Heilfasten

Nystatin – Kritische Anmerkungen zur Nystatintherapie

Erfahrungen aus der Naturheilpraxis von René Gräber

René Gräber
René Gräber

In diesem Artikel möchte einige kritische Anmerkungen zur Nystatintherapie machen, denn: Nach meiner Erfahrung sollten Pilzerkrankungen (vor allem Darmpilze oder Scheidenpilze) generell (pauschal) nicht mit Antimykotika wie Nystatin behandelt werden. Doch zunächst will ich einmal der Frage nachgehen: Was ist das eigentlich für ein Medikament?

Was ist Nystatin eigentlich?

Bei Nystatin handelt es sich um ein Actinobakterium aus der Gattung der Streptomyceten, ein Antimykotikum zur Behandlung von Pilzinfektionen wie z. B. Candida Albicans. Nystatin wurde durch die am New York Department of Health (daher der Name Nystatin) arbeitenden Wissenschaftlerinnen Elizabeth Lee Hazen und Rachel Fuller Brown im Jahr 1948 aus einem Streptomyces-Stamm isoliert. Diese Mikroben produzieren die Verbindung, um benachbarte Pilze als Nahrungs-Konkurrenten aus zu schalten.

Nystatin zählt zu den Macrolactonen, die das Ergosterol in der Zellmembran der Pilze binden. Ergosterol stabilisiert die Außenhaut der Zellen, die absterben oder zumindest im Wachstum gehemmt werden, wenn diese lebenswichtige Funktion wegfällt. Nystatin existiert in 3 verschiedenen Varianten, die als Komplex in Medikamenten enthalten sind. Das Antimykotikum kommt vor allem bei Infektionen mit Hefepilzen zum Einsatz.

Wie wirkt Nystatin?

Nochmal in Kurzform: Nystatin wirkt, indem es sich in der Zellmembran des Pilzes anlagert und so dazu beiträgt, dass Kaliumionen aus der Zelle austreten: Die Pilzzelle stirbt ab.

Nystatin hemmt das Wachstum der Hefepilze und wird bevorzugt bei der Behandlung von Hefepilz-Infektionen von Haut und Schleimhäuten eingesetzt. Nystatin wirkt nicht gegen Bakterien oder Viren. Und anscheinend auch nicht gegen andere Pilz, wie zum Beispiel Schimmelpilze.

Der Wirkstoff wirkt bei Mundsoor, einem speziellen Pilzbefall im Bereich der Mundregion, aber auch bei Befall der Schleimhäute im Verdauungstrakt und bei der so genannten Windeldermatitis.

Auch Pilze im Genitalbereich, wie bei Hefepilzinfektionen der Scheide oder Befall des Afters (After Juckreiz), werden gerne mit Nystatin behandelt.

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Indikationen

Die häufigste Indikation für eine Nystatin-Therapie ist der Befall mit Candida albicans (Kandidose). Dieser, zu den Echten Hefen (Saccharomycetales) gehörende Pilz, infiziert als sogenannter “opportunistischer Erreger” speziell geschwächte Menschen, deren Immun-System nicht optimal funktioniert. Bevorzugt breitet sich Candida albicans auf der Haut aus und verursacht dort beispielsweise die Windel-Dermatitis.

Oft befällt die pathogene Hefe auch die Genitalregion inklusive der Vaginal-Schleimhäute und der Schleimhäute des Gastrointestinal-Traktes. Ein bekanntes Beispiel hierfür ist der Mund-Soor, der mit Nystatin behandelt wird. Zur Prophylaxe verordnen Ärzte Nystatin den Patienten, deren Immun-System aufgrund anderer Krankheiten beeinträchtigt ist. So zählt das Antimykotikum bei AIDS-Patienten zur begleitenden Behandlung und auch bei Menschen mit Krebs während der Chemotherapie.

