Etwas ist faul mit dem Apfel Pink Lady

Sie ist eine der beliebtesten Apfelsorten der Deutschen. Doch die Kritik an der Lady in Pink nimmt zu. Von einer schlechten CO2-Bilanz ist da die Rede, Öko-Test verweist auf Spuren von Pestiziden, die auf den Äpfeln wiederholt festgestellt werden, und Umweltschützer bemängeln das Sterben der Sortenvielfalt.

Pink Lady steht in fast jedem Supermarkt zur Auswahl. An ihr stets makelloses Outfit haben wir uns längst gewöhnt, denn sie sieht immer gleich aus, mehr noch, sie schmeckt auch immer gleich. Gewiss, solche unverkennbaren Vorzüge haben dann auch ihren Preis. Die erste Merkwürdigkeit besteht schon mal darin, dass es sich hierbei gar nicht um eine Apfelsorte handelt, sondern um eine geschützte Marke.

Ist Pink Lady nur ein Lifestyle-Produkt?

Ausgefeilte Marketing-Kampagnen haben aus Pink Lady längst einen verlässlichen Partner für Wohlbefinden und körperliche Fitness gemacht. Was wirklich hinter dem Apfel steckt, ist ein ziemlich einzigartiges, wirtschaftliches Konzept:

  • Pink Lady ist eine Clubsorte. Das bedeutet, dass die Apfelproduzenten einem Club beitreten, Lizenzgebühren zahlen und sich an strikte Vorgaben halten müssen mit Blick auf die Größe und Färbung der Äpfel.
  • Mit dem vorrangigen Anbau von Cripps Pink machen sich viele Apfel-Bauern geradezu hörig gegenüber der „International Pink Lady Alliance“. Zunächst müssen sie die Apfelbäume zu überhöhten Preisen einkaufen, um sich gleichzeitig dazu zu verpflichten, die Äpfel ausschließlich an die Pink Alliance zu verkaufen, wobei ihnen im Gegenzug ein relativ hoher Abnahmepreis garantiert wird. Der Verkauf auf dem Hof oder eigene Kooperationen mit Supermärkten werden den Bauern untersagt.
  • Cripps Pink wird in großem Stil importiert, und zwar saisonabhängig aus Spanien, Italien, Frankreich oder auch aus Südamerika, Australien, Neuseeland. Vor diesem Hintergrund hat die Marke Pink Lady selbstverständlich eine schlechte Klimabilanz. Unsere heimischen Apfelproduzenten gucken dabei in die Röhre, denn sie bleiben regelmäßig auf ihren guten deutschen Äpfeln sitzen, können bestenfalls Most daraus machen.
  • Pink Lady wird in der Werbung gern als gesunde Alternative zu Süßigkeiten angepriesen. Tatsächlich enthalten diese Äpfel weniger Polyphenole, die für den sauren Geschmack und zuweilen für die braunen Stellen verantwortlich sind. Doch damit verschwinden auch deren gute Eigenschaften, denn Polyphenole wirken Allergenen entgegen. Menschen, die dazu neigen, auf Äpfel etwas allergisch zu reagieren, sind gut beraten, gerade Züchtungen wie Pink Lady nicht anzufassen. Sie sind auf jeden Fall mit alten, deutschen Apfelsorten besser bedient.
  • Über groß angelegte Werbekampagnen werden die Äpfel der Marke Pink Lady als besonders gesund angepriesen. Überdies wird ständig an einer diesbezüglichen Online-Community gebastelt, die einen Hype darum auslösen soll. Selbstverständlich braucht die Marke überdies auch noch „PinKids“, also extra gesunde Äpfel für Kinder.

Als „Designer-Apfel“ kommt Pink Lady um bestimmte Probleme gar nicht herum. Dies soll im Folgenden etwas begründet werden:

  • Die Kreuzung aus Lady Williams und Golden Delicious führte zu einem insgesamt guten Geschmack und tadelloses Aussehen. Andererseits liegt hierbei eine sogenannte „genetische Verengung“ vor, die zu einer deutlich höheren Anfälligkeit der Bäume für Schädlinge und Apfelkrankheiten führte.
  • Schorf ist eine dafür typische, moderne Apfelkrankheit, die regelmäßig bei Pink Lady Produkten, aber auch Jonagold, Elstar oder Golden Delicious auftritt, wenn die Bäume nicht ausreichend gespritzt werden. Es handelt sich dabei um eine Pilzkrankheit, die durch schwarze Flecken sowohl auf den Früchten als auch auf den Blättern der Bäume gekennzeichnet ist. Um den Apfelschorf loszuwerden, müssen spezielle Fungizide angewendet werden.
  • Es verbleiben immer Rückstände solcher hochgiftigen Spritzmittel auf den Äpfeln und werden zum Teil mitgegessen. Bei Pink Lady Äpfeln wurden Spuren von gleich drei Pestiziden nachgewiesen. Ein guter Grund, sich ab jetzt für Bio-Äpfel zu entscheiden.

