Ernährung

Xylitol – der Birkenzucker: Ein natürliches Wundermittel?

Erfahrungen aus der Naturheilpraxis von René Gräber

René Gräber
René Gräber

Xylitol wird auch als Xylit oder Birkenzucker bezeichnet. Dies sind sogenannte „Trivialnamen“ für Pentanpentol, einem Zuckeralkohol, der auch als Zuckeraustauschstoff (E 967) zum Einsatz kommt.

Zuckeraustauschstoffe unterscheiden sich von Süßstoffen, wie Aspartam und so weiter, durch eine deutlich geringere Süßkraft.

Die Süßkraft von Xylitol ist mit der von Haushaltszucker in etwa zu vergleichen. Während Süßstoffe synthetischer Herkunft sind und eine chemische Belastung für den Organismus darstellen können, sind Zuckeraustauschstoffe und vor allem Xylitol ein Naturprodukt. Sogar unsere Leber produziert täglich zwischen 5 und 15 Gramm Xylitol.

Ein weiterer Vorteil im Vergleich zum Haushaltszucker liegt in der reduzierten Menge an Kalorien. Der Haushaltszucker hat pro Gramm circa 4 Kilokalorien zu bieten, während Xylitol nur 2,4 Kilokalorien beisteuert.

Nicht nur die Leber kann Xylitol produzieren.

Die Substanz lässt sich zusammen mit einem weiteren Zuckeraustauschstoff, dem Sorbitol, in den Ballaststoffen einer Reihe von Gemüsen und Früchten nachweisen. Hierzu gehören Blumenkohl, Pflaumen, Erdbeeren, Himbeeren und so weiter. Sie kommt in der Rinde von Birken und anderen Holzarten vor.

Xylitol hat keinen Nachgeschmack und gilt als sicher für den Konsum für Diabetiker und Patienten, die mit Hyperglykämien zu kämpfen haben. Grund dafür ist die fehlende Beeinflussung des Insulins – im Gegensatz zu Traubenzucker oder Haushaltszucker – und der extrem niedrige Glykämische Index von nur 7 (Traubenzucker dient hier als Referenzwert mit einem GI von 100).

Eine Übersichtstabelle für eine Reihe von Lebensmitteln finden Sie hier: Übersichtstabelle vieler Lebensmittel mit glykämischen Index und Nährwerten.

Da Xylitol eine natürlich vorkommende Substanz ist, die sogar vom Organismus selbst produziert werden kann und wird, hat sie praktisch keine toxische Wirkung und ist leicht abbaubar. Die Substanz löst sich gut in Wasser und bindet eine Menge Wasser. Das kann unter Umständen zu Durchfällen führen, da die Resorption im Dünndarm eher schleppend erfolgt.

Dies ändert sich, wenn der Betroffene Xylitol regelmäßig zu sich nimmt, da dies eine enzymatische Antwort auslöst, die die Resorption der Substanz beschleunigt und damit die Neigung zu Durchfällen reduziert.

Übrigens: Wenn Sie solche Informationen interessieren, dann fordern Sie unbedingt meinen Praxis-Newsletter dazu an:

Verboten ist Xylit für Menschen mit FODMAP-Unverträglichkeit

Traditionell wird Xylit aus Birkenrinde hergestellt, daher auch die Bezeichnung „Birkenzucker“. Im Prinzip kann die Verbindung aus allen pflanzlichen Rohstoffen produziert werden, die Hemizelullose wie Xylane enthalten.

Genutzt werden dafür heute auch Stroh und Holzschnitzel und sogar Altpapier. Bei hygienisch einwandfreier Verarbeitung bedeutet dies allerdings keinen Nachteil für den Konsumenten. Bedenklich hingegen ist die Nutzbarmachung manipulierter Mikroorganismen für die Produktion.

Zwar sind solche Bestrebungen vom wirtschaftlichen Gesichtspunkt interessant, blenden aber Risiken aus. Denn welche Gene genau verändert sind und wozu die Bakterien dann in Mensch und Umwelt in der Lage sind, ist gänzlich unbekannt. Die Zellen könnten leicht entkommen und ökologische Katastrophen anrichten oder den Menschen krank machen.

Xylitol – ein natürliches Heilmittel wider Erwarten

Bis zu diesem Zeitpunkt „glänzt“ die Substanz durch ihre Natürlichkeit und Verträglichkeit, bis auf die kleine Unverträglichkeit des Durchfalls, der aber auch nur eine vorübergehende Erscheinung ist. Es bleibt jetzt die Frage, was kann die Substanz denn wirklich, außer „nur“ gut verträglich sein. Und hier gibt es einige Überraschungen.

Für die Zahnmedizin gilt Xylitol als ein „zahnfreundlicher“, nicht fermentierbarer Zuckeralkohol (Acid production from Lycasin, maltitol, sorbitol und xylitol by oral streptococci und lactobacilli.).

Das Außergewöhnliche an Xylitol ist, dass es in der Lage ist, Calcium-Ionen durch die Darmwände zu transportieren und in den Speichel zu überführen, wo dieses Calcium für eine Remineralisierung von geschädigten Zähnen eingesetzt wird (Functional foods, ageing und degenerative disease).

