Wer fastet, kennt das: Nach einigen Tagen innerer Ruhe und Leichtigkeit kann plötzlich ein Punkt kommen, an dem Körper und Geist „abfallen“. Müdigkeit, Frösteln, Kreislaufprobleme oder ein dumpfer Kopf – klassische Zeichen dafür, dass der Organismus tief in den Umbaumodus wechselt. Das alles ist in gewisser Weise „normal“.

Ab und zu taucht die Frage auf: Darf man während des Fastens Galaktose verwenden – oder unterbricht das die Wirkung?

Beginnen wir erst einmal damit:

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Was Galaktose überhaupt ist

Galaktose ist ein Einfachzucker, der in der Natur vor allem als Bestandteil der Laktose (Milchzucker) vorkommt. Im Unterschied zu Glukose wird sie insulinunabhängig verstoffwechselt und belastet daher die Bauchspeicheldrüse kaum.

Im Stoffwechsel wird Galaktose langsam in der Leber umgesetzt und kann direkt ins Gehirn aufgenommen werden – als stabile Energiequelle, ohne die Ketose wesentlich zu stören. Genau das macht sie beim Heilfasten interessant.

Wann Galaktose hilfreich sein kann

In der eigentlichen Fastenphase arbeitet der Körper auf Sparflamme. Die Energieversorgung des Gehirns erfolgt überwiegend über Ketonkörper. Das ist physiologisch gewollt – kann aber, je nach Konstitution, zu vorübergehenden Schwächephasen führen.

Hier kann eine kleine Menge Galaktose helfen, ohne den Fastenprozess auszuhebeln. Bewährt hat sie sich besonders bei:

  • Fasten-Müdigkeit oder „Brainfog“ – der Kopf wird klarer, ohne dass man aus der Ketose fällt
  • Zittern, Kälte, Kreislaufabfall – Galaktose stabilisiert sanft den Energiefluss
  • Mentale Erschöpfung, Gereiztheit, Schlafstörungen – der Blutzucker bleibt stabil, Cortisol steigt nicht weiter an
  • Leberstress oder träger Galle – unterstützt den hepatobiliären Stoffwechsel
  • Fastenstress oder starke Entgiftungssymptome – mildert die Stressantwort des Körpers

Mit anderen Worten: Galaktose kann den Fastenprozess nicht ersetzen, aber stützen, wenn der Körper in Unterzuckerung oder Überlastung kippt.

Anwendung und Dosierung (wenn überhaupt)

  • 1–2 Teelöffel (ca. 5–10 g) in heißem Wasser oder Kräutertee
  • 1–3 × täglich nach Bedarf, am besten langsam trinken
  • Ideal in der späten Vormittags- oder Nachmittagsphase, wenn Müdigkeit oder Kopfdruck auftreten

Das Getränk sollte nicht „hinuntergestürzt“, sondern bewusst getrunken werden – ähnlich wie eine kleine Heilpflanzenzubereitung. So merkt man schnell, ob der Körper darauf positiv reagiert.

Wann besser nicht

  • Wenn das Ziel tiefe Ketose oder maximale Autophagie ist – dann sollte auf Galaktose verzichtet werden
  • Bei Pilzbelastung (Candida), SIBO oder starker Darmfermentation: vorsichtig testen
  • In der strengen Fastenphase nach Buchinger → erst ab der Aufbauphase einsetzen

Wichtig: Bei Laktoseintoleranz ist Galaktose in der Regel unproblematisch, da sie als Monosaccharid keine Laktase benötigt.

Fazit

Galaktose ist kein „Fastenbruch“, sondern kann eine gezielte Stoffwechselhilfe sein. Sie ist ein kleiner energetischer Impuls für Gehirn und Leber, wenn der Organismus zu stark in den Mangel kippt. Sie hebt den Blutzucker kaum an, stört die Ketose nicht wesentlich und kann helfen, den Fastenprozess stabil zu halten – besonders bei empfindlichen oder erschöpften Menschen.

Bei mir ist die Galaktose kein Bestandteil der Heilfasten-Anleitung, weil ich die Autophagie maximieren möchte und das System lieber auf natürliche Weise „stabil“ halte – durch Ruhe, Wärme, Kräuter und angepasste Bewegung.

Ein weiterer Grund: Während des Fastens vermeide ich grundsätzlich alle Substanzen, die potenziell allergen oder reaktiv sein könnten. Der Körper soll in dieser Zeit vollständig zur Ruhe kommen, der Darm sich beruhigen und mögliche Allergien oder Unverträglichkeitsreaktionen abklingen können. Alles, was diese Regeneration stören oder das Immunsystem reizen könnte, lasse ich bewusst weg – auch Galaktose gehört dazu.

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Der Beitrag wurde am 18.10.2025 erstellt und und am 20.10.2025 geringfügig ergänzt.

Dass das Heilfasten bei Bluthochdruck, Rheuma oder chronischen Entzündungen hilft, ist längst bekannt. Doch immer häufiger taucht die Frage auf: Kann Fasten auch bei Diabetes helfen? Die Antwort ist komplex – aber ausgesprochen interessant. Denn während die Schulmedizin beim Thema Fasten meist mit erhobenem Zeigefinger warnt, häufen sich inzwischen die Hinweise aus Forschung und Praxis, dass gerade Diabetiker profitieren können – vorausgesetzt, das Fasten wird richtig durchgeführt.

Warum Fasten bei Diabetes überhaupt wirkt

Wer fastet, zwingt den Stoffwechsel zu einer alten, überlebenswichtigen Anpassung: Der Körper wechselt vom Zucker- zum Fettstoffwechsel. Genau hier liegt der Schlüssel. Bei Typ-2-Diabetes – also der häufigsten Form – funktioniert die Zuckerregulation nicht mehr richtig, weil die Zellen „taub“ gegenüber Insulin geworden sind. Fasten durchbricht diesen Zustand, indem es die Insulinspiegel absenkt und die Empfindlichkeit der Zellen wieder verbessert.

Die Wissenschaft spricht hier von einer verbesserten Insulinsensitivität. Und die tritt erstaunlich schnell ein – oft schon nach wenigen Fastentagen. Hinzu kommen zwei weitere Effekte, die kaum zu überschätzen sind:

  • Gewichtsreduktion, insbesondere im Bauchbereich (das viszerale Fett wirkt wie ein Entzündungshormonfabrik).
  • Reduktion chronischer Entzündungen, messbar an Markern wie TNF-α oder IL-6.

Beides wirkt direkt auf die Wurzel des Typ-2-Diabetes: den gestörten Zucker- und Fettstoffwechsel.

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Was die Forschung tatsächlich zeigt

In den letzten Jahren ist das Thema Fasten in der Diabetesforschung regelrecht explodiert. Die Ergebnisse sind erstaunlich einheitlich – und zugleich vorsichtig formuliert.

Mehrere Metaanalysen, unter anderem von van den Burg et al. (2023) und Xiaoyu et al. (2024), zeigen:
Intermittierendes Fasten – also zeitweise Nahrungs­pausen wie 16:8 oder 5:2 – führt bei Typ-2-Diabetikern zu deutlich größerem Gewichtsverlust als herkömmliche Diäten. Die Blutzuckerkontrolle verbessert sich ähnlich gut wie unter klassischen Ernährungsprogrammen – teilweise sogar besser.

Eine JAMA-Studie (Varady et al., 2023) verglich zeitlich begrenztes Essen (TRE) mit reiner Kalorienrestriktion. Ergebnis: Die Fastengruppe nahm stärker ab, der HbA1c – also der Langzeitblutzucker – blieb stabil. Das zeigt: Fasten ist mindestens genauso sicher und wirksam wie klassische Diätformen, aber mit einem deutlich besseren Stoffwechsel-Reset.

Am spektakulärsten ist jedoch eine BMJ-Fallstudie (Furmli et al., 2018): Drei Männer mit Typ-2-Diabetes konnten nach regelmäßigem Fasten ihre Insulintherapie vollständig beenden. Kein Wundermärchen, sondern ein dokumentierter klinischer Verlauf. Die Forscher sprachen von einer „potenziellen Umkehr“ der Erkrankung – ein Begriff, den man in der Diabetologie sonst kaum hört.

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Fasten ist nicht gleich Fasten

Man muss unterscheiden. Unter dem Begriff „Heilfasten“ laufen heute ganz unterschiedliche Verfahren:

  • Intermittierendes Fasten (IF): 16 Stunden Fasten, 8 Stunden Essensfenster – oder die 5:2-Methode (zwei Tage Kalorienrestriktion pro Woche).
  • Zeitlich begrenztes Essen (TRE): Alle Mahlzeiten innerhalb von 6–12 Stunden, idealerweise im Tageslichtfenster.
  • Klassisches Heilfasten nach Buchinger: 5–10 Tage Fasten mit Wasser, Kräutertee, Gemüsebrühe, Saft.
  • Längeres Wasserfasten: 2–5 Tage oder mehr – nur unter erfahrener Anleitung.

Für Diabetiker gilt: Intermittierendes oder klassisches Buchinger-Fasten sind meist die praktikabelsten Formen. Beide senken die Insulinspiegel, entlasten die Leber und regen die Autophagie an – den zellulären Reinigungsmechanismus, der auch bei Diabetes gestört ist.

Autophagie – die stille Zellreinigung

Fasten aktiviert in den Zellen ein uraltes Programm: die Autophagie. Dabei werden geschädigte Zellbestandteile abgebaut und recycelt. Das betrifft auch Mitochondrien, also die Kraftwerke der Zellen. Bei Diabetikern ist dieser Prozess häufig blockiert. Fasten schaltet ihn wieder frei. Forscher sehen darin eine der wichtigsten regenerativen Wirkungen – nicht nur für den Zuckerstoffwechsel, sondern auch für Gefäße, Nerven und Gehirn.

Typ-1-Diabetes: geht das überhaupt?

Die klassische Lehrmeinung lautet: Fasten ist für Typ-1-Diabetiker zu gefährlich. Doch auch hier verschiebt sich das Bild. In mehreren kontrollierten Studien – etwa von Müller et al. (2021, Frontiers in Endocrinology) – zeigte sich, dass kurze Fastenphasen bis 36 Stunden bei gut eingestelltem Typ 1 sicher sind, wenn sie ärztlich begleitet werden. Weder Hypoglykämien noch Ketoazidosen traten gehäuft auf.

Eine deutsche Pilotstudie mit 7-tägigem Heilfasten fand ebenfalls keine kritischen Zwischenfälle, aber deutliche Verbesserungen von BMI, Blutfetten und Entzündungsmarkern. Fazit der Forscher: Fasten kann auch bei Typ 1 unter kontrollierten Bedingungen positive Effekte entfalten – eine kleine Revolution, wenn man bedenkt, wie lange das als Tabu galt.

Was in der Praxis funktioniert

Aus meiner Erfahrung mit Fastengruppen zeigt sich: Diabetiker profitieren, wenn sie das Fasten nicht als kurzfristige Diät, sondern als metabolische Trainingsphase verstehen. Entscheidend ist, was danach kommt – nämlich die konsequente Umstellung auf natürliche, unverarbeitete Ernährung mit hohem Gemüseanteil, hochwertigen Fetten und Eiweiß in Maßen.

In der Praxis haben sich folgende Punkte bewährt:

  • Ein sanfter Einstieg mit Entlastungstagen (z. B. Gemüse, Obst, Reis, Suppen).
  • Regelmäßige Blutzuckermessung – am besten mit Sensor (CGM).
  • Reduzierung der Medikation nur in Absprache mit dem behandelnden Arzt oder Fastenarzt.
  • Ausreichend trinken (2,5 – 3 Liter täglich, vorzugsweise Wasser, Kräutertee, Brühe).
  • Nach dem Fasten: langsamer Kostaufbau, ballaststoffreich, wenig Stärke.

Viele berichten schon nach wenigen Tagen über stabilere Werte, weniger Heißhunger und ein völlig anderes Körpergefühl. Nicht selten sinken Blutzucker und Blutdruck parallel – ein Hinweis darauf, dass die metabolische Entlastung weit über die Glukoseregulation hinausgeht.

Risiken und Gegenanzeigen

Natürlich gibt es Grenzen. Unkontrolliertes Fasten bei Insulinpflichtigen kann zu Unterzuckerungen führen. Ebenso riskant: stark ketogene Phasen bei Menschen mit ausgeprägter Stoffwechselentgleisung. Wer Medikamente wie Sulfonylharnstoffe oder Insulin verwendet, sollte immer die Dosis anpassen lassen.
Auch Dehydrierung ist ein unterschätztes Problem – daher stets auf ausreichende Flüssigkeit und Mineralstoffe achten.

Aus naturheilkundlicher Sicht ist die wichtigste Regel: Der Körper darf nicht überfordert werden. Fasten soll entlasten, nicht stressen.

Wie es nach dem Fasten weitergeht

Das eigentliche Geheimnis des Heilfastens beginnt oft erst danach. Viele Diabetiker erleben während des Fastens einen regelrechten Neustart – doch entscheidend ist, was in den Wochen danach passiert. Wer wieder in alte Gewohnheiten zurückfällt, verschenkt das Potenzial. Der Stoffwechsel braucht jetzt Stabilität, Rhythmus und Unterstützung. Genau hier kommen die bewährten naturheilkundlichen Maßnahmen ins Spiel.

Naturheilkundliche Begleitung – was sich in der Praxis bewährt

Fasten allein ist kein Allheilmittel. Aber es ist der beste Anfang, den ich kenne. Viele Patienten merken erst beim Fasten, wie stark Ernährung, Bewegung und Stoffwechsel tatsächlich miteinander verbunden sind. Wer danach weitermacht, hat die besten Chancen, den Diabetes langfristig zu stabilisieren – oft sogar ohne Medikamente.

In meiner Praxis hat sich eine Kombination bewährt, die über das reine Fasten hinausgeht:

Ernährung: Nach dem Fasten kohlenhydratarm, aber nicht asketisch. Wichtig sind Bitterstoffe – Chicorée, Löwenzahn, Artischocke, Endivie. Sie entlasten die Leber und verbessern den Gallefluss.

Heilpflanzen: Bewährt haben sich Bittermelone, Zimt, Gymnema sylvestre, Ginseng und Berberin. Alle greifen regulierend in den Zuckerstoffwechsel ein. Einige wirken fast so stark wie Medikamente – nur ohne deren Nebenwirkungen.

Mikronährstoffe: Magnesium, Chrom, Zink, Alpha-Liponsäure und Vitamin D gehören für mich zur Basis. Sie erhöhen die Insulinsensitivität und schützen die Zellen vor oxidativem Stress.

Bewegung: Ohne Bewegung bleibt der Erfolg halbfertig. Schon tägliche Spaziergänge oder moderates Krafttraining helfen, Zucker direkt in die Muskulatur einzuschleusen – ganz ohne Insulin.

Heilpilze: Reishi, Maitake und Coprinus regulieren Leber, Fettstoffwechsel und Zuckeraufnahme. Ich setze sie häufig in Kombination ein, vor allem bei übergewichtigen Diabetikern.

Kneipp-Verfahren: Kalte Armbäder, Wechselduschen, Fußbäder – das klingt unspektakulär, ist aber enorm wirksam. Der Stoffwechsel reagiert auf Temperaturreize fast so sensibel wie auf Bewegung.

Homöopathie: Auch hier kann gezielte Unterstützung viel bewirken. Je nach Konstitution setze ich z. B. Phosphorus C30, Syzygium jambolanum C6 oder Lycopodium C30 ein – individuell abgestimmt, nicht nach Schema.

Fastenwiederholungen: Ich empfehle meist zwei bis drei Kurzfastenphasen im Jahr. Das ist nachhaltiger als ein einmaliges „großes Fasten“. Der Körper braucht diese rhythmische Entlastung – genauso wie Schlaf und Atmung.

Der Unterschied zwischen Theorie und Erfahrung

Die Studienlage ist gut, aber sie bleibt abstrakt. In der Praxis zeigt sich das Entscheidende: Fasten verändert das Bewusstsein. Viele Diabetiker erleben nach Jahren der Medikamentenroutine zum ersten Mal wieder echte Kontrolle über ihren Körper. Der Blutzucker folgt nicht mehr ausschließlich der Tablette, sondern der eigenen Entscheidung – was, wann und wie man isst. Das ist die eigentliche Stärke des Heilfastens: Es gibt die Verantwortung zurück. Und genau das fehlt im sogenannten „modernen Diabetesmanagement“ meines Erachtens oft völlig.

Kritische Stimmen

Selbstverständlich warnt die Schulmedizin. Die Standardformulierung lautet: „Fasten ist für Diabetiker gefährlich.“ Das stimmt – wenn man nichts davon versteht. In der Hand eines erfahrenen Fastenarztes oder unter fachlicher Anleitung ist es hingegen eine der wirksamsten Maßnahmen, um den Stoffwechsel neu zu justieren.

Die Angst vor Hypoglykämie ist verständlich, aber sie lässt sich mit Wissen und Kontrolle vermeiden. Das eigentliche Risiko liegt darin, nicht zu fasten – also im Dauerzustand hoher Insulinspiegel, permanenter Mahlzeiten und chronischer Entzündung.

Fazit

Heilfasten ist kein Wundermittel, aber eines der kraftvollsten Werkzeuge, um den Stoffwechsel bei Diabetes – insbesondere Typ 2 – zu regulieren. Es verbessert die Insulinsensitivität, reduziert Entzündungen, aktiviert die Autophagie und führt zu mehr Eigenverantwortung im Umgang mit Essen und Körper.

Bei Typ 1 ist Vorsicht geboten, doch selbst hier öffnen neue Studien den Blick für eine sichere Anwendung unter Aufsicht.