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Angriff auf die Sortenvielfalt

Wenn immer mehr Menschen nur noch diese eine Sorte Cripps Pink einkaufen, führt dies mittelfristig unweigerlich dazu, dass kaum noch andere Apfelsorten angebaut werden. Damit gehen uns ernsthaft ihre Samen für immer verloren. Das ist auch deshalb problematisch, weil es so kaum noch möglich ist, die Apfelsorten weiterzuentwickeln, beispielsweise um robustere Sorten zu kreieren, die mit dem Klimawandel besser klarkommen. Von den früher bekannten circa 3.000 Apfelsorten sind relativ wenige übrig geblieben.

Stefan Eschek vom Bundessortenamt in Hannover versuchte den Teufelskreis zu erläutern. Er sagt, dass jene Obstbauern, die keine Club-Sorten anbauen, früher oder später finanzielle Probleme bekommen. In der Folge werden ihre kleinen Unternehmen von größeren Produzenten geschluckt, die ja gerade deshalb wirtschaftlich erfolgreicher waren, weil es ihre Angewohnheit ist, ihre Flächen ausschließlich mit Clubsorten zu bepflanzen. In der Konsequenz gibt es am Ende nur noch drei bis vier Sorten auf dem Markt.

Fazit

Unter der Marke „Pink Lady“ finden Sie viele makellos anmutende Äpfel in den Supermarktregalen. Sie stammen von südeuropäischen oder südamerikanischen Apfelplantagen, die ganz und gar auf Effizienz getrimmt sind. Da diese Apfel-Kreuzungen sehr anfällig für Schädlinge und Krankheiten sind, müssen die Bäume ständig intensiv chemisch behandelt werden. Diese Gifte finden den Weg bis in unseren Magen.

Die Apfel-Bauern zahlen Lizenzgebühren und es ist ihnen untersagt, ihre Äpfel an andere Abnehmer zu verkaufen. Wegen der wachsenden Nachfrage nach bestimmten Sorten werden andere, wertvolle Apfelsorten nicht mehr angebaut, die Sortenvielfalt schwindet unwiederbringlich.

Mein Tipp für den nächsten Einkauf

  • Bestimmt gibt es ganz in Ihrer Nähe einen Wochenmarkt oder sogar einen kleinen Hofhandel. Äpfel mit kleinen Frostschäden oder „kosmetischen“ Unzulänglichkeiten sind sehr wohl essbar und büßen dadurch nichts von ihrem Geschmack ein.
  • Sprechen Sie den Obstbauer explizit auf alte Apfelsorten an. Indirekt tragen Sie damit auf längere Sicht zur Sortenvielfalt bei. Vereine wie „Arche Noah“ oder „VERN“ bemühen sich übrigens seit längerer Zeit um den Erhalt alter oder seltener Sorten.
  • Es gibt auch in größeren Städten Streuobstwiesen, wo jeder Äpfel pflücken darf. Wenn bei diesem Obst gewisse Schönheitsfehler zu beklagen sind, ist dies ja nur ein Hinweis darauf, dass chemische Spritzmittel gewiss nicht zum Einsatz kamen.

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Dieser Beitrag wurde am 09.09.2021 erstellt.

René Gräber

René Gräber

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2 Kommentare Kommentar hinzufügen

  1. Avatar

    Herzlichen Dank. Sehr guter, informativer und zum Nachdenken anregender Bericht. Gibt es von der Sorte auch Bioqualität? (Hab ich noch nie gesehen). Und noch eine Frage: wie siehts denn mit der Sorte „Jazz“ aus? Scheint mir ein ähnliches Produkt zu sein.

    Antwort René Gräber:
    Ich vermute seit einigen Jahren, dass diese „überzüchten“ Äpfel ein Problem sind. Deswegen rate ich dazu sich nach Streuobstwiesen umzusehen, wo man noch „echte“ Äpfle bekommt.

  2. Avatar

    Excellenter Artikel, René, sehr gut! Diese Aepfel gibt es bei uns (Barcelona) und wir haben sie noch nie gekauft, weil sie aussehen wie Plastik. Wir kaufen nur organische Aepfel. Die sehen nicht so „perfekt“ aus, aber sie duften herrlich und haben einen intensiven Geschmack!

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