicht keinerlei Auswirkung, weil der Körper ein ausgeklügeltes Puffersystem besitzt.

Naturheilkundler sehen das anders, ebenso die traditionelle chinesische Medizin, die ja auch die Lebensmittel in Yin und Yang einstuft. Gerät der Säure-Basen-Haushalt aus der Balance, zeigen sich negative Auswirkungen jedoch nicht sofort.

Der Organismus verfügt tatsächlich über eine Reihe von Pufferkapazitäten. Überschüssige Säuren werden zum Beispiel im Bindegewebe deponiert, um Nieren und Leber zu entlasten und das Blut vor Azidose zu schützen. Deshalb verläuft eine Übersäuerung in der Regel schleichend über Jahrzehnte hinweg.

Meist machen sich die Folgen erst jenseits der Lebensmitte bemerkbar mit Abgeschlagenheit, Müdigkeit, Anfälligkeit für Infekte sowie Asthma, Allergien und Hautirritationen. Auch das seelische Gleichgewicht gerät aus dem Takt. Wir werden reizbar oder gar depressiv.

Eine Verbindung zwischen falscher Ernährung und der Entstehung von Krankheiten betont auch Privatdozent Dieter Melchart von der TU München. Als Leiter des Zentrums für naturheilkundliche Forschung an der dortigen Poliklinik sieht er hier grundlegenden Forschungsbedarf.

Den pH-Wert des Urins hält er in diesem Zusammenhang jedoch für kaum aussagekräftig. Zwar ist der Urin nach dem Verzehr von Fleisch tatsächlich deutlich saurer als bei Vegetariern.

Doch Säure ist nicht prinzipiell schädlich. Schließlich schützt sie vor Harnweginfektionen, verdaut als Magensäure die Nahrung und bildet als Säureschutzmantel der Haut eine Barriere gegen Keime und Bakterien. Dass einzelne Lebensmittel oder basische Wirkstoffe den Säure-Basen-Haushalt aus dem Gleichgewicht bringen bzw. dessen Balance wiederherstellen können, scheint Dr. Melchart fraglich.

Was jedoch die Ernährungsempfehlungen anbelangt, sind sich Schulmedizin und Naturheilkunde weitgehend einig und empfehlen eine fleischarme, ballaststoffreiche Kost mit viel Obst und Gemüse.

René Gräber

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7 Kommentare Kommentar hinzufügen

  1. Avatar
    Marion Borri

    3. Juni 2023 um 07:13

    In der Medizin, sei es in der klassischen -, wie auch in der Naturheilmittel-Medizin gibt es immer wieder Mode-Erscheinungen. Bsp. Butter ist schlecht, kalte ungesättigte Ole sind gut, Fleisch ist teuflisch usw. Ich bin überzeugt, dass alle diese Dogmen ungesund sind und individuell abgewogen werden sollte, was fuer den einzelnen gut ist. Nichts aus der Schöpfung ist a priori schlecht und was sich ueber Jahrtausende in der jeweiligen Kultur etabliert hat, schon gar nicht. Meine Schwägerin ist Inderin und traditionelle aryuvedische Ärztin. Sie sagt dass aryuvedische Medizin es in der europäischen Kultur schwer hat, weil das Gesamtkonzept nicht übereinstimmt und die klimatischen Bedingungen, sowie die Lage auf unserem Globus, nicht übereinstimmen.

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    Jahrelange Einnahme von Säureblockern sollen auch nette Nebenwirkungen entwickeln, daher lieber auf richtige Lebensmittel achten. Ein Freund hat sich eine kleine Kette am Mageneingang legen lassen und hatte damit Erfolg.

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    Bjoern Pardau

    13. März 2012 um 17:47

    Sehr geehrte Damen und Herren,
    ein sehr wichtige Beitrag, das Thema „Sauer“ ist sehr wichtig, ist man übersäuert werden eine Vielzahl von Krankheiten begünstigt.

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    Sabine Wacker

    8. Juni 2011 um 10:19

    Auf jeden Fall ist ein ausgeglichener Säure-Basen-Haushalt wichtig für die Gesundheit. Diese Annahme liegt auch der Fastenmethode Basenfasten zugrunde.

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    Sehr geehrter Herr Gräber,

    wissen Sie zufällig über die Wirkung von Apfelessig Bescheid? Unter dem Thema „Entsäuern und Entschlacken“ schreiben Sie:“Setzen Sie jedem Glas einige Spritzer frischen Zitronensaft, Apfelessig oder Obstessig zu. Denn auch diese wirken basisch.“ Genau um diese Wirkung geht es mir, da ich Osteoporose habe und mir mit einer Apfelessig-Honig-Kur nach Dr. D.C. Jarvis nicht meine Knochen demineralisieren lassen möchte.

    LG Monika

    Antwort René Gräber

    Liebe Monika,
    Apfelessig sollte natürlich und nicht industriell vergoren sein. Als alleinige Maßnahme gegen Osteoporose halte ich das allerdings für zu wenig.
    Mehr dazu in meinem Artikel:
    https://www.yamedo.de/krankheiten/osteoporose/

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    Ein informativer Bericht!

    „Allerdings: bieten die sog. H2-Blocker den allermeisten Patienten eine angenehme Alternative ohne die Ernährung ändern zu müssen.“
    Leider ist es einfacher, eine Pille zu nehmen, als die Ernährungsweise zu ändern.
    Auch verschreibt sich ein Medikament leichter, als eine umfassende Ernährungsberatung durchzuführen.

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    Sicher eine sehr effektive Methode. Das sollte ich mal ausprobieren.
    Danke für den Hinweis.

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