Wer das Fasten als jährliche Kur oder Teil eines naturheilkundlichen Gesamtprogramms nutzt, kann seinen Stoffwechsel nachhaltig verändern – jenseits der bloßen Blutzuckerwerte.

Hier noch eine Liste der Quellen:
van den Burg et al. (2023): Metabolic Impact of Intermittent Fasting in Patients With Type 2 Diabetes Mellitus
Xiaoyu et al. (2024): Effects of Different Intermittent Fasting Regimens in People With Type 2 Diabetes
Varady et al. (2023): Intermittent Fasting for Weight Loss in People With Type 2 Diabetes (JAMA Network Open)
Furmli et al. (2018): Therapeutic Use of Intermittent Fasting as an Alternative to Insulin (BMJ Case Reports)
Müller et al. (2021): Impact of a Single 36-Hour Fasting Period in Adults With Type 1 Diabetes (Frontiers in Endocrinology)
Scheen et al. (2023): Efficacy of Fasting in Type 1 and Type 2 Diabetes – A Narrative Review

Dieser Beitrag wurde am 9.10.2025 grundlegend überarbeitet.

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Fasten ist viel mehr als nichts essen. Wer eine Woche nur den Teller stehen lässt, macht zwar die Erfahrung des Verzichts – aber nicht die ganze Erfahrung des Heilfastens. Das eigentliche Geheimnis liegt in der Unterstützung der Ausscheidungsorgane. Nur wenn Darm, Leber, Nieren, Haut und Lunge richtig mitarbeiten, wird aus dem Fasten eine kraftvolle Reinigungskur für den ganzen Organismus.

Warum Unterstützung beim Fasten so wichtig ist

Es gibt zwei entscheidende Gründe, warum Heilfasten ohne begleitende Maßnahmen oft mühsam bleibt – und warum die meisten meiner Teilnehmer kaum Fastenkrisen erleben:

  1. Weniger Beschwerden und Nebenwirkungen: Kopfschmerzen, Kreislaufprobleme, Müdigkeit, Gereiztheit – das sind klassische Fastenkrisen. Sie entstehen, wenn der Körper mehr Gifte freisetzt, als er ausscheiden kann. Durch die gezielte Unterstützung der Organe werden diese Stoffe schneller abgebaut und Beschwerden bleiben meist ganz aus.
  2. Längerer Nutzen: Wer die Entgiftung unterstützt, hat nachhaltiger etwas vom Fasten. Die Wirkung auf Energie, Haut, Verdauung und Stoffwechsel hält deutlich länger an, weil der Reinigungsprozess effektiver verläuft.

Die wichtigsten Organe beim Fasten – und wie man sie unterstützt

  1. Der Darm

Er ist das wichtigste Ausscheidungsorgan während des Fastens. Ohne ihn staut sich alles.

  1. Die Leber

Sie filtert Gifte und Stoffwechselendprodukte – und arbeitet beim Fasten auf Hochtouren.

  1. Die Nieren

Sie scheiden wasserlösliche Giftstoffe aus.

  • Flüssigkeit: Zwei bis drei Liter stilles Wasser oder Kräutertee täglich.
  • Nieren-Tees: Brennnessel, Goldrute und Birkenblätter helfen bei der Ausleitung.
  1. Die Haut

Das vergessene „Entgiftungsorgan“.

  • Trockenbürsten: Anregung der Durchblutung und Lymphfluss.
  • Wechselbäder und Saunagänge: fördern die Ausscheidung über Schweiß.
  1. Die Lunge

Oft vergessen, aber wichtig für den Säure-Basen-Haushalt.

  • Atemübungen: tiefe Bauchatmung oder bewusstes Ausatmen verlängern die Entsäuerung.
  • Bewegung an der frischen Luft: Spaziergänge, Nordic Walking oder leichte Gymnastik.

Fasten ist auch seelische Reinigung

Fasten entlastet nicht nur den Körper, sondern auch den Geist. Viele Teilnehmer berichten nach wenigen Tagen über mehr Klarheit, innere Ruhe und neue Energie. Loslassen bedeutet eben nicht nur, körperlich Ballast abzuwerfen, sondern auch psychisch und emotional.

Fazit

Heilfasten ohne begleitende Maßnahmen ist wie Putzen ohne Besen: Es bleibt Stückwerk. Erst wenn die Ausscheidungsorgane konsequent unterstützt werden, entfaltet das Fasten seine ganze Kraft – körperlich wie seelisch. Und diese Unterstützung ist umso wichtiger, je mehr Probleme der Fastenwillige hat…

Wenn Sie wissen möchten, wie Sie diese Schritte in der richtigen Reihenfolge durchführen und welche Methoden sich in der Praxis bewährt haben, finden Sie das in meiner ausführlichen Heilfasten-Anleitung mit Fastenplan.

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Diesen Beitrag hatte ich erstmalig 2010 erstellt und letztmalig am 21.8.2025 ergänzt und überarbeitet.

Schlacke gibt es nicht. Punkt. So lautet jedenfalls der offizielle Standpunkt der modernen Ernährungswissenschaft. Und wenn es keine Schlacken gibt, dann braucht es natürlich auch keine Entschlackung. Keine Kräuter, keine Heilerde, kein Fasten – alles überflüssig. Sagen sie.

Dumm nur, dass der Körper das anders sieht. Er betreibt nämlich täglich eine Art Müllabfuhr auf Zellebene – und das in einem Ausmaß, das in keinem Lehrbuch unter dem Begriff „Schlacke“ auftaucht, aber genau das beschreibt, was wir in der Naturheilkunde seit über einem Jahrhundert beobachten. Der Fachbegriff dafür? Autophagozytose.

Ein sperriges Wort für einen genialen Prozess: Zellen, die sich selbst reinigen, reparieren und regenerieren – ganz ohne Chemie, aber mit entscheidender Bedeutung für unsere Gesundheit, unser Immunsystem und sogar unsere Lebenserwartung.

Wer diesen Mechanismus fördern will, braucht keine Tabletten. Er braucht etwas anderes: Zeit, Achtsamkeit, Geduld – und das Fasten. Und genau darum geht es in diesem Beitrag.

Autophagozytose und Entschlackung – Unterschiede und Gemeinsamkeiten

Bevor wir über Autophagozytose sprechen, muss eines klargestellt werden: Wenn es nach der Schulmedizin geht, existieren sogenannte „Schlacken“ im menschlichen Körper schlicht nicht. Was es nicht gibt, braucht man auch nicht auszuleiten – so die Logik. Kein Bedarf an Entschlackung, also auch kein Bedarf an Fasten, Heilerde oder pflanzlichen Ausleitungen. Fall geschlossen. In meinem Beitrag Die Macke mit der Schlacke habe ich zu dieser „Diskussion“ ausreichend Stellung genommen.

Doch genau hier beginnt das Problem: Der Körper hat da offenbar eine andere Meinung. Denn er betreibt (permanent!) eine hochkomplexe innere Müllentsorgung. Nur taucht dieser Vorgang eben nicht im ICD-10-Katalog auf. Und „Schlacke“ ist natürlich kein histologisch messbares Gewebe. Es ist ein Ordnungsbegriff, geprägt von der Naturheilkunde, um die Summe nicht mehr benötigter, teils schädlicher Stoffwechselreste zu bezeichnen. Wer den Begriff als unwissenschaftlich verlacht, übersieht das Wesentliche. Wenn Sie möchten lesen Sie dazu auch meinen Beitrag: Die Bedeutung der Entschlackung und des Entschlackens für die Gesundheit.

Denn gäbe es keine dieser Rückstände – warum dann die aufwändigen zellulären Reinigungsprozesse, die selbst die Biomedizin heute als „zelluläre Recyclingfabriken“ bezeichnet?

Einer dieser Prozesse ist die sogenannte Autophagozytose – ein sperriger Name für eine sehr elegante Lösung. Und genau dieser wollen wir uns jetzt widmen.

Ein kurzer Blick auf die Grundlagen:

Autophagozytose ist nicht zu verwechseln mit der klassischen Phagozytose, bei der Immunzellen wie Makrophagen oder dendritische Zellen fremde Eindringlinge oder Zelltrümmer „auffressen“. Bei der Autophagozytose hingegen frisst die Zelle sich (zumindest teilweise) selbst. Defekte Zellbestandteile, falsch gefaltete Proteine, beschädigte Mitochondrien: alles, was die Funktion stört oder toxisch wirken könnte, wird markiert, eingeschlossen und abgebaut.

Der Begriff „sich selbst fressen“ mag dramatisch klingen, ist aber ein lebenswichtiges Prinzip. Ohne diesen Prozess würden Zellen regelrecht an ihrem eigenen Müll ersticken. Autophagozytose ist also kein Notfallprogramm, sondern ein zentraler Bestandteil der zellulären Selbstreinigung – täglich, rund um die Uhr.

Und damit nähern wir uns auch der Wahrheit hinter dem Begriff „Entschlackung“. Denn was die Naturheilkunde traditionell als „Schlacke“ bezeichnet, findet auf zellulärer Ebene längst seine wissenschaftlich beschriebene Entsprechung – nur unter anderen Namen: Autophagozytose, Mitophagie, Proteinfaltung, zellulärer Turnover.

Natürlich gehört dazu mehr: Seneszente Zellen, die nicht mehr richtig funktionieren, aber auch nicht absterben, belasten das Gewebe durch ihre entzündungsfördernde Wirkung – eine Art „zellulärer Müll“, der nicht in den Mitochondrien, sondern im Gewebemilieu selbst liegt. Und auch der sogenannte Pischinger-Raum, also der Extrazellulärraum, spielt eine Rolle bei der Ansammlung oder Ableitung solcher Stoffe.

Doch in diesem Beitrag konzentrieren wir uns auf die Autophagie – jenen zentralen, faszinierenden Selbstheilungsmechanismus der Zelle, der durch einfache Maßnahmen wie Fasten gezielt aktiviert werden kann.

Der Prozess und seine Abläufe

Die Autophagozytose ist kein einheitlicher Prozess, sondern ein fein reguliertes System mit mehreren Wegen, über die Zellen ihren eigenen Müll recyceln. Drei Hauptformen sind heute wissenschaftlich beschrieben – alle verlaufen etwas unterschiedlich, dienen aber dem gleichen Ziel: beschädigte, funktionslose oder potenziell toxische Bestandteile aus dem Verkehr zu ziehen. Zuerst eine Grafik dazu:

 

Makroautophagie – das Zellrecycling in großem Stil

Die Makroautophagie ist der wichtigste Weg der zellulären Selbstreinigung. Dabei werden defekte Zellorganellen – insbesondere beschädigte Mitochondrien – sowie fehlerhafte Proteine gezielt erkannt, isoliert und abgebaut. Die Zelle bildet dafür eine Art innere „Mülltüte“: eine Doppelmembran, das sogenannte Autophagosom. Dieses umschließt die zu entsorgenden Bestandteile und transportiert sie zu einem Lysosom – einer zellulären Abbaukammer mit saurem pH-Wert und Verdauungsenzymen. Dort wird der Zellmüll in seine Einzelteile zerlegt – und oft gleich als neues Baumaterial wiederverwertet.

Das ist nicht nur effizient, sondern auch überlebenswichtig: Denn beschädigte Mitochondrien beispielsweise produzieren kaum noch Energie, dafür aber umso mehr freie Radikale – ein toxisches Szenario, das die gesamte Zelle destabilisieren kann. Makroautophagie verhindert genau das.

Mikroautophagie – die direkte Entsorgungslinie

Bei der Mikroautophagie spart sich die Zelle den Umweg über ein Autophagosom. Stattdessen „schluckt“ das Lysosom direkt kleinere Bestandteile aus dem Zellinneren. Dieser Prozess läuft permanent – wird aber besonders bei Kalorienmangel oder Stress wichtiger, um Ressourcen zu schonen und die Zellintegrität zu bewahren. Man könnte sagen: Mikroautophagie ist die schnelle, unkomplizierte Variante der Selbstreinigung.

CMA – das fein abgestimmte Einzelteil-Recycling

Die dritte Form nennt sich „Chaperone-mediated Autophagy“ (CMA) – ein selektiver Prozess, bei dem bestimmte Proteine gezielt erkannt, entfaltet und ins Lysosom eingeschleust werden. Nur Moleküle mit einer spezifischen Signatur – einer Art Erkennungsmarke – werden zugelassen. Dieser Prozess ist aufwendig, aber präzise und kommt insbesondere bei feinregulierten Stoffwechselprozessen zum Einsatz.

So wird der Müll im Körper entsorgt

Diese drei Prozess-Formen sorgen dafür, dass innerhalb der Zelle eine Vielfalt von „Müll“ entsorgt und somit eine Beeinträchtigung der Zellvorgänge verhindert wird. Der „Müll“ besteht aus zum Beispiel falsch gefalteten Proteinen, die biologisch schädlich oder nicht verwertbar sind; aus großen und kleinen Zellorganellen, die beschädigt sind und ihre Funktion verloren haben etc.

Diese drei Formen der Autophagie sind zudem Teil eines intrazellulären Gleichgewichts zwischen der Produktion von neuen Zellbestandteilen und dem Abbau von alten, verbrauchten Elementen. Mitochondrien von Leberzellen zum Beispiel leben in etwa zehn Tage. Danach werden sie durch die Autophagozytose entsorgt. Die dabei entstehenden Fragmente dienen dann als Baumaterial für neue Strukturen. Diese Sonderform der Autophagozytose für Mitochondrien wird Mitophagie genannt.

Grund für die „bevorzugte“ Behandlung der Mitochondrien für eine für sie spezielle Form der Autophagozytose liegt in ihrer Bedeutung und dem Gefährdungspotential, das von beschädigten Mitochondrien ausgeht. Denn beschädigte Mitochondrien produzieren in der Regel, ohne maßgeblich an der Energieproduktion beteiligt zu sein, ein Übermaß an freien Radikalen, die die Zelle selbst in Mitleidenschaft ziehen können. Das Gleiche gilt auch für alte Mitochondrien.

Eine Sonderform besteht bei roten Blutkörperchen: Die Mitophagie entfernt hier bei der Entstehung beziehungsweise Reifung der Erythrozyten deren zunächst vorhandenen Mitochondrien, da Erythrozyten unter den Körperzellen eine Sonderform darstellen – ohne Mitochondrien, Zellkern, Ribosomen etc. Hier ist also die Autophagozytose in dieser speziellen Form ein Teil des Reifungsprozesses der Erythrozyten.

Die beschriebenen Prozesse werden, wie bereits weiter oben erwähnt, durch Gene kontrolliert. Diese Kontrolle ist sehr komplex und erfolgt über Aminosäure-Sensoren, Wachstumsfaktoren und freie Radikale, die die Aktivitäten von mTOR und die AMP-aktivierte Proteinkinase (AMPK) bestimmen. Über die Bedeutung von mTOR hatte ich bereits etwas veröffentlicht: Fasten für die DNA Reparatur in Zellen.  AMPK hat die Aufgabe, Zellen vor Energiemangel zu schützen. Dies ist natürlich in Zeiten von Kalorienmangel besonders wichtig, um den Untergang der Zelle zu verhindern. AMPK hemmt dann eine Reihe von Enzymen, die für die Cholesterin- und Fettsäurebiosynthese zuständig sind, was zu einem Umschalten auf einen „Sparmodus“ des Zellstoffwechsels führt.

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Funktionen für die Zelle

Die Autophagozytose hat für die Zelle eine Reihe von Funktionen. Als primäres Untersuchungsobjekt diente den Wissenschaftlern hier die Hefe Saccharomyces cerevisiae. Hier sahen die Wissenschaftler, dass ein Nährstoffmangel zu einer hohen Aktivität an Autophagie führt.

Unter diesen Verhältnissen wurden schädliche und nutzlose Proteine entsorgt, indem die dabei anfallenden Aminosäuren für eine Weiterverwertung für neue, funktionstüchtige Proteine benutzt werden.

Bei Säugetieren und Menschen ist die Autophagozytose unter verschiedenen Bedingungen beobachtet worden, wie zum Beispiel nach der Geburt und Durchtrennung der Nabelschnur, oder bei Zell-und Gewebekulturen, die entsprechend mangelversorgt worden waren.

Von der Hefe weiß man auch, dass ein genetischer Defekt, der die Fähigkeiten zur Autophagozytose einschränkt, zum Untergang der Zellen führt (Isolation and characterization of autophagy-defective mutants of Saccharomyces cerevisiae.).

Ein ähnliches Bild zeigt sich auch bei Mäusen mit Gendefekt (In vivo analysis of autophagy in response to nutrient starvation using transgenic mice expressing a fluorescent autophagosome marker.). Die Autoren dieser Arbeit konnten zeigen, dass die Regulation der Autophagozytose organspezifisch ist, Kalorienmangel ein zentraler Auslöser zu sein scheint, aber auch ohne Hungerzustände induziert wird.

Prinzipiell scheint man heute in der Naturwissenschaft davon auszugehen, dass die Autophagozytose in ihren verschiedenen Formen ein wichtiger Beitrag zur „Reinhaltung“ der Zellen ist. Ohne diesen Beitrag kommt es zum schnelleren Altern (Autophagy and aging: the importance of maintaining „clean“ cells.). Die Autoren erklären in diesem Beitrag, dass eine herabgesetzte autophage Aktivität eine hauptsächliche Rolle bei altersbedingten Störungen spielt. Sie erklären weiter, dass Kalorienrestriktion und anti-lipolytische Substanzen zur Stimulation der Autophagie bei alten Mäusen geführt haben.

