Krankheiten

Stärkung des Immunsystems und der Abwehrkräfte durch Fasten

Erfahrungen aus der Naturheilpraxis von René Gräber

René Gräber
René Gräber

Fasten wirkt positiv auf den Verlauf von Infektionskrankheiten. Die Meinung, dass Heilfasten unter anderem den Verlauf von Infektionskrankheiten positiv beeinflusst, wurde von verschiedenen Fastenärzten bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts vertreten.

Im Einzelnen wurden folgende Beispiele beschrieben:

E. H. Dewey, ein Arzt aus Pennsylvania, berichtete vom Fall eines typhuskranken Mädchens, das nach einem 35tägigen Fasten ohne feste Nahrung und nur mit Wasser vollständig geheilt wurde.

Der Militärarzt R. Kampferer betreute im 1. Weltkrieg ungefähr 400 Soldaten mit Diphtherie, Lungenentzündung, Mandelentzündung, Ruhr, Sepsis, Typhus und anderen fieberhaften Erkrankungen. Kampferer verordnete eine Fastenkur, bei der nur Wasser, Kräutertee und verdünnte Obstsäfte verabreicht wurden. Fast alle Erkrankten wurden nach Angaben Kampferers geheilt. Allerdings gibt es zu diesen Fällen weder Einzelfallbeschreibungen oder statistische Angaben, noch Bemerkungen über Zusatztherapien.

Aus neuerer Zeit liegen Erfahrungsberichte bei der Behandlung der Polyarthritis, einer rheumatischen Erkrankung, vor. Otto Buchinger (senior) beschrieb 1982 die völlige Ausheilung einer resistenten Infekt-Polyarthritis durch ein 18-tägiges Wasserfasten.

1991 erschien im “Lancet” ein Artikel über eine Gruppe von Polyarthritis-Patienten aus Oslo, die kurzzeitig fasteten und sich anschließend ein Jahr lang vegetarisch ernährten. Es wurden statistisch eine Verbesserung der Mobilität und ein Rückgang der Schmerzen nachgewiesen.

Und auch neueste Studien zeigen:

Fasten regeneriert das Immunsystem

Dass Fasten einen regenerierenden Effekt auf die Zellen des Immunsystems ausübt, haben Valter D. Longo und sein Team von der University of Southern California (USC) herausgefunden. Publiziert wurden diese Ergebnisse im Juni 2014 in der Zeitschrift Cell Stem Cell. Dr. Longo, der Direktor des Instituts für Langlebigkeit an der USC, erklärt diesen Zusammenhang damit, dass der Körper während des Fastens versucht, Energie zu sparen. Dies tut er unter anderem, indem er Immunzellen, die gerade nicht benötigt werden oder sogar beschädigt sein könnten, “recyclet”. Das ist übrigens genau das, was ich schon seit Jahren vermutet habe (wenn ich dies hier mal anmerken darf).

Das Forscherteam um Dr. Longo fand heraus, dass sowohl beim Menschen als auch bei Tieren sich die Anzahl der weißen Blutkörperchen verringert, je länger dem Körper kaum oder keine Nahrung zugeführt wird. Wenn man dann wieder zu essen beginnt, lässt sich eine Vermehrung der weißen Blutkörperchen beobachten. Das Team um Dr. Longo führen dieses Phänomen darauf zurück, dass durch das Reduzieren der Immunzellen während des Fastens die Stammzellen vermehrt dazu angeregt werden neue Zellen zu bilden. Hungert man, so fährt der Körper die Produktion des Enzyms PKA zurück: Sinkt dessen Spiegel, erhöht sich die Lebensdauer einfacher Organismen, wie frühere Forschungen der Wissenschaftler der USC gezeigt haben. Bildet der Körper weniger PKA, so stellt dies für die Stammzellen das Signal dar, in den regenerativen Modus zu schalten.

Aufgrund dieser Erkenntnisse betont Dr. Longo, dass Fasten dem Körper eine gute Möglichkeit bietet, sich von “Altlasten” zu befreien. Insbesondere nach einer Chemotherapie oder um den Körper während des Alterungsprozesses zu entlasten, kann eine Fastenkur dem Immunsystem frischen Schwung verleihen. Dr. Longo fügt außerdem hinzu, dass sein Team untersuchen möchte, ob diese Effekte nur das Immunsystem betreffen oder sich auch an anderen Organen feststellen lassen.

Der Einfluss des Fastens auf das Immunsystem

Um die Sache mit dem Immunsystem noch etwas weiter zu differenzieren, lassen Sie mich im Folgenden noch ein paar Dinge sagen.

Drei Faktoren beeinflussen das immunologische Gleichgewicht des Menschen:

  • Spezialisierte Zellen, wie Lymphozyten und Makrophagen, müssen normal funktionieren.
  • Die Quantität der von außen kommenden Antigene und die Dauer und Intensität ihrer Einwirkung spielen eine Rolle, aber auch die Durchlässigkeit der Haut, der Schleimhaut und der Zellmembranen. Von besonderer Bedeutung ist dabei die sogenannte Darmschranke.
  • Das System der Prostaglandine, das sind Gewebshormone, muss intakt sein.

