Schlankheitsmittel

Abnehmmittel – Refigura

Erfahrungen aus der Naturheilpraxis von René Gräber

René Gräber
René Gräber

Refigura – darin steckt ein “einzigartiger Wirkkomplex aus 100 Prozent Natur”.

Das erklärt der Hersteller Heilpflanzenwohl GmbH zu seinem Abnehmprodukt, das verschiedene Pflanzenextrakte  enthält und einem Stoff, den sie „KiOnutrime-CsG“ nennt. Der letztgenannte Stoff ist ein „patentierter, pflanzlicher Ballaststoffkomplex, der in Laborexperimenten das bis zu 800-fache des Eigengewichts an Fetten bindet“.

Und weil der Stoff so viel Fett binden kann, verhindert er die Resorption von Fetten, was den Benutzer am dick werden hindert. Denn Fett macht ja angeblich fett, wenn wir den Erörterungen der Ernährungswissenschaft Glauben schenken dürfen.

Auf der Webseite der Firma bekommen wir mitgeteilt, dass die abnehmende Wirkung auf drei Wirkprinzipien beruht (Stand Dezember 2016). Erstens wirkt das Produkt wie ein Schwamm, der Kalorien aufsaugt.

Denn über 40 Prozent der Fette, Zucker und Kohlenhydrate (warum diese explizite Unterscheidung zwischen Zucker und Kohlenhydraten, wo das eine zu dem anderen zählt?) werden von dem Produkt im Darm abgefangen. Zweitens bewirkt das Produkt die Reduktion des Hungergefühls aufgrund seiner Quelleigenschaften. Und drittens beugt es Heißhunger vor.

Soweit, so gut. Auf der Suche nach der Frage, was dieses „KiOnutrime-CsG“ nun wirklich ist, bin ich auf die „KiOslim Technologie“ gestoßen. Eine Firma namens „KitoZyme“ vermarktet unter dieser Bezeichnung ein Abnehmmittel mit genau dem gleichen Stoff wie der der Firma Heilpflanzenwohl, nur nennt es sich hier „Slim Med“.

Und hinter dem komplizierten Namen mit der Endigung „CsG“ verbirgt sich die Substanz Chitosan. Damit wäre also schon hier klar, dass die Aussage von Heilpflanzenwohl, dass diese Substanz nur in Refigura zu finden sei, nicht ganz richtig sein kann?

Oder die Refigura-Leute kennen „Slim Med“ noch nicht, was ich aber kaum glauben kann. Und auch sonst gibt es überraschend viele Gemeinsamkeiten in der Bewerbung und den Aussagen zu beiden Produkten, dass hier eher enge Verbindungen zu vermuten sind als Unkenntnis des einen vom anderen.

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Kurz ein Wort zu Chitosan. Es handelt sich hierbei um ein natürlich vorkommendes Polyaminosaccharid, das sich vom Chitin ableitet. Chitin ist der Hauptbestandteil der Zellwand von Pilzen. Das Exoskelett der Insekten besteht ebenfalls zur Hauptsache aus Chitin. Die Substanz ist der Ausgangsstoff für die technische Herstellung von Chitosan und Glucosamin.

Die Behauptung, dass Chitosan Fette binden kann, dafür gibt es Bestätigungen durch Laborversuche. In der Praxis kommt Chitosan bei der Entsorgung von Ölen zum Einsatz, wo diese Fähigkeit der Fettbindung ausgenutzt wird. Die Substanz kommt aber noch in vielen anderen Bereichen zum Einsatz.

Damit scheinen alle Voraussetzungen erfüllt zu sein, dass Chitosan, und damit das Abnehmmittel von Heilpflanzenwohl, auch beim Abnehmen effektiv ist. Aber die Schulmedizin und die ihr angeschlossene Ernährungswissenschaft sind bekanntermaßen skeptisch, wenn es um vermutlich alternative Konzepte geht. Und hier scheint es nicht anders zu sein.