Damit scheint sich das zu bestätigen, was von der Schulmedizin in der Regel so heftig bestritten beziehungsweise als „unwissenschaftlich“ oder „nicht evidenzbasiert“ belächelt wird: Fasten stimuliert die Autophagozytose, die wiederum für die Entfernung von Abfallprodukten in den Körperzellen und deren Reparatur verantwortlich ist. Oder mit anderen Worten: Fasten oder Kalorienrestriktion initiiert die Beseitigung von „Schlacken“, ohne die eine Reparatur der Zellen nicht möglich ist.

Xenophagie ist ein Begriff, der die Auflösung und Entfernung von körperfremden Material umfasst. Dies erinnert an die bereits weiter oben erwähnte Phagozytose durch Makrophagen etc. In diesem speziellen Fall ist die Xenophagie eine autophage Zersetzung von infektiösen Partikeln und ist daher ein integraler Bestandteil der angeborenen Immunabwehr.

Diese tritt immer dann in Aktion, wenn Erreger bereits das Zellinnere erreicht haben, wie zum Beispiel Tuberkuloseerreger. Die „Vernichtungsmaschinerie“, die für die Beseitigung dieser Erreger zuständig ist, ist die Gleiche, die  auch Mitochondrien recycelt (Mitophagie). In der Regel führt dieser Prozess zum erfolgreichen Vernichten der Mikroorganismen. Es gibt jedoch auch hier Ausnahmen, wo Bakterien in der Lage sind, die Entstehung von Phagolysosomen zu verhindern (Autophagy in immunity against mycobacterium tuberculosis: a model system to dissect immunological roles of autophagy.).

Interessanterweise erfahren wir in dieser Arbeit, dass die Th1-Th2-Balance eine zentrale Rolle für die Aktivierung von Autophagie zu spielen scheint. Th1-Zytokine aktivieren sie, während Th2-Zytokine sie abschalten. Damit würde ein Th2-Shift eine günstige Bedingung für das Eindringen von Pathogenen in Körperzellen darstellen.

Diese Sache mit dem „Zelltod“ – Apoptose

Ich hatte bereits in etlichen Beiträgen das Wort „Apoptose“ benutzt. Der natürliche Zelltod ist eine Art „Selbstzerstörungsmechanismus“,  der in die Zelle eingebaut ist, um eine Entartung zu verhindern, wenn Reparaturmaßnahmen nicht mehr greifen können und um alte Zellen schnell aufzulösen, um den Regenerationsprozess zu beschleunigen.

Eine Apoptose ist in der Regel begleitet von dem vermehrten Auftauchen von Autophagosomen. Die Wissenschaftler wissen heute jedoch noch nicht, ob die bei der Apoptose autophagen Aktivitäten Teil des Auflösungsprozesses sind oder das genaue Gegenteil: Der Versuch, die Apoptose zu blockieren. Denn bislang gibt es keine Hinweise, dass die Autophagozytose auch für den Untergang von Zellen verantwortlich sein kann.

Diese ist (wie oben ausführlich diskutiert), das Mittel der Zelle, sich zu regenerieren und am Leben zu erhalten (Another way to die: autophagic programmed cell death).

Eine Arbeit von 2014 zeigt, dass die Autophagozytose eine Stressantwort auf eine Infektion mit Influenza-A-Viren darstellt, die eine Apoptose verhindern hilft (mTOR/p70S6K signaling distinguishes routine, maintenance-level autophagy from autophagic cell death during influenza A infection.). Die auslösenden Faktoren bei einer Infektion für Apoptose und Autophagozytose scheinen die Gleichen zu sein. Sie unterscheiden zwischen einer expandierten Autophagie, die zum Untergang der Zelle führt, und einer moderaten Autophagie, die der Zelle hilft, die Infektion zu überleben. Sie sahen auch, dass eine Hemmung der expandierten Autophagie dazu beitrug, die Reproduktion der Viren in der Zelle zu hemmen. Damit scheinen die Kontrollvorgänge für die protektive und letale Autophagozytose über verschiedene Mechanismen zu erfolgen.

Eine andere interessante Beobachtung ist, dass Kalorienrestriktion bislang die einzige wissenschaftlich nachgewiesene Form der Lebensverlängerung zu sein scheint. Ich hatte dieses Thema auch bei meinen Fastenbeiträgen und Beiträgen zum intermittierenden Fasten erwähnt. Wie es aussieht, erfolgt diese lebensverlängernde Wirkung der Kalorienrestriktion aber nur dann, wenn auch eine entsprechend aktive Autophagozytose mit von der Partie ist. Eine französische Studie aus dem Jahr 2010 (Caloric restriction and resveratrol promote longevity through the Sirtuin-1-dependent induction of autophagy.) zeigte, dass eine Hemmung der Autophagozytose zu metabolischem Stress in der Zelle führte (und deren vorzeitigem Absterben). Resveratrol und Kalorienrestriktion dagegen verlängerte die Lebenserwartung von normalen Nematoden (Fadenwürmer), die eine normale Autophagozytose zeigten. Nematoden, die dazu nicht in der Lage waren, zeigten eine verkürzte Lebenserwartung.

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Autophagozytose und Krebserkrankungen

Hier scheint die Autophagozytose ein sehr ambivalentes Gesicht zu zeigen. Denn sie scheint einerseits vor der Entwicklung von malignen Zellen zu schützen, unterstützt aber andererseits Tumorzellen bei deren Entwicklung. Die Idee, durch Kalorienrestriktion Tumorzellen auszuhungern, kann damit zum Querschläger werden, wenn die Autophagozytose in der Tumorzelle selbige wie eine gesunde Zelle vor dem Untergang bewahrt.

Es ist auch bekannt, dass die Autophagozytose in der Lage ist, Mediatoren für die Apoptose einer Tumorzelle abzubauen, was zu einer Verhinderung der Apoptose und damit Verhinderung des Absterbens der Tumorzelle führt. Hier ergibt sich ein gewisses Potential für pharmazeutische Interventionen, wo mit Hilfe von synthetischen Substanzen (zum Beispiel Chloroquin, ein Medikament gegen Malaria) die Autophagie der Tumorzelle blockiert wird und somit die Wirkung von Apoptose auslösenden Chemotherapeutika verbessert wird (New use for old drugs? Prospective targets of chloroquines in cancer therapy.).

Wie es ausschaut, ist die Frage, ob Autophagozytose nützt oder schadet, auch eine Frage des Stadiums und der Bedingungen, unter denen sie agiert. So scheint sie bei normalen und gesunden Zellen eine wichtige Schutzfunktion zu besitzen, während sie bei malignen Zellen die gleiche Schutzfunktion zum Wohl der Tumorzelle ausübt.

Es hat sich also nichts an der Schutzfunktion geändert, sondern nur an der Frage, wer und was hier geschützt wird. Daher gibt es inzwischen Bemühungen, bei Krebserkrankungen das Maß an Autophagozytose zu senken, damit es zu einer Apoptose der Tumorzellen kommen kann. Aber auch hier kann man sich die Risiken leicht ausmalen. Denn eine generalisierte Hemmung der Autophagozytose würde nicht nur maligne Zellen betreffen. Der Effekt wäre eine Verbesserung der Apoptose bei Tumorzellen, aber auch eine unter Umständen erhöhte Bereitschaft gesunder Zellen, zu entarten.

Fazit: Zellen putzen – Leben verlängern und gesünder leben!

Autophagozytose ist keine Theorie. Es ist ein fundamentaler Selbstreinigungsmechanismus des Körpers – täglich, unaufhaltsam, lebenswichtig. Und ja: Genau das, was die Naturheilkunde seit Jahrzehnten unter „Entschlackung“ versteht. Die Begriffe mögen unterschiedlich sein – die Beobachtung ist dieselbe.

Wer diesen Reinigungsprozess unterstützt, schützt seine Zellen – und damit seine Gesundheit. Denn beschädigte Zellbestandteile, alte Mitochondrien und falsch gefaltete Proteine wirken nicht einfach nur störend. Sie sind ein Brandbeschleuniger für Alterungsprozesse, Entzündungen, Stoffwechselstörungen und degenerative Erkrankungen.

Die gute Nachricht: Es braucht keine Medikamente, keine kostspieligen Therapien, keine synthetischen Interventionen. Es braucht vor allem eines – das, was der moderne Mensch am schwersten erträgt: Verzicht.

Fasten aktiviert Autophagie. Kalorienreduktion tut es auch. Moderate Bewegung, guter Schlaf, weniger Insulinspitzen – all das signalisiert der Zelle: Zeit zum Aufräumen.

Was Sie konkret tun können?

  • Fasten – regelmäßig und bewusst. Ob klassisches Heilfasten, Intervallfasten oder Entlastungstage: Jede Form der Nahrungskarenz aktiviert Autophagie – wissenschaftlich belegt.
  • Bewegung – aber nicht im Hochleistungsmodus. Schon Spaziergänge oder lockeres Ausdauertraining steigern die intrazelluläre Reinigung.
  • Entlastung statt Dauerstress. Auch psychischer Dauerstress kann Autophagie blockieren. Achtsamkeit, Ruhe und Schlaf sind keine „Ist-schön-Sache“ – sie sind Zellschutz!
  • Die Zelle nicht ständig füttern. Wer 16 Stunden am Tag isst, gibt dem Körper keine Pause zur Regeneration. Weniger Mahlzeiten, dafür gehaltvoller, bewirken oft mehr.
  • Bewusst leben statt ständig kompensieren. Alkohol, Süßstoffe, künstliche Zusätze – das alles muss entsorgt werden. Warum nicht gleich weglassen?

Das Ziel ist nicht Askese. Sondern Klarheit. Denn: Wer seine Zellen schützt, schützt sich selbst – vor chronischer Erschöpfung, beschleunigtem Altern, vor Entzündung, Gewebestau, Degeneration.

Man muss Autophagozytose nicht aussprechen können, um sie zu nutzen. Man muss nur aufhören, dem Körper ständig im Weg zu stehen.

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Dieser Beitrag wurde im Jahr 2017 erstellt und letztmalig am 5.8.2025 überarbeitet.

Lassen Sie mich direkt auf den Punkt kommen: Die meisten Menschen haben völlig falsche Vorstellungen vom Fasten. Es ist kein Hungerprogramm für eilige Gewichtsverlust-Fanatiker, kein Detox-Hype für Instagram-Ästheten und auch keine spirituelle Mutprobe für moderne Asketen. Wer es nur macht, um die Waage glücklich zu stimmen, kann es auch gleich bleiben lassen.

Fasten ist eine Kunst – eine uralte, tiefgreifende Methode, die nicht nur den Körper, sondern auch den Geist verändert. Ich begleite Menschen seit über zwei Jahrzehnten auf diesem Weg und weiß: Fasten ist weit mehr als Kalorienverzicht. Es bringt Klarheit, setzt Selbstheilungskräfte frei und zeigt uns, wie wenig wir tatsächlich brauchen, um gesund und kraftvoll zu sein.

Warum dann all die Mythen und Missverständnisse? Und warum halten einige „Experten“ Fasten für eine gefährliche Marotte, während andere es als Wundermittel feiern? Lassen Sie uns genau hinsehen – denn Fasten ist keine Modeerscheinung, sondern eine uralte Heilmethode mit erstaunlichen Effekten auf den gesamten Organismus.

Also nähern wir uns einmal dem Thema:

Wenn Sie nur die Frage interessiert wieviel man im Fasten Abnehmen kann, dann schauen Sie mal im Heilfasten Forum rein, denn dort habe ich die Frage beantwortet: Mit wie viel Gewichtsverlust kann man beim Abnehmen rechnen?

Echtes Fasten ist etwas anderes als einfach mal nichts mehr zu essen. Wer nur hungert, quält lediglich seinen Körper und seine Seele. Ein Fasten-Programm ist eingebettet in die Idee und vor allem die Praxis einer besseren, achtsamen Lebensführung.

Ich betrachte das Heilfasten vor allem als Hilfe zur Selbsthilfe. Manche Kollegen bezeichnen Heilfasten auch als die „Operation ohne Messer“. Es hilft Ihrem Körper, sich von Giftstoffen zu befreien und bietet damit ein großes Plus für Ihre Gesundheit.

Manche „Experten“ meinen zwar, dass mit dem Entgiften oder dem Entschlacken sei Unfug bzw. Humbug, aber in meinen Beiträgen:

gehe ich genauer auf die Zusammenhänge ein.

In diesem Beitrag möchte ich mich auf das Thema Heilfasten und Abnehmen beschränken.

Wenn Sie also abnehmen wollen, rate ich dazu den Vorsatz in den Vordergrund zu stellen, Ernährung und Lebensweise dauerhaft und gesünder zu verändern. Und zu dieser Veränderung ist das Fasten wirklich hervorragend geeignet. Es kann den perfekten Startpunkt zu veränderten Lebensweisen setzen. Zu den „Kritikern“ komme ich weiter unten im Beitrag noch. Zunächst bleiben wir einmal beim Fasten.

In der Anfangsphase des Fastens verliert man zwar täglich bis zu einem Kilogramm Gewicht. Bei diesem Gewicht handelt es sich aber vor allem um Wasser, das im Gewebe eingelagert oder gebunden war. Auf diesem Effekt beruhen ja auch die ganzen „Turbo-Diäten“ und „Blitz-Diäten„, die Sie in fast jeder Frauenzeitschrift finden.

Das Abnehmen von Fett durch das Fasten wird oft überschätzt, meist beträgt dies maximal ein halbes Kilo pro Tag.

Leichter wird man das Fett durch mäßige Bewegung und durch regelmäßigen Sport los. Aber es ist auch klar: die Kalorienbilanz muss (eigentlich) negativ sein!

Seien Sie nicht frustriert, wenn Sie während des Fastens einige Tage nichts abnehmen. Machen Sie sich nicht durch die Waage verrückt. Meine Fastenteilnehmer haben auch generell „Wiegeverbot“. Sie wollen und sollen sich ja auch etwas besinnen – und sich nicht zum Sklaven der Waage machen. Später kann man die Sache „nüchterner“ angehen und nach dem Fasten mit dem Wiegen beginnen und gleichzeitig dokumentieren was man isst. Wie man das machen kann, bespreche ich ausführlich in meiner Online-Sprechstunde: Video Online Sprechstunde „Abnehmen, Training und Ernährung“ mit René Gräber.

Während der Fastenkur kann das Gewicht auch mehrere Tage lang gleich bleiben, was wiederum vor allem mit Schwankungen im Mineralhaushalt zu tun hat.

Wie viel Gewicht man beim Fasten tatsächlich abnehmen kann, zeigt sich erst am Übergang zu den Aufbautagen, denn dann hat sich der Stoffwechsel wieder dauerhaft umgestellt. Und jetzt kommt es auf die Veränderungen an, die Sie in Ihr Leben integrieren. Wenn Sie wieder genauso essen und leben wie vor dem Fasten, werden Sie gar nichts abnehmen, im Gegenteil.

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Mein Rat: Wenn Sie nur Fasten oder Heilfasten zum Abnehmen möchten – dann lassen Sie es bitte.

In diesem Fall wäre Fasten nur eine „Null-Diät“. Und dann ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass Sie nach dem Fasten (wieder) mehr zunehmen, als Sie abgenommen haben. Das nennt man übrigens Jo-Jo-Effekt. Besser wäre es in diesem Fall „Nur“ die Bewegung zu erhöhen (mehr Schritte gehen pro Tag) und eine leicht negative Kalorienbilanz zu haben.

Zurück zum Thema: Fasten und Abnehmen

Von diesen Null-Diäten der 1970er Jahre rückten die Therapeuten schnell wieder ab, denn die Patienten lagen nur still im Bett während sie hungernd auf das Abschmelzen ihres Körperfettes warteten. Sie hatten nicht gelernt, ihr Gewicht zu halten. Keine Psychologen unterstützten sie dabei, die Ursache der Esssucht zu finden und daraus Konsequenzen für ein dauerhaft verändertes Leben zu ziehen.

Kein Physiotherapeut „aktivierte“ sie zu sportlicher Betätigung und kein Arzt kümmerte sich um die Darmsanierung. Niemand begleitete eine kontrollierte Wiederaufnahme der Nahrungszufuhr. Natürlich lebten die Patienten nach der Null-Diät weiter wie vorher auch und natürlich nahmen sie wieder zu. Wegen dieser Misserfolge entwickelten Ernährungswissenschaftler die Liquid-Protein-Diät, die sich als geradezu fatal erwies. Während der ambulant durchgeführten Therapie kam es sogar zu Todesfällen durch Herzversagen. Moderne Adipositas-Therapien berücksichtigen alle Aspekte des Abnehmens und beinhalten eine sachgerechte Nachsorge. Diät-Assistenten stellen kalorienarme Mahlzeiten zusammen, Ärzte überwachen die Stoffwechsel-Parameter, Physiotherapeuten leiten zu mehr Bewegung an, Psychologen erarbeiten zusammen mit dem Patienten neue Lebens-Strategien.

Die Gesundheit sollte im Vordergrund stehen

Ähnlich steht beim Fasten der Gedanke der Gesundheit im Vordergrund. So ist es möglich auch dauerhaft und erfolgreich abzunehmen, wie eine Studie im Zusammenhang mit Fasten zeigte.

Denn das Fasten zeigt uns, dass wir auch ohne unsere vielen kleinen Süchte leben können, dass unser Glück nichts mit Rotwein und Schinken, Schokolade und Eis zu tun hat.