Leider sind die wenigen Studien über die direkten Auswirkungen des Fastens auf das Immunsystem, bedingt durch inhomogene Patientengruppen und ungleiche Bedingungen sowie durch unterschiedliche Untersuchungsmethoden bei ungleicher Fastendauer und die Vermischung unterschiedlicher Fastenarten, wenig aussagekräftig. Vielleicht ist Ihnen dieses Phänomen bei der Studie von Dr. Longo (die ich oben angeführt habe) ja bereits aufgefallen.

Aber woher sollen intensive Studien zu dem Thema auch kommen? Das Interesse die Zusammenhänge intensiver zu erforschen sind soch relativ gering. Denn: Wem dienen denn die Ergebnisse? Sicher nicht der Pharmaindustrie, denn aus den Erkenntnisse lässt sich kein Medikament entwickeln.

Dennoch ergibt sich aus der bisherigen Datenlage und den Erfahrungen, dass folgende Fastenwirkungen nach meiner Erfahrung mit großer Wahrscheinlichkeit für das Immunsystem relevant sind:

  • Durch die Entlastung des Magen-Darm-Traktes wird die Schleimhaut und besonders die Darmschranke aktiviert. Immerhin umfasst der Verdauungstrakt circa 80 Prozent des menschlichen Immunsystems (was nur wenige Patienten überhaupt wissen).
  • Während längerer Fastenzeiten kommt es zum Eiweißabbau. Dies könnte bei entzündlichen Krankheiten oder allergischen und autoimmunen Erkrankungen von Nutzen sein. Wendt und Heine sprechen von einem Abbau pathologischer Eiweißspeicher und damit einer Verbesserung des immunologischen Gleichgewichts.
  • Auch die durch das Fasten erreichte Gewichtsreduzierung und die Entwässerung tragen vermutlich zu einer Stärkung des Immunsystems bei.
  • Nachgewiesen ist eine Veränderung des Hormonhaushaltes während einer Fastenzeit. Welche Auswirkungen dies auf das Immunsystem hat, ist noch nicht vollständig geklärt. Vermutet wird ein Zusammenhang zwischen der Erhöhung der Kortisonproduktion und der Verbesserung der Symptome bei der rheumatischen Arthritis.
  • Auch psychische und seelische Veränderungen als Resultat des Fastens können sich möglicherweise positiv auf das Immunsystem auswirken.

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Fasten bei verschiedenen Abwehrlagen

Nach C. Kousmine gibt es fünf Kategorien der “Abwehrlage” (dem aktuellen Zustand der Immunabwehr):

  • die schwache, mangelhafte Abwehrlage, zum Beispiel vor, bei und nach Infekten (Grippe, Erkältung
  • die überschwängliche Abwehrlage bei Allergien oder Rheuma
  • die verwirrte Abwehrlage bei Autoimmunkrankheiten
  • die verlorene Immunitätsabwehr, zum Beispiel bei AIDS
  • die paradoxe Abwehrlage bei Tumoren

Bei einer schwachen Abwehrlage sollte individuell über den Fastenzeitraum und die Art des Fastens entschieden werden.

Die überschwängliche Abwehrlage ist eine Indikation für das Fasten, besonders für die nicht-eiweiß-modifizierten Formen wie das Buchinger-Fasten.

Die verwirrte Abwehrlage fordert das Fasten ohne Eiweißzufuhr. Wie bei den vorhergegangenen Formen ist auch hier das individuelle Befinden zu beachten.

Bei verlorener Immunität sollte auf andere Therapieformen ausgewichen werden.

Bei der paradoxen Abwehrlage gibt es geteilte Meinungen. Sehr kurze Fastenzeiten von drei bis sieben Tagen und eine Reinigung des Darmes sind nach meiner Erfahrung hilfreich.

Modifikation des Fastens

Es gibt einige Möglichkeiten die Wirkung des Fastens auf das Immunsystem durch verschiedene Abwandlungen noch zu verbessern.

Die Zufuhr von Eiweiß ist bei langen Fastenzeiten zu überlegen. Dabei muss nicht notwendigerweise auf “synthetische Produkte” zurückgegriffen werden, zum Beispiel kann auch Buttermilch eingesetzt werden.

Die Zugabe von Vitaminen, Mineralien, Spurenelementen in Form von Obstsäften, Gemüsebrühen oder auch pharmazeutischen Mikronährstoffen könnte erforderlich sein.

Essentielle Fettsäuren sind entscheidend für die effiziente Arbeit der Darmschranke.

Die Ausscheidungsorgane wie Darm, Leber, Nieren, Lunge und Haut sollten während der Fastenperiode stimuliert werden.

Auch die negative Wirkung psychischer Störungen auf das Immunsystem muss bedacht werden. Solche Störungen sollten deshalb ebenfalls therapiert werden, um den Erfolg des Heilfastens zu sichern.

Mehr zum Thema auch in den folgenden Artikeln:

Beitragsbild: 123rf.com – Alexander Raths

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