Denn unsere Freunde von Wikipedia (Chitosan) Behaupten, dass mehrere doppelblinde und randomisierte Studien ergeben hätten, dass eine Wirkung ohne gleichzeitige Diät nicht nachgewiesen werden kann (Dietary supplements for body-weight reduction: a systematic review). Das heißt mit anderen Worten, nicht das Produkt beziehungsweise Chitosan bewirkt den Gewichtsverlust, sondern immer die Diät. Damit kann man sich ein Zusatzprodukt sparen.

Im Prinzip stehe auch ich auf dem Standpunkt, dass eine nachhaltige Gewichtsabnahme immer nur im Zusammenhang mit einer Ernährungsumstellung einhergehen kann. Aber das schließt nicht aus, wirksame Substanzen begleitend einzunehmen, die den Effekt der Gewichtsabnahme unterstützen.

Um die Wissenschaftlichkeit ihrer Behauptungen zu unterstreichen, hat die Firma Heilpflanzenwohl eine Reihe von klinischen Studien zitiert, die ich im Folgenden kurz diskutieren möchte.

Erste Studie:

Single-blind, placebo controlledrandomised clinical study of chitosanfor body weight reduction

Über das Ergebnis brauchen wir nicht zu reden, denn es fällt erwartungsgemäß positiv aus. Worüber wir aber reden sollten, das sind einige Merkwürdigkeiten, die mir aufgefallen sind. Es ist weniger die einfache Verblindung der Studie, die mich stört, oder die relativ geringe Teilnehmerzahl von 96 Probanden, die seltsamerweise in zwei Drittel Verumgruppe und ein Drittel Placebogruppe aufgeteilt wurden. Vielmehr ist es das Ende der Veröffentlichung, wo unter „Interessenskonflikt“ erklärt wird, dass die Autoren keinerlei Interessenskonflikte haben. Schaut man sich weiter die Details zu den Autoren an, muss man feststellen, dass zwei der sieben Autoren der Firma KitoZyme angehören. Ich frage mich, wie hier ein Interessenskonflikt vermieden werden kann?

Zweite Studie:

A Randomized, Double-Blind, Placebo Controlled Study Examining the Effects of a Rapidly Soluble Chitosan Dietary Supplement on Weight Loss and Body Composition in Overweight and Mildly Obese Individuals

Dieser Arbeit umfasste 59 leicht übergewichtige weibliche Probanden. Getestet wurde ein Chitosan-Präparat, das laut den Beobachtungen der Autoren der Verumgruppe zu einer Reduktion von Körperfett verhalf. Aber auch hier im Abspann wird der Leser aufgeklärt, dass die Studie vom Hersteller eben dieses Präparates finanziert worden ist. Kann man hier Interessenskonflikte mit Bestimmtheit ausschließen?

Bei der Suche nach der von der Firma zitierten Studie bin ich über eine weitere Studie gestolpert: The effect of the dietary supplement, Chitosan, on body weight: a randomised controlled trial in 250 overweight and obese adults

Diese Studie wurde unter anderem von der Universität von Auckland, Neuseeland durchgeführt und kam zu einem vollkommen konträren Ergebnis.

Dritte Studie:

Für mich nicht auffindbar.

Vierte Studie:

Use of polyglucosamine and physical activity to reduce body weight and dyslipidemia in moderately overweight subjects.

Diese Arbeit von der Loyola Universität von Maywood, Illinois, untersuchte an 60 Patienten mit mittelschweren Übergewicht, ob Chitosan und körperliches Training einen signifikanten physiologischen Effekt ausüben. Die Autoren stellten zu ihrer eigenen Überraschung fest, dass in zwölf Fällen in der Verumgruppe das metabolische Syndrom signifikant reduziert war gegenüber nur drei Fällen in der Placebogruppe. Sie schlossen daraus, dass Chitosan den Effekt von körperlicher Aktivität bezüglich des metabolischen Syndroms verbessern helfen kann.

Sie sagen damit aber auch recht deutlich, dass der Haupteffekt von der körperlichen Aktivität ausgegangen ist. Oder mit anderen Worten: Es gibt keine Aussagen für Chitosan allein und ohne körperliche Aktivitäten?

Fünfte Studie:

Kein Eintrag in PubMed.

Sechste Studie:

Kein Eintrag in PubMed.

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Siebte Studie:

Chitosan for overweight or obesity

Diese Arbeit ist eine Metaanalyse aus dem Hause Cochrane. Die Autoren erklären, dass die Auswertung 15 Studien umfasste, deren Dauer zwischen vier und 24 Wochen lag, und insgesamt 1219 Teilnehmer umfasste. Sie sagen weiter, dass diese Arbeiten teilweise den Ansprüchen einer wissenschaftlichen Arbeit kaum gerecht werden. Weiter sehen sie, dass Chitosan kurzfristig einen gewichtsreduzierenden Effekt ausüben kann, der jedoch nicht ausgeprägt zu sein scheint. Und sie ergänzen, dass qualitativ hochwertige Studien bislang gezeigt haben, dass dieser Effekt bestenfalls minimal ausfällt.

Achte Studie:

A double-blind, placebo-controlled evaluation of the effects of RW94 on the body weight of both overweight and obese healthy volunteers.

Diese Arbeit testete eine Substanz, die vom Autor „RW 94“ genannt wird, ohne sie näher zu spezifizieren. Man kann aus der Beschreibung erahnen, dass es sich um Chitosan handeln muss. Für mich ist diese Geheimniskrämerei wenig verständlich und schon gar nicht integraler Bestandteil einer wissenschaftlichen Veröffentlichung.

Das Ergebnis ist auch nicht das primär erwünschte: Statt einer generalisierten Gewichtsabnahme durch die Substanz wird ihr lediglich attestiert, dass sie eine Gewichtszunahme nach exzessiven Fettkonsum weitestgehend verhindern kann.

Neunte Studie:

Effects of a Stimulant-Free Dietary Supplement on Body Weight and Fat Loss in Obese Adults: A Six-Week Exploratory Study

Bei dieser Studie kann ich es kurz machen. Der Autor der Studie ist der Präsident und Eigentümer der Firma, deren Produkt hier verhandelt wird. In der Danksagung am Ende der Studie bedankt sich der Präsident bei seiner eigenen Firma für die Bereitstellung des Testmaterials und den Input beim Erstellen des Studiendesigns. Er bedankt sich somit in aller Öffentlichkeit bei sich selbst – Hollywood und seine Eitelkeiten standen hier wohl Pate.
Und ich bin zudem davon überzeugt, dass es hier überhaupt keine Interessenkonflikte gibt.

An dieser Stelle möchte ich die Jagd nach zitierten Studien abbrechen, obwohl noch zehn weitere Hinweise/Quellen angegeben werden. Aber ich halte es für eine Zumutung für mich und den Leser, weitere Belege für verbogene Wissenschaft, die diesen Namen nicht verdient, zu diskutieren.

Ob sich unter den weiteren Quellenangaben eine Arbeit befindet, die einen hoch stehenden wissenschaftlichen Anspruch hat und dem gerecht wird, weiß ich nicht und halte dies für eher unwahrscheinlich. Denn Leute mit Sinn für Qualität hätten die bislang beschriebenen Studien wohl kaum als Beleg angegeben.

Fazit

Refigura = Chitosan, verkleidet in einem komplizierten Kunstwort, – einzigartig, aber dennoch in anderen Produkten wiederzufinden – gestützt durch eine Wissenschaft, die beim näheren hinsehen nur Marketing im weißen Kittel ist. Sprechen diese Hinweise dafür, dass der Hersteller um die kontroverse Diskussion bezüglich seiner Substanz weiß? Und soll diese Kontroverse seiner Kundschaft verheimlicht werden? Denn ein solches Szenario böte keine verkaufsfördernde Plattform…

Fazit vom Fazit: Zum Abnehmen erst einmal Ernährungsumstellung, dann körperliche Bewegung, dann Kalorienrestriktionen, vielleicht auch Fasten oder intermittierendes Fasten, dann erst einmal warten. Wenn sich dann nichts tut, vielleicht, möglicherweise, unter Umständen, könnte sein… Chitosan.

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