Die Anfänge des Fastens gründen ja auch nicht auf Banalitäten, sondern hatten ganz andere Motive. Die Jahrtausende alten Traditionen haben spirituelle Beweggründe und in der Ausübung soziale Aspekte (siehe auch: Geschichte des Heilfastens). Die Menschen teilten religiöse Glaubensvorstellungen und erlebten die Fastenzeit in der Gemeinschaft. Der vollständige oder teilweise Nahrungsverzicht war keine Selbstkasteiung, sondern ein positives Erlebnis und wurde teils sogar als Lust, ja sogar als Befreiung empfunden.

Als die Ärzte das Fasten entdeckten

Als in Mitteleuropa das traditionelle, religiöse Fasten an Bedeutung verlor, griffen Ärzte mit naturheilkundlicher Ausrichtung die Fasten-Idee auf. In dieser Zeit entstand das Heilfasten als Begriff und Methode, fest verbunden mit den Namen der Gründerväter Otto Buchinger und Franz-Xaver Mayr. Ihnen war der psychosomatische Aspekt wichtig, sie versuchten Körper und Seele in Einklang zu bringen. Deswegen bestand und besteht das Heilfasten nicht nur aus einer sinnvollen Kalorienreduktion, sondern auch aus innerer Einkehr, Ruhe und Sport sowie der Darmeinigung. All das dient nicht in erster Linie der akuten Gewichtsabnahme. Vielmehr ist es eine vorsorgliche Maßnahme zur Gesunderhaltung. So wird, wie heute durch Studien bekannt ist, das Immun-System durch Heilfasten gestärkt, wodurch sich beispielsweise eine Polyarthritis bessern kann.

Nicht nur Abnehmen – sondern das Gewicht auch halten!

Herz, Kreislauf und die Sauerstoffversorgung werden gefördert, wodurch das Wohlbefinden gesteigert wird. Das erhöht auch die Motivation, das “Neue Leben“ dauerhaft beizubehalten. Belegt ist das durch Statistiken aus Kliniken, die das Konzept des Heilfastens professionell durchführen. Über 70 % der Patienten haben nach 2 Jahren noch das gleiche Körpergewicht wie bei der Entlassung. Die Erfolgsquote ist deutlich höher, wenn die Patienten in der Nachsorge noch weiter betreut werden. Eine eventuelle Wiederzunahme war meistens nicht in starkem Maße ausgeprägt. Diese Erfolge sind auch kennzeichnend für die Methode des wiederholten Fastens. Das Gleiche gilt für Konzepte, die in Anlehnung an das traditionelle Fasten religiöse Exerzitien mit einbeziehen. Sehr beliebt sind hier Fastenwanderungen entlang religiöser Zentren.

Ziel: Alte Gewohnheiten durchbrechen

Das Heilfasten unterbricht den Alltag und durchbricht das Schema des angewöhnten Verhaltens und öffnet die Sinne für wichtige seelische Bedürfnisse. So erreicht der Verhaltenstherapeut den Patienten besser und das Hungergefühl kann ersetzt werden durch das Wahrnehmen und Ausleben weiterführender Lebensbereiche. Verschüttete Konflikte kommen zum Vorschein und können besser bearbeitet werden. Das stärkt und motiviert den Patienten, den eingeschlagenen Weg der Lebensumstellung beizubehalten. In der Gruppe erhalten alle Beteiligten gegenseitige Bestätigung.

Gleichzeitig werden durch das Fasten die Geschmacksnerven wieder sensibilisiert. Jetzt schmeckt auch ein Apfel so viel besser, als ein pappig süßes Stück Sahnetorte. Deshalb ist jetzt der perfekte Zeitpunkt, den Körper gar nicht erst wieder an all das Ungesunde und Dickmachende zu gewöhnen.

Zeit zum Nachdenken

Doch noch etwas macht das Fasten zu einem perfekten Start für eine Ernährungsumstellung: Wenn Sie alles optimal gestaltet haben haben, haben Sie sich während des Fastens auch Zeit genommen, sich gedanklich und emotional mit Ihrem Lebensstil zu befassen.

Und ganz sicher haben Sie vor und während des Fastens über Ihre Essgewohnheiten nachgedacht. Bei vielen Fastenden wächst das Gefühl: „Jetzt habe ich so viel getan, dass mein Körper Gifte ausscheiden kann, jetzt will ich ihm nicht gleich wieder welche zumuten.“ Über die Sache mit der „Entgiftung“ habe ich übrigens ausführlicher im Beitrag: Entgiftung – Wie Sie mit einer Entgiftungskur richtig entgiften geschrieben.

Wie sehr das Fasten zu einer mentalen Umschaltung führt, merkt der Fastende oder die Fastende schon an kleinen Wahrnehmungsänderungen.

Kommen wir als Nächstes einmal zu den „Kritikern“ bezüglich Heilfasten und Abnehmen. Diese finden sich oftmals und Ernährungswissenschaftlern…

Abnehmen taugt zum Fasten nicht

Die Ernährungswissenschaft ist die Wissenschaft von „rein in die Kartoffeln, raus aus den Kartoffeln“. Am Beispiel einer Veröffentlichung in der Frankfurter Neuen Presse möchte ich Ihnen mal ein Beispiel dieser „rein-raus Kartoffelwissenschaft“ geben.

Eine Ökotrophologin (Ernährungswissenschaftlerin) gab der Frankfurter Neuen Presse ein Interview (fnp.de/lokales/frankfurt/Zum-Abnehmen-taugt-Fasten-nicht;art675,1269061) über das Thema „Fasten taugt nicht zum Abnehmen“. Herausgekommen ist jedoch, dass das Abnehmen nicht zum Fasten taugt.

Diese Aussage verwirrt Sie? Keine Sorge, mich auch, so wie das gesamte Interview…

Die Ernährungswissenschaftlerin Heike Plotz gibt uns gleich zu Beginn den entscheidenden Tipp:

Religiöses Fasten ist Verzicht auf „Genussmittel wie Alkohol, Nikotin und Süßes und vielleicht Fleisch. Warum „vielleicht“?

Ist man sich in der Ernährungswissenschaft noch unsicher, ob Fleisch vielleicht ein Genussmittel und damit ungesund ist? Dann kommt das „therapeutische Fasten“ an die Reihe.

Denn das ist völlig anders: „ Dort wird die Kalorienzufuhr ganz niedrig gehalten und in der Regel nur Flüssigkeiten wie Gemüseschorlen, Tees und Gemüsebrühen getrunken. Deswegen ist das religiöse Fasten mehr eine gesunde Ernährungsumstellung als medizinisches Fasten.

Man darf festhalten: Religiöses Fasten ist kein Alkohol, Nikotin und Süßes und kein Fleisch, vielleicht, und definiert in der Ernährungswissenschaft eine gesunde Ernährungsumstellung, während therapeutisches Fasten mit Gesundheit nichts zu tun haben kann. Denn hier wird nicht auf Genussmittel verzichtet, sondern nur Tees und anderer Quark und auch sonst wenig Kalorien zu sich genommen.

Da therapeutisches Fasten nicht dauerhaft durchgeführt werden kann, kann es sich auch nicht um eine gesunde Veranstaltung handeln, so die Logik der „rein-raus Kartoffelwissenschaft“.

Außerdem erfahren wir weiter, dass religiöses Fasten einen unschlagbaren Vorteil gegenüber seiner Konkurrenz hat:

Beim religiösen Fasten hingegen ist die Gewichtsabnahme recht gering, da man 40 Tage lang wirklich nur auf ein paar Dinge verzichtet. So treten aber auch keine Mangelerscheinungen auf.

Gerade die Mangelerscheinungen beim therapeutischen Fasten haben ja bekanntlich die Friedhöfe mit Toten und Untoten nahezu überschwemmt: Die Friedhöfe sind voll von Fastentoten.

Der „rein-raus Kartoffeleffekt“ wird noch verstärkt durch die Erkenntnis, dass zu Beginn das religiöse Fasten eine gesunde Ernährungsumstellung sein soll, im nächsten Abschnitt aber nichts anderes ist, als der Verzicht „auf ein paar Dinge“, weshalb es keine Mangelerscheinungen geben soll. Oder mit anderen Worten: Für die Ernährungswissenschaft ist eine gesunde Ernährungsumstellung der Verzicht auf ein paar Dinge. Die Präzision der ernährungswissenschaftlichen Erkenntnis ist nahezu berauschend.

Die Erkenntnis muss so berauschend gewesen sein, dass von nun an alles wie im Traum erscheint. Denn man weiß zu berichten, dass religiöses Fasten deshalb nicht zu Mangelerscheinungen führt, weil: „Beim religiösen Fasten nicht, denn es basiert ja auf den Prinzipien der gesunden Ernährung. Zudem kann das jeder handhaben wie er mag, die meisten Menschen lassen Süßigkeiten, Alkohol und Fleisch weg“.

Richtig, eine gesunde Ernährung ist immer dann, wenn Süßigkeiten, Alkohol und Fleisch weggelassen werden (was ist mit dem Nikotin, ist der plötzlich gesund geworden?).

Alles andere ist vollkommen gesund und unbedenklich und sollte elementarer Bestandteil unserer gesunden Ernährung sein, wie Konservierungsstoffe, künstliche Aromen, Aspartam und andere Süßstoffe (oder zählen die zu den Süßigkeiten?), Glutamat und Geschmacksverstärker, und die vielen anderen Chemikalien, die sich seit Jahren in unserer Plastiknahrung breit gemacht haben. Denn bei einem therapeutischen Fasten würden all diese Dinge weitestgehend fortfallen. Und das ist gesundheitlich natürlich sehr bedenklich, oder?

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Jetzt aber! Der Schwenk der „Ernährungsexpertin“!

Dann kommt der Schwenk, das „rein in die Kartoffeln“: Wo vorher Fleisch als Genussmittel beim religiösen Fasten (vielleicht) fortgelassen wurde und somit der Verzicht als gesund erachtet wurde, ist jetzt auf einmal der Verzicht auf Fleisch ungesund.

Denn: „Wenn man längere Zeit auf Fleisch verzichtet, kann es zu einem Eisenmangel kommen.“ Also: Wenn man eine „gesunde Ernährung“, zu der der Verzicht auf (vielleicht) Fleisch zählt, als Umstellung betreibt, dann bekommt man ungesunden Eisenmangel. Ich sagte es ja bereits: rein in die Kartoffeln, raus aus den Kartoffeln. Dieser Kartoffeleffekt findet seine Fortsetzung bei der Frage, ob man denn nicht den Eisenmangel mit Grünzeugs ausgleichen kann.

Anmerkung: So langsam frage ich mich, wo das Thema Abnehmen und Fasten eigentlich geblieben ist? Aber so ist es sehr häufig: Viele Aspekte in einen Topf werfen, umrühren und irgendwas wieder rausfischen. An dieser Stelle will ich aber auch erwähnen, dass der Beitrag in der Frankfurter Neuen Presse ein Interview ist, wo man ja nur auf die Fragen antwortet. Allerdings sind zahlreiche Fachartikel zum Thema ganz ähnlich aufgebaut…

Aber zurück zu diesem Interview. Vielleicht erfahren wir noch etwas zum Abnehmen durch Fasten? Noch sind wir allerdings beim Fleisch und der Sache mit dem Eisen…

Hier muss dann auch eine Erfindung her, die den ungesunden-gesunden Fleischkonsum rechtfertigen hilft: Angeblich gibt es „pflanzliches Eisen“. Sehr wahrscheinlich handelt es sich hier um grünes Eisen, wo menschliches und tierisches Eisen mehr nach Rost aussieht. So viel ich aber weiß, ist das Eisen in Pflanzen und Menschen ein und dasselbe Eisen. Worüber wir uns aber keine Gedanken machen müssen, ist die Tatsache, dass Fleisch nur sehr wenig Eisen enthält und damit ein Fleischverzicht wohl kaum zu einem Eisenmangel führen kann. Vielmehr könnte die Annahme, dass Fleisch ein guter Eisenlieferant sei, zu dem befürchteten Mangel führen, also genau umgekehrt.

Aber wir sind ja in der „rein-raus Kartoffelwissenschaft“. Laut Wikipedia sollen Milch und Milchprodukte, und nicht nur Tee und Kaffee, die Resorption von Eisen hemmen. Verstehe ich jetzt nicht, wo doch Milch so gesund sein soll? Naja… anderes Thema…

Und warum sind jetzt auf einmal Tee und Kaffee nicht mehr so gesund, wo sie doch keine Genussmittel sind und bei religiösen Fasten nicht vermieden werden?

Die Expertin bleibt uns die Antwort schuldig, empfiehlt aber wieder ein Ding der Unmöglichkeit als gesunde Alternative: Orangensaft. Da bleibt mir doch die Spuke weg. Orangensaft statt therapeutischem Fasten, das ist der ultimative Kartoffeleffekt der Ernährungswissenschaft!

Warum O-Saft viel gesünder als therapeutisches Fasten sein muss, habe ich in den Beiträgen: Der quasi gesunde Orangensaft und Einen Orangensaft ohne Orange und ohne Saft, bitte beschrieben.

Das Unvermeidliche: Schlacken!

Danach kommt im Interview das Unvermeidbare: Schlacken! Darauf bin ich ja ganz oben im Beitrag kurz eingegangen. Aber auch in Beiträgen wie Die Macke mit der Schlacke habe ich dazu Stellung genommen.

Unsere Ernährungswissenschaftlerin behauptet allerdings: Schlacken gibt es nicht.

Ich möchte mich hier nicht weiter mit Sachen aufhalten, die es nicht gibt. Nur soviel, dass es nicht nur keine Schlacken gibt, sondern auch „Dass der Körper Giftstoffe ausscheidet, halte ich für eine Fehlinformation.

Jetzt schlägt´s aber 13. Diese Aussage ist in Sachen Abenteuerlichkeit kaum noch zu übertreffen. Wo steckt er denn die Giftstoffe hin, wenn er sie nicht ausscheidet? Oder gibt es auch keine Giftstoffe? Wozu hat er dann eine Leber und gleich zwei Nieren? Ich weiß es: Der liebe Gott hat uns diese Organe gegeben, weil er von Ernährungswissenschaft keine Ahnung hat oder er gerne möchte, dass wir mit diesen unnützen Organen nieren- oder leberkrank werden. Es könnte aber auch sein, dass die Giftstoffe im Gehirn eingelagert anstatt ausgeschieden werden. Vielleicht sind Ernährungswissenschaftler besonders stark von diesem Effekt betroffen?

Dieser letzte Eindruck verstärkt sich im Laufe des Interviews, der Räuberin von Fleisch, Eisen und Nährstoffen beim therapeutischen Fasten. Denn sie verkündet, das Fasten „ist typabhängig und muss sehr individuell gesehen werden. Nicht jede Fastenkur passt zu jedem Menschen.“ Vollkommen richtig, man muss hier sehr individuell vorgehen. Im Gegensatz dazu darf man auch in der Ernährungswissenschaft Statine vollkommen unindividuell und gießkannenartig einsetzen, ohne Rücksicht auf Krankheitsbild, Familiengeschichte und andere Faktoren – Hauptsache der Cholesterinspiegel liegt nicht unter 200. Auch wenn er unter 200 liegen sollte, wäre es besser, dass alle rein prophylaktisch ein Statin bekommen, denn man weiß ja nie… Verzeihung, ich schweife schon wieder vom Thema ab…

Aber lieber einen Sack voll Statine einnehmen als Fasten – dies verhindert Mangelerscheinungen, vor allem in den Kassen der Pharmaindustrie. Tut mir leid, aber diese kurze Spitze musste noch sein.

Das Interview geht indes munter weiter. Aber ich muss sagen, dass mir dieser ewige „rein-raus Kartoffeleffekt“ langsam auf die Nerven geht. Denn Frau Plotz (die Ökotrophologin), will keine krebskranken Patienten und Patienten mit chronischen Erkrankungen fasten lassen. Vorher hatte sie noch das religiöse Fasten als eine „gesunde Ernährungsumstellung“ gefeiert. Wenn dem so wäre, würden dann nicht gerade diese Patienten von einer „gesunden Ernährungsumstellung“ profitieren? Schon wieder ein „rein-raus“ – das wird langsam ermüdend. Was Fasten gegen Krebs zum Beispiel ausrichten kann, ganz gegen die Erwartungen der Kartoffelwissenschaftler, das können Sie hier nachlesen: Fasten gegen Krebs und Fasten bei Krebs – Erstaunliche Erkenntnisse.

Tja. So kommt man vom Abnehmen zu Krebs. Ernährungswissenschaft ist eine tolle Sache. Und bitte: schicken Sie keine E-Mails, ich würde mich hier ungerechtfertigt „lustig machen“ über Ernährungswissenschaften usw. Ich beziehe mich hier nur auf das Interview und den „bunten Brei“ aus oben erwähntem Topf, der mir hier wie eine schmierige Sosse über den Kopf gekippt werden soll.

Und:

Wir sind noch nicht am ENDE…

Zum schlappmachenden Schluss noch mal „rein in die Kartoffeln“: Frau Ökotrophologin will chronischen Kranken kein Fasten zumuten. Dann aber auf einmal doch. Denn auf die Frage, ob es Erkrankungen gibt, die durch das Fasten positiv beeinflusst werden, sagt sie: „Ja, manche Erkrankungen bessern sich. Wie rheumatoide Erkrankungen, aber auch Blutzuckereinstellungen, Fettstoffwechselstörungen, Bluthochdruck oder Neurodermitis-Patienten profitieren davon“. Äh… handelt es sich bei gerade aufgezählten Erkrankungen nicht auch um chronische Leiden? Ich möchte den Patienten sehen, der sich mit einem Bluthochdruck infiziert hat…

Danach kommt der lustige Hinweis: „Als sinnvoll erachte ich das Fasten dann aber nur, wenn die Patienten danach auch ihre Ernährung umstellen.“ Aber ich dachte Fasten ist schon die „gesunde Ernährungsumstellung“? Jetzt nochmals eine Ernährungsumstellung nach der Ernährungsumstellung? Jetzt begreifen Sie vielleicht, warum dieses Gewirr an Ideen und Vorstellungen so ermüdend ist. Dass Fasten kein Dauerzustand ist und eine gesunde Ernährung als Dauerlösung anzustreben ist, dazu brauche ich keine Raketenwissenschaft zu studieren. Da fragt man sich unwillkürlich, was die Ernährungswissenschaft eigentlich will?