Wegen der vielfältigen Infektions-Varianten bieten die Pharma-Hersteller Nystatin in verschiedenen Darreichungs-Formen an. Zur Behandlung der Haut-Infektionen verschreibt der Dermatologe hydrophile Cremes, die den Wirkstoff enthalten oder Neutral-Öle mit Nystatin, die zusätzlich mit Zink-Oxid angereichert sind.

Suspensionen sind das Mittel der Wahl, wenn es um die Bekämpfung von Mund-Soor oder Infektionen der Darmschleimhaut geht. Zur systemischen Behandlung dienen Injektions-Lösungen. Daneben wird Nystatin auch in Tabletten-Form angeboten.

Wie verträglich ist Nystatin?

Nytstatin wirkt bei oraler Einnahme direkt im Verdauungstrakt: Übelkeit, Durchfälle und Erbrechen zählen daher zu den möglichen Nebenwirkungen. Seine Wirkung und Verträglichkeit wird durch eine zucker- und kohlehydratarme Ernährung unterstützt.

Vermutlich greift Nystatin leider auch die normale Darmflora an. Daher erkläre ich mir auch zum Teil die Störungen des Magen-Darm-Traktes wie Durchfall, Übelkeit und Erbrechen während der Einnahme. In wenigen Fällen ist auch Hautausschlag bis zum Nesselfieber bekannt geworden. Eine Kontakt-Dermatitis kann infolge allergischer Reaktionen auftreten.

Gelegentlich muss die Therapie mit Nystatin wegen zu starker Nebenwirkungen abgebrochen werden. Das Antimykotikum hat nach bisherigen Erkenntnissen keine nachteiligen Auswirkungen auf Schwangere oder Frauen in der Stillzeit und deren Babies. Eine direkte Behandlung von Frühgeborenen mit Nystatin sollte allerdings nicht erfolgen.

Rein prophylaktisch wird Nystatin unter aderem bei Patienten verschrieben, deren Risiko einer Pilzinfektion erhöht ist: Etwa bei AIDS-Erkrankten, Patienten unter Chemotherapie oder während gleichzeitiger Gabe von Antibiotika.

Ist Nystatin verschreibungspflichtig?

Während Nystatin in Österreich rezeptpflichtig ist, können Betroffene diesen Wirkstoff in Deutschland rezeptfrei in Apotheken erhalten.

Warum ich vom “generellen” Einsatz von Nystatin abrate

1. Die Ursache für die Darmpilze wird nicht beseitigt

Es ist so ähnlich wie mit den Antibiotika: sie töten nur den Keim (hier den Pilz) – aber: die Ursachen (Immunschwäche, Ernährung etc.) wird nicht beseitigt.

Unter diesen Umständen ist es nur eine Frage der Zeit bis Sie die Symptome wieder haben.

2. Nystatin kann die Darmschleimhaut passieren

Bei einer Pilzbelastung ist fast immer die Darmschleimhaut entzündlich verändert und damit durchlässiger, sodass man davon ausgehen muß, dass Nystatin eben doch in die Blutbahn gelangt. Vor allem bei einem Leaky-Gut-Syndrom ist das der Fall.

Die gängige Lehrmeinung ist, dass Nystatin nicht im Darm resorbiert werden kann und deshalb bei oraler Applikation (über den Mund) nur lokal im Verdauungstrakt wirken würde.

Candida-Pilze gehen unter einer Anti-Pilzbehandlung aber in eine proteasenbildende Form über, durchdringen die Darmwand und wandern in Gewebe und die Blutbahn in hochpathogener Form und führen hier zu unangenehmen Nebenwirkungen. Dies sind “Praxisbeobachtungen” mittels Dunkelfeldmikroskopie.

3. Darmpilze sollten nicht einfach “getötet” werden, wenn eine Schwermetallbelastung vorliegt

Mehr dazu lesen Sie im Artikel: Candida – Infektion oder natürlicher Schutz. Ich empfehle daher generell eine alternative Candida Therapie.