Eine der ersten Studien, die die Nützlichkeit von Xylitol beschrieb, wurde in den 1970er Jahren in Finnland durchgeführt und am Tiermodell beschrieben (Policy on the Use of Xylitol in Caries Prevention). Aus der vorliegenden „Policy“ geht hervor, dass die Karies verursachenden Bakterien Zuckermoleküle mit sechs Kohlenstoffatomen bevorzugen oder aber Disaccharide.

Xylitol dagegen ist für sie nicht verwertbar und fällt damit als Energiequelle aus. Damit sind Wachstum und Vermehrung der Bakterien durch die Substanz eingeschränkt oder sogar unmöglich.

Durch die Aushungerung der schädlichen Mikroorganismen kommt es zu einer ungestörten Remineralisierung der Schäden an den Zähnen. Genau aus diesem Grund ist Xylitol für das Backen von Brot ungeeignet, da auch die Hefe bei der Fermentierung nicht auf die Substanz als Energiequelle zurückgreifen kann.

Mindestens 6 Gramm Xylitol täglich sollten konsumiert werden, so die „Policy“, damit die Substanz nützliche Effekte auf die Zähne ausüben kann. Wenn man diese Menge über Kaugummis oder Lutschbonbons zu sich nehmen möchte, dann wird man um die 10 bis 12 Stück täglich konsumieren müssen.

Weiter von Interesse ist die Beobachtung, dass Xylitol das Wachstum von Streptococcus pneumoniae hemmt und die Anheftung von Haemophilus influenzae auf den Schleimhäuten des Hals-Nasen-Rachen-Bereichs verhindert.

Zum Abschluss dieses Kapitels noch eine Studie mit Zahnputztüchern, die Xylitol enthielten und ihr Nutzen bei der Bekämpfung von Karies:

Zahn et al.

Department of Preventive und Restorative Dental Sciences, School of Dentistry, University of California San Francisco, Box 0758, 707 Parnassus Ave, San Francisco, CA 94143, USA.

„Effects of xylitol wipes on cariogenic bacteria und caries in young children.“
J Dent Res. 2012 Jul;91(7 Suppl):85S-90S.

https://ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/22699675

In dieser Arbeit wurde der Effekt von Xylitol bei Kindern auf die Verhinderung von Karies untersucht. Diese Arbeit war eine randomisierte, Verboten ist Xylit für Menschen mit FODMAP-Unverträglichkeit.

Traditionell wird Xylit aus Birkenrinde hergestellt, daher auch die Bezeichnung „Birkenzucker“. Im Prinzip kann die Verbindung aus allen pflanzlichen Rohstoffen produziert werden, die Hemizelullose wie Xylane enthalten. Genutzt werden dafür heute auch Stroh und Holzschnitzel und sogar Altpapier.

Bei hygienisch einwandfreier Verarbeitung bedeutet dies allerdings keinen Nachteil für den Konsumenten. Bedenklich hingegen ist die Nutzbarmachung manipulierter Mikroorganismen für die Produktion. Zwar sind solche Bestrebungen vom wirtschaftlichen Gesichtspunkt interessant, blenden aber Risiken aus.

Denn welche Gene genau verändert sind und wozu die Bakterien dann in Mensch und Umwelt in der Lage sind, ist gänzlich unbekannt. Die Zellen könnten leicht entkommen und ökologische Katastrophen anrichten oder den Menschen krank machen. Doppelblinde, Plazebo kontrollierte Studie mit 44 Müttern mit aktivem Karies und ihren 6- bis 35-Monate alten Kindern. Die Mutter-Kind-Paarungen wurden zufallsbedingt in eine Verum- und ein Placebogruppe zugewiesen.

Der Gehalt an Streptococcus mutans und Lactobacilli im Speichel der Kinder wurde zu Beginn der Studie, nach 3, 6 und 12 Monaten bestimmt. Nach einem Jahr zeigte sich, dass signifikant weniger Kinder der Verumgruppe mit Xylitol-haltigen Zahnputztüchern neue Kariesbildungen aufwiesen als die Kinder in der Placebogruppe.

Die Konzentrationen an beobachteten Mikroorganismen jedoch waren in beiden Gruppen gleich hoch. Daher schlossen die Autoren, dass diese Form der Zahnprophylaxe mit Xylitol ein brauchbarer zusätzlicher Schutz gegen Karies zu sein scheint.

Aber die Substanz scheint noch mehr zu können, als Karies einzudämmen und sogar Schäden zu beheben.

Übrigens: Wenn Sie solche Informationen interessieren, dann fordern Sie unbedingt meinen Praxis-Newsletter dazu an:

Es gibt ernstzunehmende Hinweise, dass Xylitol auch Mittelohrentzündungen (Otitis media) verhindern kann:

Azarpazhooh et al.