Wenn dann noch Argumente kommen, die alles andere als schlecht für das Fasten ausfallen, dann ist man als aufmerksamer Leser vollkommen überfordert: „Der Energiebedarf und die Blutfette sinken, das Herz schlägt langsamer, der Blutdruck sinkt und viele Menschen frieren schnell, wenn sie ihre Kalorienzufuhr drosseln. Oft leiden sie unter Kopfschmerzen, sind schlapp und haben schlechte Laune. Nach ein paar Tagen kommt es zu einer Hochstimmung, die auch süchtig macht. Viele Menschen haben danach Schwierigkeiten, wieder herunterzukommen, weil es ihnen tatsächlich besser geht.“ Es geht ihnen also besser, obwohl sie Mangelerscheinungen haben müssen, sollten, könnten, vielleicht? Gibt es wissenschaftliche Arbeiten, die belegen, dass Mangelerscheinungen zu physiologisch günstigen Erscheinungen führen, wie Normalisierung von Blutdruck, Blutfetten, mentalem Status etc.? Ob Fasten süchtig macht, nur weil es eine Hochstimmung geben kann, halte ich für eine gewagte Behauptung. Denn dann müsste Fasten unter das Betäubungsmittelgesetz fallen. Fällt es aber nicht.

Aber damit nicht genug. Die unfreiwillige Lobhudelei geht munter weiter: „Viele Menschen fühlen sich befreiter, leistungsstärker und kommen schneller zur Ruhe. Deswegen werden Fastenkuren auch oft im Kloster angeboten. Um abzuschalten, zur Ruhe zu kommen und die Seele baumeln zu lassen.

Bei so viel Lob fürs Fasten würde ich auch nicht mehr fasten wollen, oder? Und abnehmen auch nicht.

Fazit

Rein in die Kartoffeln – raus aus den Kartoffeln. Fasten ist eine angebliche Mangelerscheinung, welches religiös motiviert ist und süchtig macht, aber befreit und den Blutdruck senkt. Ich glaub, ich geh mal kurz fasten. Denn dieses Interview hat meinen Blutdruck an den Rand des Messbaren gebracht.

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Kleine Anmerkung: Die Sache mit den „5 Wundermitteln“ ist mit Abstand der beliebteste Newsletter, den meine Patienten gerne lesen…

Dieser Beitrag wurde im Jahr 2020 erstellt und letztmalig am 4.8.2025 aktualisiert.

Wenn alte Stammesweisheiten plötzlich in Glanzbroschüren westlicher Wellnesskliniken auftauchen, werde ich hellhörig. Spätestens dann, wenn es sich dabei um eine „geheime hawaiianische Darmreinigung“ handeln soll – inklusive schamanischer Lizenz, intuitiver Kräuterformel und Grapefruitsaft als Blutzuckerbremse. Klingt exotisch, verkauft sich gut – ist aber physiologisch gesehen ein ziemliches Durcheinander.

Ich arbeite seit über 25 Jahren mit Fastenden, Patienten mit Reizdarm, Darmsanierungen und Detox-Protokollen. Wenn also irgendwo von „gummiartigem Kot an der Darmwand“ oder „Verstopfung der Seele durch Schlacken“ die Rede ist, schlage ich nicht die Hände über dem Kopf zusammen – ich prüfe, was wirklich dran ist. In diesem Beitrag schauen wir uns die hawaiianische Darmreinigung nüchtern an: Was ist Mythos? Was ist Marketing? Und was kann tatsächlich entlastend wirken?

Spoiler: Die Flohsamenschalen sind das Beste an der ganzen Kur.

Geschichtliches zur Hawaiianischen Darmreinigung

Die Ursprünge dieser sogenannten „hawaiianischen Darmreinigung“ führen – folgt man der gängigen Erzählung – zu einer gewissen Aunty Margaret Machado. Sie sei in jungen Jahren von ihrem schamanischen Großvater auserwählt und gesegnet worden, die spirituelle Kunst des Ho‘oponopono weiterzugeben – einer traditionellen Form der mentalen Reinigung durch Gespräch, Gebet und Vergebung.

So weit, so spirituell. Tatsächlich war Margaret Machado (1916–2009) die erste offiziell lizenzierte Lehrerin für Lomi Lomi, eine traditionelle Form der hawaiianischen Körperarbeit. Ihre Behandlungen verbanden Massage, Gebet, Atem und Intuition – und machten sie weltweit bekannt. Aber: Weder ist sie die „Erfinderin“ einer Darmreinigung, noch existieren ethnologische Belege dafür, dass die Ureinwohner Hawaiis eine spezifische Fasten- oder Darmkur entwickelt hätten.

Auch Ho‘oponopono selbst ist kein Reinigungsritual für den Körper, sondern ein soziales Verfahren zur Lösung innerfamiliärer Konflikte – mit dem Darm hat das nichts zu tun. Die spirituelle Kraft dieser Methode steht außer Frage, doch ihre instrumentalisierte Verknüpfung mit Detox-Kuren ist eine moderne Konstruktion – vorrangig marketinggetrieben.

Soweit ich das einschätzen kann – wenn ich den Quellen glauben darf, denn ich war selbst nie dort – handelt es sich hier um ein Konstrukt aus ein paar echten Elementen der hawaiianischen Kultur, viel Hollywood-Folklore und noch mehr Verkaufsinteresse. Die Vorstellung einer „geheimen Kräuterformel“ aus dem Urwald, überliefert von einer spirituell begabten Kahuna-Heilerin und nur in lizensierten Kliniken erhältlich, klingt eher nach Drehbuch als nach überlieferter Heilkunst.

Es fällt schwer, zur sogenannten hawaiianischen Darmreinigung ernsthaft pathophysiologische Grundlagen zu liefern – schlicht, weil keine vorliegen. Zumindest keine, die in irgendeiner Form wissenschaftlich nachvollziehbar wären. Die Anbieter berufen sich meist auf spirituelle Intuition, energetische Disharmonien und eine geheimnisvolle „gummiartige Substanz“ im Darm, die angeblich alles blockiert – Nährstoffe, Energie, Lebensfreude.

Man könnte meinen, Hollywood habe hier nicht nur den Stoff für eine Detox-Kur erfunden, sondern gleich das passende Drehbuch dazu.

Soweit ich das einschätzen kann – wenn ich den überlieferten Geschichten glauben darf, denn ich war ja nie auf Hawaii – stammt das Ganze aus der Kombination von Ho’oponopono-Romantik, salziger Esoterik und ein bisschen amerikanischem Geschäftssinn. Und irgendwie ist dann am Ende eine „Darmreinigung“ herausgekommen, die mit Heilerde, Grapefruitsaft und einer Fastenkur angereichert wurde – als wäre das ein hawaiianisches Nationalheiligtum.

Pathophysiologisch wird die Sache spätestens dann haarig, wenn behauptet wird, der Mensch sei durch seine Ernährung innerlich verschleimt und ausgekleidet mit einer zähen, kotartigen Schicht, die der Darm nicht mehr loswird. Ursache sollen schleimbildende Lebensmittel wie Fleisch, Zucker, Milchprodukte und – Achtung – auch Sojaprodukte und Getreide sein. Da hat sich offenbar jemand durch das Internet gefastet und alles aufgeschrieben, was je auf irgendeiner Verbotsliste stand.

Die Bauchspeicheldrüse sei damit überfordert, heißt es. Sie könne den Schleim nicht mehr ausspülen, der sich dann schichtweise im Darm verfestige. Das Bild erinnert an eine verkalkte Waschmaschine mit zu wenig Enthärter. Nur: Der menschliche Darm funktioniert nicht wie ein Abflussrohr. Wenn dort etwas verfestigt wäre, hätte der Betroffene nicht nur ein Resorptionsproblem, sondern längst einen Notarzt gesehen.

Was aber tatsächlich stimmt: Unsere westliche Ernährung ist ballaststoffarm, überzuckert und vielfach hochverarbeitet. Und ja – das wirkt sich auf die Schleimhaut des Darms aus. Die nützlichen Darmbakterien, die eigentlich mit pflanzlichen Faserstoffen versorgt werden wollen, fangen dann irgendwann an, die eigene Schleimschicht zu „verdauen“. Das führt zu einer dünneren Schutzbarriere, mehr Entzündung und einer durchlässigeren Darmschleimhaut. Aber eben nicht zu einer Schicht aus Gummikot, wie es manche Webseiten suggerieren.

Fun Fact am Rande: Wenn es im Darm tatsächlich diese ominösen „gummiartigen“ Placken gäbe, wie man sie in Detox-Werbung so gerne abbildet – dann müsste man sie bei jeder Koloskopie sehen. Fragt man Gastroenterologen danach, erntet man meist irritiertes Kopfschütteln. Noch kein Endoskop hat je diesen „Kotpanzer“ dokumentieren können.

Klarstellung: Natürlich gibt es im Darm Reste, Rückstände und auch krankhafte Veränderungen, die sich bei Untersuchungen zeigen – etwa sogenannte Kotsteine (Koprolithen), also eingetrocknete Stuhlmassen, die sich in Divertikeln oder Verengungen festsetzen können. Auch Darmausstülpungen (Divertikel) sind ein weitverbreitetes Phänomen, vor allem im Dickdarm älterer Menschen – oft Folge chronischer Obstipation, ballaststoffarmer Ernährung oder gestörter Darmmotilität.

Das hat aber mit den wild illustrierten „Placken“ der Detox-Industrie nur wenig zu tun. Denn was dort meist als „ausgeschiedener Biofilm“ angepriesen wird, ist in vielen Fällen nichts anderes als das Ergebnis von Flohsamenschalen, Heilerde und Gleitmitteln – also das Produkt der Kur, nicht ihrer Reinigung.

Oder anders gesagt: Der „Darmgummi“ entsteht erst durch das, was vorher getrunken wurde.

Dass Menschen trotz Übergewicht angeblich „verhungern“, weil der Darm nichts mehr aufnehmen könne, gehört ebenfalls ins Reich der Fantasienahrung. Natürlich ist Übergewicht ein Ausdruck von Fehlernährung – aber sicher kein Hinweis auf Mangelresorption. Im Gegenteil: Die meisten nehmen zu viel auf. Dass der Körper „nach mehr verlangt“ liegt nicht an einem Schleimfilm, sondern an gestörtem Insulinhaushalt, falscher Mikrobiota, Belohnungssystemen im Gehirn und – ja – auch an chronischem Stress.

Kurzum: Die Grundannahmen dieser sogenannten Reinigung sind entweder missverstanden, stark vereinfacht oder frei erfunden. Was übrig bleibt, sind ein paar gute Zutaten: Flohsamenschalen, moderate Bewegung, ein paar Fastentage und bewusste Ernährung. Damit kommt man weiter als mit jeder tropischen Legende.

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Wie reinigt Hawaii den Darm?

Nachdem der alternativ-medizinische Unterbau ideologisch-gummiartige Erklärungen mit Rissen aufzuweisen hat, dürfen wir gespannt sein, wie die Praxis aussieht, die auf diesem Fundament thront.

Wir wissen ja schon, dass es sich bei der Kräutermischung um eine Geheimrezeptur handelt. Das ist schon mal gut. Da muss man also zum Anbieter oder in die Klinik laufen und das Zeugs kaufen, weil man es sich nicht selber zusammen schustern kann.

Unglücklicherweise gibt es Quellen, die das Geheimnis nicht für sich behalten können und die von einem Einsatz von Grapefruitsaft, Flohsamenschalen und Bentonit sprechen.

Aber angeblich sollen es mehrere Kräuter und nicht nur Flohsamenschalen sein – ein Umstand, zu dessen Klärung ich keine Quellen habe finden können. Also bleibt doch vielleicht ein bisschen Geheimnis zurück bei der intuitiven Rezeptur der Kräuter.

Morgens trinkt der angehende Hawaiianer während seiner Kur Salzwasser. Danach trinkt er normal weiter normales Wasser. Nachmittags und abends trinkt er dann dreimal die erwähnte Kräutermischung mit dem Fruchtsaft.

Der Zucker in dem Fruchtsaft (Fruktose!) soll dann angeblich vor einer Unterzuckerung schützen, denn die Hawaiianische Darmreinigung ist nicht nur eine Darmreinigung, sondern auch eine Fastenkur. Dies stellt sich spätestens hier heraus.

Dass aber Fruktose ausgerechnet vor einer Hypoglykämie schützen soll, ist ein Fauxpas, der mir zeigt, dass die Pathophysiologie aus Hawaii intuitiv an das alternative Marketingkonzept der Umsatzbildung angepasst worden ist. Oder ist man hier wirklich so einfältig zu glauben, dass Fruchtzucker gesund ist, weil er ja aus Früchten kommt? Denn dass der Fruchtzucker das genaue Gegenteil von dem ist, was viele „Naturjünger“ glauben, habe ich in dem Artikel Fruchtzucker und Fruktose – alles andere als gesund eingehend beschrieben.

Ob der Grapefruitsaft jetzt in dieser spezifischen Situation eine schädigende Wirkung über seine Fruktose entfaltet, das wage ich zu bezweifeln. Aber er wird auch keine Hypoglykämien verhindern können. Und so wie der akademische Unterbau in Sachen Pathophysiologie falsch erklärt wird, nimmt diese Fehlerhaftigkeit seinen Lauf weiter in der Praxis dieser Behandlungsmethode.

Auch die Gabe von Salzwasser leuchtet mir auf den zweiten Blick nicht mehr ein. Es soll aufgrund seines Salzgehalts Wasser aus dem Körperinneren zurück in den Darm fließen lassen, damit der Wasserfluss den „Gummi-Kot“ von den Darmwänden spült. Aber das Wasser im Körper ist selbst kein reines Wasser, sondern eine Salzwasserlösung. Weiter steht auch der Beweis aus, dass bei einer hypertonen Salzwasserlösung der Rückfluss von Wasser in den Darm einen solchen Druck auf die Kotablagerungen ausüben kann, dass diese von der Wandung abgespült werden. Und die Frage, ob es diese Ablagerungen in dieser Form und Intensität überhaupt gibt, bliebe auch noch zu klären.

Wenn die Pathophysiologie versagt, dann ist der Geist an der Reihe

Da der Darm ja eng mit dem zentralen Nervensystem verbunden ist und eine Art „zweites Gehirn“ (Bauchhirn) darstellt, kommt der Darmreinigung eine besondere Note zu. Denn die physische Reinigung bringt angeblich auch alte, ungelöste psychische Themen in Wallung.

Ich weiß nicht, ob in der Psyche auch gummiartige Ablagerungen vorkommen. Aber auf jeden Fall erlöst die Hawaiianische Darmreinigung uns nicht nur vom Mist im Bauch, sondern auch vom Mist im Hirn. Nach der Anwendung ist man befreit, entspannt, emotional erfrischt und so weiter – so die evidenzbornierte Werbung der Hype-Anbieter.

Und auch hier wage ich ein paar Zweifel einzustreuen. Nicht dass solche Reaktionen nicht möglich sind. Nur zu oft habe ich bei meinen Fasten-Patienten ähnliche psychische Veränderungen zum Positiven sehen können – keine Frage. Aber gerade auf psychologischer Ebene gibt es nicht diese in Beton gemeißelten Garantien auf eine befreite Psyche, wie sie hier von den Darmreinigungsanbietern gefeiert werden. Für mich sind diese Ausführung der Darmreinigung fast gleichzusetzen mit einer zuvor durchgeführten Hirnwäsche, die uns all das glauben machen soll, was unwahrscheinlich ist.

Fazit

Die hawaiianische Darmreinigung ist kein überliefertes Heilsystem – sondern eine geschickte Erzählung, angereichert mit spirituellen Elementen, Marketingfantasie und ein paar sinnvollen Zutaten. Die physiologischen Erklärungen sind bestenfalls anekdotisch, oft schlicht falsch. Was bleibt, ist ein Fastenprogramm mit Placebo-Potenzial, einem gewissen Show-Effekt – und Flohsamenschalen.

Ob man das braucht? Nicht zwingend. Wer wirklich etwas für seinen Darm tun will, braucht keine tropische Legende. Sondern Ballaststoffe, Ruhe, echte Fastentage, Bitterstoffe, Bewegung – und den Mut, dem eigenen Bauchgefühl mehr zu trauen als jeder Broschüre mit Goldrand.

Was Sie für Ihre Gesundheit mitnehmen können

  1. Flohsamenschalen wirken – weil sie quellen, binden, regulieren. Nicht wegen eines „hawaiianischen Ursprungs“.
  2. Ballaststoffe sind die beste Darmreinigung – täglich, nicht nur im Wellnessurlaub.
  3. Fasten verändert Körper & Kopf – nicht magisch, sondern biologisch nachvollziehbar.
  4. Es gibt keine gummiartigen Kotpanzer – aber sehr wohl chronische Entzündungen durch falsche Ernährung.
  5. Fruktose ist kein natürlicher Heilstoff – sondern oft ein unterschätzter Krankmacher.
  6. Salzwasser-Kuren sind nicht harmlos – sie können den Elektrolythaushalt durcheinanderbringen.
  7. Vertrauen Sie nicht jeder „Geheimformel“ – echte Heilung braucht keine Mythen.
  8. Der Darm spiegelt unsere Lebensweise – wer ihm Gutes tut, spürt das nicht erst auf dem Klo.

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Dieser Beitrag wurde 2019 erstellt und letztmalig am 2.8.2025 überarbeitet und ergänzt.

Gicht hat nichts mit Luxus zu tun – sie ist Ausdruck eines Stoffwechsels, der aus dem Takt geraten ist. Und während viele noch immer glauben, ein bisschen weniger Fleisch und ein paar Tabletten würden das schon richten, zeigt die Praxis seit Jahrzehnten etwas anderes: Wer die Gicht wirklich an der Wurzel packen will, muss den Stoffwechsel von Grund auf umstellen. Fasten kann dabei ein mächtiger Hebel sein – wenn man weiß, was man tut. Denn falsch eingesetzt, treibt es die Harnsäure erst recht in die Höhe. In diesem Beitrag zeige ich, worauf Patienten achten müssen, die mit Gicht fasten wollen – mit und ohne Allopurinol. Und welche Rolle Kräuter, Brühen, Bewegung und eine gute Vorbereitung dabei spielen.

Beginnen wir kurz damit:

Was ist Gicht?

Gicht – einst als „Wohlstandskrankheit“ belächelt, heute eine ernsthafte Stoffwechselstörung, die Millionen betrifft. Wer einmal einen Gichtanfall hatte, weiß, dass der Schmerz nicht zu unterschätzen ist: Brennende, geschwollene Gelenke, meist am großen Zeh, aber auch an Fingern, Knien oder Handgelenken. Doch was, wenn Heilfasten hier helfen kann? Und was müssen Patienten beachten, die bereits Allopurinol einnehmen?

Grundlegende Informationen zu „Gicht“ finden Sie in folgenden Beiträgen:

Gicht und Harnsäure: Das Grundproblem verstehen

Gicht ist die Folge einer Hyperurikämie – eines zu hohen Harnsäurespiegels im Blut. Harnsäure ist ein Abbauprodukt von Purinen, die sich in tierischen Produkten, aber auch im eigenen Zellstoffwechsel finden. Normalerweise wird Harnsäure über die Nieren ausgeschieden, doch wenn die Werte steigen, kristallisiert sie aus und lagert sich in Gelenken und Geweben ab. Das Immunsystem reagiert darauf mit einer heftigen Entzündungsreaktion – der klassische Gichtanfall.

Referenzwerte für Harnsäure:

  • Normalwerte: Männer: < 7 mg/dl, Frauen: < 6 mg/dl
  • Leichte Hyperurikämie: 7-9 mg/dl
  • Kritischer Bereich: > 9 mg/dl (erhöhtes Risiko für Gichtanfälle)
  • Akuter Gichtanfall: Oft Werte > 10 mg/dl

Mehr dazu hier: Harnsäure und Harnsäurewerte – Verständlich Erklärt

Fasten und Gicht: Eine Herausforderung mit Potenzial

Fasten ist ein zweischneidiges Schwert für Gichtpatienten. Einerseits hilft es, die Harnsäure aus den Geweben zu mobilisieren, andererseits steigt durch den Abbau körpereigener Proteine der Harnsäurespiegel im Blut kurzfristig an. Das kann – wenn nicht richtig durchgeführt – sogar einen neuen Gichtanfall auslösen.

Otto Buchinger selbst beschrieb in seinen Aufzeichnungen langwierige, aber erfolgreiche Fastentherapien bei Gicht. Heute, mit Medikamenten wie Allopurinol, sind die Risiken kontrollierbarer – wenn das Fasten richtig angepasst wird.

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Wie Fasten bei Gicht richtig funktioniert

  1. Vorbereitung ist entscheidend
    Ein abruptes Fasten kann riskant sein. Wer Harnsäurewerte über 8 mg/dl hat, sollte vor dem Fasten eine Entlastungswoche mit purinarmer Kost einlegen: viel Gemüse, wenig tierisches Eiweiß, keine Innereien oder Hülsenfrüchte. Diese „Einstimmung“ kann einen plötzlichen Harnsäureanstieg dämpfen.
  2. Medikamenteneinnahme anpassen
  • Allopurinol (Hemmt die Harnsäurebildung): Sollte während des Fastens weitergenommen werden. Es verhindert einen zu starken Harnsäureanstieg.
  • Benzbromaron (Fördert die Ausscheidung): Meist wird dieses Medikament während des Fastens pausiert, da es die Nieren belasten kann.
  1. Flüssigkeit ist der Schlüssel
    Gichtpatienten müssen besonders darauf achten, ausreichend zu trinken – 3 bis 4 Liter täglich sind Pflicht. Harntreibende Mittel oder Diuretika sollten vermieden werden, da sie eine zu starke Entwässerung und damit eine Erhöhung der Harnsäurekonzentration im Blut bewirken können.
  2. Die richtige Fastenmethode wählen
    Nicht jedes Fasten eignet sich für Gichtpatienten. Reines Wasserfasten kann problematisch sein, weil es den Abbau körpereigener Proteine fördert. Besser ist ein modifiziertes Fasten mit:
  • Basischen Brühen
  • Buttermilch oder verdünnten Gemüsesäften
  • Getreideschleim, um den Stoffwechsel zu stabilisieren
  1. Dauer des Fastens
    Kurze Fastenzeiten von 5 bis 7 Tagen reichen oft aus, um positive Effekte zu erzielen. Längere Fastenzeiten (z. B. 21 Tage) sollten nur unter ärztlicher Aufsicht erfolgen.

Häufige Fehler – und wie man sie vermeidet

  1. Zu radikaler Einstieg
    Einfach von heute auf morgen in ein Wasserfasten zu starten, kann einen Gichtanfall auslösen. Wer hohes Risiko hat, sollte vorher eine Entlastungswoche einplanen.
  2. Zu wenig Flüssigkeit
    Gerade beim Fasten muss die Niere unterstützt werden. Weniger als 3 Liter Flüssigkeit pro Tag sind zu wenig!
  3. Fehlerhafte Kost nach dem Fasten
    Viele machen den Fehler, direkt nach dem Fasten wieder Fleisch oder Hülsenfrüchte zu essen – und riskieren einen neuen Anfall. Der Kostaufbau muss basisch sein: Gedämpftes Gemüse, Hirse, Quinoa, Leinöl.

Alternative Unterstützung während des Fastens

Wer das Fasten für sich nutzen will, kann zusätzlich unterstützende Maßnahmen ergreifen:

  • Basische Heilkräutertees: Brennnessel, Goldrute, Birkenblätter – sie helfen, die Harnsäure schneller auszuscheiden.
  • Homöopathische Mittel: Bewährt haben sich Berberis, Lycopodium oder Solidago zur Unterstützung der Nieren. Mehr dazu hier: Gicht und Gichtanfälle: Homöopathische Mittel zur Linderung von Gelenkentzündungen
  • Bewegung: Sanfte Bewegung wie Spazierengehen kann den Stoffwechsel aktivieren – aber exzessives Training vermeiden, da es Harnsäure kurzfristig ansteigen lässt.

Fazit: Fasten als Werkzeug – aber mit Bedacht!

Fasten kann für Gichtpatienten eine sinnvolle Methode sein, den Stoffwechsel zu entlasten und die Harnsäurewerte langfristig zu senken. Doch es erfordert eine genaue Planung und Anpassung, um Risiken zu minimieren.

  • Wer Allopurinol nimmt, kann in der Regel fasten, sollte aber ausreichend trinken.
  • Wer ohne medikamentöse Therapie fasten möchte, sollte besonders auf eine vorbereitende purinarme Ernährung achten.
  • Ein abrupter Fastenstart kann riskant sein – die richtige Methode ist entscheidend.

Wer sich weiterhin nur auf Medikamente verlassen will, kann das tun. Wer aber wirklich an die Wurzel des Problems gehen will, kann Fasten als kraftvolles Werkzeug nutzen – wenn es mit Verstand angewendet wird.

Dieser Artikel beruht auf jahrzehntelanger Erfahrung aus der Heilfastenpraxis. Wer tiefer einsteigen möchte, kann sich zu meinem Newsletter anmelden – für unabhängige, natürliche und klare Erkenntnisse jenseits des Mainstreams.

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Beitragsbild: iStock

Dieser Beitrag wurde im August 2012 erstellt und letztmalig am 8.4.2025 aktualisiert.

Es gibt Themen, über die kaum jemand spricht, obwohl sie von größter Bedeutung sind. Heilfasten bei COPD, der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung, gehört dazu.

Ich sehe es immer wieder in meinen Fastengruppen: Menschen, die jahrzehntelang geraucht haben, sich dann befreien – doch die Lunge bleibt geschädigt. Oder jene, die nie einen Glimmstängel angerührt haben und trotzdem betroffen sind. Sie kommen zu mir mit Hoffnung, mit Zweifeln – und mit der Frage: Kann Heilfasten meine Lunge heilen? Oder ist das riskant?

Die Antwort ist, wie so oft, nicht schwarz oder weiß. Lassen Sie uns das Thema mit klarem Blick betrachten.

COPD und Heilfasten – Eine gute Idee?

COPD ist eine fortschreitende Erkrankung, die die Atemwege verengt. In der Schulmedizin gibt es keine Heilung, nur eine Verlangsamung des Verlaufs. Medikamente wie Beta-2-Sympathomimetika, Steroide, Anticholinergika und Theophyllin helfen, aber sie sind Pflaster, keine Heilung.

Fasten hingegen setzt an einer anderen Stelle an: bei den körpereigenen Regenerationsmechanismen. Die Idee ist nicht, die Lunge zu heilen, sondern Entzündungen zu reduzieren, die Schleimproduktion zu regulieren und dem Körper eine tiefgreifende Reinigung zu ermöglichen.

Doch die Frage bleibt: Geht das mit COPD? Und wie lange?

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Die Möglichkeiten: Was Fasten bewirken kann

Fasten reduziert systemische Entzündungen – und das ist bei COPD entscheidend. Während der Fastenzeit sinkt das entzündungsfördernde C-reaktive Protein, das oft bei COPD-Patienten erhöht ist.

Nach etwa drei Tagen Fasten setzt die Autophagie ein. Der Körper beginnt, beschädigte Zellstrukturen zu recyceln. Theoretisch könnte dies dysfunktionale Lungenzellen abbauen und die Lungenfunktion langfristig stabilisieren.

Viele COPD-Patienten berichten, dass sich die Schleimbildung nach einigen Fastentagen verringert. Das liegt daran, dass Fasten entzündliche Prozesse im Schleimhautgewebe beruhigt.

Cortison ist ein Segen – und ein Fluch. Es hilft kurzfristig, erhöht aber langfristig den Blutzucker und schwächt das Immunsystem. Fasten senkt den Cortisolspiegel, verbessert die Insulinsensitivität und kann so langfristig helfen, Cortison-Dosen zu reduzieren.

Die Grenzen: Wann Fasten problematisch sein kann

Doch es gibt auch Risiken. Fasten ist kein Allheilmittel, und bei COPD müssen einige Dinge besonders beachtet werden:

  • COPD-Patienten brauchen eine starke Atemmuskulatur – doch Fasten kann zu Muskelabbau führen, wenn es zu lange dauert. Ein Mangel kann die Atemmuskulatur schwächen und zu Kurzatmigkeit führen. Zur Sache mit den Muskeln und dem Fasten hatte ich hier geschrieben:
    Ist Fasten gefährlich weil Körpereiweiß verbraucht wird?
  • Beta-2-Sympathomimetika können den Blutzucker erhöhen. Während des Fastens sollte der Spiegel beobachtet werden.
  • Cortison kann den Blutzucker destabilisieren. Wer Cortison nimmt, sollte ein striktes Wasserfasten meiden und stattdessen modifiziertes Fasten mit Brühen und kleinen Mengen gesunder Fette wählen.
  • Theophyllin wird in der Leber abgebaut, und Fasten kann die Leberentgiftung beeinflussen. Wer Theophyllin nimmt, sollte engmaschig überwacht werden.

Wichtig zu Wissen: Ein zu drastisches Fasten kann das Immunsystem vorübergehend schwächen. Bei COPD mit häufigen Infekten ist Fasten daher mit Vorsicht zu genießen.

Welche Fastenform ist bei COPD geeignet?

Wenn ich eine COPD-Patientin oder einen Patienten begleite, empfehle ich oft eine der Folgenden Varianten:

Intermittierendes Fasten, etwa 16:8 oder 18:6, ist kein vollständiges Fasten, aber lange Essenspausen. Es wirkt entzündungshemmend und verbessert die Lungenfunktion ohne Muskelverlust.

Modifiziertes Fasten nach Buchinger, aber sanfter, mit Brühen, Gemüsewasser und Omega-3-Fetten, hilft, die Lunge gut zu versorgen. Kein radikales Hungern, sondern gezielte Entlastung. Darauf ist ja auch meine Heilfasten-Anleitung ausgelegt:

Ketogenes Fasten mit wenig Kohlenhydraten und mehr gesunden Fetten könnte den Blutzucker stabilisieren und das Immunsystem regulieren. Mehr zur ketogenen Ernährung:

Eine häufige Frage meiner Teilnehmer mit COPD: Kann ich mit COPD sechs Tage Vollfasten?

Meine Antwort: Es kommt darauf an. Wer stabil ist, sich gut fühlt und die Elektrolyte im Blick behält, kann drei bis fünf Tage fasten. Aber es sollte mit Bedacht und guter Begleitung geschehen.

Andere Erstfaster mit COPD: Reichen drei Tage, um in den Vollfastenmodus zu kommen?

Meine Antwort: Ja. Schon drei Tage können Autophagie aktivieren und Entzündungen reduzieren. Für viele COPD-Patienten ist das eine gute Alternative zu längeren Fastenperioden.

Mein Fazit nach 25 Jahren Erfahrung

Heilfasten kann eine große Chance für COPD-Patienten sein – aber es braucht eine individuelle Anpassung.

Fasten kann die Entzündung in den Bronchien senken, Schleim reduzieren und die Regeneration anregen.

Doch ein zu langes oder unkontrolliertes Fasten kann Muskelabbau und Elektrolytstörungen begünstigen.

Medikamente müssen während des Fastens gut abgestimmt werden.

Wenn Sie COPD haben und fasten möchten: Tun Sie es nicht allein. Lassen Sie sich begleiten – von einem erfahrenen Fastenleiter oder einem Arzt, der das Fasten versteht.

Denn eines ist sicher: Das Fasten ist ein uraltes Heilmittel – und für die Lunge könnte es ein sanfter, aber wirksamer Verbündeter sein.

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Beitragsbild: 123rf.com – subbotina

Dieser Beitrag wurde am 26.03.2025 erstellt.

Der Begriff „Darmsanierung“ ist in der Naturheilkunde und der Alternativmedizin in gewisser Weise etwas „strapaziert“ geworden. Im Zuge dessen ist auch die Abgrenzung zur Darmreinigung nicht immer klar. Wir verstehen hier unter einer Darmsanierung die Herstellung einer optimalen Darmflora. Obwohl die Darmreinigung schon das ihrige zu einer besseren Keimbesiedlung leistet, ist doch ihr vorrangiges Ziel die Beseitigung von schädlichen Stoffen. Das ideale Vorgehen besteht in einer Darmreinigung, auf die eine Darmsanierung folgt, wie ich es im Beitrag Darmreinigung: Kann man den Darm damit entgiften und entschlacken? beschreibe.

Eine kurze Sequenz aus meiner Online-Sprechstunde zum Thema „Darmsanierung verstehen„:

Fast wie ein „Modebegriff“ wird er in allen möglichen Zusammenhängen verwendet, oft ohne weitere Erklärung. In der Medizin bezeichnet man die Darmsanierung auch als Symbioselenkung. Die meisten Patienten, die in meiner Praxis erscheinen, haben wenig oder gar keine Ahnung, was sie sich unter einer Darmsanierung vorstellen sollen. Denn ihnen ist nicht bewusst, wie wichtig die Darmflora ist und wie leicht diese Keimbesiedlung durch schlechte Ernährung gestört wird. Diese „Symbionten“ (Symbiose: „Zusammenleben“) sind eifrige Helfer unserer Verdauung und der Körperabwehr.

Ganz uneigennützig tun sie dies nicht, denn wir stellen den Bakterien einen Lebensraum mit optimalem Milieu zur Verfügung. Dazu gehört auch, dass Konkurrenz ferngehalten wird. Und hier kann einiges aus dem Ruder laufen, sodass Keime Überhand gewinnen, die uns schaden und die „guten“ Keime zurückdrängen. Wenn das passiert, müssen wir den Lebensraum unserer Symbionten wieder in Ordnung bringen und Bakterien zuführen, die nützlich sind. Bevor allerdings die Population der nützlichen Helfer aufgestockt wird, geht es an die Reinigung.

So reinigen Sie den Darm

Bestimmt haben Sie schon von der Colon-Hydro-Therapie (CHT) gehört. Dabei wird in einer Naturheilpraxis der Dickdarm durchgespült. Angenehm ist dieses Verfahren deswegen, weil der Darminhalt mit einem Schlauch in ein Auffanggefäß gleitet wird. Die Spüllösung ist mit Sauerstoff angereichert und Essig oder Milch unterstützen die Lösung der Schlacken zusätzlich. Kaffee regt die Darmmuskulatur zu Bewegungen an, wodurch die Reinigung ebenfalls verbessert wird. Darmmassagen sorgen zudem für eine Lockerung der schädlichen Abfälle. Nachteilig bei der CHT ist hingegen, dass nur der Dickdarm gesäubert wird. Eine Alternative ist der zu Hause durchführbare Einlauf, der aber auch nicht als ideales Verfahren gilt.

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Die Darmreinigung ohne CHT oder Einlauf

Am wirkungsvollsten ist die Einnahme einer speziellen Suspension mit 2 Grundbestandteilen: erstens die Ballaststoffe, die die Schlacken aus der Darmschleimhaut aufnehmen. Flohsamenschalen (Plantage psyllium, eine Wegerichart) in Pulverform sind hier das gängigste Mittel. Zweitens enthält die Reinigungs-Suspension eine Heilerde wie Zeolith oder Bentonit. Diese mineralischen Zusätze saugen die Schlacken aus den Flohsamenschalen auf wie ein Schwamm. Das ayurvedische Mumijo ist die bioorganische Alternative zu den anorganischen Heilerden. Die Huminsäuren des Präparates binden viele Toxine und lindern Entzündungen der Darmschleimhaut.

Jetzt sind die Abfälle gebunden und können ausgeschieden werden.

Die Präparate sind als gebrauchsfertige Produkte erhältlich, die aber nicht durchweg gut geeignet sind. Teils enthalten sie überflüssige Zusätze oder auch kontraproduktive Stoffe (Magnesiumstearat, Lysin, Calcium, Magnesiumoxid, Enzian, Cranberry). Sinnvolle Ergänzungen sind in den Produkten hingegen oft in zu geringen Mengen enthalten (die Algenpulver von Spirulina und Chlorella, der Ballaststoff Konjak-Glucomannan und Kürbiskern-Pulver). Da ist es besser, die Suspension selber anzumischen. Dazu nehme man ½ bis 1 Teelöffel Flohsamenschalen und dieselbe Menge Heilerde und vermische das Ganze in einem Glas Wasser.

Einzunehmen ist die Zubereitung auf leeren Magen. Das Pulver von Spirulina und Chloralla kann fakultativ in einer Dosierung von 4 bis 5 Gramm täglich hinzugefügt werden, daneben auch Bitterstoffe (als getrockneter Löwenzahn, Artischocke, Brennnessel). Diese sekundären Pflanzenstoffe helfen schon bei der Unterstützung einer positiven Keimbesiedlung. Andere Wirkstoffe beruhigen den Darm, wie etwa Papayakernpulver, oder getrocknete Brennnessel, Anis, Oregano, Olivenblätter, Pfefferminze und Koriander.

Zweiter Schritt: die Darmsanierung

Kontrastmittelaufnahme des Darms

Danach wird die Darmflora mit Probiotika aufgestockt. Die Präparate sollten mindestens 3 Stämme beinhalten: Lactobacillus acidophilus und casei sowie Bifidobacterium bifidum. Wichtig sind auch Präbiotika wie Inulin, das die „guten“ Keime im Wachstum unterstützt. Diese Präbiotika halte ich mittlerweile sogar für deutlich wertvoller und wichtiger als die Probiotika – zumindest für die große Mehrheit der Patienten.

Tatsächlich spielen ein gesunder Darm und eine Darmsanierung eine ganz besondere Rolle für Ihre Gesundheit.

Der Darm ist von der Veränderung bestimmter Eiweiße besonders betroffen, weil bei ihm die höchsten Zuckerkonzentrationen vorkommen. Das hat gravierende Folgen:

  1. Zum einen wird die Passage des Darminhalts immer schwerer, wodurch  Verdauungsstörungen entstehen können.
  2. Zum anderen werden die Darmzotten an ihrer Aufgabe gehindert, die           dem Nahrungsbrei entzogenen Nährstoffe aufzunehmen. Deshalb              spielen die gezielte Darmreinigung und auch die Darmsanierung                 beim Fasten ja auch eine so große Rolle.
  3. Die Störung der Darmflora (Dysbiose) hat zur Folge, dass geeignete Symbionten zu wenig Butyrat aus Ballaststoffen produzieren. Das Salz der       Buttersäure ist ein essenzieller Nährstoff für die Zellen der Darmschleimhaut und wahrscheinlich auch für das Gehirn. Butyrat kann    eine beschädigte Darmschleimhaut auch reparieren (Gut Microbial     Metabolite Butyrate and Its Therapeutic Role in Inflammatory Bowel   Disease: A Literature Review).

Durch Ernährungsfehler und mentales „Aus-dem-Gleichgewicht-Sein” wird der Darm entscheidend behindert, seine lebenswichtigen Funktionen auszuüben. Anstelle der Entwässerung und Rest-Resorption des Nahrungsbreies ist er damit beschäftigt, Abfall zu beseitigen.

Eine kurze Sequenz aus meiner Online-Sprechstunde zum Thema „Darmsanierung verstehen“:

Der geschädigte Darm kann viele Krankheiten verursachen

Den Hilfeschrei des überlasteten Organs nehmen wir meist nicht mehr so direkt wahr. Wenn dann Krankheit als Ergebnis lang dauernder Vernachlässigung des Verdauungssystems unser Leben beeinträchtigt, konzentrieren wir uns auf die Beseitigung der Symptome, anstatt die Ursachen zu korrigieren.

Und so sind die meisten Darmkrankheiten Symptome und das Ergebnis dessen, was wir über Jahrzehnte „verdaut“ haben: ReizdarmsyndromVerstopfungBlähungen, Darmträgheit, HämorrhoidenDarmentzündung und letztlich auch Darmkrebs könnten in vielen Fällen verhindert werden, wenn wir nur rechtzeitig auf dieses wichtige Organ und seine Bedürfnisse achten würden.

Auch Morbus Crohn, Colitis ulcerosa und andere chronisch-entzündliche Darmerkrankungen haben oft mit einer Vernachlässigung des Darms, mit schlechter Ernährung und einer chronisch gestörten Darmflora, zu tun.

Wenn die Zellen der Darmschleimhaut zu wenig Butyrat bekommen, entstehen chronisch-entzündliche Darmerkrankungen. Zudem verliert der Darm an Dichtigkeit, sodass verstärkt Toxine und Mikropartikel aus dem Nahrungsbrei ins Blut übergehen (Leaky-Gut-Syndrom). Die Folge sind dann auch Entzündungsreaktionen des Immunsystems, wodurch einige chronische Krankheiten entstehen können. Weil so die Mitochondrien („Zellkraftwerke“) geschädigt werden, sorgt ein Mangel an Stoffwechselenergie für weitere Schäden. Das schränkt die Fähigkeit des Organismus’ ein, seine Selbstheilungskräfte zu mobilisieren.

Butyrat beeinflusst auch die Balance der Hormone, die für Sättigungsempfindung sorgen. Funktioniert der Mechanismus nicht mehr richtig, drohen Übergewicht und Diabetes.

Das Buttersäuresalz fördert die Apoptose in geschädigten Zellen. Wenn dieser programmierte Zelltod verzögert stattfindet, können die gealterten Zellen entarten. Der Untergang der gefährlichen Zellen kann die Krebsentstehung verhindern (Can butyrate prevent colon cancer? The AusFAP study: A randomised, crossover clinical trial).

Butyrat kann die Blut-Hirn-Schranke überwinden. Offensichtlich brauchen die zerebralen Neurone den Vitalstoff, um sich gesund zu halten. Denn Menschen mit zu wenig butyratproduzierenden Bakterien in der Darmflora (Eisenbergiella und Eubacterium) leben mit einem höheren Alzheimerrisiko (Genetic correlations between Alzheimer’s disease and gut microbiome genera).

Eher zufällig unterhielt ich mich einmal mit einem befreundeten Chirurgen über dieses Thema. Er erklärte mir:

Ein gesunder leerer Darm wiegt knapp 2 kg. Bei Obduktionen wurden Dickdärme gefunden, die über 20 kg wogen.“

Über die Zeit hat sich also bei diesen Personen eine unfassbare Menge an Verunreinigungen angesammelt, die nicht mehr abtransportiert werden konnte. Diese „Verschlackung“ in den vielen Vertiefungen und Taschen des Darms ist ein idealer Nährboden für Keime, Pilze, Würmer und sonstige Parasiten, die das Blut und die Lymphe belasten und dadurch das gesamte System erkranken lassen; eine chronische Unterwanderung der Gesundheit und Vitalität, die uns unterdessen fast normal und unvermeidbar erscheint.

Dass man sich bei einer solchen „Beschwerung“ schlapp, müde und krank fühlt, ist kaum verwunderlich. Auch die Lebensqualität und Lebensfreude hängen also (mehr oder weniger) direkt vom Zustand des Darms ab. Übrigens auch noch in einem weiteren Sinne: Der Darm reagiert oft auch empfindlich auf emotionale Probleme und Stress. Ärger, Angst und Sorgen machen dann Bauchschmerzen und Verdauungsprobleme.

Leider muss ich hier auch noch erwähnen, dass die meisten Ärzte von diesen Fakten nichts wissen oder diese ignorieren und folglich von einer Darmsanierung auch nichts halten.

In der Zusammensetzung der normalen Stuhlflora (Darmbakterien) finden sich vor allem die Bifidusbakterien und Bakteroidesgruppen. Danach kommen erst die anderen Keimgruppen wie Lactobazillen, Enterokokken, Escherichia coli u.a.

Vermutlich tummeln sich in unserem Verdauungstrakt mehr als 1.000 verschiedene Bakterienarten. Insgesamt siedeln so viele Bakterien in unserem Darmsystem, dass deren Anzahl die unserer eigenen Körperzellen um ein Vielfaches übersteigt. Ging man lange Zeit davon aus, dass vor allem die genetische Veranlagung für den Ausbruch zahlreicher Darmerkrankungen maßgeblich sei, weiß man heute, dass die Darmgesundheit von vielen anderen Faktoren abhängt.

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So ist für eine optimale Gesundheit unter anderem das Gleichgewicht der Darmflora entscheidend. Zu einer Veränderung dieser Flora kommt es im Wesentlichen aus vier Gründen:

Gründe für eine Verschiebung des Darmmilieus

1. Abführmittel

Abführmittel verdrängen bei längerem Gebrauch die Lactobazillen und die Bifidusbakterien. Doch gerade diese beiden Bakterienstämme tragen durch ihre „Säuberungsaktivität“ zu einer verbesserten Darmmotilität (Bewegung) bei. Die Verringerung dieser Bakterienstämme zwingt zwangsläufig zu immer höheren Dosen an Abführmitteln: ein Teufelskreis. Eine naturheilkundliche Lösung sieht grundsätzlich Milchzucker und Kamillentee vor – natürlich darf keine Milchzuckerunverträglichkeit vorliegen.

2.Der chronische Durchfall oder „Schmierstuhl“

Vielen Patienten ist gar nicht bewusst, dass dies ein Problem sein könnte. Wenn Sie sich jedoch mehr als zweimal abputzen müssen, ist Ihr Stuhlgang zu weich und nicht optimal geformt. Ich meine nicht, wenn dies hin und wieder einmal vorkommt, sondern wenn dies fast immer der Fall ist. Ich kenne Patienten, die benötigen pro Stuhlgang eine Viertel Rolle Toilettenpapier. In diesem Fall kann man fast schon sicher sein, dass hier eine starke Dysbiose im Darm vorliegt. Mehr zu verschiedenen Problemen mit dem Darm lesen Sie unter: Darmprobleme und Darmstörungen

3. Antibiotika

Antibiotika werden immer noch zu häufig und viel zu schnell verordnet. Nicht nur dass wir uns damit die Resistenzen der Bakterien selbst heranzüchten (was viele Krankenhausärzte bereits fürchten), sondern Antibiotika tun vor allem eines: Bakterien töten. . Dabei unterscheiden sie nicht zwischen „bösen“ Bakterien, die Krankheiten verursachen, und „guten“ Bakterien, die wir im Darm dringend brauchen. Antibiotika töten sie ohne Unterschied ab. Und das tun auch oral (über den Mund) geschluckte Antibiotika: je nach Präparat mehr oder weniger.

Als mir der Leiter der Universitätskinderklinik Kiel im Jahr 2003 erklärte, dass er generell die Gabe von Antibiotika für Kinder bis zum 12. Lebensjahr als Infusion empfiehlt, fiel ich bald vom Glauben ab …

Seine Begründung war nämlich die Schädigung der Darmflora, die bei Kindern gravierender ausfällt als bei Erwachsenen! Alleine aus diesem Grund empfehlen selbst einige naturheilkundliche Ärzte eine Darmsanierung im Anschluss an eine Antibiotikatherapie, weil diese um die Zusammenhänge wissen.

4. Falsche Ernährung

Die Ernährung ist das Hauptproblem, das zu einem schlecht funktionierenden Darm führen kann: Falsche Zusammenstellung der Mahlzeiten, mangelhaftes Kauen, mehr Essen als verdaut werden kann, zu spätes Essen und natürlich zu viel Zucker überfordern den Darm und stören die Darmflora.

Gerade mit dem Zucker „füttern“ wir die Bakterienstämme und Pilze, die keine Helfer für uns sind, sondern Schmarotzer. Diese scheiden zudem noch Stoffwechselprodukte aus, die den Darm zusätzlich lähmen und auch in die Blutbahn übertreten können. Bei starker Vermehrung können diese Bakterien auch in den unteren Dünndarm wandern und dort Prozesse einleiten, die im Dünndarm absolut nicht erwünscht sind.

Ein gesundheitliches Problem, das in diesem Zusammenhang zu wenig Beachtung findet, ist das Problem der Darmpilze. Oft unbemerkt besiedeln Pilze den Darm und sorgen dort für teilweise gravierende Probleme. Welche Auswirkungen das auch auf Ihr Immunsystem hat, habe ich in einem Blog-Beitrag beschrieben: Immunstärkung durch das Darm-Immunsystem.

Auch verwerten die Bakterien unserer Darmflora schwer verdauliche Zucker unterschiedlich gut. Einige Mikroorganismen zerlegen die Kohlenhydrate in Einzelbestandteile, die wir dann aufnehmen können, statt sie einfach unverdaut wieder auszuscheiden. In Ländern, in denen das Nahrungsangebot knapp ist, sind diese Darmbakterien hilfreich und sinnvoll. Sind bei einem gleichzeitigen Überangebot an Kohlenhydraten hingegen vornehmlich solche Bakterien im Darm vorhanden, so kommt es leicht zur Fettleibigkeit, mit den vielen schädlichen Folgen für Ihre Gesundheit.

Die Schulmedizin kommt in manchen Fällen als weiteres Problem hinzu: Haben sich Pilze, schädliche Bakterien oder andere gefährliche Organismen im Darm angesiedelt, werden diese oft mit brutalen Methoden ausgemerzt: Antibiotika und Antimykotika sorgen jedoch auch für großen Schaden bei den „gesunden“ Mikroorganismen. Die Gefahr, dass sich die schädlichen Organismen danach schnell wieder ausbreiten können, ist sehr hoch.

All diese (und noch einige weitere) Gründe können dafür sorgen, dass die Darmflora gestört ist und der Darm seiner Arbeit nicht mehr vollständig nachgehen kann. Das hat Auswirkungen auf den ganzen Körper. Mit einer Darmsanierung können Sie die Darmfunktion wieder verbessern.

5. Butyratmangel

Das Thema Butyratmangel hängt eng mit dem Punkt „Ernährung“ zusammen. Butyrat ist für einen gesunden Stoffwechsel erforderlich ist. Die kurzkettige Fettsäure nehmen wir nicht nur mit Butter auf, sondern wird auch von Bakterien der Darmflora produziert. Butyrat ernährt die Darmschleimhaut, die sonst verkümmern würde, und stellt Studien zufolge auch einen wichtigen Vitalstoff für das Gehirn dar.

Darmsymbionten, die uns mit Butyrat versorgen, können nur auf optimalem Substrat gedeihen. Dazu müssen wir den Symbionten ein breites Spektrum an Ballaststoffen bereitstellen. Denn davon ernähren sich Bakterien wie die Arten aus der Gattung Roseburia sowie Faecalibacterium prausnitzii. Neben der Qualität der unverdaulichen Stoffe spielt auch die Menge eine Rolle: Weniger als 300 Gramm täglich sollten es nicht sein!

Mikrobiologische Mechanismen und Konsequenzen einer Darmsanierung

Zentraler Bestandteil einer Darmsanierung ist der Neuaufbau bzw. die Normalisierung der Darmflora. Klar ist jedoch: Bevor dieser Neuaufbau in Angriff genommen werden kann, müssen über andere Maßnahmen günstige Bedingungen geschaffen werden.

Denn es nutzt nichts, die Darmflora neu aufforsten zu wollen, ohne den entsprechenden „fruchtbaren Boden“ dafür bereitzustellen. Dieser „fruchtbare Boden“ bzw. diese günstigen Bedingungen werden über eine entsprechende Ernährungsmodifikation, Darmreinigung usw. hergestellt, um sicherzugehen, dass die Noxen, die für die entgleiste Darmflora verantwortlich sind, ausgeschaltet sind. Sonst haben Sie nämlich auch nach einer Darmsanierung Ihre alten Probleme ganz schnell wieder. Nötig ist also in vielen Fällen eine Ernährungsumstellung, um den Darm zu entlasten.

Eine gesunde Ernährung mit den allgemeingültigen Empfehlungen (möglichst naturbelassene Lebensmittel, wenig Zucker, wenig Fleisch, wenig ungesunde Fette, dafür viel Obst, Gemüse und Vollkornprodukte) ist die Basis. Hilfreich können außerdem naturbelassene Joghurts und Kefir sein, die günstige Keime für die Darmflora liefern. Fermentiertes Gemüse schlägt zwei Fliegen mit einer Klappe: Es ist Pro- und Prebiotikum zugleich. Neben zuträglichen Bakterien sind darin auch reichlich Ballaststoffe enthalten, die den butyratproduzierenden Keimen einen guten Nährboden bieten.

Kimchi und Sauerkraut gehören daher zu einer guten Ernährung und einem gesunden Darm hinzu. (Aber Achtung: Billiges Sauerkraut ist oft nur mit Essig angemacht, um es vom Geschmack her ähnlich zu machen. Echtes, durch Gärung gesäuertes Kraut enthält dagegen viele wichtige Vitamine, außerdem Milchsäure und Bakterien, die dem Darm helfen.) Außerdem ist eine Entgiftung wichtig, um den Darm zu entlasten.

Im Mikrobiom des Darmes sind auch stets solche Bakterien anzutreffen, die wir nicht haben wollen. Diese pathogenen Keime gilt es zurückzudrängen, zugunsten gesundheitsfördernder Bakterienstämme. Dieses Gleichgewicht in der Darmflora erreichen wir mit einer abwechslungsreichen Zusammensetzung unserer Ernährung, die die verschiedensten Ballaststoffe beinhaltet. Obst und Gemüse gehören dazu und namentlich die Hülsenfrüchte wie Bohnen. Resistente Stärke erhalten wir aus weißem Reis und Kartoffeln, Kürbis und Süßkartoffeln. Vollkornprodukte sind ebenfalls sinnvoll, aber wegen der darin vorkommenden „Anti-Nährstoffe“ (Gliadin, Lectine, Weizenkeimagglutinin) nur in geringem Maße.

Um Darm und Darmflora nicht zu überfordern, sollte eine Ernährungsumstellung nach und nach erfolgen. Ein stark belasteter Darm sollte erst einmal zwei Wochen mit einer Glucoselösung umgewöhnt werden. Dieses „Dextrosewasser“ wird über den Tag verteilt getrunken. Ist diese Kur beendet, kommen Gemüse mit geringem Stärkeanteil in Frage, wie Aubergine, Fenchel, Kohl und Spargel. Nach weiteren 14 Tagen sind Reis, Kartoffeln, Hülsenfrüchte, Kürbis und Pastinaken sowie Obst, beziehungsweise Fruchtfleisch und Obstsaft, „erlaubt“.

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Probiotika gezielt einsetzen

Eine Aufforstung mit nützlichen Bakterien sieht zu Beginn recht einfach aus: Man nehme nützliche Bakterienstämme in Form von Probiotika-Kulturen, unterstütze das Ganze noch mit der Einnahme von Präbiotika, also im Wesentlichen Ballaststoffen, und schon ist die neue Kultur gepflanzt und kann sich munter fortpflanzen. Allerdings steckt der Teufel auch hier im Detail bzw. in der Praxis. Probiotika-Kulturen haben eine enorme Anzahl an bioaktiven Mikroorganismen.

Der Darm dagegen hat eine Population, die milliardenfach höher liegt (bis zu 1015, gesprochen 10 hoch 15 = 1.000.000.000.000.000 Bakterien). Probiotika dagegen nehmen sich wie der Tropfen auf dem heißen Stein aus. Daran ändert auch eine wiederholte Einnahme dieser Präparate nichts. Wenn dann nämlich die Einnahme der Probiotika unterbrochen wird, dann dauert es auch nicht sehr lange und man kann keine dieser Kulturen mehr im Darm nachweisen. So wie es aussieht, lässt die unglaublich hohe Zahl der vor Ort ansässigen Darmbakterien eine Ansiedlung von „Neuankömmlingen“ nicht zu. Das ist gut und schlecht: schlecht für unseren Zweck, eine neue Flora aufzubauen, aber gut, da dieses Biosystem so stabil zu sein scheint, dass es nicht so ohne weiteres von externen Einflüssen umgeworfen werden kann. Auf dieser Stabilität beruht nicht zuletzt auch unsere Darmgesundheit.

An dieser Stelle stellt sich die Frage, wenn ich über meine Probiotika nicht das erreichen kann, was ich will, nämlich die Einflussnahme in Richtung neue Darmflora, macht dann eine Therapie mit Probiotika überhaupt noch Sinn?

Oder: Wenn Darmsanierung ein erfolgreiches therapeutisches Konzept ist, was passiert denn dann im Darm unter dem (spärlichen) Einfluss der Probiotika auf die Ausbildung einer neuen Flora? Gibt es überhaupt einen gesundheitlichen Nutzen?

Es gibt einen Effekt, der aber überraschenderweise in einem vollkommen anderen „Fachgebiet“ zu suchen ist, der Immunologie. Denn die Darmsanierung hat einen ausgesprochen positiven Effekt auf die immunologischen Vorgänge im Darm. Diese Vorgänge zeigten sich in Studien als so differenziert, dass man nicht nur von einer einfachen „Stärkung des Immunsystems“ sprechen konnte, sondern von einer „immunmodulierenden“ Wirksamkeit.

Immunmodulation bedeutet vereinfacht ausgedrückt, dass hier das Immunsystem gestärkt wird, wenn es schwächelt, und dass es umgekehrt gebremst wird, wenn es überschießt, wie zum Beispiel bei Allergien oder Autoimmunerkrankungen. Das heißt letztendlich, dass es einen Mechanismus geben muss, der erkennt und entscheidet, was mit dem Immunsystem geschehen soll. Denn eine Immunstärkung bei einem überschießenden Immunsystem macht keinen Sinn bzw. ist potenziell gefährlich für den Betroffenen, der dadurch in ein anaphylaktisches Ereignis geraten könnte. Dieser regulierende Mechanismus kann über eine Darmsanierung angeregt oder wiederhergestellt werden.

Die immunologische Trickkiste der Darmsanierung

70 Prozent und mehr der Immunzellen unseres Körpers sind im Darm lokalisiert. Der Darm stellt noch vor der Haut die größte Grenzfläche des Körpers zur Außenwelt dar, obwohl er im Körper liegt. Grund ist die immense Oberflächenvergrößerung, die durch die Millionen Darmzotten entsteht. Somit ist der Darm als immunologischer Dreh- und Angelpunkt ein optimaler Ansatzpunkt für immunmodulatorische Maßnahmen. Und dies erfolgt gleich auf verschiedenen Ebenen:

Unspezifische Immunreaktion

Das unspezifische Immunsystem des Darms liegt überwiegend im Dünndarmbereich und dort in den Peyer-Plaques. Dies sind Zusammenschlüsse von Lymphfollikeln und Teil des GALT (gut associated lymphoid tissue) oder Darm-assoziiertes lymphatisches Gewebe. Diese Follikel bestehen aus einer Ansammlung von Zellen des erworbenen Immunsystems, die für die Abwehr von Infektionen und die Verbreitung von immunologischen Informationen zuständig sind.

Ein weiterer Bestandteil dieses unspezifischen Immunsystems sind Epithelzellen, die M-Zellen (Microfold-Zellen), die ebenfalls im Dünndarm (vor allem im Ileum), aber auch in den Tonsillen vorkommen. Sie stehen im engen Kontakt zu den Peyer-Plaques, funktionell wie örtlich. Diese M-Zellen nehmen einen Teil der durch den Darm passierenden Fremdstoffe auf und präsentieren „ihren Fund“ den immunkompetenten Zellen. Wie schon angedeutet, leisten die Peyer-Plaques bei der Verbreitung der immunrelevanten Informationen entscheidende Hilfe.

Auf diese Weise erfährt das Immunsystem durch die in der Nahrung usw. enthaltenen Stoffe ein tägliches Training in Sachen Aufbau und Neujustierung der eigenen Abwehrlage. Jede Mahlzeit ist somit nicht nur eine Sicherstellung von Energien für den Organismus, sondern gleichzeitig ein Trainingsprogramm für das Immunsystem. (Das ist übrigens auch der Grund dafür, dass Kinder, die unter zu „hygienischen“ Bedingungen aufwachsen, oft ein schwächeres Immunsystem haben. Ihr Körper kommt im Alltag nicht mit genügend Stoffen in Berührung, die das Immunsystem anregen.)

Wie weitreichend die Darmflora unser Immunsystem beeinflusst, zeigt sich sehr deutlich nach Impfungen. Während bei dem einen nach einer Grippe-Impfung der Körper gegen die gefährlichen Keime gewappnet ist, ist bei dem anderen überhaupt keine Schutzwirkung festzustellen. Wissenschaftler konnten nun am Mausmodell zeigen, dass dies entscheidend von der Darmflora abhängt. Wachsen die Tiere nämlich in einer keimfreien Umgebung auf oder wurde durch Antibiotikagabe ihre gut ausgebildete Darmflora stark dezimiert, so bildet ihr Immunsystem viel weniger Antikörper gegen die Grippe-Erreger als bei Nagern mit gesunder Darmflora. Dieses Phänomen lässt sich, laut den Wissenschaftlern, durch die fehlende Stimulierung der Immunantwort begründen (TLR5-mediated sensing of gut microbiota is necessary for antibody responses to seasonal influenza vaccination).

Anhand von menschlichen Stuhlproben lässt sich für unterschiedliche Immunisierungen beweisen, dass die bakterielle Besiedelung des Verdauungstraktes die Wirksamkeit der Impfung stark beeinflusst (unter anderem gegen Rotaviren, Tetanus, Tuberkulose und Polio), (Stool microbiota and vaccine responses of infants).

Für unsere Darmsanierung durch mikrobiologische Präparate heißt dies, dass es auch hier über die M-Zellen zu einer Immunreaktion auf die nützlichen Bakterien kommt. Und diese Immunreaktion erfolgt unabhängig von der Höhe der Bakterienzahl. Sie würde auch bei nur sehr wenigen Bakterien einsetzen. In diesem Fall erfährt das Immunsystem eine Stärkung seiner Leistungsfähigkeit, da die Zufuhr der Probiotika eine Reihe von Immunprozessen „lostritt“:

  • Aktivierung von Makrophagen und deren Proliferation
  • Aktivierung und Steigerung von natürlichen Killerzellen
  • das Gleiche gilt für die Granulozyten
  • Verstärkung von humoralen Abwehrfaktoren wie Opsonin und    Komplement
  • über Makrophagen stimulierte Aktivierung von Lymphozyten
  • verstärkte Interferonbildung
  • Aufbau einer Keimkonkurrenz und Antibiose

Die Immunaktivität wird ausbalanciert

Auffällig ist hier, dass die Stärkung des Immunsystems nicht über eine Erhöhung von Antikörpern erfolgt. Denn dies würde für Allergiker verhängnisvolle Folgen haben. Der ganze Vorgang erfolgt immer dann, wenn Substanzen von den M-Zellen erfasst werden.

Es ist dabei gleichgültig, ob es sich um Erreger, Antigene oder nützliche „Sachen“ handelt, die Information für das Immunsystem wird auf jeden Fall erstellt. Damit haben wir einen ersten Eindruck, warum die Immunstärkung auf einer Modulation und nicht auf einer einfachen, „plumpen“ Ankurbelung der Faktoren beruht, die auch für die Allergie mit zuständig sind. Dies gibt dem System die Gelegenheit, im Falle einer Allergie oder prinzipiell überschießenden Immunsystems Gegenmaßnahmen zu ergreifen, ohne die oben aufgeführte Aktivierung unterbrechen zu müssen.

Probiotika sind nämlich bekannt dafür, dass sie allergische Neigungen beseitigen, was in diesem Fall über die Normalisierung der Th1-/Th2-Immunbalance erfolgt. Denn bei allergischen Prozessen liegt in der Regel ein Übergewicht der T-Helferzellen Typ 2 vor. Eine Normalisierung, die die Probiotika einleiten können, führt zur Beseitigung dieser überschießenden Reaktionen.

Spezifische Immunreaktion

Bei dieser Immunreaktion treten erstmals Antigene in den Vordergrund. Hier wird über eine antigenspezifische Aktivierung von B- und T-Lymphozyten eine systemische Immunantwort provoziert. Auch hier spielen die M-Zellen eine Schlüsselrolle. Bei oraler Aufnahme von Substanzen werden über die M-Zellen als Verteiler die B-Lymphoblasten aktiviert, die aus dem Darm in den Blutkreislauf gelangen und auf die an anderen Orten im Organismus befindlichen Schleimhäute übergehen (Bronchialschleimhaut, Vaginalschleimhaut, Nasen-Mundschleimhaut usw.). Aber auch die Darmschleimhaut bleibt von diesem Effekt nicht „verschont“: Ein Teil der Lymphoblasten kehrt in den Darm zurück („Homing-Effekt“).

Auf den verschiedenen Schleimhäuten reifen diese dann zu Plasmazellen, die einen spezifischen Schleimhaut-Antikörper produzieren, IgA (Immunglobulin A). Diese Antikörper werden in die Schleimhäute eingebunden und bilden somit einen Antikörper-„Mantel“ gegen bakterielle Angriffe. Hier spielt die Spezifität der Antikörperbildung eine bedeutsame Rolle, denn es sollen keine nützlichen Bakterien, wie zum Beispiel die aus den probiotischen Präparaten, vernichtet werden.

In dieser Eigenschaft sind sie in der Lage, unter Umgehung von kontraproduktiven Entzündungsprozessen die Adhäsion und Invasion von Bakterien, Viren und anderen unerwünschten Substanzen zu verhindern. Dazu gesellt sich die Fähigkeit dieses „Setups“, Allergene zu erkennen und zu binden. Diese Schutzfunktion ist bei Allergikern nur unzureichend ausgebildet.

Wie signifikant diese Beobachtungen sind, zeigt sich in Arbeiten, die nachweisen konnten, dass Asthmatiker drei bis viermal häufiger einen IgA-Mangel in den Schleimhäuten aufwiesen als gesunde Probanden. In der „Praxis“ konnte dies erstmals in einer finnischen Studie aus dem Jahr 2001 gezeigt werden (Probiotics in primary prevention of atopic disease: a randomised placebo-controlled trial).

In dieser Studie wurden Müttern und Neugeborenen mit einer Atopie in der  Familiengeschichte (das ist eine Überempfindlichkeit der Haut und der Schleimhäute, die in Familien gehäuft vorkommen kann) oral Probiotika verabreicht. Diese Maßnahme reduzierte signifikant die Ausbildung von atopischen Ekzemen bei den Neugeborenen. Der Effekt wurde mit der verstärkten Ausbildung von schleimhautgebundenem IgA im kindlichen Darm erklärt.

Wie es aussieht, kann die Frage, ob eine Darmsanierung Humbug oder sinnvoll ist, nur folgendermaßen beantwortet werden: Es gibt kaum etwas Sinnvolleres.

Obwohl die Probiotika keinen ausschlaggebenden Effekt auf eine Neubesiedlung der Darmflora haben, scheint dieser Effekt dennoch auf Umwegen erreichbar zu sein. Denn die Gabe von Probiotika stimuliert und rejustiert das Immunsystem, über dessen Schiene eine verstärkte Bekämpfung von nicht erwünschten Substanzen und Mikroorganismen zustande kommt.

Und nicht nur unser Immunsystem wird von der Darmflora entscheidend beeinflusst. Studien zeigen, dass eine negative Veränderung der mikrobiellen Zusammensetzung in unserem Verdauungstrakt zu entzündlichen Darmerkrankungen, Übergewicht, Lebensmittelallergien, Diabetes und Stimmungstiefs führen kann (unter anderem beschrieben in: Altering the intestinal microbiota during a critical developmental window has lasting metabolic consequences, Differences in the gut microbiota of healthy children and those with type 1 diabetes, Dietary emulsifiers impact the mouse gut microbiota promoting colitis and metabolic syndrome, Commensal bacteria protect against food allergen sensitization.

Fäkaltransplantation

 

Einige Mediziner sind dazu übergegangen, ihre Patienten mit einer sogenannten Bakterientherapie (oder auch Fäkaltransplantation) zu behandeln. Sie führen den Stuhl gesunder Spender mithilfe eines Einlaufs in den Darm ihrer Patienten ein. Hierdurch sollen die günstigen Bakterien rasch die Krankheitserreger verdrängen. Die Ergebnisse sind, laut den Anwendern der Therapie, äußerst vielversprechend.

In Deutschland wird die Methode bisher allerdings nicht angewendet. Zu unüberschaubar scheinen die möglichen Risiken. Schließlich wird der Fäzes der Spender nur auf wenige Keime hin kontrolliert. Infektionen sind daher kaum auszuschließen.

Welch weitreichende Veränderung des gesamten Organismus durch eine so groß angelegte Umgestaltung der Darmflora möglich ist, kann bisher ebenfalls kaum abgeschätzt werden. Schließlich wirkt sich die Zusammensetzung der Darmflora auf den Stoffwechsel, die Psyche und das Immunsystem aus. Größere Langzeitstudien zu der Therapie liegen noch nicht vor.

Zurzeit wird versucht, nur die gewünschten Bakterien aus dem Stuhl der Spender zu extrahieren, um Infektionen zu verhindern und die Bedingungen möglichst konstant zu halten. So lässt sich auch der zugegebenermaßen bestehende Ekel überwinden, der sicherlich viele bei der Vorstellung überkommt, fremden Kot in den eigenen Darm zu spülen. Aus meiner Sicht gibt es „angenehmere“ Varianten, die Darmflora zu verbessern.

Wie man eine Darmsanierung im Rahmen einer Fastenkur gestalten kann, erfahren Sie in meiner Heilfasten-Anleitung.

Ebenfalls wichtig zum Thema: Darmsanierung bei Babys und Kleinkindern

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Dieser Beitrag wurde am 23.03.2025 aktualisiert.