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4. Resistenzentwicklung

Wenn es um die Resistenzentwicklung bei Nystatin geht, dann kann man nur zu häufig lesen, dass es hier keine gibt und noch keine beobachtet worden ist. Zum Beispiel ist im Internet zu lesen [candida.de/pages/service/fragenandch.html#Anchor-23240], dass es angeblich nicht nur keine Nystatinresistenzen gibt, sondern dass der deutsche Mykologe Prof. Hans Rieth einen Preis von einer Million Mark ausgeschrieben habe für denjenigen, der ihm eine „nystatin-resistente Candida-Art“ brächte.

Als er 1994 starb (hoffentlich nicht an einer nystatin-resistenten Candidose), war er immer noch im Besitz des Geldes. Da Nystatin ein „natürliches“ Produkt von Bakterienstämmen ist, liegt die Vermutung nahe, dass Resistenzentwicklungen auszuschließen sind. Aber diese Vermutung, Prof. Rieth und die oben zitierte Webseite liegen leider falsch. Es gibt Resistenzentwicklungen.

Unter https://jb.asm.org/content/111/3/649.abstract finder sich unter anderem eine Abhandlung, die von den genetischen und biochemischen Aspekten der Nystatinresistenz bei Saccharomyces cerevisiae spricht. Aber auch bei Candida sind Resistenzen beobachtet worden.

Unter https://mic.sgmjournals.org/content/117/1/249.full.pdf wird berichtet, wie zwei nystatinresistente Mutanten von Candida albicans und krusei in vivo isoliert wurden. Eine Substitution mit Ergosterol hob die Resistenz wieder auf. Ein Entzug von Ergosterol dagegen stellte die Resistenz wieder her.

Das Journal of Antimicrobal Chemotherapy (https://jac.oxfordjournals.org/content/48/3/345.full) bemerkt zum Thema der Resistenzentwicklung, dass bis in die späten 1980er Jahre dieses Thema nicht akut war. In den letzten 10 Jahren jedoch ist die Häufigkeit von Resistenzen dramatisch gestiegen, mit einer noch weiter steigenden Tendenz.

Gründe dafür sind das vermehrte Auftreten von Pilzinfektionen aufgrund von immunologischen Problemen, die z.T. therapiebedingt sind, wie z.B. bei der Transplantationsmedizin oder der Onkologie, wo durch medikamentöse Eingriffe das Immunsystem herabgefahren wird. HIV und andere Immunerkrankungen sind ein weiterer Grund für die steigende Tendenz.

Somit vermuten die Experten, dass der Selektionsdruck auf die Pilze ähnlich hoch ist wie der der Bakterien und Viren, obwohl die Resistenzen heute nicht so ausgeprägt sind wie bei den beiden anderen Gruppen. Aber es lässt sich aus meiner Sicht mit Gewissheit sagen, dass eine fehlende Resistenzentwicklung bei pathogenen Pilzen ein Märchen ist.

Was hier fehlt ist ein adäquates System, das das Vorkommen von Infektionen aufzeichnet und epidemiologische Daten sammelt. Es gibt bislang kein Überwachungssystem, dass Pilzinfektionen erfasst und deren Empfindlichkeit auf Therapien überwacht. Das Märchen von der fehlenden Resistenz von Nystatin beruht daher einzig und allein auf allgemein fehlenden Daten.

Anmerkung zum Schluß:

In akuten Fällen mit hochgradigem Hefepilzbefall kann es durchaus Sinn machen mit Nystatin zu behandeln. Aber auch in diesen Fällen halte ich eine anschließende weitere alternative Candidatherapie für sinnvoll.

Mehr zum Candida-Problem und eine Therapie-Strategie, die ich in der Praxis anwende habe ich in einem Buch zusammengefasst: Die biologische Therapie des Candida Albicans.

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