Discipline ofDental PublicHealth, Discipline of Endodontics, CommunityDentalHealth ServicesResearchUnit, Faculty ofDentistry, University of Toronto, Toronto, Canada.
„Xylitol for preventing acute otitis media in children up to 12 years of age.“

Cochrane Database Syst Rev. 2011 Nov 9;(11):CD007095.

https://ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/22071833

In dieser Arbeit ging es darum, die Effektivität und Sicherheit von Xylitol bei Kindern jünger als 12 Jahre zu beurteilen. Zu diesem Zweck wurden bereits durchgeführte Studien gesichtet und nach randomisierten, kontrollierten klinischen Studien gefahndet, in denen Kinder besagten Alters mit einer Gabe von Xylitol mit denen mit Gabe von Placebo oder keiner Behandlung verglichen worden waren.

Die Autoren beurteilten ebenfalls die methodische Zuverlässigkeit der Arbeiten und zogen nur die in die Bewertung mit ein, die ein ansprechendes Design aufwiesen. Zum Schluss blieben nur drei finnische Arbeiten mit insgesamt 1826 gesunden Probanden übrig, die ausgewertet werden konnten.

Diese Kinder gingen in eine Kindertagesstätte und zeigten in der Xylitol-Gruppe ein signifikant reduziertes Risiko für eine Mittelohrentzündung. Eine vierte finnische klinische Studie beinhaltete 1277 Kinder mit Atemwegsinfektionen, bei der es keine Unterschiede in der Effektivität von Xylitol im Vergleich zu Placebo auf die Verhinderung einer Mittelohrentzündung gab.

Xylitol Kaugummi zeigte sich als besser wirksam als Xylitol-Sirup bei gesunden Kindern in der Verhinderung von Mittelohrentzündung, solange es zu keiner gleichzeitigen Atemwegsinfektionen kam. Die Autoren schlossen, dass es zwar noch zu wenig schlüssige Studien zu der oben genannten Fragestellung gibt.

Aber die bislang gewonnenen Daten zeigen einen deutlichen Trend für eine Effektivität von Xylitol bei der Verhinderung von Mittelohrentzündungen bei gesunden Kindern.

Übrigens: Wenn Sie solche Informationen interessieren, dann fordern Sie unbedingt meinen Praxis-Newsletter dazu an:

Und was das Xylitol in den Ohren kann, scheint es auch in der Nase zu können:

Weissman et al.

Department of Otolaryngology-Head und Neck Surgery, Stanford Hospital und Clinics, Stanford, California, USA.

„Xylitol nasal irrigation in the management of chronic rhinosinusitis: a pilot study.“
Laryngoscope. 2011 Nov;121(11):2468-72. Doi: 10.1002/lary.22176.

https://ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/21994147

Ziel dieser Arbeit war, die Mischung von Xylitol mit Wasser als Nasenspülung hinsichtlich einer symptomatischen Verbesserung bei Patienten mit einer chronischen Rhinosinusitis zu beurteilen. Es handelte sich bei der Studie um eine prospektive, randomisierte, doppelblinde, kontrollierte Pilot-Studie.

Zwanzig Patienten wurden angewiesen, zehn Tage in Folge entweder Xylitol- oder Salzwasser zur Nasenspülung zu benutzen mit einer 3-tägigen Auswaschphase vor dem entsprechenden Wechsel auf das zuvor noch nicht eingesetzte Spülungsmittel.

Beurteilt wurden der Sino-Nasale Outcome Test 20 (SNOT-20) und die Visuelle Analog Skala (VAS) zu Beginn und am Ende der jeweiligen Spülphasen.

Resultat: Fünfzehn der zwanzig Probanden reichten ihre SNOT-20- und VAS-Werte ein. Unter der Xylitol-Spülung zeigte sich eine signifikante Reduktion des SNOT-Werts im Vergleich zur Salzwasserspülung.

Dies ist gleichbedeutend mit einer signifikanten Verbesserung der gesamten Symptomatik in den Bereichen von Nase und Nasenhöhlen. Bei den VAS-Werten gab es keine Unterschiede zwischen Xylitol und Salzwasser. Keiner der Patienten stoppte während des Beobachtungszeitraums seine Nasenspülungen, obwohl einige wenige (drei) den süßlichen Geschmack als störend empfanden.

Ein Patient berichtete von einem vorübergehenden Stechen unter Xylitol. Die Schlussfolgerung der Autoren war, dass eine kurzfristige Spülung der Nasenhöhlen mit Xylitol eine Verbesserung der Symptomatik einer chronischen Rhinosinusitis herbeiführen kann.

Fazit

Xylitol ist eine natürliche vorkommende Substanz, die einen überraschend breiten Indikationsbereich zu haben scheint. Es gibt inzwischen eine Reihe von wissenschaftlichen Arbeiten zu seiner Effektivität, die weitestgehend als gut und zuverlässig eingeschätzt wird.

In Sachen Sicherheit und Verträglichkeit gibt es ebenfalls nur marginale Probleme, da die Substanz nachgewiesenermaßen untoxisch ist. Es gibt also allen Grund, öfters einmal einen untoxischen und süßen Kaugummi mit Xylitol zu genießen und trotz der Süße Karies zu verhindern.

Beitragsbild: 123rf.com – subbotina

Bitte teilen Sie diesen Beitrag. Vielen Dank!

Das könnte Sie auch interessieren: